Was ist der unterschied zwischen neurologe und orthopäde

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Was ist der unterschied zwischen neurologe und orthopäde

Zu allererst unterscheidet der Arzt zwischen lokalisierbaren Rückenschmerzen im Nacken oder im Kreuz (zum Beispiel Hexenschuss) und ausstrahlenden Schmerzen, die sich auch im Arm oder im Bein bemerkbar machen (Lumboischialgie). Hier treten als Störung der Nervenfunktion typische Symptome auf wie Taubheit, Blasenfunktionsstörungen, Darmentleerungsstörungen, Ischiasschmerzen, Brennen und Ameisenlaufen auf.

Bei deutlichen neurologischen Symptomen ist daher auch eine fachärztlich neurologische Untersuchung der Rückenschmerzen erforderlich.

Die neurologische Untersuchung erfolgt am besten durch den Neurochirurgen. Er beherrscht die Feststellung von Störungen der Nervenfunktion. Seine Untersuchung stützt sich auf zahlreiche klinische Anzeichen. Die Auswertung neurologischer Symptome zur Lokalisierung einer Nervenschädigung ist besonders anspruchsvoll: Nerven verlaufen innerhalb des Rückenmarks und dann ausgehend von den Nervenwurzeln über sehr weite Strecken im Körper.

Neben der klinischen Prüfung von Symptomen und Ausfällen spielt bei der Lokalisierung von neurologischen Symptomen auch die apparative Messung von Nervenleitgeschwindigkeiten eine Rolle.

Zu den je nach der Lage der betroffenen Nerven differenziert zu betrachtenden Symptomatik kommt noch das Problem multifaktorieller Beschwerden. Wenn mehr als eine strukturelle Störung der Wirbelsäule vorliegt muss diejenige gefunden werden, die klinisch relevant ist. Das erfordert von Arzt und Patient ein abgestuftes Vorgehen in Diagnose und Behandlung.

Interdisziplinäre Diagnose und Behandlung von Rückenschmerzen

Was ist der unterschied zwischen neurologe und orthopäde
Der Orthopäde untersucht die Wirbelsäule im Rückenzentrum der Gelenk-Klinik. © Gelenk-Klinik

Behandlung von Rückenschmerzen fordert auf Grund der vielen möglichen Ursachen ein ganzheitliches Vorgehen in Diagnose und Behandlung. Zugleich erfordert die zunehmend spezialisierte Therapie eine hohe Spezialisierung und Vertrautheit mit minimalinvasiven und patientenschonenden Behandlungen und Operationsverfahren.

Untersuchung der genauen Beschwerden bei Rückenschmerzen

Entscheidend bei der Untersuchung von Rückenschmerzen ist die persönlich klinische Untersuchung. Der Orthopäde muss seinen Patienten kennen. Zum klinischen Bild - den tatsächlich vorliegenden Beschwerden - liefern diagnostische Bilder nur zusätzliche Informationen. Eine Rückenkrankheit lässt sich aber nicht ausschliesslich auf der Grundlage von Röntgen- und MRT-Bildern feststellen.

Zur Diagnostik von Wirbelsäulenerkrankungen gehört daher zuallererst eine eingehenden orthopädische und neurochirurgische Untersuchung. Diese Untersuchung ermittelt Form, Haltung und Beweglichkeit sowie die Bewegungsabhängigkeit von Schmerzen.

In diesem Zusammenhang wird der Patient auch über seine besonderen beruflichen und psychischen Belastungen befragt.

In der Gelenk-Klinik wird Diagnose und Behandlung von Rückenschmerzen daher durch ein interdisziplinär arbeitendes Team aus Orthopäden und einem fachärztlichen Neurochirurgen geleistet.

Strukturelle Schäden an Wirbeln, Bandscheiben und dem Halteapparat der Wirbelsäule stellen die mit den bildgebenden Verfahren Röntgen und MRT am leichtesten feststellbaren Ursachen der Rückenschmerzen dar. In vielen Fällen ist jedoch der Zusammenhang zwischen strukturellen Problemen und Schmerzen nicht eindeutig.

Viele Patienten haben eindeutige Strukturprobleme wie zum Beispiel Bandscheibenvorfälle, ohne darunter zu leiden.

Viele der Strukturschäden sind zwar eindeutig behandlungsbedürftig, stellen aber nicht die Ursache chronischer Schmerzsyndrome dar. Sie werden eher zufällig im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen diagnostiziert.

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Die Klinische Untersuchung durch den orthopädischen Rückenspezialisten hat einen hohen Stellenwert bei der Diagnose von Rückenschmerzen. Die Zuordnung von Strukturproblemen zu den tatsächlich vorliegenden Schmerzen ist besonders anspruchsvoll. © Gelenk-Klinik

Die Zuordnung von Schmerzen zu Strukturschäden an Bandscheiben und Wirbeln ist gerade im Falle der Rückenschmerzen schwierig. Sie bedarf der grossen Erfahrung eines intersdisziplinär arbeitenden Rückenspezialisten für eine erfolgreiche Behandlung der tatsächlichen Rückenschmerzursache.

Wie untersucht der Orthopäde Rückenschmerzen?

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Die gesamte bildgebende Diagnostik des Rückenschmerzes wird in der Gelenk-Klinik angeboten. © Gelenk-Klinik.de

Zunächst müssen alle möglichen Ursachen der Rückenschmerzen untersucht werden (Differentialdiagnostik).

Zuallererst findet der Orthopäde heraus, ob die Schmerzen als akute Schmerzen mit einem bestimmten Ereignis oder Unfall in Verbindung stehen. Dauern die Schmerzen bereits länger als drei Monate an, haben die Rückenschmerzen einen chronischen Verlauf genommen.

Die Untersuchung der Rückenschmerzen beginnt mit einem eingehenden Gespräch (Anamnese). Der Orthopäde erkundigt sich genau nach den Symptomen und Aspekten der Lebensweise des Patienten, die zu Rückenschmerzen beitragen könnten.

Ursachen der Rückenschmerzen durch äußerliche Betrachtung und Untersuchung

Der nächste Schritt bei der Diagnose von Rückenschmerzen ist die äußerliche Betrachtung des Patienten: Wie stehen Becken und Schultern zueinander? Ist die Wirbelsäule gerade oder asymmetrisch? Sieht der Orthopäde bei der Tastuntersuchung Auffälligkeiten im Muskeltonus? Gibt es auffällige Verspannungen als Ursachen der Rückenschmerzen? Ist die Wirbelsäule an manchen Stellen unbeweglich oder überbeweglich? All diese funktionellen Aspekte müssen bei der Ermittlung der Schmerzursachen von Rückenschmerzen miteinfließen.

Genaue Lokalisation und Ausstrahlung der Rückenschmerzen

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Der Orthopäde untersucht die Beweglichkeit der Halswirbelsäule. Bestimmte Schmerzauslöser und Bewegungsblockaden können so festgestellt werden. © Gelenk-Klinik

Ein wichtiges Merkmal der Rückenschmerzen, das der Orthopäde beachtet, ist die Lokalisation und die Ausstrahlung. Reine Rückenschmerzen (Lumbalgien) werden unterschieden von Ausstrahlungen der Rückenschmerzen in die Beine (Ischialgien) oder die Arme (Brachialgien). Betreffen alle schmerzenden Regionen das Versorgungsgebiet einer aus dem Rückenmark austretenden Nervenwurzel, dann ist häufig ein Bandscheibenvorfall die Ursache, der auf diesen Nerven drückt und seine Funktion beeinträchtigt.

Schmerzmuster, Schonhaltungen und Auslöser der Rückenschmerzen

Dann beachtet der Orthopäde die Abhängigkeit der Schmerzen von der Körperposition und Bewegung. So ist eine Verminderung der Schmerzen etwa beim Aufstützen auf die Arme oder beim Vornüberbeugen ein ganz typisches Zeichen einer Spinalkanalverengung (Spinalkanalstenose). Das ist eine Verengung des Nervenleitkanals der Wirbelsäule, durch den das Rückenmark verläuft.

Weitere Hinweise auf die Diagnose geben Zustände, in denen die Schmerzen gezielt hervorgerufen werden können (Schmerzprovokation). Tritt hier bei Druckerhöhung, zum Beispiel beim Husten oder Niesen ein Schmerz auf, spricht das ebenfalls für eine Spinalkanaleinengung. Treten die Schmerzen bei Rückbeugung und Hohlkreuzhaltung auf, sieht der Orthopäde darin Anzeichen für Wirbelgleiten (Spondylosysthese) und Wirbelsäulenarthrose (Facettensyndrom).

Eine weitere Beobachtung, die im Patientengespräch starke Beachtung findet, ist ein Gefühl von Instabilität der Wirbelsäule: Berichtet der Patient von einem Gefühl des Durchbrechens der Wirbelsäule, gerade beim Tragen von Lasten, vermutet der Orthopäde eine Osteoporose und Schwächung der Wirbelkörper durch Demineralisierung der Knochen.

Interdisziplinäre Klärung und Lokalisierung der Rückenschmerzen

Rückenschmerzen stellen eine besondere Herausforderung an Erfahrung und Sorgfalt des untersuchenden Orthopäden. Vor allem die Lokalisation der Rückenschmerzen gibt oft nur indirekt Auskunft über Ihre tatsächlichen Ursachen. Denn Rückenschmerzen können ausstrahlen. Gerade Rückenleiden können Symptome weit entfernt vom Entstehungsort verursachen. Daher können nicht nur Rückenschmerzen (Lumbalgien), sondern auch in den Arm ausstrahlende Schmerzen (Brachialgien), in das Bein ausstrahlende Schmerzen (Ischialgien) letztendlich durch Wirbelsäulenprobleme verursacht werden.

Psychogene Ursachen der Rückenschmerzen bei seelisch stark belasteten Patienten:

Auffällig bei Patienten mit Rückenschmerzen: Oft sind nicht ältere Patienten oder körperlich schwer arbeitenden Patienten von Rückenschmerzen betroffen. Vielmehr sind Rückenschmerz-Patienten besonders häufig beruflich stark belastete, aber unter - oft beruflich mit sitzenden Bürotätigkeiten - unter Bewegungsmangel leidenden Patienten, die unter Rückenschmerzen leiden.

In Abwesenheit erkennbarer struktureller Schäden an der Wirbelsäule werden häufig psychische Ursachen der Rückenschmerzen angenommen. Das ist ein wichtiger Erklärungsansatz für Rückenschmerz: denn Stress, Überforderung und psychosoziale Konflikte (Ärger) können zu einer dauerhaften Änderung des Muskeltonus (Anspannung) der Rückenmuskulatur führen. Rückenschmerzpatienten sind viermal so häufig depressiv oder chronisch erschöpft, wie der Bevölkerungsdurchschnitt. Der Rückenspezialist wird sich also sehr sensibel den Lebensumständen und der Befindlichkeit seiner Patienten öffnen.

Nicht selten ist die psychosomatische Diagnose jedoch auch eine Verlegenheitsdiagnose, die gerne verwendet wird, wenn Befunde an Wirbeln und Bandscheiben nicht zu finden sind, strukturelle Ursachen im Halteapparat also als Ursache des Rückenschmerzes ausscheiden. Den chronischen Schmerzpatienten wird diese relativ häufige Wahl der psychosomatischen Diagnose aber auch nicht gerecht. Sie verlängert als Fehldiagnose in vielen Fällen sogar das leiden.

Diagnostische Klärung der Rückenschmerzen

Dem eingehenden Gespräch (Anamnese) folgt meist eine apparative orthopädische Untersuchung. Zu dieser orthopädischen Untersuchung gehören Röntgenbilder, Computertomographie (CT) und Kernspintomographie (MRT).

Diese bildgebenden Verfahren können das Bild zu vervollständigen, das der Arzt sich von den Rückenschmerzen macht. Im Einzelfall kann auch eine neurologische Untersuchung erforderlich sein. Begleiterkrankungen - zum Beispiel rheumatische oder innere Erkrankungen - sollten ebenfalls in die Gesamtbetrachtung einbezogen werden.