Welche partei ist die stärkste

Die Kuppel des Reichstags in Berlin. Im Reichstag hat der Deutsche Bundestag seinen Sitz.

Nach der Auszählung der Stimmen weiß man, wer die stärkste Partei im Parlament ist. Man kann ausrechnen, ob eine Partei ausreichend viele Abgeordnete hat, um alleine die Regierung zu bilden kann. Dazu müsste die Mehrheit der Abgeordneten einer Partei angehören. Meistens ist das nicht der Fall. Dann müssen mehrere Parteien beschließen, gemeinsam eine Regierung zu bilden. Meistens ist es die stärkste Partei, die sich einen Partner sucht.

In Niedersachsen wurde 2017 ein Koalitionsvertrag zwischen SPD und CDU geschlossen.

Wenn feststeht, dass mehrere Parteien an der Regierung beteiligt sein werden, sprechen die verschiedenen Parteien miteinander um festzustellen, wer gemeinsam eine Regierung bilden könnte. Sie diskutieren, welche politischen Ziele sie miteinander verwirklichen wollen. Sie überlegen sich, wie sie bei unterschiedlichen Meinungen Kompromisse finden können. Wenn sich zwei oder drei Parteien über ein gemeinsames Regierungsprogramm einigen, schließen sie ein Regierungsbündnis, eine "Koalition". Über ihre gemeinsamen Vorhaben schließen sie einen Vertrag, den sogenannten Koalitionsvertrag. Sie entscheiden, wer als Minister oder Ministerin der Regierung angehört.

Die Parteien, die nicht in der Regierung sind, bilden die Opposition. Die Opposition hat in der Demokratie eine ganz wichtige Aufgabe: sie kontrolliert die Regierung und sorgt dafür, dass die Stimmen der Minderheit im Parlament zu Wort kommen. Die Opposition hat festgeschriebene Rechte in den Parlamenten.

Vor der Wahl des Bundeskanzlers spricht der Bundespräsident mit den Bundestagsfraktionen um festzustellen, welche Person für dieses wichtige Amt mit einer Mehrheit im Bundestag rechnen kann. Er schlägt dann eine Kandidatin oder einen Kandidatin für das Amt des Bundeskanzlers oder der Bundeskanzlerin vor. Die Abgeordneten im Bundestag wählen in geheimer Wahl den Bundeskanzler oder die Bundeskanzlerin. Bisher hat die Wahl meistens stattgefunden, wenn das neue Parlament zu seiner zweiten Sitzung zusammenkam.

Der Bundeskanzler oder die Bundeskanzler/in bestimmt die Bundesminister/innen. Der Bundespräsident ernennt die Bundesminister/innen. Der Bundeskanzler und die Bundesminister/innen bilden gemeinsam die Bundesregierung. Chef/in ist der Bundeskanzler oder die Bundeskanzlerin.

Auch in den Bundesländern wird die Regierungschefin oder der Regierungschef vom jeweiligen Landtag gewählt. Sie oder er ernennt die Landesminister/-innen. Gemeinsam bilden Regierungschef/in und Minister/innen die Landesregierung.

Politischer Atlas der Schweiz

Der Politische Atlas der Schweiz enthält Karten mit den Parteistärken der wichtigsten Parteien und Parteigruppen sowie der Wahlbeteiligung aller Nationalratswahlen seit 1919 auf Stufe Kanton. Ab 1947 sind die Parteistärken auf Bezirksstufe und ab 1971 auf Gemeindestufe visualisiert. Insgesamt sind über 600 Karten zu den Nationalratswahlen abrufbar.

Alle Karten zum Thema Parteistärken 

Es klingt logisch: Wer die meisten Stimmen bei der Wahl holt, wird Bundeskanzler – den ersten Prognosen am Wahlabend zufolge also entweder SPD-Kandidat Olaf Scholz oder CDU-Kandidat Armin Laschet. Mehr zu den Ergebnissen lesen Sie in unserem Livticker.

Doch ganz so einfach, wie man vielleicht zunächst denken würde, ist es nicht, selbst wenn dann irgendwann feststehen wird, wer mehr Stimmen bekommen hat. Denn die Deutschen wählen ihren Bundeskanzler nicht direkt, sondern die Wahl erfolgt durch den neuen Bundestag, der an diesem Sonntag gewählt wird. Wer die Mehrheit der Stimmen erhält, wird Bundeskanzler.

Zwei SPD-Kanzler holten weniger Stimmen als die Unions-Herausforderer

In der Regel geht der Kanzlerwahl eine Einigung über eine Koalition aus mehreren Parteien voraus – und es ist keineswegs gesagt, dass diese Koalition auch die Partei enthält, die die meisten Stimmen erhalten hat. Wahrscheinlich wird der Kanzlerkandidat dieser stärksten Partei zwar als erstes versuchen, eine Regierung zu bilden. Doch in der Geschichte der Bundesrepublik war es schon öfter so, dass am Ende der bei der Wahl Zweitplatzierte als Kanzler das Rennen machte.

So haben Helmut Schmidt und Willy Brandt nicht nur ihr SPD-Parteibuch gemein, sondern auch die Tatsache, dass sie – zum Teil über längere Zeit – Kanzler waren, obwohl die Union (CDU/CSU) im Bundestag die stärkere Partei war. Diese Konstellation gab es nach den Wahlen 1969, 1976 und 1980.

Mit Helmut Schmidt als Kanzlerkandidat wurde die SPD nie stärkste Partei

Willy Brandt, der von 1969 bis 1974 Kanzler war, gelang es nur bei der Wahl 1972, mehr Stimmen als die Union zu erringen. Helmut Schmidt, der 1974 nach Brandts Rücktritt ins Amt kam und 1982 per Misstrauensvotum von Helmut Kohl gestürzt wurde, gelang mithin gar keine Bundestagswahl, bei der er als stärkster Kandidat vom Platz ging. In allen Fällen regierte die Union mit der FDP des in dieser Zeit ohnehin nur aus diesen drei Fraktionen bestehenden Bundestags.

Seinerzeit war vieles anders und manches leichter – die FDP war zum Beispiel der automatische „Königsmacher” eines Bundeskanzlers. Und sie ermöglichte es Willy Brandt und Helmut Schmidt, ihre Mehrheiten gegen die Union zu bilden. Anders als heute hatte die FDP das allerdings auch schon im Vorfeld der Wahl erklärt. Dieses Mal halten sich die meisten Parteien fast alle Koalitionsparteien offen.

Die Union bekleidete in den Zeiten, in denen sie zwar sätrkste Fraktion war, aber nicht den Kanzler stellte, allerdings ein Spitzenamt, das protokollarisch noch vor dem Bundeskanzler steht: Als stärkste Fraktion stellte sie den Bundestagspräsidenten. 

Auf die kleineren Parteien kommt es an

Auch dieses Mal dürfte es deshalb auf das Verhandlungsgeschickt der Kanzlerkandidaten ankommen: Wer kann FDP und Grüne - sowie, falls sie ins Parlament einzieht, die Linke - von sich überzeugen? Oder wird die zweitplatzierte Partei – sei es nun die CDU oder die SPD – sich auf ein Bündnis mit der stärksten Partei einlassen?

Alles Fragen, die sich erst in den kommenden Monaten klären werden. Bis dahin kann realistischerweise eigentlich niemand sagen, wer Bundeskanzler wird.

Hinweis: Dieser Artikel erschien ursprünglich am Sonntagnachmittag um 16.30 Uhr und wurde nach Vorliegen der ersten Wahlergebnisse aktualisiert.