Welche folsäure zum schwanger werden

07.02.2011

Ein Mangel an Folsäure während der Schwangerschaft kann unter anderem zu sogenannten Neuralrohr-Defekten beim Kind führen.

Im Rahmen einer Schwangerschaft muss Folsäure rechtzeitig und in geeigneter Dosierung eingenommen werden, damit sie Neuralrohr-Defekte und andere Fehlbildungen bei Babys verhindern kann. Eine Studie der Technischen Universität München (TUM) kam nun zu dem Ergebnis, dass bei vielen Frauen Unsicherheiten bezüglich des Einnahmezeitpunktes und der Dosierung bestehen und Folsäure teilweise zu spät, zu viel oder gar nicht zugeführt wird. „Im ersten Schwangerschaftsdrittel hatten zwar 85 Prozent der befragten Frauen Folsäure ergänzt, allerdings folgte nur ein gutes Drittel der Empfehlung, 400 µg des B-Vitamins mindestens vier Wochen vor Eintritt der Schwangerschaft zuzuführen. Damit erfolgte die Einnahme in den meisten Fällen zu spät, um das Risiko für Neuralrohr-Defekte zu verringern", berichtet Dr. Klaus König, Vizepräsident des Berufsverbandes der Frauenärzte (BVF) und beruft sich dabei auf die Untersuchung um Prof. Hans Hauner vom TUM-Lehrstuhl für Ernährungsmedizin.

Folsäure spielt bei allen Zellneubildungs- bzw. Zellteilungsprozessen im menschlichen Körper eine wichtige Rolle. Ein Mangel an Folsäure während der Schwangerschaft kann unter anderem zu sogenannten Neuralrohr-Defekten beim Kind führen. Das Neuralrohr ist eine Struktur in der Embryonalentwicklung, die schon in der zweiten bis dritten Schwangerschaftswochen entsteht. Aus dieser Struktur entwickelt sich das zentrale und periphere Nervensystem des Kindes. „Das Neuralrohr verschließt sich bereits in der vierten Schwangerschaftswoche und damit zu einem Zeitpunkt, wo viele Frauen erst feststellen, dass sie schwanger sind. Daher wird die prophylaktische Einnahme von Folsäure im Vorfeld der Schwangerschaft empfohlen - für Frauen mit Kinderwunsch und für Frauen, die ungeplant schwanger werden können", ergänzt der Gynäkologe. „Sie sollten mindestens vier Wochen vor der Schwangerschaft täglich 400 µg Nahrungsfolat über das Essen aufnehmen und zusätzlich 400 µg synthetische Folsäure ergänzend zuführen." Während der Schwangerschaft wird dann die tägliche Aufnahme von 600 µg Nahrungsfolat über die Ernährung empfohlen. Zur Prophylaxe von Missbildungen und für die Deckung des Mehrbedarfs sollten außerdem 400 µg Folsäure in synthetischer Form - mindestens in den ersten 12 Wochen der Schwangerschaft - ergänzt werden. Neben Neuralrohr-Defekten werden auch Herzfehler, Harnwegsdefekte sowie die Lippen-Kiefer-Gaumenspalten auf Folsäure-Mangel während der Embryonalentwicklung zurückgeführt. „Durch eine Folsäure-Prophylaxe im Vorfeld der Schwangerschaft kann das Risiko für Neuralrohr-Defekte um etwa 70% gesenkt werden", ergänzt der Vorsitzende des Landesverbandes der Frauenärzte in Hessen.

Frauen sollten ihre Kinderwunsch-Pläne am besten dem Gynäkologen mitteilen, damit dieser sie zur Nahrungsergänzung im Vorfeld der Schwangerschaft beraten kann. Weil auch während der Schwangerschaft eine Nahrungsergänzung sinnvoll sein kann, aber bestimmte Dosierungen beachtet werden müssen, sollte auch für diesen Zeitraum die Nahrungsergänzung eng mit dem Arzt abgestimmt werden.

Mehr Informationen zu Folsäure-Einnahme rund um die Schwangerschaft finden Sie "Im Fokus" von www.frauenaerzte-im-netz.de.

Pressemitteilung der TUM München: www.wzw.tum.de/index.php

Autor/Autoren: äin-red

16.10.2020

Studie zeigt klaren Informationsbedarf bei Frauen im gebärfähigen Alter und während der Schwangerschaft auf. Folsäure sollte bereits im Vorfeld der Schwangerschaft zusätzlich zur Ernährung eingenommen werden und es sollte zu diesem Zeitpunkt bereits auf eine jodreiche Ernährung geachtet werden.

Welche folsäure zum schwanger werden

Viele werdende Mütter zeigen noch Wissenslücken hinsichtlich ihres Folsäure- und Jodbedarfs auf. Zu diesem Ergebnisse kommt die aktuelle Studie zur Erhebung von Daten zum Stillen und zur Säuglingsernährung in Deutschland (SuSe II)*. Demnach greifen Frauen häufig zu spät oder gar nicht zu den empfohlenen Nahrungsergänzungsmitteln. Zwar nahmen in der Studie 81,7 Prozent der 966 befragten Frauen in der Schwangerschaft ein Folsäurepräparat ein, allerdings weniger als die Hälfte (45,4 Prozent) tat dies, wie empfohlen, bereits vor Beginn der Schwangerschaft. Neben Folsäure sollten Schwangere aufgrund des erhöhten Bedarfs auch frühzeitig Jod supplementieren, was lediglich die Hälfte der Studienteilnehmerinnen umsetzte.[1],[2] „Der Bedarf an den meisten Vitaminen und Mineralstoffen nimmt erst ab dem vierten Schwangerschaftsmonat zu und lässt sich durch eine ausgewogene Lebensmittelauswahl gewährleisten. Aber Folsäure und Jod bilden eine Ausnahme“, sagt der Gynäkologe Dr. Klaus Doubek. „Ihr Bedarf ist quasi ab der Empfängnis erhöht und sollte neben der Ernährung über die zusätzliche Einnahme von entsprechenden Nahrungsergänzungsmitteln gedeckt werden“, so das Beiratsmitglied der beiden Arbeitskreise Folsäure & Gesundheit sowie Jodmangel e.V. weiter. Eine frühzeitige Aufklärung und Beratung von Frauen im gebärfähigen Alter, mit Kinderwunsch und mit Beginn der Schwangerschaft zur bedarfsgerechten Vitamin- und Mineralstoffversorgung ist somit unerlässlich – idealerweise erfolgen derartige Gespräche bereits im Rahmen der regelmäßigen Vorsorge.

Folsäure – schon ab Kinderwunsch!

„Folsäure und die natürlichen Folate gehören zu den wasserlöslichen B-Vitaminen und spielen unter anderem eine wichtige Rolle bei Zellteilungs- und Wachstumsprozessen. Eine Unterversorgung in den ersten Schwangerschaftswochen kann zu erheblichen Komplikationen wie einem Neuralrohrdefekt, also dem sogenannten offenen Rücken, oder auch Früh- und Fehlgeburten führen“, erklärt Doubek. „Eine gute Folsäureversorgung könnte viele Neuralrohrdefekte verhindern. Doch 95 Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter in Deutschland weisen einen zu niedrigen Versorgungsstatus auf, wenn man die von der Weltgesundheitsorganisation, WHO, vor und in Schwangerschaften empfohlene, präventiv wirksame Folatkonzentration in den roten Blutkörperchen von 400 Mikrogramm pro Liter zugrunde legt.“ Aus diesem Grund sollten alle Frauen, die schwanger werden wollen, neben einer folatreichen Ernährung mit beispielsweise grünem Blattgemüse, Vollkornprodukten, Eiern, Milchprodukten und auch mit Folsäure angereichertem Jodsalz zusätzlich 400 Mikrogramm Folsäure einnehmen – und das mindestens vier Wochen vor der Schwangerschaft und während der ersten drei Schwangerschaftsmonate. Wenn mit der Supplementation erst kurz vor oder bei Schwangerschaftsbeginn begonnen wird, raten Experten zur Einnahme von 800 Mikrogramm am Tag.[3] Unabhängig davon empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) über die gesamte Schwangerschaft eine Folatzufuhr von 550 Mikrogramm am Tag.[4]

Jod – entscheidend für die körperliche und geistige Entwicklung

Das Spurenelement ist ein zentraler Bestandteil der Schilddrüsenhormone und essentiell für die körperliche und geistige Entwicklung des ungeborenen Kindes. „Bereits ein leichter Jodmangel kann zu einer verzögerten Entwicklung des Gehirns führen und den Intelligenzquotienten beeinträchtigen. Darüber hinaus sind Wachstumsverzögerungen, Hördefekte oder psycho- und feinmotorische Störungen mögliche Folgen. Aber gerade Frauen im gebärfähigen Alter erreichen meist weder die Zufuhrempfehlung von 200 Mikrogramm Jod am Tag für Erwachsene, noch die von 230 Mikrogramm Jod am Tag für Schwangere“, warnt Doubek. Dies zeigen bereits die Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland, kurz DEGS, des Robert Koch-Instituts. Danach liegt die geschätzte durchschnittliche Jodzufuhr bei Frauen unter 30 Jahren mit 98 Mikrogramm am Tag deutlich unterhalb der Empfehlung. Auch die Frauen im Alter von 30 bis 39 Jahren kommen in der Studie lediglich auf 114 Mikrogramm Jod am Tag und die im Alter von 40 bis 49 Jahren auf 129 Mikrogramm Jod am Tag.[5] „Insbesondere jüngere Frauen sollten daher auf eine jodreiche Ernährung mit Seefisch, Meeresfrüchten, Milch- und Milchprodukten, Eiern sowie Jodsalz und damit hergestellten Produkten achten“, empfiehlt Doubek. „Damit eine ausreichende Jodversorgung während der Schwangerschaft gewährleistet ist, sollte zusätzlich ein Nahrungsergänzungsmittel mit 150 Mikrogramm Jod am Tag eingenommen werden. Dies gilt umso mehr, je größer der Anteil an pflanzlichen Lebensmitteln in der Ernährung ist.“ Die Empfehlung gilt für alle werdenden und stillenden Mütter, um Schilddrüsenfunktionseinbußen beim Fetus beziehungsweise Säugling zu vermeiden und eine optimale Entwicklung zu fördern.[6]

*Die SuSe II-Studie ist von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) als Vorabveröffentlichung zum 14. DGE-Ernährungsbericht erschienen, welchen die Fachgesellschaft alle vier Jahre im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft erstellt.**Der Arbeitskreis Folsäure & Gesundheit wurde 2002 gegründet. Darin zusammengeschlossen sind Fachgesellschaften, Verbände und Folsäure-Experten von Universitäten. Ziel ist es, das präventive Potenzial von Folsäure stärker bekannt zu machen und eine bessere Folsäureversorgung in Deutschland zu erreichen.

***Der Arbeitskreis Jodmangel e.V. (AKJ) setzt sich seit 1984 mit seinem interdisziplinären, wissenschaftlichen Beirat für die Bekämpfung des Jodmangels und eine bessere Jodversorgung in Deutschland sowie eine intensive Aufklärungsarbeit und ein stärkeres Bewusstsein für die Schilddrüsengesundheit ein

Quelle: Presseinformation Arbeitskreise Folsäure & Gesundheit sowie Jodmangel e.V.

Autor/Autoren: äin-red