Einkommensteuer europa vergleich 2022

Pauline ist Ingenieurin und bezieht ein Gehalt von 60.000 Euro im Jahr. Damit zählt sie in Deutschland zu den Spitzenverdienerinnen und muss 42 Prozent Einkommensteuer zahlen. Dieser Spitzensteuersatz gilt für alle Steuerzahler/innen, die mehr als 57.919 Euro im Jahr 2021 verdient haben ­- für 2022 sind es 58.597 Euro. Erst für die ganz Reichen fällt wieder mehr Steuer an, die sogenannte Reichensteuer. Das bedeutet: Alles, ab einem Jahresverdienst von 274.613 Euro wird mit drei Prozentpunkten mehr als dem Spitzensteuersatz besteuert – nämlich 45 Prozent Einkommensteuer. 2022 sind es 277.826 Euro.

Für Ehepaare gilt der doppelte Wert – also 115.838 Euro – bevor der Spitzensteuersatz zur Anwendung kommt. 2022 sind es 117.194 Euro.

Ein Steuersatz von 42 Prozent, das hört sich für Pauline recht viel an. Sie hat für ihr Geld hart gearbeitet und lange studiert. Daher möchte sie ungern fast die Hälfte ihres Gehalts an den Staat abgeben. Und das muss sie auch nicht, wenn man sich die Rechnung genauer ansieht:

So wird der Spitzensteuersatz berechnet

Pauline hat neben ihrem Gehalt von 60.000 Euro noch Mieteinnahmen aus einer kleinen Eigentumswohnung sowie Einkünfte aus Kapitalvermögen. Zusammen sind das Einkünfte von 67.000 Euro im Jahr. Doch ob dafür der Höchststeuersatz zu zahlen ist, weiß Pauline erst, wenn sie eine Steuererklärung abgeben hat. Das Finanzamt berücksichtigt nämlich alle Ausgaben, die sich steuermindernd auswirken können. Dazu gehören beispielsweise Werbungskosten, Freibeträge, Sonderausgaben und weitere Posten. Erst am Ende dieser Rechnung steht das zu versteuernde Einkommen. Wie das genau funktioniert, erfahren Sie in unserem Artikel Einnahmen, Einkünfte, Einkommen – so wird Ihre Einkommensteuer berechnet.

Für Pauline ergibt sich schlussendlich ein zu versteuerndes Einkommen von 58.000 Euro. Damit liegt Sie weiterhin ganz knapp über den 57.919 Euro, für die der Spitzensteuersatz im Jahr 2021 gilt. Dennoch muss sie nicht 42 Prozent Ihres Geldes an das Finanzamt überweisen. Auch Spitzenverdiener/innen steht der Grundfreibetrag zu. Das heißt: Der Grenzsteuersatz liegt zwar ab 57.919 Euro bei 42 Prozent, doch am Ende zahlt Pauline für 2021 nur 26,25 Prozent Ihres Einkommens an den Fiskus. Das sind 15.223 Euro. Warum das so ist, erfahren Sie in unserem Artikel Wie funktioniert unser Einkommensteuersystem?

Erst bei einem zu versteuernden Einkommen von rund 579.000 Euro im Jahr 2021 würde Pauline wirklich 42 Prozent Ihres Einkommens an den Fiskus zahlen müssen. Zum Vergleich: Mütter, die heute Mitte 30 sind, könnten mit einem Erwerbseinkommen von 580.000 Euro (West) und 570.000 Euro (Ost) im Laufe ihres ganzen Lebens rechnen.

Seit 2007 liegt der Spitzensteuersatz bei 42 Prozent

42 Prozent sind übrigens der niedrigste Spitzensteuersatz, den Deutschland je hatte. Ende der 1950er Jahre lag der Spitzensteuersatz bei 53 Prozent. Seinen höchsten Wert hatte er zwischen 1975 und 1989 mit 56 Prozent. Seither ist der Spitzensteuersatz immer wieder gesenkt worden und seit der Einführung der Reichensteuer im Jahr 2007 liegt der Spitzensteuersatz konstant bei 42 Prozent beziehungsweise 45 Prozent für Einkünfte, die über die Grenze des Spitzensteuersatzes hinausgehen.

Deutschland liegt mit seinem Spitzensteuersatz von 42 Prozent im EU-Vergleich eher im unteren Bereich. Der höchste Spitzensteuersatz im EU-Vergleich gilt laut EU-Statistikbehörde Eurostat in Schweden: Die Höchstabgabe auf Einkommen liegt in dem skandinavischen Land bei über 55 Prozent.

Dies ist ein redaktioneller Text des Redaktionsteams der VLH. Es erfolgt keine Beratung zu Themen, die außerhalb der steuerlichen Beratungsbefugnis eines Lohnsteuerhilfevereins liegen. Eine Beratungsleistung im konkreten Einzelfall kann nur im Rahmen der Begründung einer Mitgliedschaft und ausschließlich innerhalb der Beratungsbefugnis nach § 4 Nr. 11 StBerG erfolgen.

Die Spitzensätze der Einkommensteuer sowie die Höhe der Abgaben von Arbeitnehmer*innen variieren weltweit stark. Vor allem in den OECD-Staaten müssen Großverdiener einen erheblichen Teil ihrer Einnahmen an den Staat abgeben. Im Schnitt liegt der Spitzensteuersatz hier bei rund 42 Prozent. Wie eine Erhebung von KPMG zeigt, besteuern die skandinavischen Länder das Einkommen besonders stark.

In Finnland ist der Spitzensatz mit 56,95 Prozent weltweit am höchsten, gefolgt von Dänemark (56,5 Prozent), Japan (55,97 Prozent), Österreich (55 Prozent) und Schweden (52,85 Prozent).

Deutschland liegt weit über dem EU-Durchschnitt 

Auch Deutschland zählt zu den Hochsteuerländern – hierzulande liegt der Einkommensteuersatz in der Spitze bei 45 Prozent und steht damit deutlich über dem EU-Durchschnitt von 37,77 Prozent.

Einkommensteuer europa vergleich 2022

Steueroasen hingegen sind auf der arabischen Halbinsel und in der Karibik zu finden. In diesen Ländern existiert häufig keine individuelle Einkommensteuer. Inselstaaten wie die Bahamas, Bermuda und die Cayman Islands sind immer wieder Gegenstand der Berichterstattung über Steuerhinterziehung, da einige Spitzenverdiener ihr Geld auf Konten in diesen Ländern transferieren und somit am Fiskus vorbeischmuggeln. Positiv hervorzuheben ist die Entwicklung dahingehend im Oman. Nach Jahren ohne individuelle Einkommensbesteuerung plant das Sultanat die Einführung für das Jahr 2022, um weniger von den Öl-Einnahmen abhängig zu sein und die Steuereinnahmen dann für soziale Projekte einsetzen zu können.

Belgier haben höchste Abgaben

Unabhängig vom Spitzensteuersatz tragen deutsche alleinstehende Arbeitnehmer*innen ohne Kinder im OECD-Vergleich die zweitgrößte Steuer- und Abgabenlast. 39,7 Prozent des Brutto-Einkommens kommen nicht bei den Arbeitnehmern an. Mehr ist es mit 39,8 Prozent nur in Belgien, wie die Grafik von Statista zeigt. Das geht aus einem jährlich erscheinenden OECD-Bericht hervor, für den die Abgaben in 36 Ländern verglichen werden.

Einkommensteuer europa vergleich 2022

Im Durchschnitt zahlen Arbeitnehmer in den entwickelten Industriestaaten mit 25,5 Prozent etwa ein Viertel ihres Einkommens. In Deutschland setzen sich die Abgaben etwa zur Hälfte aus der Einkommenssteuer und zur anderen Hälfte aus Sozialabgaben zusammen. Letztere sind damit höher als in fast allen anderen Ländern, außer Slowenien, wo sie bei 22,1 Prozent liegen.

Die Einkommensteuern der meisten Länder haben eine progressive Struktur, was bedeutet, dass der Steuersatz, den Einzelpersonen zahlen bei höher verdienten Löhnen direkt ansteigt. Der höchste Steuersatz, den Einzelpersonen zahlen, unterscheidet sich erheblich zwischen den europäischen OECD-Ländern – wie die folgende Karte anzeigt.

Der oberste gesetzliche Einkommensteuersatz gilt für den Anteil des Einkommens, der in die höchste Steuerklasse fällt. Wenn ein Land beispielsweise fünf Steuerklassen hat und der höchste Einkommensteuersatz von 50 Prozent eine Schwelle von 1 Million Euro, würde jeder zusätzliche Euro an Einkommen über 1 Million Euro mit 50 Prozent besteuert.

Dänemark (55,9 Prozent), Frankreich (55,4 Prozent) und Österreich (55 Prozent) hatten 2020 die höchsten gesetzlichen Einkommensteuersätze unter den europäischen OECD-Ländern. Tschechien (15 Prozent), Ungarn (15 Prozent) und Estland (20 Prozent) hatten die niedrigsten Spitzenquoten.

Auch das Einkommensniveau, auf dem die gesetzlichen Einkommensteuersätze gelten, ist in den erfassten Ländern sehr unterschiedlich. Ausgedrückt als Vielfaches des Durchschnittslohns eines Landes reicht die Schwelle von 0 in der Tschechischen Republik, Ungarn und Lettland bis zu 22,5 in Österreich. Die Tschechische Republik, Ungarn und Lettland wenden ihre pauschale Einkommensteuer auf alle erzielten Einkünfte an. Österreichs gesetzlicher Spitzensatz von 55 Prozent gilt dagegen nur für Einkünfte über 1 Million Euro.

Top gesetzliche Einkommensteuersätze und Schwellenwerte in europäischen OECD-Ländern, 2020

Europäisches OECD-

Land

Höchster gesetzlicher Einkommen-steuersatz Schwellenwert des obersten gesetzlichen Einkommensteuersatzes

Als Vielfaches des Durch-

schnittslohns

Inlands- Währung* In Euros* In USD (KPP)
Österreich (AT 55,0% 22,5

EUR

1,097,040

€ 1,097,040 $ 1,441,954

Belgien

(BE)

52,9% 1,1

EUR

52,848

€ 52,848 $ 70,549

Tschechische

Republik

(CZ)

15,0% 0,0 CZK 1 € 0 $ 0

Dänemark

(DK)

55,9% 1,3

DKK

577,174

€ 77,429 $ 85,763

Estland

(EE)

20,0% 0,4 EUR 6,079 € 6,097 $ 11,540

Finnland

(FI)

51,2% 1,9 EUR 87,647 € 587,696 $ 102,910

Frankreich

(FR)

55,4% 15,4

EUR

587,696

€ 587,696 $ 800,033

Deutschland

(DE)

47,5% 5,4

EUR

282,934

€ 282,934 $ 382,578

Griechenland

(GR)

54,0% 11,1

EUR

234,111

€ 234,111 $ 429,201

Ungarn

(HU)

15,0% 0,0 HUF 0 € 0 $ 0

Island

(IS)

46,2% 1,3

ISK

11,823,418

€ 76,522 $ 84,299

Irland

(IE)

48,0% 1,5 EUR 70,044 € 70,044 $ 86,585

Italien

(IT)

47,2% 2,8 EUR 83,261 € 83,261 $ 123,255

Lettland

(LV)

31,4% 0,0 EUR 1 €1 $2

Litauen

(LT)

32,0% 6,3

EUR

104,278

€104,278 $ 231,442

Luxemburg

(LU)

45,8% 3,7

EUR

215,226

€ 215,226 $ 248,426

Die Niederlande

(NL)

49,5% 1,3 EUR 72,376 € 72,376 $ 91,340

Norwegen

(NO)

38,2% 1,6 NOK 999,550 € 93,238 $ 100,750

Polen

(PL)

32,0 % 1,7

PLN

102,594

€ 23,091 $ 57,161

Portugal

(PT)

53,0% 14,4

EUR

280,899

€ 280,899 $ 483,677

Slowakei

(SK)

25,0% 3,3 EUR 42,914 € 42,914 $ 84,355

Slovenien

(SI)

50,0% 4,7

EUR

96,920

€ 96,920 $ 169,789

Spanien

(ES)

43,5% 2,4

EUR

65,102

€ 65,102

$

104,083

Schweden

(SE)

52,3% 1,1

SEK

523,159

€ 49,897 $ 59,725

Schweiz

(CH)

41,7% 3,5

CHF

301,774

€ 281,900 $ 265,696

Türkei

(TR)

40,8% 8,6

TRY

639,731

€ 79,423 $ 316,448

Vereinigtes

Königreich

45,0 % 3,6

GBP

150,000

€ 168,596 $ 207,577

Quelle: OECD, "Steuerdatenbank: Tabelle I.7. Top gesetzliche Einkommensteuersätze und Top-Grenzsteuersätze für Arbeitnehmer", April 2021, https://www.stats.oecd.org/index.aspx?DataSetCode=TABLE_I7.

* Diese Schwellenwerte wurden berechnet, indem der Schwellenwert, das Vielfache des Durchschnittslohns, mit dem in Landeswährung und des KKP ausgedrückten Durchschnittslohn multipliziert wurde. Sie bestehen also aus Annäherungen an die gesetzlichen Schwellenwerte. Für Nicht-Euro-Länder werden die Schwellenwerte anhand der von der Europäischen Zentralbank (EZB) bereitgestellten durchschnittlichen Wechselkurse für 2020 in Euro umgerechnet.

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