Guten Abend, gut' Nacht,mit Rosen bedacht,mit Näglein besteckt,schlupf unter die Deck.Morgen früh, wenn Gott will,wirst du wieder geweckt,morgen früh, wenn Gott will, wirst du wieder geweckt. Guten Abend, gut' Nacht,von Englein bewacht,die zeigen im Traumdir Christkindleins Baum.Schlaf nun selig und süß, schau im Traum's Paradies.
2. Guten Abend gute Nacht, von Englein bewacht, die zeigen im Traum dir Christkindleins Baum: Schlaf nur selig und süß, schau im Traum's Paradies, schlaf nur selig und süß, schau im Traum's Paradies. Worte: Die erste Strophe ist ein altes Volksied aus "Des Knaben Wunderhorn" (1808), die 2. Strohphe ist von Georg Scherer (1849)
musica
KLUGES Etymologisches Wörterbuch (das ich liebe):
Getrocknete Gewürznelken (Quelle: Wikipedia) Ich nehme schon an, daß hier die Gartennelken (neben den Rosen) gemeint sind, und zwar (vermutlich) in gestickter Form auf dem Oberbett. Aber eine gewisse Doppeldeutigkeit ist natürlich nicht von der Hand zu weisen (wäre aber doch ziemlich makaber...). Wobei Nelken heute auch eher die Funktion der Friedhofsblume innehaben... ich fand als Kind vor allem die Passage: 'Morgen früh, wenn Gott will...' nicht so wirklich beruhigend... Vielleicht ist es tatsächlich so gemeint, daß sich die hübschen Nelken auf dem Kissen bei Gottes Unwillen in Sargnäglein verwandeln... soll alles schon vorgekommen sein. Man könnte den Text unter diesen Bedingungen als ein Gebet einer Mutter im Hinblick auf den plötzlichen Kindstod ansehen...
Alles sollte sein wie es war - und nicht wie wir es uns wünschen! (HIPpokrates)
Ja, eine andere Version der Näglein/Nelken: Bei den Nägelein handelt es sich um die uns heute bekannten Gewürznelken. Sie wurden früher an die Wiege gesteckt, um Krankheiten und Insekten fern zu halten. Wenn man an die Gartennelke mit ihrem intensiven Duft denkt, oder auch an das Gewürz, könnte es so sein. Doch warum "mit Rosen bedacht" mit "Näglein" besteckt? Warum beide Blumen, warum nicht nur die Rosen oder die Nelken?
musica
Tante Vicky meint:
Alles sollte sein wie es war - und nicht wie wir es uns wünschen! (HIPpokrates)
Also könnten die Näglein doch Tod bedeuten? Die 2. Strophe deutet eigentlich auch darauf hin. "Von Englein bewacht,die zeigen im Traumdir Christkindleins Baum.Schlaf nun selig und süß, schau im Traum 's Paradies". Doch warum "Christkindels Baum?" Ist es ein Trost, um das Kind an das Christkind zu erinnern? Dann das Paradies, ist es wirklich das Ende?
musica
Ich liebe dieses Lied! Wird mich für immer und ewig an meine Mama erinnern.
Zum Glück, gab es auf kroatisch solch' verwirrende Aussagen nicht. Oder ich nam sie einfach nicht wahr, denn meine Mama hat so eine wunderschöne Stimme, ich wußte nie wovon sie singt, ich war mit Melodie zu sehr beschäftigt. Es klang so einzigartig und zauberhaft, dass ich lange Zeit geglaubt habe: Es sei ein besonderes Lied, die niemand auser mir und meine Mama, kennt. Tja... das wäre dann der Stoff, aus welchen ein Kindertraum bestand.
"Wenn du von allem dem, was diese Blätter füllt,Mein Leser, nichts des Dankes wert gefunden:So sei mir wenigstens für das verbunden,Was ich zurück behielt." (Lessing)
Oh Musica, da hast Du VIEL bei mir er/ge-weckt... gluecklicherweise >wollte es der liebe Gott immer, denn schliesslich bin ich Jahrgang 44 und bin noch da. Dieses Gute - Nacht - Lied ist ein Teil in und von mir geworden. Natuerlich hat es meine Mutter (jeden Abend ???) fuer mich gesungen. Sie sang sehr schoen, deshalb habe ich sie ja bei Ferdinand Leitner (Dirigenten-Forum) auch erwaehnt. ...und Ulli, Dein philosophischer Exkurs trifft in seiner Doppeldeutigkeit zumindest auf die Situation der Kriegskinder (und wohl auch Nachriegskinder) in einem Punkte zu, dem mit den >NAEGLEIN<... im Moment assoziiere ich den Erlkoenig >und bist du nicht willig...<. Schwierig zu erklaeren, aber mehr oder weniger war fast jede Deutsche Mutter durch die Philosophie der Frau Harrer (un)bewusst gepraegt. Diese Dame wuerde man heute Familienministerin nennen, Chefideologin Hitlers. In > Adolf Hitler, die Deutsche Mutter und ihr erstes Kind<, nimmt das >Brechen des Willen des Kindes< durch standardisierte Versorgungsmechanismen einen ausserordentlichen Stellenwert ein, ja steht im Vordergrund. Es ging darum, NICHT auf subjektive Belange des Kindes einzugehen. Der Saeugling war- aus dieser Sicht - noch kein eigenstaendiges Lebewesen... erst durch Gehorsam und Anpassung wurde er zu einem vollwertigen Menschen im Sinne der Volksgemeinschaft. Das (versteckt) Sadistische passt zu den Naeglein. Ich belasse es dabei... aber zu dem Gefuehl, das ich mit dem Brahms-Lied verbinde, gibt es eben auch ein sehr ambivalentes. Guten Abend, gute Nacht , liebe EROICAeaner/innen Arnulfus (z.Zt. in Ohio)
Ich befürchte, wenn ihr es weiter analysiert, ist es aus mit ganze Schönheit des Liedes! Ich (als jemand der nicht hier geboren ist) wäre nie auf all das gekommen.Vielleicht ist auch besser so...Aber jetzt, jetzt bleibt mir nur die Melodie. Text finde ich jetzt nicht mehr schön.
"Wenn du von allem dem, was diese Blätter füllt,Mein Leser, nichts des Dankes wert gefunden:So sei mir wenigstens für das verbunden,Was ich zurück behielt." (Lessing)
Liebe Melina, sieh doch einfach das Schöne, die Musik in dem Lied, es hat ja auch etwas Tröstendes und Beruhigendes im Text. Heute singt kaum eine Mutter noch ein Wiegenlied, da werden Kassetten eingelegt und das ist es dann. Ich habe viel mit meinen Kindern und Enkeln gesungen, doch immer lustige Lieder, davon konnten sie nie genug bekommen.
musica
Ja, das stimmt: heutzutage gibt es nur dämlichen Kassetten mit oft noch dämlicheren Inhalten! Und stimmt: P.S.Ich singe Kindern oft vor. Am meisten etwas von Bach (Ruht wohl..., zum Beispiel!) Und es kommt super an. Die hören ganz aufmerksam zu. Und schlafen ein...oder beruhigen sich. Die anspruchsvolleren wollen, dass ich spiele! Wenn die aber anfangen zu sagen: "Das nicht!", dann wird es für mich schwierig! Aber wir finden immer eine Lösung! Bach, Grieg, Satie, Chopin... etwas davon ist immer richtig! LG
"Wenn du von allem dem, was diese Blätter füllt,Mein Leser, nichts des Dankes wert gefunden:So sei mir wenigstens für das verbunden,Was ich zurück behielt." (Lessing)
Wikipedia zur Historie des Christ-, Weihnachts- resp. Tannenbaums:
Alles sollte sein wie es war - und nicht wie wir es uns wünschen! (HIPpokrates)
Maikäfer flieg!Der Vater ist im Krieg,Die Mutter ist im Pommerland,Und Pommerland ist abgebrannt. Maikäfer flieg! (Es kursieren diverse textliche Varianten). Das Lied wurde ebenfalls in die Wunderhorn-Sammlung aufgenommen und stets als 'Gute-Nacht-Lied' von Müttern gesungen. Ich erinnere mich jedenfalls noch genau (und gerne!) daran. Außerdem - das wäre aber wirklich einen separaten Thread wert, da es zu weit abschweift - geht es vielen Menschen so, daß die Analyse (nicht nur von Texten, auch von musikalischen Strukturen), ihnen die Schönheit des Werkes zerstören. Ich persönlich kann dies für mich nicht nachvollziehen, sehe aber, daß dies wohl in vielen Fällen so ist. Die ernüchternde Erkenntnis daraus ist (für mich), daß es keinen Zauber, kein Genie oder göttliche Eingebung und vergleichbare Dinge in der Kunst gibt. Man interpretiert sie hinein und ist dann überrascht, wenn man das Gegenteil erfährt... Aber bitte, das ist ein anderes Thema.
Alles sollte sein wie es war - und nicht wie wir es uns wünschen! (HIPpokrates)
Was mir an diesem Lied auch gefällt, ist, dass der Text sich nicht auf ein bestimmtes Geschlecht bezieht. Es gibt mehrere Wiegenlieder, wo allerdings nur von einem männlichen Kind die Rede ist, ich erinnere an "Schlafe mein Prinzchen, schlaf ein" von Mozart, oder "Schlafe du treuester Knabe mein" aus Peer Gynt. Auch gefällt mir, dass der Text, unabhängig davon ob er nun zweideutig zu verstehen ist oder nicht, keine Stellen hat, die auf die Zukunft hinweisen - oft lese ich irgendwelche Wiegenlieder, wo die Mutter singt, dass die Zukunft schwer wird, dass man dann nicht mehr so gemütlich zusammensein kann etc. Da frage ich mich, will man sowas hören? Eine Prognose, dass mein Leben eh scheiße wird und ich das hier jetzt noch genießen soll? Nebenbei, mir fällt auch ein anderes Lied ein: "´s kommt ein Vogerl geflogen". Auch da gibt es die Theorie, dass die Mutter, von der die Rede ist, bereits tot ist, und ihrem Kind einen Brief schreibt, den der Vogel bringt. ´s kommt ein Vogerl geflogensetzt sich nieder auf mein´ Fuß,hat ein Brieflein im Schnabel, von der Mutter einen Gruß. Lieber Vogel, flieg weiter,nimm ein Gruß mit und ein´ Kuss,denn ich kann dich nicht begleiten, weil ich hierbleiben muss. Denn ich kann dich nicht begleiten - wohin? Ist der Vogel quasi etwas "übersinnliches", also kein normaler Vogel wie eine Brieftaube? |