Wann muss eine Eierstockzyste operiert werden?

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Eine Zyste am Eierstock (Ovarialzyste) ist ein teilweise mit Flüssigkeit oder Gewebe gefüllter Hohlraum an den Eierstöcken. Eine Eierstockzyste ist entweder angeboren oder entwickelt sich unter bestimmten Bedingungen. Die meisten Eierstockzysten bereiten keine Beschwerden und bilden sich von alleine wieder zurück. Lesen Sie hier alles über Ursachen und Behandlung einer Zyste am Eierstock. 

Artikelübersicht

Zyste am Eierstock

  • Ursachen und Risikofaktoren

  • Untersuchungen und Diagnose

  • Krankheitsverlauf und Prognose

Eine Zyste am Eierstock ist eine Art Blase, die mit Gewebe oder mit Flüssigkeit gefüllt sein kann. Meist ist sie nur wenige Millimeter bis Zentimeter groß und verursacht keine Beschwerden. Sie wird oftmals nur zufällig im Rahmen einer Ultraschall-Vorsorgeuntersuchung entdeckt. Am häufigsten entstehen solche Zysten in der Pubertät oder während der Wechseljahre, da hier starke hormonelle Schwankungen auftreten können, die das Wachstum einer Zyste begünstigen.

Wann muss eine Eierstockzyste operiert werden?

Parovarialzysten

Die Nebeneierstockzysten (Parovarialzysten) entstehen aus embryonalem Gewebe und befinden sich neben den eigentlichen Eierstöcken. Sie stellen Restgewebe aus der embryonalen Entwicklungszeit dar. Die Parovarialzysten können eine variable Größe haben und eventuell an einem Stiel wachsen.

Der Arzt wird bei Verdacht auf eine Ovarialzyste zunächst nach den Beschwerden und Vorerkrankungen fragen. Folgende Fragen können unter anderem gestellt werden:

  • Wie alt sind Sie und in welchem Alter hatten Sie Ihre erste Monatsblutung?
  • Wann war die letzte Regelblutung?
  • Haben Sie einen regelmäßigen Zyklus?
  • Wie viele Tage dauert die Blutung?
  • Nahmen oder nehmen Sie Hormonpräparate ein?
  • Wie viele Schwangerschaften und Geburten hatten Sie bisher?
  • Leiden Sie bekannterweise an Endometriose?
  • Sind in Ihrer Familie Erkrankungen der Eierstöcke bekannt?
  • Haben Sie einen Kinderwunsch?

Anschließend wird der Arzt die Patientin untersuchen, um eventuelle (schmerzhafte) Vergrößerungen der Eierstöcke zu tasten. Je nach Ursache der Zyste kann diese mittels einer Bauchspiegelung beurteilt und gleichzeitig entfernt werden.

Besonders bei Frauen ab dem 40. Lebensjahr sollte stets eine genaue Abklärung einer Zyste am Eierstock erfolgen, um ein bösartiges Geschehen auszuschließen.

Ultraschalluntersuchung

Die Ultraschalluntersuchung (Sonografie) ermöglicht die bildliche Darstellung der Eierstöcke. Der Arzt kann die Eierstöcke und umgebenden Strukturen mit einem Schallkopf durch die Bauchdecke oder Scheide beurteilen. Durch eine Ultraschalluntersuchung ist es in vielen Fällen bereits möglich, den Zystentyp zu bestimmen.

Wann muss eine Eierstockzyste operiert werden?

Wann muss eine Eierstockzyste operiert werden?

Bauchspiegelung

Bei vielen Zystenformen reicht es aus, wenn der Arzt den Verlauf mittels Ultraschalluntersuchungen kontrolliert. Wenn durch eine Sonografie aber der Verdacht auf eine Dermoidzyste oder eine Endometriosezyste in Betracht gezogen werden muss, erfolgt in der Regel eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) in Vollnarkose. Durch drei kleine Schnitte in der Bauchdecke werden Kamera und chirurgische Instrumente in den Bauchraum geführt. Der Operateur kann die Eierstöcke so aus der Nähe begutachten, Gewebeproben aus der Zyste entnehmen oder sie gleich komplett entfernen.

Die Behandlung der Eierstockzyste ist abhängig von ihrer Art und Größe. Sofern sie keine Beschwerden verursacht und nicht zu groß ist, kann ihr Wachstum erst einmal beobachtet werden. In über 90 Prozent der Fälle bildet die Zyste sich wieder von alleine zurück. Dazu sollten Zysten in regelmäßigen Abständen durch Ultraschall- und Tastuntersuchungen vom Arzt beobachtet werden. Manchmal kann eine medikamentöse Therapie mit Hormonen zu einer Rückbildung der Zysten führen. In seltenen Fällen ist allerdings eine operative Entfernung notwendig.

Medikamente

Die Eierstockfunktion wird durch Hormonpräparate wie die Antibabypille unterdrückt. Teilweise können die Hormone auch das Zystenwachstum hemmen oder sogar ihre Rückbildung bewirken. Bei Endometriosezysten wird ein dem männlichen Geschlechtshormon ähnlicher Stoff zur Behandlung eingesetzt.

Wann muss eine Eierstockzyste operiert werden?

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Operative Entfernung von Eierstockzysten

Die meisten Eierstockzysten sind erworbene Zysten, die sich spontan zurückbilden und keiner Operation bedürfen. Ein operativer Eingriff zur Beurteilung oder Entfernung der Zyste wird in der Regel erst durchgeführt, wenn Beschwerden oder Komplikationen auftreten. Bei neu aufgetretenen Zysten nach den Wechseljahren oder bei über Monate bestehenden Zysten muss ebenfalls eine operative Abklärung erfolgen.

Für den chirurgischen Eingriff stehen verschiedene Methoden zur Auswahl. Die Auswahl des Verfahrens ist abhängig von der Größe der Zyste und ihrer Ursache. Meistens wird eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) durchgeführt, mit der die Zyste begutachtet und eventuell entfernt werden kann. Nur bei großen Zysten muss der Bauch durch einen Schnitt eröffnet werden.

Therapie der polyzystischen Ovarien

Die Therapie des polyzystischen Ovarien-Syndroms richtet sich nach einem bestehendem oder nicht bestehenden Kinderwunsch. An oberster Stelle steht die Reduktion des Körpergewichtes durch vermehrte körperliche Aktivität und eine ausgewogene Ernährung. Gegebenenfalls muss der Insulinspiegels medikamentös gesenkt werden. Des Weiteren können Hormone gegeben werden, die die Eierstockfunktion regulieren und der erhöhten Produktion an männlichen Geschlechtshormonen entgegenwirken.

In über 90 Prozent der Fälle heilt eine Eierstockzyste von selbst aus und verursacht keine Beschwerden oder Komplikationen. In sehr seltenen Fällen kann sie allerdings zerreißen oder dreht sich (Stieldrehung). Dadurch können Komplikationen entstehen.

Zerreißen einer Eierstockzyste

Nur in seltenen Fällen zerreißt eine Eierstockzyste. Manchmal kann das im Rahmen einer Tastuntersuchung passieren, meistens zerreißt die Zyste aber ohne einen besonderen Auslöser. Der Vorgang ist zwar häufig schmerzhaft, zum Beispiel in Form eines plötzlichen, stechenden Schmerzes, in der Regel aber harmlos. Wenn allerdings anliegende Gefäße ebenfalls zerreißen, kann es zur Blutung in den Bauchraum kommen, was meist operativ behandelt werden muss.

Stieldrehung einer Zyste am Eierstock

Große Eierstockzysten, beispielsweise die Endometriosezysten, sind in einigen Fällen über einen beweglichen Gefäßstiel mit dem Eierstock verbunden. Bei plötzlichen Körperbewegungen kann sich der Stiel drehen und die Blutversorgung der Zyste oder des umliegenden Gewebes wird unterbunden. Je nachdem, wo sich die Zyste befindet, führt eine mangelnde Blutversorgung zu starken Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Schweißausbrüchen. Das Gewebe um die Zyste herum kann absterben und zu weiteren Komplikationen wie einer Bauchfellentzündung oder Blutvergiftung führen.

In den meisten Fällen stellen Zysten am Eierstock keine gesundheitliche Gefahr dar. Sie können aber sehr selten zu bösartigen Erkrankungen wie Eierstockkrebs führen und sollten daher regelmäßig kontrolliert werden. Eine Stieldrehung ist allerdings eine gefährliche und schmerzhafte Komplikation.  Es ist möglich, dass sich nach der Entfernung einer Zyste am Eierstock neue Zysten bilden. 

Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Prof. Dr. med. Martin Kolben

ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.

  • Kantelhardt E.J. and Göpel C.: "Ovarialzyste." Therapiehandbuch Gynäkologie und Geburtshilfe (2013): 211-214.
  • Kiechle M. : Gynäkologie und Geburtshilfe – ein Lehrbuch. Elsevier Verlag, 2006.
  • Schindelhauer A. and Wimberger T.: "Laparoskopie als Standard für gynäkologische Notfälle." Der Gynäkologe 47.3 (2014): 179-183.
  • Weyerstahl T. and Stauber M.: Duale Reihe Gynäkologie und Geburtshilfe. Georg Thieme Verlag, 2013.