Vergleich iphone 6 und 6 plus

Die Geräte tragen ein kleines „s“ im Namen. Wir wissen aus den vergangenen Jahren, was das heißt: Neues Modell, altes Design. Auf den ersten Blick erkennt man nicht, ob jemand ein iPhone 6 oder iPhone 6s in den Händen hält. Es gibt jedoch zwei Merkmale, an denen man es sehen kann: Die aktuelle Generation kommt neben Spacegray, Silber und Gold auch in einer vierten Farbe daher: Roségold.

Der Farbton ist okay und wirkt sympathisch; er ist nicht zu soft und zärtlich, sondern eher dezent und stillbewusst. Das liegt aber daran, das der Untergrund aus Metall besteht. Ich persönlich habe zum klassischen Spacegray mit schwarzer Front gegriffen. Ansonsten gibt es noch ein anderes Merkmal, dass das neue Gerät verrät: das kleine „s“ auf der Rückseite.

Das bekannte Design sieht sicher gut aus, hat aber auch Nachteile. Die Geräte sind genau so rutschtig wie ihre Vorgänger. Ein Bumper oder eine richtige Schutzhülle sind empfehlenswert. Das anodisierte Aluminium hat dieses Mal eine stärkere Legierung; das soll die Telefone vor Verbiegungen schützen. Wir wissen es und Ihr wisst es auch: Natürlich werden es Leute geben, die versuchen das iPhone zu verbiegen. Dieses Mal soll das aber nicht so einfach sein, meint Apple.

Das Design ist schnell erklärt: vorne Glas mit abgerundeten Ecken, hinten Aluminium mit Streifen aus Kunststoff. Darunter befinden sich die Sende- und Empfangsantennen für die drahtlose Kommunikation. Beide Telefone sind schwerer und dicker geworden:

  • das iPhone 6s Plus ist 7,3 mm dick und wiegt 192 Gramm
  • das iPhone 6s ist vom 6,9 mm auf 7,1 mm gewachsen und hat 14 Gramm auf insgesamt 143 g zugelegt

Beim kleineren Modell fällt einem der Unterschied nicht auf, aber beim iPhone 6s Plus bemerkt man die Veränderung sofort. Die Gründe für die neuen Dimensionen sind das neue Material sowie die Eingabetechnologie 3D Touch, heißt es.

Die Verarbeitung ist erfreulich hochwertig. Alle Taster wirken sinnvoll platziert. Das gilt vor allem für die Tasten und den Regler an der Seite. Alles fühlt sich hochwertig und teuer an – muss es auch. Bei dem Preis.

Das Display beim iPhone 6s Plus ist gleich groß: 5,5 Zoll. Beim iPhone 6s sind es, ebenfalls wie bisher, 4,7 Zoll. Beide Geräte verfügen über eine IPS-basierte Flüssigkristallanzeige. Das LCD ist qualitativ auf einem sehr hohen Niveau: Farben, Kontrast und Helligkeit sind hervorragend, die Blickwinkel vorbildlich. Und auch die Schärfe ist gut, obwohl sich an der Pixeldichte seit der Einführung des Retina-Displays beim iPhone 4 nichts mehr getan hat.

Eine der größten Neuerungen in diesem Jahr ist das sogenannte 3D Touch. Dabei kann das Display zwischen einer einfachen Berührung und festerem Druck unterscheiden. In den aktuell von Apple demonstrierten Anwendungen gibt es konkrete Funktionen, die das ausnutzen, beispielsweise Quick Action. Das sind quasi Schnellzugriffe. Ihr könnt Euch das vorstellen wie eine rechte Maustaste. Drückt Ihr im Homescreen etwas härter auf das Icon einer App, erscheint ein Kontextmenü:

  • bei der Kamera gibt es direkten Zugriff auf verschiedene Modi, darunter Selfie, Videoaufnahme, gewöhnliches Foto oder Slo-Mo
  • drückt man auf die Uhr, erscheinen die bekannten Funktionen: Wecker erstellen, Stoppuhr oder Timer starten
  • etwas individueller ist die neue Karten-App: mit einem Druck könnt Ihr Euch nach Hause navigieren lassen
  • bei iMessage könnt Ihr eine neue Nachricht verfassen
  • der Kalendar zeigt kommende Ereignisse oder legt einen neuen Eintrag an
  • die Foto-App zeigt im Menü die Suche, Bilder von vor einem Jahr sowie die Favoriten

Noch wurde 3D Touch nicht von vielen App-Entwicklern integriert. In Zukunft könnte man aber direkt von der Startseite in einen bestimmten Twitter-Stream springen oder die Favoriten in WhatsApp öffnen. Dadurch spart man sich einige Klicks.

3D Touch beschränkt sich aber nicht auf den Homescreen. In der E-Mail-App beispielsweise gibt es eine Vorschau. Apple nennt das Peek . Ein sanfter Druck auf eine Nachricht zeigt ihren Inhalt. Drückt man eine Stufe fester, öffnet sich die E-Mail komplett. Apple nennt das Pop .

Auch in der Kamera-App kann auf das kleine Bild unten tippen, um zu sehen, welche Bilder man bereits gemacht hat. Drückt man nun in der Vorschau kräftiger, öffnet sich das Bild im Ganzen. Über 3D Touch ist es auch möglich, von einer App in eine andere zu wechseln. Hierfür muss man die linke Seite des Bildschirm drücken, dann erscheint die Ansicht zum Wechseln der Applikationen.

Die Nennladung des Akkus im iPhone 6s hat sich im Vergleich zu seinem Vorgänger reduziert. Statt 1810 fasst er nun 1715 mAh. Das klingt zwar nach einem Rückschritt, ist aber natürlich nicht der einzige Faktor, der Einfluss auf die Laufzeit hat: eine geringere Systemlast, eine gesteigerte Energieeffizienz des Prozessors oder der gesenkte Stromverbrauch des Displays können schon für überraschende Resultate sorgen. Aber in diesem Fall tun sie das nicht. Die Akkuwerte des iPhones 6s sind nicht besonders; sie hätten besser sein können. Schon nach 10 Stunden war das Licht aus.

iOS 9, das bereits vorinstalliert ist, bringt einen Energiesparmodus mit sich. Er drosselt die Leistung künstlich, reduziert die Display-Helligkeit und schaltet Animationen ab. Apple verspricht drei zusätzliche Stunden in diesem Modus. Beim iPhone 6s haben wir es lediglich auf 1 Stunde und 46 Minuten geschafft, mit dem großen Modell kamen wir auf 2 Stunden und 30 Minuten.

Im Gegensatz zum kleineren iPhone 6s hält der Akku des iPhone 6s Plus deutlich länger durch. Bei einer intensiven Nutzung haben wir rund 1,5 Tage erreicht. Eine Schnelllade-Technik gibt es offiziell nicht, aber man kann das stärkere Netzgerät des iPad verwenden, sofern man eins besitzt. Damit geht das Aufladen schneller.

Bei den neuen iPhones platziert Apple dieses Mal eine höher auflösende Kamera auf der Front. Statt 1,2 gibt es nun fünf Megapixel. Mehr Pixel bedeutet zwar nicht, dass auch die Qualität besser wird, aber in diesem Fall ist die Entscheidung eine gute. Selfies sind im Trend, die neue Cam ist ein Schritt nach vorne. Fünf Megapixel sind ausreichend, auch wenn es bereits Geräte auf dem Markt gibt, die noch mehr hergeben. Nichtsdestotrotz ist die Qualität der nach vorne gerichteten Kamera prima.

Anstelle einer dedizierte LED auf der Front dient das Display als „Blitz“. Es leuchtet weiß, wenn man ein Bild von sich macht. Für eine kurze Zeit steigert sich die Helligkeit um das dreifache und am Ende kommt ein gut ausgeleuchtetes Bild heraus. Die Methode ist nicht neu, zahlreiche Hersteller haben bereits etwas in der Art. Jetzt ist auch Apple einer vor denen.

Die Kamera auf der Rückseite hat ebenfalls eine neue Auflösung: Es sind nun 12 statt 8 Megapixel. Auch hier gilt: mehr muss nicht immer besser sein. Packt man eine höhere Auflösung auf einen gleich großen Bildsensor, so könnte sich dies sogar kontraproduktiv auf die Bildqualität auswirken. Aber das ist hier nicht der Fall: Apple verwendet einen größeren Bildsensor. Die Kantenlänge der Pixel hat zwar etwas abgenommen, aber die Fotos sind umwerfend. Apple hat wieder eine exzellente Kamera in seinen Smartphones eingebaut. Die Ergebnisse sind nicht signifikant besser, als bei den Vorgängern, aber sie sind besser. Unterschiede sind allerdings erst beim Hineinzoomen zu sehen. Um es kurz zu machen: die Bilder haben viel Feinheit, ein gute Schärfe und realitätstreue Farben mit viel Dynamik.

Die aktuelle iPhone-Generation kann jetzt Videos in hochauflösenden Format Ultra-High-Definition aufzeichnen, auch als 4K bekannt. Um Videos im Format UHD aufzeichnen zu können, müsst Ihr das zunächst in den Einstellungen freischalten. Neu ist auch die Möglichkeit, dass man acht Megapixel große Fotos aufnehmen kann, während eine UHD-Videoaufnahme läuft.

Wie beim Vorgänger ragt auch die Kamera bei den neuen iPhones aus dem Gehäuse heraus. Dadurch kippelt das Telefon etwas, wenn es auf dem Tisch liegt. Eines der neues Feature beim großen iPhone ist die optische Bildstabilisierung bei Videoaufnahmen, bisher ging das nur bei Fotos. Das kleine Modell kommt komplett ohne einen optischen Bildstabilisator, kurz OIS.

Mit der neunten Generation der Geräte stellt Apple eine neue Funktion namens Live Photos vor. Das sind kleine animierte Bilder, die Eure Aufnahmen lebendiger machen. Aktiviert man die Funktion, so nimmt die Kamera ein kleines Video 1,5 Sekunden vor und nach dem eigentlichen Bild auf. Beim Betrachten in der Galerie oder beim Nutzen von 3D Touch läuft dann das kleine Video. Das ist zwar eigentlich etwas ganz Einfaches, aber durchaus ein witziges Feature – weil man sich nachhaltiger an einen Moment erinnert.

Apropos teuer: das iPhone 6s startet bei 739 Euro mit 16 GByte Speicher. Die nächste Größe, 64 GByte, liegt bei 849 Euro, das preisliche Schlusslicht bildet das Modell mit 128 GByte für 959 Euro. Die mittlere und die letzte Größe finden gut und nützlich, aber ein großer Kritikpunkt in diesem Jahr ist das ist das kleinere Modell.

Im direkten Vergleich zum Vorjahr hat Apple zwar die Preise erhöht, aber nicht die Kapazität. Das hätten sie aber tun sollen, denn mit 16 GByte und einer freien Kapazität von etwa 12 GByte kommt man nicht weiter im Leben. Vor allem, weil eine Minute Videomaterial im hochauflösenden UHD-Format 375 MByte verbraucht. Das heißt: 30 Minuten Videoaufnahme und der Speicher ist voll . Apps, Musik, Bilder und andere Daten haben wir erst gar nicht hinzugezählt.

Das iPhone 6s Plus kostet in der kleinsten Version 849 Euro, die Variante mit 64 GByte liegt bei 959 Euro. Für 1069 Euro bekommt man das Topmodell mit dem größten Speicher.

iOS 9 auf iPhone bringt kleine und ganz feine Veränderungen mit sich. Die Spotlight-Suche sitzt jetzt wieder „links vom Homescreen“, nach wie vor lässt sie sich aber auch einfach von einer beliebigen Stelle auf der Startseite runterziehen. Siri kann jetzt mehr: Auf den neuen iPhones startet sie mit dem Satz „Hey Siri“ berührungslos, selbst wenn sich das Telefon im Bereitschaftszustand befindet. Die intelligenten Assistentin schlägt häufig genutzte Apps und Kontakte in einer Anschicht vor – je nach Kontext und Ort. Darüber hinaus zeigt sie News-Artikel an, die für den Nutzer relevant sein könnten.

Siri analysiert auch das Verhaltensmuster und kommt dem Nutzer bei bestimmen Dinge entgegen: Zum Beispiel wird mir seit kurzem Spotify auf meinem Bildschirm angezeigt, wenn ich in mein Auto einsteige und die Zündung einschalte. Das ist ein witziges Detail, denn anfangs wurde mir Apple Music angeboten. Weil ich aber immer Spotify nutze, hat Siri offensichtlich gelernt, dass ich lieber diese App in jenem Moment benötige.

iOS 9 bringt noch viele weitere Sachen mit, daruner eine neue iCloud Drive-App, die sich optional in den Einstellungen aktivieren lässt. Die Karten-App navigiert nun auch durch öffentlichen Verkehrsmittel – wenn auch aktuell nur in Berlin. Aber weitere Städe sollen kommen. Ansonsten gibt es Verbesserungen im Detail, darunter eine Suche in den Einstellungen, um schnell tief verborgene Optionen zu finden oder eine überarbeitete Notizen-App.

Die neuen iPhones sind solide Smartphones für das aktuelle Jahr. Sie haben viele Stärken und offenbaren nur wenige Schwächen. Unterm Strich sind beide Modelle gut gelungen und mit Alleskönner-Eigenschaften ausgestattet. Sie sind zuverlässig und zukunftssicher. Darüber hinaus ist zu erwähnen, dass die Kamera des iPhone erstklassig ist.

Die größte Kritik am neuen iPhone ist der interne Speicher bei der kleinsten Version: zu wenig für viel zu viel Geld. Auch der Akku beim kleinen Modell könnte besser sein, finden wir. Ein weiterer Wunsch, den wir haben: Stereolautsprecher. Im Vergleich zum iPhone 6s ist der Akku des iPhone 6s Plus leistungsstärker und die Kamera verfügt einen OIS für Bild und Video.

Wenn Ihr bereits ein iPhone 6 oder iPhone 6 Plus habt, dann lohnt sich ein Upgrade auf die neuen Modelle nicht unbedingt, es sei denn, Ihr wollt die neue Farbe Roségold – das wäre etwas Emotionales. Oder Ihr seid auf die hochauflösende Kamera angewiesen. Ansonsten gibt es wenig Gründe zum Aufsteigen. 3D Touch hat viel Potential, aber im derzeit gibt es kaum Apps, die die Funktion unterstützen. Mit der Zeit werden Entwickler sicherlich viele coole Anwendungen präsentieren. Bis 3D Touch aber wirklich bei den Entwicklern angekommen ist, ist iOS 10 und die nächste Generation der Geräte da.

Die Geräte können viel und sind teuer. Aber klar: Es sind die neuen Flaggschiffe von Apple ...