Unterschied zwischen aktien und genossenschaftsanteile

Sich solidarisch zeigen und dafür auch noch eine Dividende oder andere Vorteile kassieren? Genossenschaftsanteile sind eine beliebte Anlage. In dieser Folge Finanzfluss Exklusiv prüfen Thomas und Ana, welche Vor- und Nachteile Genossenschaftsanteile bieten und welche Arten von Genossenschaften es gibt. Denn: Genossenschaften gibt es nicht nur im Finanzwesen. Energie- und Baugenossenschaften verfolgen ein anderes Ziel in ähnlicher Weise. In unserem Fazit weisen wir auf die Punkte hin, die du auf keinen Fall übersehen solltest, wenn du mit Genossenschaftsanteilen liebäugelst.

Was ist eine Genossenschaft?

Genossenschaften sind in Deutschland sehr beliebt: 18,6 Millionen Deutsche halten Genossenschaftsanteile von Banken. Das sind fast doppelt so viele, wie es Aktionäre gibt.  Neben Genossenschaftsbanken gibt es auch andere Unternehmen in Genossenschaftsform. Erkennen könnt ihr Genossenschaften an dem Kürzel eG = eingetragene Genossenschaft. 

Die Idee dahinter: Die Genossenschaft ist eine wirtschaftliche Selbsthilfegemeinschaft, die auf gleichen Interessen der einzelnen Mitglieder beruht. Ziel ist das gemeinsame Wirtschaften nach vereinbarten Regeln. Als Genosse stellt man also Eigenkapital für die Bank zur Verfügung. Im Gegenzug erhält man eine Dividende, wenn es gut läuft.

2019 sind insgesamt 430 Millionen Euro ausgeschüttet worden, was am Ende weniger als 25€ pro Kopf entspricht.

In einer Genossenschaft wird solidarisch entschieden, es wird unter den Mitglieder ein Vertreter gewählt und jedes Mitglied hat ein Stimmrecht = Gleichberechtigung laut Genossenschaftsgesetz.

Auch eine Genossenschaftsbank arbeitet gewinnorientiert. Vergibt Kredite und Konten etc.

Der Unterschied zu anderen Unternehmensformen: Die Genossenschaft will nicht nur den eigenen Gewinn maximieren, sondern das wirtschaftliche Vorankommen der Mitglieder laut Satzung.

Wer davon profitieren will, muss Mitglied werden (nur Bankkunde zu sein, reicht nicht) —> Voraussetzungen: Kunde werden, im Einzugsgebiet leben (es gibt Ausnahmen wie die VB Berlin), Genossenschaftsanteile „zeichnen“.

Klingt einfach, doch es gibt einen Haken: Jede Genossenschaft setzt eine Mindest- und Höchstanzahl an Anteilen fest, das variiert → man kann also nicht einfach “ein paar Tausend mit guter Rendite parken”.

Unterschied zwischen Genossenschaftsanteilen und Aktien/ETF

Bei Aktien erhält man ein Mitbestimmungsrecht durch seine Anteile – je mehr Anteile, desto größer das Mitspracherecht auf der Hauptversammlung.

Bei Genossenschaftsanteilen: Egal wie viele Anteile — jeder hat eine Stimme 

+ Aktien werden an der Börse gehandelt, ihr Kurs schwankt. Genossenschaftsanteile werden nicht an der Börse gehandelt, es gibt also keinen Kurs und damit auch keine Kursgewinne oder -verluste

—> Genossenschaftsanteile sind weniger risikobehaftet als Aktien, aber nicht risikolos!

Im Fall einer Pleite müsst ihr mithaften. Bei Aktien ist das anders – Aktien verlieren im worst case ihren Wert. Bei Genossenschaftsanteilen gibt es eine Haftung – im Insolvenzfall könnte es sein, dass ihr Geld zuschießen müsst = Nachschusspflicht. Bisher ist in Deutschland keine Genossenschaftsbank pleite gegangen. Und zur zusätzlichen Absicherung gibt es einen Sicherheitsfonds.  (bisher noch nie passiert + Sicherungsfonds für den Fall + 2022 wird Nachschusspflicht abgeschafft)

Steuerlich kein Unterschied: Auf die Dividenden aus Genossenschaftsanteilen fallen auch  25% Kapitalsteuer an.

Welche Arten von Genossenschaften gibt es?

Genossenschaftsbanken

Genossenschaftsbanken ehmen nach Geschäftsvolumen rund 13% Marktanteil unter den Banken ein; im Privatgeschäft sogar 27%. In Deutschland sind Genossenschaftsbanken zusammengeschlossen unter dem Bundesverband für Volksbanken und Raiffeisenbanken.

Baugenossenschaften

Baugenossenschaften oder Wohnungsgenossenschaften sind kooperative Wohnungsunternehmen. Sie bestehen aus mindestens drei Genossenschaftsmitgliedern, meist aber viel mehr.

2019 gab es 1.840 Wohnungsgenossenschaften im GdW-Bund (in den letzten 15 Jahren nur leicht abnehmend. Diese haben rund 2,2 Millionen Wohnungen im Bestand.

Der Unterschied zu rein privatwirtschaftlichen Wohnungsunternehmen: Als Mitglied hat man ein Recht auf Mitbestimmung in der Wohnpolitik, meist ein lebenslanges Wohnrecht und eine erschwingliche Miete.

Man muss erst Mitglied werden/sich bewerben, dann Anteile zeichnen, bevor man eine Wohnung mieten kann. Die Art der Mitbestimmung hängt von der Größe der Genossenschaft an – bei kleinen gibt es ein direktes Mitbestimmungsrecht, bei Baugenossenschaften mit mehr als 1.500 Mitgliedern gibt es Vertreter.

Energie-Genossenschaften

Bürgerenergiegenossenschaften/Energiegenossenschaften verfolgen als Ziel meist die dezentrale, konzernunabhängige und ökologische Energiegewinnung. 

Die Genossenschaften schaffen Anlagen zur Gewinnung von erneuerbarer Energie oder bieten eine Beteiligung daran. Durch die EEG-Umlage erhalten sie Zuschüsse, was für mehr Genossenschaften auf dem Gebiet gesorgt hat → deshalb genau hinschauen, welche Ziele die Genossenschaft verfolgt. 

Unterschied zwischen aktien und genossenschaftsanteile
Rund 1.000 Energiegenossenschaften – Trend seit 2009 stark steigend. Quelle: Statistisches Bundesamt

  • Kunden versprechen sich Sicherheit, hohe Stabilität – auch in der letzten Wirtschaftskrise sind die Genossenschaftsbanken (Volks- und Raiffeisenbank, GLS) ziemlich stabil geblieben. 

  • Genossenschaften sind berechenbar, durch die Versammlungen ist man informiert darüber, wie gewirtschaftet wird etc.

  • Bei vielen Genossenschaftsbanken musst du ortsansässig sein, um Mitglied zu werden → der Zugang ist nicht unkompliziert

  • Die meisten Genossenschaften begrenzen die Zahl der Anteile. Es gibt auch hohe Limits, z.B. bei der Volksbank Berlin 1.000 Anteile à 52 Euro. In der Regel heißt es aber: hohe Rendite auf wenig Geld…

  • Genossenschaften sind gesetzlich verpflichtet, dein angelegtes Geld nach 2 Jahren auszuzahlen — wer sein Geld schnell haben will, muss ggbf. warten. Daneben gibt es noch eine oft lange Kündigungsfrist

Im Fall einer Pleite müsst ihr mithaften. Bei Aktien ist das anders – Aktien verlieren im worst case ihren Wert. Bei Genossenschaftsanteilen haftet ihr darüber hinaus! Bei Insolvenz könnte es sein, dass ihr Geld zuschießen müsst = Nachschusspflicht (bei Banken in den letzten 70 Jahren nie passiert/retten sich gegenseitig Sicherungsfonds für den Fall; 2022 wird Nachschusspflicht abgeschafft)

Risiko bei unseriösen Anbietern natürlich da:

Stuttgarter Wohnungsbaugenossenschaft ging pleite, 445 Geschädigte mussten insgesamt 10,8 Mio. Euro aufbringen, das wären mehr als 24.000 Euro pro Person → Ermittlungen wegen Untreue.

Zukunft der Genossenschaften

Dividenden-Diskussion mit der Bankenaufsicht → wegen Corona hat die Bankenaufsicht die Großbanken im Euroraum aufgefordert, keine Dividenden auszuzahlen. Die Bafin hatte dieselbe Empfehlung, auch für Kleinbanken → im August 2020 erlaubte die Bafin dann doch die Dividendenauszahlung. Die einzelnen Genossenschaftsbanken entscheiden auf ihren jeweiligen Versammlungen darüber, ganz nach dem Prinzip.

Übrigens: Es sind nicht nur seriöse Genossenschaften da draußen, es gibt Betrüger, die mit dem solidarischen Modell werben, Geld einsammeln und krumme Geschäfte treiben, z.B. Schneeballsystem Marketing.

Warum das möglich ist: Viele “diverse” Genossenschaften unterliegen nicht der staatlichen Finanzaufsicht, sondern müssen sich einen Prüfverband aussuchen.

Fazit

Genossenschaftsanteile sind vor allem interessant, wenn du dich gesellschaftlich einbringen willst, nicht unbedingt als Renditetreiber. Du solltest unbedingt die Gebühren prüfen und dich nicht vom Renditeversprechen blenden lassen.

Genossenschaftsanteile sind weniger flexibel als Aktien und ETF, dafür planbar und relativ risikoarm. Deshalb sind sie für manche eine Alternative zum Tagesgeldkonto. ETFs sind in vielen Fällen eine gute Alternative, denn: Sie sind flexibler, unabhängiger und haben eine potenziell höhere Rendite bei langer Laufzeit.

Shownotes

In Zeiten steigender Mieten wächst das Interesse an Baugenossenschaften. Aber auch wer gar keine Wohnung sucht, kann Anteile kaufen. Wir zeigen die Vorteile und Risiken.

Bezahlbar wohnen und vor Luxussanierungen geschützt sein – das versprechen Baugenossenschaften ihren Mitgliedern. Für viele Großstädter ist das ein attraktives Angebot.

Doch wie wird man überhaupt Mitglied in einer Genossenschaft? Was kostet mich das? Und taugt der Kauf von Genossenschaftsanteilen auch als reine Geldanlage?

Spar-Tipps: Fünf Methoden für mehr Geld

Unterschied zwischen aktien und genossenschaftsanteile

Unterschied zwischen aktien und genossenschaftsanteile

Unterschied zwischen aktien und genossenschaftsanteile

Was sind Genossenschaftsanteile?

Genossenschaftsanteile sind nichts anderes als Geschäftsanteile. In Genossenschaften schließen sich Menschen zusammen, um zum Wohle aller Mitglieder gemeinsam geschäftlich zu wirtschaften. Wohnungsbaugenossenschaften im Speziellen haben das Ziel, ihre Mitglieder mit günstigen Wohnungen zu versorgen.

Wenn Sie eine Genossenschaftswohnung mieten wollen, müssen Sie dafür Anteile der Genossenschaft kaufen. So werden Sie vom bloßen Mieter zum Teilhaber.

Sie bekommen dann nicht nur ein Mitspracherecht und dürfen den Aufsichtsrat wählen, sondern können auch in Form von Dividenden an den Gewinnen beteiligt werden, die die Genossenschaft erwirtschaftet.

Das macht Genossenschaftsanteile auch für Anleger interessant, die gar keine Wohnung suchen. Treten Sie wieder aus der Genossenschaft aus, werden Ihnen Ihre Anteile verzinst zurückgezahlt.

Was kostet ein Genossenschaftsanteil?

Laut dem Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (Gdw) sind Anteile von bereits länger bestehenden Genossenschaften in der Regel für 500 Euro bis 3.000 Euro zu haben.

Bei neuen Genossenschaften liegen die Kosten höher, weil ihnen anfangs Kapital fehlt. Meist sind laut Gdw dann fünfstellige Summen fällig.

Wie viele Genossenschaftsanteile muss man kaufen?

Das variiert je nach Wohnungsgröße. Je größer die Wohnung, desto mehr Anteile sind in der Regel fällig. Das Stimmrecht ist allerdings für jedes Mitglied gleich – egal, wie viele Genossenschaftsanteile er oder sie besitzt.

Was ist der Unterschied zur Mietkaution?

Besitzer von Genossenschaftsanteilen müssen in der Regel nicht zusätzlich noch eine Mietkaution entrichten. Die Anteile können aber als Kaution verwendet werden. Das heißt, Sie bekommen nicht die vollen Anteile zurückgezahlt, falls in Ihrer Genossenschaftswohnung Schäden entstehen.

Eine Mietkaution erhalten Sie bei einem Umzug schneller zurück als die Genossenschaftsanteile bei einem Austritt. Für die Rückzahlung haben Genossenschaften bis zu zwei Jahre Zeit, bei Mietkautionen endet die Frist in der Regel maximal sechs Monate später.

Wie viel Rendite bringen Genossenschaftsanteile?

Angesichts niedriger Zinsen interessieren sich auch immer mehr Anleger für Genossenschaftsanteile. Hier waren zuletzt zwischen 1,5 und 5 Prozent Erträge pro Jahr drin.

Eine Garantie für die Ausschüttung der Dividenden gibt es aber nicht. Auch kann die Genossenschaft erwirtschaftete Gewinne reinvestieren, um Bestandsgebäude zu modernisieren oder neu zu bauen. Junge Baugenossenschaften schütten in den ersten Jahren zudem oft gar keine Dividenden aus.

Eine Investition in Genossenschaftsanteile kann durchaus sinnvoll sein. Denn der Ertrag, genannt Rendite, ist nicht nur vergleichsweise hoch, es handelt sich zusätzlich auch um eine nachhaltige Form der Geldanlage.

  • Rendite: Was ist das eigentlich und wie berechne ich sie?

Denn im Genossenschaftsgesetz ist festgelegt, dass Genossenschaften ihre Mitglieder wirtschaftlich und sozial fördern sollen. So ist der Kauf von Genossenschaftsanteilen in vielen Fällen ein soziales Investment. Sie können Sie bei Genossenschaftsbanken erwerben – zum Beispiel den Volks- und Raiffeisenbanken.

Diese Risiken sollten Sie kennen

Allerdings gibt es auch unter Genossenschaften schwarze Schafe – und nicht alle wirtschaften rentabel. Vor einem Investment sollten Sie sich deshalb die Bilanzen und Jahresabschlussberichte der vergangenen Jahre anschauen.

Geld, das Sie in Genossenschaftsanteile stecken, unterliegt zudem nicht der gesetzlichen Einlagensicherung. Ist eine Genossenschaft insolvent, erleiden Sie einen Totalverlust. Allerdings liegt die Insolvenzquote nur bei 0,1 Prozent.

Dennoch sollten Sie sich darüber im Klaren sein, dass eine sogenannte Nachschusspflicht für Sie bestehen kann. Laut dem Genossenschaftsgesetz greift diese, wenn im Fall einer Insolvenz nicht genügend Insolvenzmasse vorhanden ist, um die Gläubiger zu befriedigen. Genossenschaften können die Nachschusspflicht in ihrer Satzung aber ganz oder teilweise ausschließen.

In der Praxis gibt es noch ein ganz anderes Problem: Wer nur der Geldanlage wegen in eine Genossenschaft eintreten will, hat bei den meisten inzwischen schlechte Karten. Ohne konkreten Wohnungswunsch gelten bei vielen Genossenschaften Aufnahme-Stopps.

Verwendete Quellen:

  • Eigene Recherche
  • Wohnungswirtschaft Deutschland
  • Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen
  • Bergfürst
  • Nachrichtenagentur dpa