Welche lebensmittel importiert deutschland aus china

Branche | China | Nahrungsmittel, Getränke

Bier aus Deutschland kennen die meisten Chinesen. Auch Milchpulver hat einen sehr guten Ruf. Doch ansonsten sind deutsche Nahrungsmittel eher rar.

Von Stefanie Schmitt | Beijing

Viele chinesische Verbraucher hegen nach wie vor Misstrauen gegenüber lokalen Lebensmitteln. Sie greifen deshalb, besonders wenn es darauf ankommt und sie es sich leisten können, zu Importware. Andere probieren gerne einmal etwas Neues aus. Deutsche Produkte gelten generell als hochwertig und sicher. In einem Land mit immer wieder auftretenden Nahrungsmittelskandalen und ganz aktuell im Zeichen der COVID-19-Krise, die das ganze Land erfasst hat, ist dies ein wichtiger Bonus. Allerdings erschweren verschiedenste Hindernisse ausländischen Firmen den Zugang zum Markt.

So wird beim Import von Lebensmitteln grundsätzlich zwischen sogenannten Hochrisikoprodukten (in erster Linie Milch, Fleisch und deren Erzeugnisse sowie Fisch) und „Low Risk“-Waren wie Bier oder Schokolade unterschieden. Für die Einfuhr von Risikowaren bedarf es eines zwischen den Regierungen verhandelten bilateralen Protokolls und darauf aufbauender Zertifikate, die von amtlichen Veterinären des Herkunftslandes ausgestellt werden. Besteht keine solche Vereinbarung, dann ist der Import dieser Produkte untersagt. Für andere Nahrungsmittel genügen in der Regel eigene Erklärungen, die die Unbedenklichkeit garantieren.

Die Protokolle schreiben zum Beispiel die Haltungsbedingungen der Tiere, unter anderem das Fehlen von Krankheiten, detailliert vor. Hierzu zählt bei Schweinefleisch, dass keine Anzeichen von Afrikanischer Schweinepest vorhanden sein dürfen. Nach derzeitigem Stand würde das Auftreten eines einzigen Falls in Deutschland den gesamten Schweineexport nach China zum Erliegen bringen. In den ersten elf Monaten 2019 importierte das Reich der Mitte aus Deutschland laut statistischem Bundesamt 0,5 Millionen Tonnen Schweinefleisch, ein Zuwachs von 63 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode. Deutschland war damit zweitwichtigster Lieferant nach Spanien.

Fehlende Protokolle verhindern Einfuhr von Wurstwaren und Geflügelfleisch

Aktuell existieren zwischen Deutschland und der Volksrepublik bilaterale Abkommen für unverarbeitetes Schweinefleisch sowie für Milch und Milchprodukte. Informationen über diese Abkommen sind bei den Agrarverbänden oder den Überwachungsbehörden (in diesem Fall bei den Veterinärämtern) der Bundesländer erhältlich. Die deutsche Agrarwirtschaft zeigt großes Interesse an Vereinbarungen für die Ausfuhr von Rindfleisch (dies war aufgrund von BSE-Fällen von chinesischer Seite gestoppt worden), von verarbeitetem Schweinefleisch und für Geflügelfleisch.

Unabhängig von bestehenden Protokollen und Zertifikaten unterliegen exportinteressierte Unternehmen weiteren Prüfungen und der Registrierung bei den zuständigen chinesischen Stellen. Hier geht es sowohl um Betriebsregistrierung als auch um die Erfassung von Einzelprodukten beziehungsweise deren Rezepturen (zum Beispiel bei Babymilchpulver). Dies kann für Firmen vor allem durch Auditierungen vor Ort recht kostspielig werden. Hierzu kann auch die Überprüfung eines kompletten Produktionsprobelaufs gehören. Eine Registrierung gilt in der Regel für vier bis fünf Jahre.

Konsumenten können nicht immer kaufen, was sie möchten

Doch auch eine solche Regelung berechtigt noch nicht zum unbeschränkten Verkauf in China. Denn nicht selten sind vor Ort weitere Hürden zu nehmen. Der Markt für Babymilchpulver ist beispielsweise sehr stark reglementiert. Hier darf jedes Unternehmen nur drei Serien zu neun Rezepturen registrieren lassen und muss dabei die Inhaltsstoffe offenlegen. Dies ist umso gravierender, da das Produkt in der Volksrepublik stark nachgefragt wird und das Reich der Mitte deshalb einen sehr attraktiven Absatzmarkt darstellt. Jeder kennt die von chinesischen Kunden leergekauften Regale in deutschen Drogeriemärkten. In den ersten drei Quartalen 2019 lieferte Deutschland laut der chinesischen Zollstatistik 24.300 Tonnen Milchpulver (ohne weitere Unterscheidung) im Wert von 57 Millionen US-Dollar.

Kleine Änderungen mit großer Wirkung

Generell sind Muster der Firmendaten und aller anderen im jeweiligen Protokoll vereinbarten Dokumente und Informationen beim chinesischen Zoll hinterlegt. Sobald es zu Abweichungen kommt, bleibt die Ware unter Umständen an der Grenze hängen. Ziel ist es, die Einfuhr gefälschter Ware zu verhindern.

„Die größte Herausforderung liegt darin, die benötigten Informationen zeitgerecht à jour zu halten“, so ein Lebensmittelexperte. Dazu tragen nicht allein exportierende Unternehmen, sondern in einem komplexen Gesamtverbund auch andere Institutionen bei, so auch Veterinärämter, Landesbehörden und staatliche Akteure in China selbst. Da kann es bei der Einfuhr durchaus zu Schwierigkeiten kommen, wenn etwa ein Veterinär den Stempel nicht sauber aufdrückt und deshalb der Name der Stadt nicht mehr richtig zu lesen ist. Dies ist auch der Fall, wenn Änderungen aus Deutschland, beispielsweise die Firmenadresse, nicht rechtzeitig gemeldet werden.

Als Folge des COVID-19-Ausbruchs ist davon auszugehen, dass chinesische Behörden künftig noch stärker auf die Einhaltung von Hygienestandards achten werden.

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  • Marktzugang für Nahrungsmittel in China

In deutschen Supermärkten finden sich immer mehr Lebensmittel aus China. Dem durchschnittlichen Verbraucher ist allerdings oftmals nicht bewusst wie diese Lebensmittel angebaut, verarbeitet und produziert werden. In China gibt es immer wieder Lebensmittelskandale, von denen die Menschen kaum etwas mitbekommen. Die Qualität der Lebensmittel ist sogar gesundheitsschädlich.

China nimmt eine immer größere Rolle als Lebensmittellieferant für Europa ein. So wurden 2013 allein 62.000 Tonnen verarbeiteter Tomaten nach Deutschland importiert. Die List lässt sich endlos fortsetzen. Pilze, Knoblauch, Erdbeeren, Gewürze und vieles andere kommt aus dem Reich der Mitte auf den deutschen Teller. Der Verbraucher erkennt oftmals nicht woher die Lebensmittel kommen, denn für verarbeitete Lebensmittel besteht keine Kennzeichnungspflicht. Es wäre wünschenswert zu wissen woher die Lebensmittel eigentlich stammen, den Lebensmittel aus China werden mit fragwürdigen Methoden angebaut, verarbeitet und produziert.

Es wundert daher auch nicht, dass Inspekteure am Häufigsten Lebensmitteln aus China bemängeln. Das europäische Schnellwarnsystems für gefährliche Lebens- und Futtermittel (RASFF) beanstandet Lebensmittel aus China am häufigsten. Nach Aussagen von Landwirtschaftsminister Christian Schmidt sollten die zunehmenden Importe aus China besser kontrolliert werden. Dies geschieht jedoch nicht.

In China selbst wird über die Nahrungsmittelsicherheit debattiert, nachdem sich die Lebensmittelskandale häufen. Es wurden falsch deklarierte, anderweitig manipulierte und teils gar giftige Fleischprodukte auf dem Fleischmarkt entdeckt. Es wurde Ratten- und Fuchsfleisch als Rind oder Hammel ausgegeben. Auch wurde Fleisch mit Wasser oder Chemikalien versetzt. Auch wurde giftiges, gesundheitsschädliches und mit Krankheitserregern gefunden. Die verunsicherten chinesischen Verbraucher greifen lieber zu ausländischen Lebensmitteln, sofern sie sich diese leisten können.

Laut Zollangaben wurden 2014 Lebensmittel im Wert von 1,95 Milliarden US-Dollar nach Deutschland importiert. Zukünftig wird dies noch mehr sein. China setzt vermehrt auf Unternehmen aus der Branche der Lebensmittelverarbeitung. So hat das chinesische Unternehmen 51 % der Anteile an dem Agrargroßhändler Nidera aus Holland gekauft. In den USA hat sich die chinesische WH-Group das Unternehmen Smithfield für knapp sieben Milliarden US-Dollar einverleibt. Smithfield ist der Erfinder der industriellen Fleischfertigung. Das Unternehmen sorgt für 25 Prozent des amerikanischen Schweinefleischmarktes und in Deutschland Marken wie Fiorucci und Aoste im Regal.

Der Pestizideinsatz in der chinesischen Landwirtschaft ist enorm. Dort werden Pestizide eingesetzt, die in Deutschland verboten sind. Jährlich werden 1,3 Millionen Tonnen Pestizide in China eingesetzt. 27.000 unterschiedliche Pestizide sind erlaubt. In Deutschland werden 30.000 Tonnen Pestizide und es sind gerade mal 1.000 Produkte zugelassen. Pro Hektar verwenden chinesische Bauern mehr Düngemittel als in entwickelten Ländern als konform gesehen wird. Der Jahrzehnte lange Gebrauch von übermäßig viel Pestiziden belastet die Felder. Nach Angaben der „China Daily“ sind rund 3,3 Millionen Hektar Acker zu sehr belastet, um Lebensmittel anzubauen. Nach EU oder Deutschen Standards wahrscheinlich noch viel mehr. Sogar nach offiziellen Angaben der Volksrepublik China sind mehr als 60 Prozent der Gewässer so mit Schwermetallen belastet, dass Landwirtschaft mit diesem Wasser nicht betrieben werden sollte.

2013 wurden 11 Importe von Reis und Reisprodukten aus China kontrolliert. Zwei davon wurden zurückgewiesen. Einmal waren es unzureichende Dokumente und beim anderen handelte es sich um genveränderten Reis (Reis Bt63). So sind also 18 Prozent der kontrollierten Reis und Reisprodukte nicht zulässig gewesen. Es lässt sich nur erahnen, wie viele gefährliche Lebensmittel unkontrolliert nach Deutschland kommen. Im letzten Jahr wurden durch RASFF 435 Beanstandungen von Lebensmittelimporten aus China registriert. China ist seit Jahren Spitzenreiter bei gemeldeten und auffälligen Lebensmitteln.

Ein ganz besonderes Lebensmittel ist Knoblauch. Mehr als 80 Prozent des globalen Handels an Knoblauch kommt aus China. Knoblauch aus China in jeder Form, ob geschält, geflockt, granuliert oder pulverisiert, landet auch in Deutschland. Ein Artikel des ‘ Universe of Nature‘ zeigt die Dimensionen des chinesischen Knoblauch-Handels. 138 Millionen Pfund Knoblauch wurden 2014 in die USA importiert. Die meisten Verbraucher denken der Knoblauch den sie kaufen stammt aus der „Knoblauch-Hauptstadt der Welt“ Kalifornien. Weit gefehlt. Auch der biologische Knoblauch stammt oftmals aus China, wobei die Bio-Standards in China nicht wirklich vertrauenswürdig sind.

Die Chinesen bleichen den Knoblauch. Laut Henry Bell von der Australian Garlic Industry Association wird dies getan um den Knoblauch weißer zu machen, ihn daran zu hindern zu keimen und Insekten fern zu halten. Außerdem wird der Knoblauch mit unbehandelten Abwässern behandelt. „Mir ist bekannt, dass einige Knoblauch-Produzenten unverarbeitete, menschliche Abwässer als Dünger nutzen und ich glaube auch nicht, dass die australischen Quarantäne-Bestimmungen rigide genug sind, was Bakterien-Tests bei importierten Produkten angeht“, so Bell „Ich habe auch meine Zweifel an der Effektivität der Methyl-Bromid-basierten Begasungsprozesse der Chinesen.“

Wie gefährlich Lebensmittel aus China sind zeigten die Tiefkühl-Erdbeeren 2012 aus China. Sie enthielten den Norovirus, der akuten Brechdurchfall verursachte, an dem 10.000 Menschen in Sachsen und Sachsen-Anhalt erkrankten. Selbst jetzt zur Weihnachtszeit kommt Schokolade aus China in Form von Adventskalendern in die deutschen Supermärkte.

Unzählige Produkte stammen aus China und sie sind für den Verbraucher nicht zu erkennen. Vor allem nicht wenn die Zutaten wie Apfelsaftkonzentrat aus China stammen und in Deutschland weiter verarbeitet werden. China ist der weltweit größte Apfelsaftkonzentrat-Produzent. Nach Deutschland kamen 2012 auch rund fast 4500 Tonnen gefrorener Spargel, 72 Prozent des gesamten Spargel-Imports der BRD. Mit 97 Prozent beherrscht China den Markt für gefrorene Erdbeeren in Deutschland. Auch Teigrohlinge deutscher Bäckereiketten, Dosenmandarinen oder Blattspinat kommen aus dem Land in dem so viele Pestizide eingesetzt werden wie nirgendwo sonst auf dem Planeten. So wird beispielsweise Nikotin bei Pilzen eingesetzt. Proben von getrockneten Pilzen enthielten dreimal so viel Nikotin wie erlaubt. In den USA und Deutschland ist der Einsatz von Nikotin als Pflanzenschutzmittel verboten.

China arbeitet an einer besseren Lebensmittelsicherheit, doch lediglich für die eigene Bevölkerung. Die Nahrungsmittelsicherheit für die chinesische Bevölkerung findet zunehmend im ausland statt. Großkonzerne wie China National Agricultural Development Group oder die Chongqing Grain Group sind in Ländern wie Russland, Südostasien, Afrika und Südamerika aktiv. Diese Lebensmittel gehen nach China. Das Reich der Mitte kauft seit Jahren Ackerland und Unternehmen in der ganzen Welt auf, um die Ernährung der chinesischen Bevölkerung sicher zu stellen. In der Ostukraine will das chinesische Staatsunternehmen Xinjiang Production and Construction Corps insgesamt drei Millionen Hektar nutzen.

Wem das Chlor-Huhn aus den USA Angst macht, sollte den Wahnsinn der Geflügel-Industrie erst mal kennen. Zwecks Verarbeitung schicken die Amerikaner ihre Hühner nach China. Danach werden sie wieder in die USA gebracht und landen auf amerikanischen Tellern. Das U.S. Department of Agriculture (USDA) hat dies zugelassen, obwohl sie in China keine Kontrolleure in den chinesischen Fabriken einsetzen wird. Für den Verbraucher wird es immer schwieriger ein Produkt zu finden, dem er vertrauen kann.
Der Gigant China wird zunehmend den internationalen Lebensmittel Markt dominieren. Schon heute ist China zum größten Obst- und Gemüseproduzenten aufgestiegen. Im letzten Jahr produzierte der rote Drache 480 Millionen Tonnen frisches Gemüse. Exportiert wurden 4,4 Millionen Tonnen. An Obst wurden 220 Millionen Tonnen 2012 exportiert. In der globalen Rangliste für Frischgemüseexportwert ist China auf Platz vier und bei Frischobst auf Platz sieben. Es ist kaum zu verhindern, dass chinesische Lebensmittel im Einkaufskorb und auf dem Teller landen.