Industrieländer und entwicklungsländer im vergleich

Als Industrieländer werden Staaten bezeichnet, deren Wirtschaftsstruktur seit der Industrialisierung (Mitte des 18. Jh.) stark durch die Industrie geprägt worden ist. Industrieländer sind technisch weit entwickelt und besitzen eine signifikante eigene industrielle Herstellung von Gütern.
Im Fokus dieser Länder steht dabei besonders die Weiterverarbeitung von Rohstoffen (Sekundärsektor). Die Rohstoffe stammen meist aus dem Handel mit wirtschaftlich schwächer entwickelten Ländern, auch Entwicklungsländer genannt. Aus den Rohstoffen werden wertvollere Sekundärprodukte, z. B. verschiedene technische Produkte oder Produkte aus Kakaobohnen, Kaffee usw., hergestellt.
Viele kritische Stimmen sehen in diesem Vorgehen eine gravierende Ausbeutung der Entwicklungsländer durch die Industrieländer. Dies verstärkte sich in den letzten Jahrzehnten mit einer zunehmenden Globalisierung. Industrieländer bauten ihre Handelsbeziehungen zu Entwicklungsländern weiter aus und profitierten hiervon verstärkt.

Anteil an der Weltbevölkerung

In Industrieländern lebten zur Jahrtausendwende ca. 20 Prozent der Weltbevölkerung. Bis zum Jahr 2050 wird davon ausgegangen, dass nur noch 10 Prozent der Weltbevölkerung in Industrieländern leben. Die Bevölkerung in Industrieländern wird im Laufe der Zeit altern und schrumpfen, während die Weltbevölkerung insgesamt immer weiter wächst. Dies zeigt auch ein Blick in die Bevölkerungsentwicklung der Industrieländer. In der folgenden Karte ist eine Verteilung der Industrie- und Entwicklungsländer auf der Erde zu erkennen.

Industrieländer und entwicklungsländer im vergleich

Häufig wird aber auch eine Einteilung in drei verschiedene Länderkategorien vorgenommen. Hierbei werden die Länder in Industrieländer, Schwellenländer und Entwicklungsländer eingeteilt. Sinnvoll ist es, neben den wirtschaftlichen Indikatoren ebenfalls soziale Indikatoren hinzuzuziehen. Hierzu gehören unter anderem der Alphabetisierungsgrad und die Lebenserwartung. Für Schwellenländer gibt es keine exakte Definition. Oft werden sie noch den Entwicklungsländern zugerechnet. Sie besitzen meist ein höheres wirtschaftliches Wachstum und stehen an der Schwelle zur Industrialisierung, jedoch sind sie bezüglich der sozialen Entwicklungsindikatoren relativ wenig entwickelt.

Bedeutungswandel

Seit Mitte des 20. Jh. fand zum Teil eine Deindustrialisierung statt. Industrieländer haben sich zunehmend zu digitalisierten Dienstleistungsgesellschaften weiterentwickelt und ihre Wirtschaftskraft ergibt sich vor allem aus Dienstleistung, Forschung und Wissen. Die Ursache für diesen Wandel liegt in der Automatisierung der industriellen Produktion von Gütern. Technische Entwicklungen führten dazu, dass in der Industrie beispielsweise fortgeschrittene Maschinen die Arbeitskräfte ersetzten. Obwohl die hohe Wirtschaftskraft und der damit verbundene Wohlstand nicht mehr hauptsächlich auf die industrielle Produktion zurückzuführen sind, wird die Bezeichnung „Industrieland“ weiterhin verwendet.

Welche Länder sind Industrieländer?

Deutschland, Österreich und die Schweiz sind einige Beispiele für westliche Industrieländer. Industrieländer sind aber auch auf anderen Kontinenten zu finden. Im Folgenden sind weitere Industrieländer aufgelistet:

Europa:

  • Deutschland
  • Frankreich
  • Großbritannien
  • Italien
  • Norwegen

Nordamerika:

Asien:

Merkmale von Industrieländern

Es gibt verschiedene Merkmale, an denen man Industrieländer erkennen kann. Neben der starken Wirtschaft bzw. dem wirtschaftlichen Reichtum sind dies vor allem auch soziale Wohlstandsindikatoren. Zu den sozialen Wohlstandsindikatoren gehören eine hohe Lebenserwartung, der Zugang zu Wasser, Strom und anderen Diensten, der Zugang zu Bildung und auch ein verfügbares hohes Einkommen. Das hohe verfügbare Einkommen kann für Konsumgüter oder Luxusartikel eingesetzt werden. Mit dem Zugang zu Bildung geht auch ein hoher Alphabetisierungsgrad einher. Die Lebenserwartung in Industrieländern ist deutlich höher als die in Entwicklungsländern. So liegt die Lebenserwartung in Norwegen, einem der am weitesten entwickelten Länder, bei ca. 82,5 Jahren. In Deutschland liegt sie bei ca. 81 Jahren. In Somalia, einem Entwicklungsland, liegt die Lebenserwartung bei ca. 57 Jahren.

Zusammenfassung Industrieländer
Industrieländer wirtschaftlich stärker entwickelte Länder, die die sozialen Wohlstandsindikatoren aufweisen
Soziale Wohlstandsindikatoren hohe Lebenserwartung; Zugang zu Wasser, Strom und anderen Diensten; Zugang zu Bildung (u. a. hohe Alphabetisierungsrate); hohes verfügbares Einkommen
Beispiele Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Norwegen, Kanada, USA, Japan

In allen drei Ländergruppen ist die Bevölkerung seit 1950 in jedem Jahr angewachsen, wenn auch auf deutlich unterschiedlichem Niveau. In den Industrieländern lag das jährliche Bevölkerungswachstum 1950 bei knapp 1,2 Prozent pro Jahr, gegenwärtig wächst die Bevölkerung jährlich noch um etwa 0,3 Prozent. In den beiden anderen Ländergruppen erhöhte sich die Bevölkerungszahl zu Beginn der 1950er Jahre jährlich um rund 2 Prozent, dieses jährliche Wachstum stieg sich bis zum Ende der 1960er Jahre noch weiter auf über 2,5 Prozent. Nach einem gleich verlaufenden kurzzeitigen Absinken des Bevölkerungszuwachses verlief die Entwicklung ab Mitte der 1970er Jahre in den beiden Ländergruppen sehr unterschiedlich. In der Gruppe der Entwicklungsländer ohne die am wenigsten entwickelten Länder setzte ein Geburtenrückgang ein, der das Bevölkerungswachstum verlangsamte. Diese Entwicklung vollzog sich auch in der Gruppe der am wenigsten entwickelten Länder, sie setzte aber später ein und der Rückgang des Geburtenniveaus war weniger stark, so dass das Bevölkerungswachstum noch bis zur Gegenwart bei 2,3 Prozent pro Jahr liegt.

Für die nächsten Jahrzehnte rechnet die UN mit weiter sinkenden Wachstumsraten der Bevölkerung in den am wenigsten entwickelten Ländern. In den beiden anderen Ländergruppen wird sogar zeitweise ein Rückgang der Bevölkerungszahl erwartet, weil stark besetzte Geburtsjahrgänge in die höchsten Altersgruppen kommen und die Sterbefallzahlen erheblich erhöhen werden.

Industrieländer und entwicklungsländer im vergleich
Industrieländer und entwicklungsländer im vergleich

Ergebnisse der Modellrechnungen der UN für die Jahre bis 2100
– mittlere Variante

 Jährliches Wachstum der Bevölkerung (um Prozent)
ZeitraumIndustrieländerEntwicklungsländer ohne am wenigsten entwickelte LänderAm wenigsten entwickelte Länder
2025-20300,070,782,11
2035-2040-0,010,551,85
2045-2050-0,070,351,59
2055-2060-0,110,181,34
2065-2070-0,100,051,11
2075-2080-0,05-0,050,90
2085-2090-0,01-0,120,70
2095-21000,01-0,170,53

Datenquelle: UN World Population Prospects 2019

Industrieländer und entwicklungsländer im vergleich
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