Wo ist könig ludwig beerdigt

Aufbahrung Ludwigs III in der Ludwigskirche. Bis zum Morgen der Beisetzung blieben die Särge am Hochaltar der Ludwigskirche aufgebahrt. Abb. aus: Das Bayerland, Jahrgang 33 vom 02.11.1921, 69. (Bayerische Staatsbibliothek, 4 Bavar. 198 ta-33)

Die Königswagen nach der Durchfahrt durch die Propyläen am Königsplatz. Abb. aus: Das Bayerland, Jahrgang 33 vom 02.11.1921, 73. (Bayerische Staatsbibliothek, 4 Bavar. 198 ta-33)

von Dieter J. Weiß

Die Beisetzung König Ludwigs III. von Bayern (1845-1921, reg. 1912/13-1918) und seiner Ehefrau Königin Marie Therese (1868-1919) am 5. November 1921 in der Münchner Frauenkirche wurde wie ein Staatsakt in Zeiten der Monarchie inszeniert. Die erhoffte oder befürchtete Restauration an diesem Tag unterblieb aber: Kronprinz Rupprecht von Bayern (1869-1955) wollte einen Königsputsch vermeiden.

Der Tod Ludwigs III.

Ludwig III. (1845-1921, reg. 1912/13-1918), der nie auf seinen Thronanspruch verzichtet hatte (Anifer Erklärung), starb am 18. Oktober 1921 auf seinem ungarischen Gut Sárvár, wo er sich zu einem Besuch aufgehalten hatte. Sein Leichnam wurde mit dem seiner bereits 1919 heimgegangenen Gemahlin Marie Therese (1849-1919) über Schloss Wildenwart im Chiemgau nach München überführt.

Die Organisation der Beisetzung

Aus Rücksicht auf die Reichsregierung erhielt der entthronte König kein Staatsbegräbnis, was seine merkwürdige staatsrechtliche Stellung verdeutlicht. Die bayerische Staatsregierung wollte dem toten Monarchen aber dennoch alle Ehren erweisen. So verfiel sie auf den Ausweg, die Organisation dem vormaligen Ministerpräsidenten und derzeitigen Regierungspräsidenten von Oberbayern, Gustav Ritter von Kahr (BVP, 1862-1934), als Privatperson zu übertragen, der dazu ein Komitee aus Künstlern und Vertretern aller gesellschaftlich relevanten Gruppen einsetzte.

Der Trauerkondukt

Die Särge des Königspaares wurden am 5. November 1921 aus der Ludwigskirche durch die mit Trauerschmuck gezierten Straßen in weitem Bogen über den Königs- und Karolinenplatz zur Frauenkirche gebracht. Noch einmal wurde das gesamte Zeremoniell der Monarchie mit sechsspännigen Hoftrauerwagen, Gugelmännern und Hartschieren als Ehrengeleit entfaltet. Die Familienangehörigen, die Staatsregierung, Reichswehr und Veteranenvereine, die Beamten der Ministerien und Behörden sowie Abordnungen aus allen acht Regierungsbezirken folgten dem Kondukt, insgesamt nahmen über 100.000 Menschen teil. In der Frauenkirche, in deren Gruft die Beisetzung auf besonderen Wunsch Ludwigs III. stattfand, hielt der Erzbischof von München und Freising, Michael Kardinal von Faulhaber (1869-1952), die Trauerrede mit einem Bekenntnis zur Monarchie und zum Gottesgnadentum.

Putschgerüchte und die Haltung Kronprinz Rupprechts

In der Presse und den Lebenserinnerungen ganz unterschiedlicher Persönlichkeiten wird von Putschgerüchten berichtet. Die Staatsregierung hatte sich eigens von Ritter von Kahr versichern lassen, dass die Ausrufung der Monarchie nicht geplant sei. Ein Königsputsch unterblieb 1921, weil Kronprinz Rupprecht (1869-1955) den Tod seines Vaters nicht zu einem Gewaltstreich ausnützen wollte. Er ließ sich nicht von radikalen Kräften instrumentalisieren und wollte seine Rechte nur auf legalem Weg antreten. Der Kronprinz, der sich den Ovationen der Menge nach der Beisetzung entzogen hatte, ließ an diesem Tag eine Erklärung mit einer Formel veröffentlichen, mit der er an seinen Thronansprüchen festhielt, aber keine konkreten politischen Forderungen stellte: "Eingetreten in die Rechte meines Herrn Vaters".

Literatur

  • Alfons Beckenbauer, Ludwig III. von Bayern 1845-1921. Ein König auf der Suche nach seinem Volke, Regensburg 1987.
  • Dieter J. Weiß, Zwischen Revolution und Restauration. Zum Tod und zu den Beisetzungsfeierlichkeiten für König Ludwig III. von Bayern, in: Petronilla Gietl (Hg.), Vom Wiener Kongreß bis zur Wiedervereinigung Deutschlands. Betrachtungen zu Deutschland und Österreich im 19. und 20. Jahrhundert. Festschrift für Hubert Rumpel zum 75. Geburtstag, München 1997, 183-206.

Quellen

  • Gustav von Kahr, Vor zehn Jahren. Wie König Ludwig III. und Königin Marie Therese zu Grabe gebracht wurden, in: Süddeutsche Monatshefte 29 (November 1931), 142-147.
  • Arthur Achleitner, Von der Umsturznacht bis zur Totenbahre. Die letzte Leidenszeit König Ludwigs III., Dillingen 1922.

Weiterführende Recherche

  • Schlagwortsuche im Online-Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern
  • Schlagwortsuche in bavarikon

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Empfohlene Zitierweise

Dieter J. Weiß, Beisetzung Ludwigs III., München, 5. November 1921, publiziert am 11.05.2006; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <//www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Beisetzung_Ludwigs_III.,_München,_5._November_1921> (25.03.2022)

Den Reporter der Zeitung „Das Bayerische Vaterland“ hatte die Nachricht vom Tod seines Königs offenbar so sehr mitgenommen, dass er überirdische Kräfte bemühen musste. „Eben war der letzte Wagen des Trauergeleits weggefahren, da fuhr eine mächtige Feuergarbe, ein Blitz, herab auf die St. Michaelskirche, dem ein entsetzlicher Donnerschlag folgte. Es war das himmlische Finale zu dem irdischen Trauerakte“, hieß es in dem Bericht über die Beerdigung Ludwigs II. Dieser Text liest sich nicht umsonst, als ob Gott persönlich bei der Beisetzung in München zugegen gewesen wäre – und die Story setzte damit den Ton für vieles, was nach dem Ableben des Monarchen passieren sollte.

Um keine deutsche Herrscherfigur ranken sich bis heute so viele Mythen wie um den König der Bayern, der am 13. Juni 1886 im Starnberger See ertrank. Sein Großvater Ludwig I. mag politisch bedeutender gewesen sein, aber zum Gegenstand ungezählter Bücher, Filme und TV-Dokumentationen wurde er genauso wenig wie zum Symbol für das bayerische Sonderbewusstsein.

König Ludwig II. von Bayern auf dem Totenbett

Eine Ironie – zu Lebzeiten verspotteten die Münchner ihren immer beleibteren König als „Herrn Huber“, der sich in Schlössern versteckte, statt in der Residenzstadt seinen Repräsentationspflichten nachzugehen. Und es war Ludwig, der 1871 die Souveränität Bayerns aufgeben und den Preußen Wilhelm I. als Deutschen Kaiser anerkennen musste. Vor dem Hintergrund jedoch, dass einiges aus Ludwigs Leben noch immer im Dunkeln liegen, ergibt seine Verklärung zu dem „Kini“ überhaupt Sinn.

Mythen brauchen das Ungefähre, Geahnte, ein Geheimnis, um wachsen zu können, da kommt so ein Monarch natürlich gerade recht. Die Legendenbildung beginnt mit einer Krankheit sieben Monate nach seiner Geburt: Eine eitrige Hirnhautentzündung ereilte den Prinzen, bis heute wird darüber spekuliert, was das mit Ludwigs Gesundheit über die Kopfschmerzen hinaus machte, an denen der Herrscher permanent litt.

Mythen brauchen das Ungefähre: Ludwig II. in jüngeren Jahren

Das Verhältnis zu seinem Vater Maximilian war von geradezu protestantischer Kälte geprägt, ein prima Anknüpfungspunkt für alle Hobbypsychologen, genau wie die Tatsache, dass Ludwig 1864 bei seiner Thronbesteigung ganze 18 Jahre alt war. Der Mann hatte es also trotz seiner Privilegien schon früh nicht leicht.

Dieses Motiv setzte sich im Erwachsenenalter fort. Zu nennen ist zuerst Ludwigs homoerotische Neigung, die ihn seine Verlobung mit Sophie Charlotte in Bayern lösen ließ, ihn zu Soldaten niedrigen Standes zog und an den Rand des psychischen Zusammenbruchs brachte. Hinzu kommt die Scheu des Monarchen vor Menschen, was ihn aber nicht davon abhielt, als Freund der Künste den Komponisten Richard Wagner zu fördern. Auch seine Sucht nach immer mehr Prunkbauten weisen ihn, wenn man denn will, als Feingeist aus: Neuschwanstein mag Kritikern als Inbegriff des Kitsches gelten, aber noch mehr Menschen finden das Schloss einfach umwerfend schön.

Ludwig selbst trug wenig dazu bei, die Widersprüche aufzulösen. So sind von ihm einerseits die Worte überliefert: „Ich wünsche, dass man nach meinem Tode sage: Ludwig hat nur danach gestrebt, seinem Volke der wahrhaft treueste Freund zu sein, und es ist ihm gelungen, sein Volk zu beglücken.“ Andererseits stellte er fest: „Der Blick des Volkes besudelt meine Schlösser.“ Die Preußen mochte er so gern wie seine Zahnfäule, aber Otto von Bismarck betrachtete er als seinen Freund.

All das hätte gereicht, um seinem Porträt auch im Jahr 2020 noch einen Ehrenplatz in bayerischen Wirtshäusern zu sichern und ein gefragter Merchandise-Artikel des Freistaats zu sein. Doch ist es vor allem sein Tod, der den König – nun ja – unsterblich machte. Das Geschehen des Sommers 1886 erzählt von einem Mann, dessen engste Umgebung höchstwahrscheinlich alles unternahm, um ihn zum Geisteskranken zu stempeln und dadurch vom Thron zu stoßen.

Am 13. Juni 1886 wurden Ludwig und sein Psychiater tot aus dem Starnberger See geborgen

Quelle: picture alliance / akg-images

Bei allen Problemen urteilt die historische Forschung heute übereinstimmend, dass Ludwig seine Regierungsgeschäfte nie vernachlässigt hat. Die Minister bekamen Audienzen in den Schlössern, oder der König schickte eigens Gesandte mit Depeschen nach München. 1886 allerdings hatten diverse Bauvorhaben, die er aus der Kabinettskasse zahlte, dem Herrscher Schulden in Höhe von 14 Millionen Mark eingebracht. Die Bitte des Ministers Johann von Lutz an die allergnädigste Majestät, nun auch persönlich einen Sparkurs einzuschlagen, überhörte Ludwig.

Dies brachte den Minister im Verein mit Ludwigs Onkel Luitpold dazu, von dem Psychiater Bernhard von Gudden ein Gutachten zum Zustand des Königs zu fordern. Der Arzt lieferte unverzüglich ohne Ludwig persönlich untersucht zu haben: „Seine Majestät sind in sehr weit fortgeschrittenem Grade seelengestört und zwar leiden Allerhöchstdieselben an jener Form von Geisteskrankheit, die den Irrenärzten aus Erfahrung wohl bekannt mit dem Namen Paranoia (Verrücktheit) bezeichnet wird.“

Der Psychiater Bernhard von Gudden (1824-1886) erstellte aufgrund der Akten das entscheidende Gutachten

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Die Forschung weist dieses harte Urteil zurück. Vor allem der Heidelberger Psychiater Heinz Häfner fällte in seinem Buch „Ein König wird beseitigt“ nach Einsicht in die Akten ein vernichtendes Urteil über das Gutachten. Auch eine Studie der Technischen Universität München sagt, die Aufzeichnungen „enthalten keine ausreichenden Anhaltspunkte für eine Diagnose einer Schizophrenie nach heute gültigen Kriterien“. Die Symptome entsprächen aber den aktuellen Merkmalen einer schizotypen Störung, also einem tief greifenden Verhaltensdefizit im zwischenmenschlichen Bereich.

Zweifel an Guddens Urteil nährt noch dazu ein Brief, der 2016 auftauchte. Drei Tage vor seinem Tod schreibt Ludwig an seinen Vetter Prinz Ludwig Ferdinand, nach Neuschwanstein seien viele Leute, unter anderem ein Minister, gekommen, „u. wollten mich zwingen nach Linderhof zu fahren, offenbar u. mich dort gefangen zu halten, u. Gott weiß was wohl zu thun, Abdankung zu ertrotzen kurz ein schändliche Verschwörung! Wer kann nur hinter einem solchen Verbrechen stecken, Prz. Luitpold vermuthlich.“ Der König selbst hatte also die Intrige gegen ihn bemerkt, das spricht für seinen klaren Verstand.

Aber das half ihm nichts mehr – er wurde entmündigt und nach Schloss Berg verfrachtet, Luitpold sprang als Prinzregent ein. Auf dem Schloss wachte der Psychiater Gudden über Ludwig. Er brach am Abend des 13. Juni gemeinsam mit seinem Patienten zu einem Spaziergang auf, an dessen Ende beide ertrunken im Starnberger See lagen.

Hierzu gibt es ebenfalls unterschiedliche Theorien: Manch selbst ernannter Experte schwört, der abgesetzte Monarch haben fliehen wollen und den Arzt dafür umbringen müssen. Andere gehen von einem Schlaganfall Ludwigs aus, Gudden sei bei dem Versuch gestorben, ihn zu retten. Am besten leuchtet ein, was Heinz Häfner schreibt: Durch seinen plötzlichen Bedeutungsverlust sei der abgesetzte Herrscher lebensmüde gewesen, habe sich selbst ertränkt und zuvor Gudden unter Wasser gedrückt, der ihn abhalten wollte.

Nur mit letzter Sicherheit lässt sich das nicht eben feststellen. „Ein ewig Rätsel will ich bleiben mir und anderen“, lautet das wohl berühmteste Zitat Ludwig II. Man darf sagen: Diese Mission hat er erfüllt. So jemand wird zum „Kini“ – und bleibt es auf ewig.

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