99 einer schlägt sie alle wie viele folgen

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Neue Show »99 – Einer schlägt sie alle!«: Man muss wohl dabei gewesen sein

Foto: Julia Feldhagen / SAT.1

Es ist eine dieser tristen Erkenntnisse, die zum oft humorlosen Erwachsenendasein gehören: Die Einsicht, dass die Zahl der Spiele endlich ist. Das gilt tiefenphilosophisch für das Leben und, etwas weniger tragisch, für die klassischen Spielshows: Längst hat man gefühlt alle denkbaren Wettstreitchen schon gesehen, alle Variationen von Geschicklichkeitsübungen und Schätzaufgaben, und sie unterscheiden sich im Grunde nur noch dadurch, ob diese Spiele in einem Sommerhaus oder auf einer Alm ausgetragen werden, ob Prominente oder Nichtprominente gegeneinander kämpfen, ob die Kombattanten Semi-Nackte in einem Paarungsformat oder Angezogene in einer dezenten Familienshow sind. Und ob zwei Menschen miteinander wetteifern – oder, wie im vorliegenden Fall, gleich 100.

Mit »99 – Eine:r schlägt sie alle« gewinnt Sat.1 demnach folgerichtig keinen Originalitätspreis, was die Art der Spiele angeht, mit denen in nicht weniger als 99 Runden der Gewinner oder die Gewinnerin von 99.000 Euro ermittelt wird: Es wird in eher nüchterner Zirkeltraining-Turnhallenatmosphäre um die Wette geschätzt, wie lang 13,67 Meter sind, wer am geschicktesten eine Clownsnase aus einer Plastikflasche pfriemelt, und ermittelt, wer am schnellsten mittels der eigenen Körperwärme eine Trillerpfeife aus einem Eisblock schmelzen kann (wobei teilweise eher unappetitliche Taktikmanöver zu bestaunen sind, wenn etwa ein Kandidat den Eisbatzen erst im Skrotumbereich anschwitzt, um ihn sich dann über das Gesicht zu reiben). Nach jeder Runde scheidet der oder die Schwächste aus.

Neu sind allerdings zwei andere Dinge. Zum einen der Titel des Formats. »99 – Eine:r schlägt sie alle« dürfte wohl der erste gegenderte Showname sein, und wenn man bedenkt, wie sehr sich nicht nur das Fernsehen, sondern auch die Gesellschaft seit »Einer wird gewinnen« verändert hat, erscheint das nur logisch und angemessen. Und hier obendrein unaufdringlich gelöst, auch Johanna Klum und Florian Schmidt-Sommerfeld, die die Sendung moderieren, sprechen von Kandidat:innen.

Die zweite Auffälligkeit ist, wie sehr eine diffuse Covid-Gefühligkeit in die Showatmosphäre eingewoben ist. Besonders in der »kontaktarmen Coronazeit« sei es schön, wieder »mit anderen spielen zu dürfen«, sagt eine Kandidatin, andere wiederholen das im Verlauf der Sendung sinngemäß.

In einer Runde, in der ganz klassisch Fangen gespielt wird, verschonen die fitteren Jüngeren die etwas langsameren Älteren, für ein Wettkampfformat ist das paradox solidarisch. Fliegt schließlich jemand raus, ist der Kummer bei den Verbliebenen oft so überbordend groß, dass es beim Zuschauen oft fast parodistisch wirkt.

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Wie sich die eigentlichen Konkurrenten und Konkurrentinnen zu Trostknödeln um ihn oder sie ballen, als seien sie allesamt verwaiste, klammerbedürftige Koalababys! Die Zurückgelassenen sagen Sätze wie »Wir waren eine Kette, die gebrochen ist« und verabschieden sich geschüttelt von Pathos, das einem als Publikum etwas überdimensioniert erscheint, gemessen daran, dass das verbindende Erlebnis dieser Menschen darin bestand, um die Wette möglichst lang auf einem Bein stehend auf einer Konservendose zu balancieren, während sie dabei eine pinkfarbene Federboa um den Hals trugen, um einen Flamingo zu simulieren.

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Es beschleicht einen im Verlauf der drei Stunden zunehmend das Gefühl, man müsse wohl dabei gewesen sein, um den Reiz und die Dynamik des Formats (das aus Belgien kommt und dort »Homo Universalis« heißt) tatsächlich nachfühlen zu können. Zumal einen irgendwann, coronal menschenentwöhnt, auch die endlose Kette von Mini-Vorstellungsfilmchen und O-Ton-Schnipsel nervt, die zwischen die Spiele gestreut werden – Schrumpfporträts, in denen jemand »Ich spiele gerne Schach« sagt, und Interviews, in denen einer vor der nächsten Runde orakelt: »Puzzeln ist jetzt nicht meine Stärke, aber es wird schon klappen.«

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Einer rechnet sich bei einem Spiel, bei dem um die Wette Konfetti von einem Teppich gefegt werden soll, gute Chancen aus: »Ich putze privat gerade viel, weil meine Frau momentan ihr zweites Staatsexamen macht«, sagt der Mann, und die schöne Genderneutralität tritt vorsichtshalber schon mal unauffällig rückwärts in die Gartenhecke, wie Homer Simpson im entsprechenden Meme.

Und so schön es für die Kandidatinnen und Kandidaten sein mag, dass jede und jeder von ihnen beim Ausscheiden mit persönlicher Ansprache verabschiedet wird: Es zieht sich ein bisschen, und es nimmt das Tempo aus den an sich kurzweilig knappen Spielrunden.

Vor allem wenn man nach einer Stunde kurz überschlägt, wie lange die Siegerermittlung noch dauern wird, weil gerade ja erst Nummer 90 rausgekegelt wurde. Bis einem irgendwann gewahr wird, dass die Show tatsächlich drei Teile mit je drei Stunden haben soll, gesendet an drei Freitagabenden. So gesehen könnte man die Pandemie nicht treffender in einer Show abbilden: Es dauert eben sehr viel länger, als man ahnte – und hoffte.

Sendetermine der beiden weiteren Teile bei Sat.1: Freitag, 16. Juli, um 20.15 Uhr und Freitag, 30. Juli, um 20.15 Uhr

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  • Was für eine mega GameShow. Was für eine schöne Idee. Tolles Team, tolle Kandidaten. 99 interessante u. ideenreiche Spiele. Staffel 2 darf kommen.