Welche Brauerei produziert das meiste Bier in Deutschland?

Deutschlands Brauereien spielen im internationalen Biermarkt nur eine Nebenrolle. Zwar listet der aktuelle Barth-Haas-Bericht insgesamt sieben deutsche Anbieter im Ranking der 40 größten Braugruppen der Welt auf, das sind so viele wie aus keinem anderen Land.

Der Einfluss dieses Septetts auf die Weltbierproduktion ist aber vergleichsweise gering. Denn ihr Marktanteil liegt zusammengenommen bei gerade mal 2,6 Prozent. Zum Vergleich: Weltmarktführer AB Inbev kommt allein auf 29,3 Prozent, bei Verfolger Heineken aus den Niederlanden sind es 12,6 Prozent und die drittplatzierte China Resources Snow Breweries erreicht sechs Prozent.

Erst auf Platz 23 im Ranking steht mit Radeberger die erste Brauerei aus Deutschland – noch hinter Konkurrenten aus Japan, Irland, der Türkei, Vietnam, den Philippinen oder Chile. 11,6 Millionen Hektoliter hat die Oetker-Tochter im vergangenen Jahr produziert, der Marktanteil an der Weltbierproduktion liegt damit bei 0,6 Prozent.

Ins Ranking geschafft haben es von den heimischen Brauern zudem auch die TCB Beteiligungsgesellschaft mit Marken wie Feldschlösschen, Gilde oder Frankfurter auf Platz 24, dazu Billigbrauer Oettinger auf Rang 28, die Bitburger Braugruppe auf 30, Krombacher auf 31, Paulaner auf 32 und Warsteiner auf Platz 38.

Welche Brauerei produziert das meiste Bier in Deutschland?

Fakt ist aber auch: Einzelne Marken aus Deutschland tragen durchaus zum Erfolg großer Braugruppen aus dem Ausland bei. Becks und Hasseröder, Spaten und Franziskaner oder auch Löwenbräu und Diebels zum Beispiel gehören zu Weltmarktführer AB Inbev, Holsten, Astra und Lübzer wiederum zur dänischen Carlsberg-Gruppe, die auf Platz vier des Rankings liegt.

Die numerisch zweitstärkste Nation im Welt-Bier-Ranking ist mittlerweile China mit fünf Brauereien in den Top 40. Wobei sich allein drei dieser Unternehmen unter den Top Ten befinden: neben China Resources Snow auch Tsingtao und Yanjiing.

In Summe kommen die chinesischen Anbieter auf einen Marktanteil von 13,2 Prozent, das wird nur noch von Belgien übertroffen, wo der Hauptsitz von AB Inbev liegt. Die drittmeisten Hersteller im Ranking von Barth-Haas stellt schließlich Japan mit insgesamt vier Vertretern, angeführt von der weltweit bekannten Marke Asahi auf Platz sieben der Liste.

Welche Brauerei produziert das meiste Bier in Deutschland?

Kaum verwunderlich also, dass Asien mittlerweile die Weltregion mit der größten Bierproduktion ist. Knapp 612 Millionen Hektoliter wurden dort im Jahr 2019 gebraut. Dahinter folgt Europa mit fast 531 Millionen Hektolitern und dann Nordamerika mit 357 Millionen und Südamerika mit 230 Millionen.

In Summe wurden im vergangenen Jahr 1,91 Milliarden Hektoliter Bier hergestellt, das sind 0,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Auf die zehn größten Brauereien entfallen dabei allein 71,6 Prozent dieses Volumens.

Die Top 40, deren Wachstum noch mal größer war als das des Gesamtmarktes, stehen sogar für rund 90 Prozent der Produktion. Mit Abstand größter Einzelmarkt ist China, gefolgt von den USA, Brasilien, Mexiko und schließlich Deutschland auf Platz fünf.

2020 dürfte dann vieles anders aussehen in der Branche. „Es ist davon auszugehen, dass die Zahlen angesichts der Corona-Pandemie deutlich zurückgehen werden“, prognostiziert Heinrich Meier, der Autor des Barth-Haas-Berichts. „Bis März war die Nachfrage aus allen Bereichen der Brauwirtschaft noch durchweg gut. Das hat sich dann aber schlagartig geändert, als klar wurde, dass die rasche Ausbreitung des Coronavirus nur mit drastischen Maßnahmen bekämpft werden konnte, die das öffentliche Leben radikal einschränken.“

Barth-Haas, die als weltgrößter Hopfenhändler einen guten Einblick in die Lage der Brauereien haben, rechnen nun infolge der Lockdowns und des vielerorts noch immer schleppenden Gastronomie- und Event-Geschäfts mit einem Einbruch der weltweiten Bier-Produktion in Höhe von acht bis 14 Prozent. „Aus heutiger Sicht wird der Bierausstoß das Niveau von 2019 frühestens 2022 wieder erreichen, wenn nicht sogar noch später“, sagt Experte Meier.

Wie angespannt die Lage in der Brauwirtschaft ist, zeigt sich auch in Deutschland. Zwar haben die heimischen Hersteller im August erstmals in diesem Jahr mehr Bier verkauft als im jeweiligen Vorjahresmonat, meldet das Statistische Bundesamt. Mit gut 8,4 Millionen Hektolitern lag der Ausstoß zwei Prozent höher als im August 2019.

Dennoch sind die Zahlen eher enttäuschend, heißt es vom Deutschen Brauer Bund (DBB). Denn zum einen war der August im Vorjahr regelrecht desaströs mit einem Minus von damals 11,4 Prozent. Die Vergleichsbasis ist also extrem schwach. Zum anderen habe die Mehrheit der Deutschen aufgrund der Corona-Pandemie den Urlaub im eigenen Land verbracht. Und das bei gutem Sommerwetter.

Die Zahlen hätten also noch deutlich stärker steigen können. „Die deutsche Brauwirtschaft befindet sich in einem der schwierigsten Jahre ihrer Geschichte“, kommentiert DBB-Hauptgeschäftsführer Holger Eichele. Für viele Unternehmen sei diese Lage mittlerweile sogar in höchstem Maße existenzgefährdend.

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Ein Minus zwischen vier und acht Prozent prognostiziert der Verband für das Corona-Jahr 2020. Und die jüngste Statistik liegt da mittendrin: Für die ersten acht Monate von Januar bis inklusive August meldet das Statistische Bundesamt einen Bierabsatz in Deutschland von 60,5 Millionen Hektolitern, das sind 5,1 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Verluste sind dabei ungleich verteilt.

Besonders heftig ist der Einbruch in Hessen und Schleswig-Holstein mit jeweils über 20 Prozent. In Nordrhein-Westfalen, dem Saarland und in Rheinland-Pfalz wiederum sind die Verluste leicht überdurchschnittlich. Dagegen kommen Niedersachsen, Bremen und Sachsen-Anhalt noch mit einem kleinen Minus davon. Und Thüringen und Berlin/Brandenburg liegen sogar im Plus.

Wobei Thüringen und Berlin/Brandenburg mit 2,1 und 2,7 Millionen Hektolitern in den ersten acht Monaten jeweils zu den kleineren Regionen in der Verbrauchsstatistik gehören. Am höchsten sind die Konsumzahlen in Bayern mit 15,8 Millionen und Nordrhein-Westfalen mit 14,2 Millionen Hektolitern. Denn beide Länder sind sowohl bevölkerungsreich als auch touristisch stark. Die niedrigsten Zahlen im bisherigen Jahresverlauf gibt es in Sachsen-Anhalt und Hessen mit jeweils nur gut 1,2 Millionen Hektolitern.

Welche Brauerei produziert das meiste Bier in Deutschland?

Unabhängig vom Land kämpfen die Brauereien zeitgleich an vielen Fronten. Der Export zum Beispiel ist zeitweise fast vollständig zusammengebrochen, dazu stockt das Gastronomiegeschäft und auch Events, Feste und Sportveranstaltungen fallen flächendeckend weg. Die Stadien der Fußball-Bundesliga, aber auch die Hallen beim Handball und Eishockey gehören an Spieltagen sonst zu den größten Kneipen in Deutschland.

Allein der Heimkonsum funktioniert noch. Und wie. Marktforscher Nielsen Germany meldet den stärksten Bierabsatz im Lebensmitteleinzelhandel und in Getränkeabholmärkten seit 15 Jahren. Durchschnittlich 38,6 Liter Bier und Biermixgetränke hat jeder Bundesbürger im ersten Halbjahr 2020 dort gekauft, das sind fast acht 0,33-Liter-Flaschen oder umgerechnet 4,6 Prozent mehr als im Vorjahr.

Gekauft wurde dabei vor allem Kistenware. „Grund dafür ist sicherlich das Thema Bevorratung“, erklärt Marcus Strobl, der Biermarktspezialist von Nielsen. Die meistgekaufte Sorte bleibt dabei mit weitem Abstand Pils mit einem Marktanteil von 50,4 Prozent, die größten Zuwächse erzielt aber Helles, das mit fast acht Prozent nun auf Platz zwei im Sortenranking liegt.

„Das Angebot rund um Hellbier wird immer größer. Helles wird längst nicht mehr nur in Süddeutschland getrunken, sondern setzt sich bundesweit durch – auch bei jungen Leuten“, beschreibt Strobl.

Traditionell steht der 23. April jedes Jahr im Zeichen des Bieres. Denn am 23. April 1516 wurde im bayerischen Ingolstadt das Reinheitsgebot für Bier verkündet. Es schreibt vor, dass zum Brauen nur Wasser, Malz, Hopfen und Hefe verwendet werden dürfen.

Bei Wikipedia finden wir, dass es eigentlich nur Gerste, Hopfen und Wasser sein sollten. Irgendwie kam wohl später noch die Hefe dazu. Es gibt vermutlich viele Gründe, warum das Reinheitsverbot erlassen wurde. Es wurde damals wohl viel gepanscht. Außerdem sollten der wertvollere Weizen und Roggen den Bäckern vorbehalten bleiben. Und die Beigabe „heidnischer“ Drogen, wie Sumpfporst oder Schwarzes Bilsenkraut, sollte mit dem Reinheitsgebot unterbunden werden.

Übrigens wurde das Reinheitsgebot in Bayern immer mal wieder verändert. Zeitweise waren Koriander, Lorbeer, Wacholder und Kümmel als Zutaten zur Bierherstellung gestattet. Ja sogar, das Brauen von Weizenbier war in Bayern zulässig. Erst im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde das Verbot zur Bierherstellung andere Zutaten als Gerstenmalz und Hopfen zu verwenden, im Bayern wieder gesetztlich verankert.

Das Reinheitsgebot für Bier steht für die Bewahrung einer althergebrachten Handwerkstechnik und gilt zugleich als älteste, heute noch gültige lebensmittelrechtliche Vorschrift der Welt, sagt der Deutscher Brauer-Bund e.V. Zu Unrecht findet Wikipedia. So enthält der Codex Hammurapi aus dem 18. Jahrhundert v. Chr. in den Paragraphen 108-111 Anweisungen, wie mit Personen, die Bier ausschenken, verfahren werden soll. Nicht erwähnt wird allerdings, woraus Bier zu brauen ist.

In Deutschland hat sich daraus über Jahrhunderte eine weltweit beachtete Braukunst entwickelt: Aus vier natürlichen Zutaten entsteht in rund 1.500 deutschen Brauereien Tag für Tag eine einzigartige Vielfalt von ca. 50 verschiedenen Sorten und mehr als 7.500 einzelnen Biermarken.

Über 7.500 Biermarken gibt es mittlerweile in Deutschland

Allein in Deutschland gibt es mittlerweile mehr als 7.500 verschiedene Biermarken. Jede Woche kommt mindestens ein neues Bier auf den Markt. Nirgendwo ist der Biermarkt so abwechslungsreich wie in Deutschland, in keinem anderen Land haben die Verbraucherinnen und Verbraucher eine größere Auswahl aus Bieren mit und ohne Alkohol. Man könnte also mehr als 20 Jahre lang jeden Tag ein neues Bier aus deutschen Brauereien probieren.

Der Süden hat die höchste Brauereidichte

Bayern liegt im Bundesländer-Vergleich mit 631 Braustätten (2021) deutlich an der Spitze. Dahinter folgen Baden-Württemberg mit 212 Braustätten auf Platz zwei und Nordrhein-Westfalen mit 143 Betrieben auf Platz drei, so das Statistische Bundesamt. Niedersachsen und Bremen liegen mit insgesamt 85 Braustätten auf Platz vier, Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland sowie der Freistaat Sachsen teilen sich mit je 79 Betrieben den fünften Platz.

Deutsche Braukunst ist Kulturerbe

Das handwerkliche Bierbrauen zählt seit März 2020 zum Immateriellen Kulturerbe Deutschlands. Auf Antrag des Deutschen Brauer-Bundes und weiterer Organisationen sowie auf Empfehlung des Expertenkomitees der Deutschen UNESCO-Kommission beschlossen die Kultusministerkonferenz der Länder und die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien im Kanzleramt die Aufnahme der deutschen Braukunst in das bundesweite Verzeichnis. Das Expertenkomitee der UNESCO würdigte das handwerkliche Bierbrauen, da es sich gerade in den letzten Jahren als „sehr wandlungsfähig“ erwiesen habe. Auch die hervorragende Vernetzung der deutschen Brauerinnen und Brauer untereinander und die zahlreichen fachlichen Kontakte ins Ausland seien positiv hervorzuheben. „Vor allem die regionale Verwurzelung des Bierbrauens führt zu einer engen Bindung der Menschen, die durch gemeinschaftliche Rituale wie Feste, Stammtische sowie durch Vereine noch verstärkt wird“, so das Komitee in seiner Begründung.

Alkoholfreie Biere auf Wachstumskurs

Alkoholfreie Biere und Biermischgetränke sind in den vergangenen Jahren in Deutschland immer beliebter geworden. Deutschlands Brauer sind weltweit führend bei der Herstellung hochwertiger alkoholfreier Biere. Seit 2007 hat sich die Produktion alkoholfreier Biersorten in Deutschland mehr als verdoppelt – auf gut 680 Millionen Liter im Jahr 2021, womit sie mittlerweile 8 Prozent des Marktes ausmachen. Der Brauer-Bund rechnet damit, dass schon bald jedes zehnte in Deutschland gebraute Bier alkoholfrei sein wird. Mittlerweile gibt es bundesweit mehr als 800 verschiedene alkoholfreie Bier-Marken. Eine Umfrage des Brauer-Bundes hat gezeigt, dass Verbraucher bei den Alkoholfreien besonders den guten Geschmack, die geringe Kalorienzahl sowie die Verwendung ausschließlich natürlicher Rohstoffe schätzen. Neben klassischen Sorten wie Pils, Weizenbier oder Radler werden in Deutschland immer mehr regionale Spezialitäten wie Kölsch und Alt und auch besondere Biersorten wie z.B. India Pale Ale als alkoholfreie Varianten gebraut.

Pils bleibt die beliebteste Biersorte

Die beliebteste Biersorte der Deutschen ist mit einem Marktanteil von weiterhin rund 50 Prozent das Pils. Deutlichen Zuwachs verzeichnet in jüngster Zeit das Helle, dessen Absatz nach Branchenschätzungen allein im letzten Jahr um 14 Prozent anstieg. Mit einem Marktanteil von gut 9 Prozent schließt die vor allem im Süden Deutschlands beheimatete Sorte bei den beliebtesten deutschen Biermarken auf Platz 2 auf. Platz 3 belegen Biermischgetränke, gefolgt von alkoholfreien Bieren auf Platz 4.

Mann und Frau – die Geschmäcker sind verschieden

Während besonders Männer häufig Pils bevorzugen, haben das Helle und alkoholfreie Biere mehr weibliche Fans, fand INSA in einer Umfrage heraus. Pils nannten 46 Prozent der Männer und 36 Prozent der Frauen als ihre beliebteste Bier-Sorte. Das Helle bevorzugten 11 Prozent der Männer und 15 Prozent der Frauen. Noch größer ist der Unterschied beim alkoholfreien Bier: Diese Sorte gaben 9 Prozent der Männer, aber 14 Prozent der Frauen als beliebteste an.

Der Brauer-Beruf wird immer beliebter

Die deutsche Brauausbildung genießt weltweit einen hervorragenden Ruf. Junge Menschen aus der ganzen Welt besuchen die deutschen Brauuniversitäten in Berlin und München oder absolvieren eine Ausbildung an den verschiedenen Fachhochschulen und Meisterschulen. Vor allem die Kombination aus handwerklichem und technischen Können sowie die Kenntnisse über biologische und chemische Prozesse begeistern immer mehr Menschen für diesen Beruf: Im aktuellen Ausbildungsjahr 2021/2022 starteten laut Bundesagentur für Arbeit mehr als 400 (2019/2020: 387) angehende Brauerinnen und Brauer ihre dreijährige Ausbildung. Dass Deutschland gerade eine Renaissance des Bieres und Brauens erlebt, wird auch daran deutlich, dass sowohl die Zahl der Heim- und Hobbybrauer als auch die Gemeinschaft der ausgebildeten Biersommeliers in den vergangenen Jahren stetig gewachsen ist.

Corona-Pandemie dezimiert die Zahl der Brauereien

Die Corona-Pandemie hat auch im Jahr 2021 zu massiven Einbußen für die deutsche Brauwirtschaft geführt. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ging der Inlandsabsatz im Vergleich zum Rekordminus des Vorjahres nochmals um 3,4 Prozent auf 7 Milliarden Liter zurück. Gegenüber 2019, dem Jahr vor der Corona-Krise, war der Inlandsabsatz 2021 sogar um 8,6 Prozent niedriger. Laut Statistischem Bundesamt waren Ende 2021 rund 1.512 Braustätten registriert. Damit mussten 40 Brauereien ihren Betrieb im Vergleich zum Corona-Vorjahr (2019: 1.552) einstellen. Für die meisten Brauereien in Deutschland hat die Corona-Krise massive Auswirkungen. Die von mittelständischen und handwerklichen Familienbetrieben geprägte deutsche Brauwirtschaft ist der engste Partner des Gastgewerbes. Entsprechend stark sind die Brauereien seit 2020 von den Lockdowns für Gaststätten, Restaurants, Kneipen, Bars, Cafés und Hotels betroffen gewesen. Größere Festveranstaltungen, traditionell ebenfalls ein wichtiges Geschäftsfeld der Brauereien, wurden tausendfach abgesagt. Durch die mittlerweile umgesetzten Lockerungen der Corona-Maßnahmen erhält die Brauwirtschaft nun endlich wieder eine Perspektive. Die Betriebe hoffen, dass damit für sie eine der – im wahrsten Sinne des Wortes – längsten Durststrecken ihrer Geschichte endet.

Craft-Bier made in Germany

Craft-Biere sind zumeist sehr aromaintensive Biere, bei denen größere Hopfenmengen sowie oftmals auch neue Aromahopfen-Sorten oder spezielle Malze zum Einsatz kommen. Diese von Regionalität und Experimentierfreude geprägten Biere werden meist nur in kleineren Mengen hergestellt und oft direkt vor Ort in Braugaststätten und Bars ausgeschenkt. Mit ihren kreativen Ideen und immer neuen Varianten gelingen den Craft-Bier-Brauern sehr genussvolle und überraschende Biere. Wenngleich der Marktanteil der Craft-Biere in Deutschland bisher nur bei rund einem Prozent liegt, dokumentiert die Nachfrage nach diesen Bieren doch das wachsende Interesse der Verbraucherinnen und Verbraucher an Biervielfalt und am Brauhandwerk.

Regionale Spezialitäten und alte Rezepturen im Trend

Marktforschungen zeigen, dass regionale Spezialitäten wie Landbiere, Sauerbiere oder Kellerbiere, die zum Teil auf alten oder neu interpretierten Rezepturen beruhen, in der Gunst der Verbraucher steigen. Ein Beispiel hierfür ist die Berliner Weisse – das bereits von Napoleons Truppen als „Champagner des Nordens“ bewunderte Sauerbier. Mit wiedergezüchteten wilden Hefen begeistert es Bierkennerinnen und Bierkenner nicht nur in der Hauptstadtregion. Ein weiteres Beispiel ist das ungefilterte Keller- oder auch sogenannte Zwicklbier, das sich immer größerer Beliebtheit erfreut. Als Zwicklbier wurde ursprünglich die Probe bezeichnet, die der Braumeister vor dem Filtern aus dem Lagertank entnommen hat. Heutzutage wird es von zahlreichen Brauereien in ganz Deutschland als Bierspezialität angeboten.

Und das war der Stand von 2017

2016 fand sich der Löwenanteil an Brauereien – 624 an der Zahl (=44 Prozent) – in Bayern, wo auch mit rund 24 Millionen Hektolitern im Ländervergleich das meiste Bier gebraut wurde.

Mit 195 Brauereien folgte Baden-Württemberg, wo rund 5 Millionen Hektoliter Bier erzeugt wurden. Nordrhein-Westfalen nahm den dritten Platz bei der Zahl der Brauereien ein (132). Dort wurde mit rund 20 Millionen Hektolitern die zweithöchste Menge Bier in einem Bundesland hergestellt.

Dennoch, insgesamt zeigt die Bier-Verbrauchskurve nach unten. Im Jahr 2017 setzten die in Deutschland ansässigen Brauereien und Bierlager insgesamt rund 93,5 Millionen Hektoliter Bier ab. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilte, sank damit der Bierabsatz gegenüber dem Vorjahr um 2,5 Prozent beziehungsweise 2,4 Millionen Hektoliter.

Biermischungen – Bier gemischt mit Limonade, Cola, Fruchtsäften und anderen alkohol­freien Zusätzen – machten 2017 mit 4,0 Millionen Hektolitern 4,2 Prozent des gesamten Bierabsatzes aus. Gegenüber dem Jahr 2016 wurden in diesem Segment 1,2 Prozent weniger abgesetzt.

82,6 Prozent der gesamten Biermenge waren für den Inlandsabsatz bestimmt und wurden versteuert. Das waren 77,2 Millionen Hektoliter, 2,3 Prozent weniger als 2016. Steuerfrei (Exporte und Haustrunk) wurden 16,3 Millionen Hektoliter Bier abgesetzt (– 3,1 Prozent). Davon gingen 9,7 Millionen Hektoliter in Länder der Europäischen Union (– 2,4 Prozent), 6,5 Millionen Hektoliter (– 4,1 Prozent) in Drittländer und 0,1 Millionen Hektoliter (– 6,6 Prozent) unentgeltlich als Haustrunk an die Beschäftigten der Brauereien.

Zum 1.1.1993 wurde mit Beginn des EU-Binnenmarktes das Biersteuergesetz neu gefasst. Seitdem sind alkoholfreie Biere und Malztrunk nicht mehr Steuergegenstand. Ebenfalls nicht in den Bierabsatzdaten enthalten ist das aus Ländern außerhalb der Europäischen Union eingeführte Bier.

Seit 1993 hat sich der Bierabsatz insgesamt um 18,6 Millionen Hektoliter oder 16,6 Prozent verringert. Der versteuerte Inlandsabsatz hat in diesem Zeitraum um 26,6 Prozent abgenommen, wogegen sich der steuerfreie Bierabsatz in diesem Zeitraum mehr als verdoppelt hat (+ 135,1 Prozent).

Na dann Prost!

Der Beitrag wurde erstmals im April 2017 veröffentlicht.

Titelfoto: pixabay.com / 089photoshootings

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