Was ist ein booster in der medizin

Generelle Auffrischimpfungen gegen COVID-19 sind nach wissenschaftlicher Erkenntnis derzeit nicht nötig. Das betont ein internationales Team nach Sichtung aktueller Studien.

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Was ist ein booster in der medizin

/Matthieu, stock.adobe.com

Manchester – Ein neuartiger Impfstoff, der neben dem oberflächlichen Spikeprotein noch die Bildung weiterer Proteine veranlasst, hat in einer Phase-1-Studie als Booster eine deutliche T-Zell-Antwort erreicht. Dies geht aus Pressemitteilungen des Herstellers und der Universität Manchester hervor.

Bei herkömmlichen mRNA-Impfstoffen wird jede Boten-RNA nur in 1 Protein umgesetzt. Bei einer „self-amplifying“ oder samRNA ist jede Boten-RNA mit einer Polymerase kombiniert. Sie erzeugt mehrere Kopien der Boten-RNA, was die Zahl der erzeugten Proteine deutlich steigert.

Der 2. Unterschied zu den zugelassenen Impfstoffen von Biontech und Moderna ist, dass GRT-R910 neben dem Spikegen auch Genabschnitte weiterer Virusbestandteile enthält. Diese sind teilweise nur im Inneren des Virus vorhanden und können deshalb von Antikörpern nicht erkannt werden. Bei der Replikation erscheinen sie als T-Zell-Epitop auf der Zellmembran. Dies verstärkt die T-Zell-Antwort auf eine Virusinfektion, die nach derzeitigem Kenntnisstand langlebiger ist, als eine B-Zell-Antwort mit der Bildung neutralisierender Antikörper.

Ein solcher erweiterter Impfstoff könnte sich deshalb als Booster nach Abschluss einer konventionellen Impfung gegen das Spikeprotein eignen. Der Hersteller Gritstone bio aus Emeryville/Kalifornien lässt den samRNA-Impfstoff GRT-R910 derzeit von der Universität Manchester an gesunden älteren Probanden (Alter 60 plus) prüfen, die zuvor 2 Dosen des vektorbasierten Impfstoffs AZD1222 von Astrazeneca erhalten hatten. Die Boosterung erfolgte frühestens 22 Wochen nach der 2. Dosis.

Die 1. Testserie mit 10 Probanden, die die niedrigste Dosierung von 10 µg GRT-R910 erhalten haben, ist inzwischen abgeschlossen. Nach Auskunft von Studienleiter Andrew Ustianowski von der Universität Manchester wurde der Booster von allen Teilnehmern gut vertragen. Nebenwirkungen vom Grad 3/4 oder unerwartete Sicherheitssignale seien nicht aufgetreten.

Neben der Antikörperantwort wurde mit einem ELISpot-Test auch eine deutliche T-Zell-Antwort beob­achtet. Der Test misst, ob die CD8-positiven Zellen, die im Körper infizierte Zellen angreifen und zerstö­ren, im Labor auf T-Zellepitope reagieren. Dies war laut dem Hersteller beim Nukleoprotein N zu 36 %, beim Membranprotein M zu 22 % und beim Protein ORF3a zu 42 % der Fall. Die Antikörperreaktion fiel nach Angabe des Herstellers ebenfalls stark aus.

Die Ergebnisse berechtigen zu der Hoffnung, dass eine Boosterung mit GRT-R910 zu einer längeren Immunität führt als nach Gabe eines konventionellen mRNA-Impfstoffs. Ob diese Erwartung berechtigt ist, kann nur in weiteren Studien belegt werden. Die Studie in Manchester soll noch im 1. Quartal abge­schlossen sein. Bis Mitte des Jahres könnten Ergebnisse aus 3 weiteren Studien vorliegen. © rme/aerzteblatt.de

Was ist ein booster in der medizin

/picture alliance, ASSOCIATED PRESS, Michael Probst

Doha/Katar – Eine Boosterung hat bei den Einwohnern des Emirats Katar die Häufigkeit von symptoma­tischen Durchbruchinfektionen mit der Omikron-Variante von SARS-CoV-2 gesenkt. Die Schutzwirkung fiel laut den im New England Journal of Medicine (2022; DOI: 10.1056/NEJMoa2200797) publizierten Ergebnissen schwächer aus als gegen die Delta-Variante. Schwere Erkrankungen traten jedoch selten und Todesfälle gar nicht auf.

Die Bevölkerung von Katar hat ihre Grundimmunisierung mit den beiden mRNA-Impfstoffen von Moder­na (mRNA-1273) und Biontech/Pfizer (BNT162b2) erhalten. Bereits im September 2021 wurde mit der Boosterung begonnen.

Bis Ende Januar haben mehr als 370.000 Einwohner eine 3. Dosis (desselben Impfstoffs wie bei der Grundimmunisierung) erhalten. Dennoch kam es ab dem 19. Dezember zu der bisher größten Erkran­kungswelle, ausgelöst von der Omikron-Variante.

Laith Jamal Abu-Raddad von Weill Cornell Medicine-Qatar in Doha und Mitarbeiter haben jetzt die Schutzwirkung der Boosterung näher untersucht. Dazu wurden Personen gleichen Alters und Geschlechts mit derselben Herkunft (Katar beschäftigt viele Arbeitnehmer aus dem Ausland) gegenüber gestellt.

Ergebnis: Die Boosterung mit BNT162b2 senkte die kumulative Inzidenz von symptomatischen Omikron-Infektionen von 4,5 % auf 2,4 %. Abu-Raddad ermittelt eine Wirksamkeit von 49,4 % (95-%-Konfidenz­intervall 47,1 % bis 51,6 %).

Die Boosterung mit mRNA1273 senkte die kumulative Inzidenz von symptomatischen Omikron-Infektio­nen von 1,9 % auf 1,0 %. Dies ergab eine Wirksamkeit vom 47,3 % (40,7-53,3 %). Die Boosterung hat bei beiden Impfstoffen den Impfschutz gegenüber einer Grundimmunisierung gleich gut verbessert. Unklar bleibt, warum Personen, die mRNA1273 erhielten, ein insgesamt höheres Infektionsrisiko hatten.

Für den insgesamt häufiger eingesetzten Impfstoff BNT162b2 haben Abu-Raddad und Mitarbeiter auch die Auswirkung der Boosterung auf die Delta-Variante untersucht. Die Impfstoffwirksamkeit war mit 86,1 % (67,3-94,1 %) deutlich höher als gegen Omikron-Durchbrüche.

Die Boosterung erzielte jedoch eine gute Schutzwirkung vor schweren Erkrankungen, die eine Hospita­lisierung erforderlich machen. Die Impfstoffwirksamkeit von BNT162b2 betrug hier 76,5 %, wobei das 95-%-Konfidenzintervall wegen der insgesamt seltenen schweren Erkrankungen bei der jungen Bevöl­kerung (Durchschnittsalter 42 Jahre) mit 55,9 % bis 87,5 % recht weit ist. Für mRNA1273 konnte Abu-Raddad keine Zahlen ermitteln.

Der bessere Schutz der Boosterung vor Infektionen mit der Delta-Variante zeigt, dass die Impfstoffwirk­samkeit mit zunehmendem genetischen Abstand des Virus vom Wildtyp, gegen den die Impfstoffe kon­zipiert wurden, abnimmt. Eine Anpassung der Impfstoffe oder noch besser die Entwicklung eines universellen Impfstoffs wäre deshalb aus Sicht von Abu-Raddad wünschenswert. © rme/aerzteblatt.de