Woher sollten sie sich vor einer Fahrt mit einem reinen Elektrofahrzeug informieren?

Sie überlegen, ein Elektroauto zu kaufen? Sauber Auto fahren, das finden immer mehr Frauen toll. Was Sie über Elektroautos wissen müssen.

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Keineswegs so uncool, wie viele glauben. Weil der Elektromotor wie im Autoscooter sofort losspurtet, bringt das gerade im Cityverkehr viele Vorteile. Für längere Autobahn-Touren dagegen empfiehlt sich meist noch ein konventioneller Antrieb. Nicht nur wegen der geringeren Reichweite der E-Mobile, sondern auch, weil sie meist nicht schneller unterwegs sind als mit 130 oder 140 Stundenkilometern.

... und wie funktioniert das Ganze überhaupt?

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Variante 1: reiner Elektromotor. Die Batterie wird übers Stromnetz aufgeladen, der Elektromotor treibt das Fahrzeug emissionsfrei an. Reichweite etwa bis zu 185 Kilometer, je nach Fahrweise und Stromfressern (zum Beispiel Heizung im Winter). Modell-Beispiel: Renault-Limousine Fluence Z.E.

Variante 2: Range Extender. Neben der Batterie ist ein herkömmlicher Verbrennungsmotor an Bord, um die Batterie bei Bedarf über einen Generator mit zusätzlichem Strom zu versorgen. Dadurch kann sich die Reichweite auf 400 bis 500 Kilometer verlängern. Modell-Beispiel: Opel Ampera.

Variante 3: Plug-in-Hybrid. Verbrennungs-­ und Elektromotor arbeiten im Wechsel; neben der durchs Bremsen gewonnenen Energie kann weiterer Strom für den E­Motor auch an der Steckdose "getankt" werden. Modell-Beispiel: Toyota Prius Plug-in Hybrid.

Passt ein Elektroauto in mein Leben?

  • Leben Sie in der Großstadt oder in einem Ballungsraum?
  • Wohnen Sie in einem Haus mit eigener Garage oder eigenem Carport?
  • Fahren Sie – wie die meisten Leute - nicht mehr als 60 Kilometer pro Tag?
  • Haben Sie einen Arbeitgeber, den sich von einer Strom-Ladestation für seine Angestell-ten überzeugen ließe?
  • Sind Sie bereit, beim Autokauf mehr Geld auszugeben, um später beim Verbrauch sparen zu können?
  • Haben Sie Spaß an vernetzter Kommunikation, wenn z.B. der Ladezustand der Batterie auf Ihrem Smartphone angezeigt wird?
  • Bringen Sie genug Pioniergeist mit, weil es bei technischen Neuheiten immer mal zu unvorhergesehenen Problemen kommen kann?

Je mehr Fragen Sie mit "Ja" beantwortet haben, umso besser könnte ein Elektroauto zu Ihnen passen.

Welche Modelle mit Elektroantrieb gibt es?

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Viele Hersteller haben Modelle mit reinem Elektromotor in der Planung oder im Testbetrieb (z.B. VW E­Up, Mercedes A­Klasse E­Cell, Mini E von BMW, Toyota iQ EV). Andere sind bei uns bereits auf dem Markt. Einige Beispiele ("+" bei den Preisangaben = günstigste Batterie­Miete/Monat; bei den anderen Preisen ist die Batterie inklusive):

FRECHE WINZLINGE: Renault Twizy, luftiges Mittelding aus Motorroller und E­Auto (z. B. als Twizy Urban 45 ab 6990 Euro + 50 Euro); Smart Fortwo Electric Drive (ab ca. 19 000 Euro + 70 Euro).

KLEINWAGEN-TRIO: der japanische Mitsubishi i-MiEV (ab 29 300 Euro) und die fast baugleichen Franzosen Citroën C­Zero und Peugeot iOn (beide ab 29 393 Euro).

KOMPAKT UND PRAKTISCH: Nissan Leaf (ab 36 990 Euro) und der Zoe von Renault, der noch in diesem Jahr in Serie geht (ab 20 600 + 79 Euro). Weitere Mitglieder der Zero-Emission(Z.E.)-Familie von Renault sind neben dem Twizy auch der Lieferwagen Kangoo Z.E. (ab 23 800 Euro + 85,68 Euro) und die Limou-sine Fluence Z.E. (ab 25 690 Euro + 82 Euro).

Tue ich was Gutes für die Umwelt?

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Reine Elektroautos sind während der Fahrt emissionsfrei, stoßen also kein klimaschädliches Kohlendioxid aus. Ob damit in der Gesamtbilanz Klimagase eingespart werden, hängt von vielen Faktoren ab. Das Öko-Institut Freiburg hat Anfang 2012 in einem Gutachten berechnet: Ein Vorteil für die Umwelt entsteht, wenn der Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen stammt und zusätzliche Ökostrom­-Kapazitäten aufgebaut werden. Noch wird der deutsche Strommix (Kohle plus Gas plus Atom plus regenerativ) genutzt, weil gar nicht genügend Ökostrom zur Verfügung steht. Wer ein Elektroauto kauft, sollte deshalb auf alle Fälle zu einem Ökostromanbieter wechseln (weitere Infos unter www.brigitte.de/oekoberater).

Ein Vorteil wird dagegen wenig beachtet: Elektroautos sind leise. Da schon heute viele Menschen unter dem zunehmenden Verkehrslärm leiden, ist dies ein großer Pluspunkt.

Kann ich damit Geld sparen?

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Die Anschaffungskosten sind vor allem wegen der Hochleistungsbatterien um einiges höher als bei vergleichbaren Modellen mit konventionellen Antrieben. Und falls die Spritpreise nicht raketenartig ansteigen, kann es etwas dauern, bis die geringeren Stromkosten das wettgemacht haben.Ein Beispiel: Die Renault-Limousine Fluence kostet ab 21 490 Euro, die E-Variante Fluence Z.E. ab 25 690 Euro, zuzüglich Batterie-Miete ab 82 Euro/Monat bei 48 Monaten Laufzeit – macht dann fast 30 000 Euro. Dafür zahlt man bei 50 Tageskilometern zum Beispiel im Renault Fluence mit 110 PS jährlich 1973 Euro für Benzin, im Fluence Z.E. aber nur 613 Euro für Strom (Stand: Mai 2012).

Gut für einen ersten Überblick: ein Vergleichsrechner auf www.elektroauto-start.de.

Wie lade ich ein Elektroauto auf?

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Am einfachsten geht das an einer Steckdose in der eigenen Garage oder im Carport. Eine komplette Aufladung dauert in der Regel sechs bis acht Stunden. Vorab sollten Sie aber unbedingt von einem Elektriker prüfen lassen, ob die technischen Voraussetzungen ausreichen. Ein Energieversorger wie RWE bietet eine Komplettlösung mit einer Ladebox inklusive Installation (etwa 850 Euro).Wer sein Elektroauto unterwegs aufladen muss, braucht eine öf-fentliche Ladestation. 2000 gibt es erst in Deutschland, hauptsächlich in Großstädten und Ballungsgebieten, auf Autobahnen testweise an der A1 zwischen Hamburg und Köln.Größter Betreiber ist der Energiekonzern RWE, der 1200 Ladepunkte mit Ökostrom anbietet. Kosten: 4,95 Euro Grundgebühr im Monat und 25 Cent pro Kilowattstunde. Rechenbeispiel für den Nissan Leaf: 4,33 Euro/100 km. In Kürze soll es möglich sein, per SMS zu buchen und die Kosten über die Telefon-rechnung abzurechnen.

Noch individueller wird grüner Autostrom in Hamburg angeboten: Mit Hilfe einer Chipkarte kann man an den 50 öffentlichen Ladesäulen Strom vom eigenen Anbieter beziehen und mit der regulären Monatsrechnung bezahlen. Ein solches "intelligentes Stromkabel" wäre auch in anderen Regionen ein att-raktives Modell für die Zukunft. Die nächste Ladesäule findet man auf den interaktiven Straßenkarten bei www.lemnet.org oder www.elektro-start.de.

Was mache ich, wenn ich unterwegs liegen bleibe?

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Durch die elektronische Vernetzung, u.a. mit Navigationssystem und Smartphone, ist gewährleistet, dass Sie ständig über den Batteriestatus informiert sind und notfalls zur nächsten Ladestation navigiert werden. Sollte der Akku trotzdem mal leer sein, bietet z.B. ein Hersteller wie Renault einen Pannenservice inklusive Transport zur nächsten Ladestation im Umkreis von 80 Kilometern.

Wo kann ich mal ein Elektroauto ausprobieren?

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Die meisten deutschen Autovermieter haben noch keine Elektroautos im Angebot. Ideale Alternative: Carsharing. Die größte E­-Flotte in über 140 Städten bietet momentan Flinkster, eine Tochterfirma der Deutschen Bahn. Tagespreis je nach Tarif: ab 19,50/29 Euro Euro, Verbrauchspauschale pro Kilometer: 0,18/0,26 Euro. Mit DB Rent plant Citroën in Berlin ein eCarsharing – am Start sind 100 C­Zero. Und "Greenpeace Energy" testet mit Cambio den Ver­ leih von Mitsubishi i­MiEVs in Hamburg und Köln (www.cambio­carsharing.de).

Drive-CarSharing hat in zehn Städten (u.a. Düsseldorf, Mün-chen, Braunschweig) Elektroautos im Angebot. Car2go, das erfolgreiche Projekt von Daimler, bringt in diesem Jahr den ersten Schwung von 500 Elektro-Smarts auf Stuttgarts Straßen, Berlin folgt im nächsten Jahr.

Zum Vorbild für individuellen Support könnte Österreich avancieren: In Salzburg ist der Großversuch Emil gestartet. Wer über eine Smartphone-App ein Auto mietet, kann im Stadtgebiet kostenlos Parkplätze nutzen und bekommt Rabatt im öffentlichen Nahverkehr.

Wird E-Mobilität bei uns gefördert?

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Die Bundesregierung unterstützt Forschung und Entwicklung, um ihr ehrgeiziges Ziel zu erreichen: eine Million Elektroautos im Jahr 2020... Hohe Kaufprämien, wie es sie in einigen europäischen Ländern gibt (in Frankreich z.B. 5000 Euro), sind in Deutschland aber nicht geplant. Derzeit die einzige individuelle Förderung von staatlicher Seite: eine fünf-jährige Befreiung von der Kfz-Steuer. Für Elektroautos, die in einem bestimmten Zeitraum zuge-lassen werden, soll in absehbarer Zeit eine zehnjährige Kfz-Steuerbefreiung in Kraft treten. Mit diesem Gesetzentwurf will die Bundesregierung einen weiteren Teil des "Regierungsprogramms Elektromobilität" umsetzen.

  • Zum Beispiel hier: www.autoscout24.de unter „Magazin & Informieren“
  • www.besser-autokaufen.de - die Kaufberatung vom Verkehrsclub Deutschland (VCD)
  • www.elektroauto-start.de u.a. mit Suchfunktion für Ladestationen nach PLZ
  • www.mein-elektroauto.com mit aktuellen Meldungen

Text: Beate Koma, Barbara Voigt