Was ist der unterschied zwischen einem bypass und einem stnt

Was ist der unterschied zwischen einem bypass und einem stnt

Engegefühl und Schmerzen im Brustkorb, dazu Atemnot – das sind die typischen Symptome für verengte Herz- und Herzkranzgefäße. Verschließen die Gefäße komplett, droht ein akuter Herzinfarkt.

Um den Blutdurchfluss in den Gefäßen wieder herzustellen, gibt es heute zwei Varianten: Entweder öffnet ein Kardiologe die Gefäße mit Hilfe eines oder mehrerer Stents oder ein Herzchirurg legt einen Umgehungskreislauf, den Bypass. Ob Stent, Bypass oder beides – bei Patienten mit einer vielschichtigen Koronarerkrankung entscheiden im Klinikum Nürnberg Kardiologen und Herzchirurgen gemeinsam über die Therapie.

„Das Gefäß mit Hilfe eines Stents zu öffnen, ist ein sehr schonendes Verfahren“, sagt Prof. Matthias Pauschinger, Chefarzt der Kardiologie. Die Diagnose im Herzkatheterlabor kann ohne weiteren Aufwand um die Implantation eines Stents erweitert werden. Der Patient braucht dafür nicht einmal eine Narkose. Weltweit geht der Trend bei der Therapie verengter Herzkranzgefäße hin zur Stent-Implantation. Auch im Klinikum Nürnberg entfallen drei Viertel der 1.800 Behandlungen wegen verengter Herzkranzgefäße auf die Implantation eines Stents.

Doch nicht immer ist der Stent der Königsweg. Das zeigt im internationalen Vergleich die Syntax-Studie. Für sie wurden 1.800 Patienten, deren Verengung des Hauptstammes der linken Koronararterie bzw. Dreigefäßerkrankung mit Stent bzw. Bypass-Operation behandelt wurde, über einen Zeitraum von drei Jahren beobachtet. Das Fazit: Sind mehrere Gefäße und vor allem die großen Gefäße betroffen, kann die Bypass-Operation die bessere Wahl sein.

Welche Therapie letztendlich die bessere ist, hängt von vielen Faktoren ab. „Die Arteriosklerose der Herz- und Herzkranzgefäße ist oft ein sehr komplexes Geschehen. Deshalb ist es wichtig, die Therapie individuell auf jeden Patienten zuzuschneiden“, betont Prof. Theodor Fischlein, Chefarzt der Herzchirurgie.

Im Klinikum Nürnberg entscheiden daher Kardiologen und Herzchirurgen bei Patienten mit einer vielschichtigen Koronarerkrankung gemeinsam über die Therapie. Dabei orientieren sie sich an den Richtlinien der Europäischen Fachgesellschaften für Kardiologie sowie für Herzchirurgie. Verstärkt kommen zudem kombinierte Verfahren, die so genannten Hybridverfahren zum Einsatz, bei denen Kardiologen und Herzchirurgen gemeinsam einen Stent und einen Bypass einsetzen.

Auch wenn vielen Patienten eine Katheterbehandlung auf den ersten Blick lieber wäre, vor einer Bypass-Operation braucht sich niemand zu fürchten. „Im Klinikum Nürnberg führen wir täglich Bypass-Operationen durch, meistens über einen kleinen Schnitt am Brustbein“, erklärt Fischlein. Einige dieser Patienten werden sogar am schlagenden Herzen, also ohne Herz-Lungen-Maschine, operiert. Die Entnahme von Arterien und Venen erfolgt dabei minimal-invasiv über mehrere kleine Schnitte. Häufig werden die für den Bypass benötigten Venen sogar endoskopisch, also ganz ohne Hautschnitt, aus den Beinen entnommen. Als Bypass-Gefäße werden zudem verstärkt Arterien verwendet.

Weiteres zu diesem Thema finden Sie auf der Internetseite der Kardiologie.

Autorin/Autor: Doris Strahler

Was ist der unterschied zwischen einem bypass und einem stnt
Foto: Andrei_R/Shutterstock

„Bei Patienten mit chronischer Koronararterienerkrankung und einer komplexen Koronaranatomie sollte stets ein interdisziplinäres Team aus Kardiologen, Herzchirurgen und Anästhesisten gemeinsam mit dem Patienten über die beste Art der Behandlung entscheiden“, so Prof. Falk, „in jedem Fall sollte der Patient laienverständlich, unvoreingenommen und ausführlich über Risiken und Vorteile der einzelnen Verfahren aufgeklärt werden“. Auch das Recht der Patienten auf Informationen über die Erfahrung von Arzt und Krankenhaus wurde in den Leitlinien festgehalten.

Quelle: Deutsches Herzzentrum Berlin

Was ist der unterschied zwischen einem bypass und einem stnt
Was ist der unterschied zwischen einem bypass und einem stnt

© Syda Productions

Zur Behandlung stark verengter Herzkranzgefäße, wie sie bei Diabetes häufig vorkommen, haben Ärzte zwei Optionen: Die “kleine” Lösung durch Implantation eines Stents am verengten Gefäß oder eine aufwändigere Bypass-Operation. Eine neue Studie zeigt den Nutzen für Patienten. Hohe Blutzuckerwerte bei Diabetes können die empfindlichen Herzgefäße schädigen. Es bilden sich Ablagerungen (Plaques), welche die Herzkranzgefäße verengen. Wenn sich Plaques lösen, können sie ein Gefäß verstopfen – es kommt zu einem Herzinfarkt. Vor allem bei Typ-2-Diabetes ist die koronare Herzerkrankung (KHK) eine häufige Folgeerkrankung. Betroffene spüren die Verengung der Herzkranzgefäße u.a. durch Luftnot bei körperlicher Belastung. Wenn die Verengung schwerwiegend ist, bestehend dringender Handlungsbedarf, um den Blutfluss wieder herzustellen. Einen Stent (“Röhrchen”) setzen oder einen Bypass (“Umleitung”) legen? Diese Frage stellt sich Ärzten häufig in der klinischen Praxis. Ein Stent kann im Rahmen einer Herzkatheteruntersuchung gleich an Ort und Stelle gesetzt werden. Über den Katheter wird der Stent an das betroffene Gefäß geschoben und “faltet” sich dort auf, um das Gefäß zu weiten und gleichzeitig zu stabilisieren. Diese minimalinvasive Lösung bietet sich jedoch nicht immer an. Bei komplexen Gefäßkomplikationen schneidet die Bypass-Operation besser ab, wie Langzeitstudien gezeigt haben. Hier überbrückt der Chirurg im Rahmen einer größeren Operation die Verengung, indem er Arterien verlegt oder Venen einsetzt, die an andern Körperstellen (z.B. dem Unterschenkel) entnommen werden. in einer neuen amerikanischen Studie* haben Ärzte die Lebensqualität von Stent- und Bypass-Patienten mit einer schwerwiegenden koronaren Herzerkrankung (Dreigefäßerkrankung oder Hauptstammbeteiliung der linken Koronararterie) fünf Jahre nach dem Eingriff verglichen. Beide Patientengruppen berichteten über einen deutlichen und lang anhaltenden Gewinn von Lebensqualität. Bypass-Patienten hatten Vorteile, was die Häufigkeit von Angina pectoris-Anfällen (Engegefühl und Schmerzen in der Brust) betraf. Auch waren sie körperlich belastbarer als die Stent-Patienten. Dieses Ergebnis unterstützt die Empfehlung, dass “die Bypass-Chirurgie in dieser Gruppe von Patienten klar der Vorzug zu geben ist”, so die Autoren in der Studie. Die Entscheidung “Stent oder Bypass” sollte von einem Expertenteam, bestehend aus Kardiologen, Herzchirurgen, dem Patienten und ggf. dem Hausarzt gemeinsam getroffen werden, empfiehlt Professor Eckart Fleck, Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V. (DGK). Dabei sollten die Patientenwünsche berücksichtigt werden, so der Experte. *Abdallah MS, Wang K, Magnuson EA. Quality of Life After Surgery or DES in Pa-tients with 3-Vessel or Left Main Disease. Journal of the American College of Cardiology Foundation 2017, 69(16) Quelle: Informationsdienst Wissenschaft (idw), Online 22.04.17

Weitere Informationen zu Thema Herzerkrankungen bei Diabetes finden Sie hier auf diabetes-news.de

Die Stent-Implantation an Herzkranzgefäßen wurde im Jahr 2010 in Deutschland 325 872 Mal durchgeführt, was eine fünfprozentige Zunahme gegenüber 2009 darstellt. Die „Koronare Bypass-Operation“ hingegen, bei der das verengte oder verschlossene Gefäß operativ mit einer neuen Gefäßbrücke versorgt wird, wurde in 2010 nur in 55 993 Fällen durchgeführt. Dass dieser Trend zur vermeintlich schonenderen Stentimplantation längerfristig gesehen für die Patienten mit erheblichen Nachteilen einhergeht, zeigen die 4-Jahres-Ergebnisse der weltweit größten vergleichenden Studie zwischen den beiden Behandlungsformen.

Die Studie wurde in der vergangenen Woche auf dem Kongress der europäischen Herzchirurgen in Lissabon vom Studienleiter, dem Kardiologen Professor Patrick Serruys, vorgestellt. Danach sollten Patienten mit mittleren und schweren Herzkranzgefäßerkrankungen die Bypass-Operation der Stentimplantation vorziehen, da sie die klar bessere Alternative mit Blick auf das Überleben des Eingriffs und das erkrankungsfreie Leben nach dem Eingriff ist.

Die Ergebnisse der internationalen Studie „Synergie between PCI with taxus and Cardiac Surgery“ (Syntax) auf Basis von rund 1800 Patienten dokumentieren, dass die koronare Bypass-Operation den medikamentenbeschichteten Stents hinsichtlich der Sterblichkeit, der Häufigkeit eines nachfolgenden Herzinfarkts und der Notwendigkeit eines wiederholten Eingriffs deutlich überlegen ist.

Während vier Jahre nach dem Eingriff mehr als 91 Prozent der Bypass-Patienten leben, sind zu diesem Zeitpunkt fast 12 Prozent der mit einem Stent behandelten Patienten verstorben. Noch deutlicher sind die Unterschiede bei der Lebensqualität. So sind nach Stentimplantationen mehr als doppelt so oft erneute Eingriffe als nach einer Bypass-Operation notwendig und die Rate der Herzinfarkte nach einer Stentimplantation ist mit 8,3 Prozent deutlich höher als die nach einer Bypass-Operation mit 3,8 Prozent.

„Auf die Zahlen des Herzberichtes übertragen heißt dies, dass in Deutschland zum Nachteil der Patienten zu häufig die Entscheidung für einen Stent statt für die Bypass-Operation getroffen wird“, kommentierte Professor Friedrich Wilhelm Mohr, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG), die Studienergebnisse. „Bei differenzierter Bewertung der vorliegenden Studienerkenntnisse finden sich für Patienten mit wenig komplexer Verengung der Herzkranzgefäße vergleichbare Ergebnisse für die koronare Bypass-Operation und die Stentimplantation, sodass beide Verfahren hierfür geeignet sind. Dagegen ist für Patienten mit komplexen Erkrankungsformen wie der Verengung aller Herzkranzgefäße die Todesfallrate vier Jahre nach Stentimplantation dreimal so hoch wie die nach einer koronaren Bypassoperation, sodass bei diesen Patienten die Bypassoperation deutlich vorteilhafter ist. Die aktuellen Ergebnisse der Syntax-Studie bekräftigen damit eindrucksvoll die Festlegungen der `Nationalen Versorgungsleitlinie chronische KHK´ zur Behandlung von Patienten mit koronarer Herzerkrankung, die gemeinsam mit den Fachgesellschaften von Herzchirurgen und Kardiologen bereits im Jahr 2006 herausgegeben wurde. Zum Wohle der Patienten sind Kardiologen und Herzchirurgen aufgefordert, diese Leitlinie deutlich konsequenter als bisher in der Praxis anzuwenden.“

MEDICA.de; Quelle: Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie e.V.