Wo ist das steißbein beim menschen

Als Steißbein wird der unterste Abschnitt der Wirbelsäule unterhalb des Kreuzbeins bezeichnet. Er besteht aus 4 bis 5 kleinen Wirbeln, deren ursprüngliche Gelenke meist zu einem Gesamtknochengebilde zusammengewachsen sind. Das Steißbein dient hauptsächlich als Ansatzpunkt für Sehnen und Bänder des Beckenbodens und der Hüfte.

Was ist das Steißbein?

Wo ist das steißbein beim menschen

Wo ist das steißbein beim menschen

Schmerzen am Steißbein sollten medizinisch untersucht werden. Langes und ergonomisch falsches Sitzen könnten die Ursache sein.

Das Steißbein (Coccyx) ist der unterste Teil der Wirbelsäule, direkt anschließend an das Kreuzbein. Es besteht aus 4 bis 5 ein wenig verkümmert erscheinender Wirbel, deren Wirbelgelenke in der Regel vom Körper selbst durch Verknöcherungen versteift wurden und meist zu einem Gesamtknochengebilde zusammengewachsen sind.

Es handelt sich mit großer Wahrscheinlichkeit um eine stammesgeschichtliche Rückbildung (Rudiment) des Schwanzes, der aufgrund der spezifischen Lebensweise des Menschen und seiner Vorfahren nicht mehr von Nutzen war. Die Rückbildung ist nicht vollständig, weil das Steißbein als Gegenlager für die Kraftaufnahme von Sehnen, Bändern und Muskeln des Beckenbodens, des Beckens und der Hüften eine für die Statik des Körpers wichtige Funktion übernimmt. Ein totaler Rückbau des Steißbeins hätte Probleme mit der Festigkeit und Statik im Bereich der Hüften und des Beckens zur Folge.

Zu evolutionären Rückbildungen kann es kommen, wenn sich durch zufällige Genmutationen bestimmte Körpermerkmale oder auch physiologische Umsetzungen verändern. Falls die Veränderungen eine günstige Anpassung an neue Umwelt- oder Lebensbedingungen beinhalten, setzen sie sich populationsgenetisch durch. Im gegenteiligen Fall würde sich die Genmutation populationsgenetisch nicht durchsetzen und allmählich wieder verlorengehen.

Anatomie & Aufbau

Charakteristisch für das Steißbein ist das Zusammenwachsen der 4 bis 5 Steißwirbel zu einem einzigen Knochenkörper. Dieser Vorgang wird Synostose genannt. Die ursprünglich vorhandenen Bandscheiben und Zwischenknorpel verloren ihre Funktion und wurden durch Knochengewebe ersetzt.

Nur am obersten Steißbeinwirbel sind ansatzweise noch die Strukturen eines Wirbelkörpers zu erkennen, während die übrigen – nach unten hin – sich verjüngenden Wirbel so miteinander verwachsen sind, dass sich ein kegelförmiges, knöchernes Gebilde ergibt. Das Ende des Steißbeins wird durch ein kleines, knopfartiges Knochenstückchen gebildet.

Der oberste Steißbeinwirbel ist mit dem darüber liegenden Kreuzbein verbunden, das ebenfalls aus zusammengewachsenen 5 Wirbel besteht und über das ziemlich feste und wenig bewegliche Iliosakralgelenk (Kreuzbein-Darmbein-Gelenk) mit dem Darmbein des Beckens verbunden ist. Das Kreuzbein bildet somit gleichzeitig einen Teil der Wirbelsäule und des Darmbeins.

Funktion & Aufgaben

Die Hauptfunktion des Steißbeins liegt darin, Kräfte der angewachsenen Muskeln, Bänder und Sehnen des Beckenbodens, des Beckens und der Hüften aufzunehmen.

Es erfüllt damit eine wichtige Rolle in der Statik des Körpers. Die Verwachsung zu einem zusammenhängenden Knochen begünstigt seine Eignung als Haltelager für Sehnen und Bänder des Beckenbodens und der Hüften.

Während der Embryonalphase steht das Steißbein zwischenzeitlich heraus und wird bei der weiteren Entwicklung noch weit vor der Geburt wieder von Gewebe umschlossen.

Eine weitere Rückbildung des Steißbeins im Zuge der Evolution würde eine stark veränderte Lösung für die Ansatzpunkte der Bänder und Sehnen erfordern, die sich momentan noch des Coccyx bedienen.

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Krankheiten & Beschwerden

Die exponierte Lage des Steißbeins macht es anfällig für Verletzungen durch Stürze auf das Gesäß oder durch direkte Stoßeinwirkungen. Es kann zu Verstauchungen, Prellungen oder sogar zu einer schmerzhaften klassischen Fraktur führen oder seltener zu einer Luxation.

Die notwendige Ruhigstellung des Steißbeins zur Ausheilung des Bruchs ist praktisch nicht möglich, so dass weitere Schmerzen nicht verhinderbar sind und nur symptomatisch behandelt werden können. Zur Entlastung der Bruchstelle kann ein Ringkissen für Sitzpositionen genutzt werden, das die auftretenden Druckkräfte teilweise auf die Gesäßmuskulatur ableitet. Die seltenere Luxation, die nicht immer einfach zu diagnostizieren ist, kann ein erfahrener Arzt oder Therapeut mittels Daumen und Mittelfinger wieder einrenken. Der Mittelfinger wird in den Enddarm eingeführt, um das Steißbein wieder in die richtige Lage zu drücken, unterstützt vom Daumen, der gleichzeitig von außen Druck auf den Coccyx ausüben muss.

Falls die „Einrenkung“ gelingt, stellt sich zügig eine Schmerzlinderung ein. Unspezifische Schmerzen im Steißbein können auch ohne Behandlung wieder verschwinden. Sollten die Schmerzen allerdings länger anhalten und chronisch werden, handelt es sich um eine Kokzygodynie oder Coccygodynia mit sehr unterschiedlichen Ursachen. Eine häufige Ursache der langanhaltenden Schmerzen am Steißbein sind Entzündungen der Sehnen, Bänder oder Muskeln an der Ansatzstelle an der Coccyx oder Mikrotraumen, die durch Überbelastung infolge ungünstiger Sitzhaltung oder durch ungewohnte ständig wiederkehrende Bewegungsmuster begünstigt werden.

Sie können eine – meist langwierige - Therapie mit entzündungshemmenden und schmerzstillenden Mitteln erforderlich machen. Eine Nervenreizung infolge eines Bandscheibenvorfalls im unteren Bereich der Lendenwirbelsäule kann ebenfalls Verursacher der Kokzygodynie sein. In seltenen Fällen wird die Krankheit durch Tumore verursacht.

Quellen

  • Benninghoff/Drenckhahn: Anatomie. Urban & Fischer, München 2008
  • Faller, A. et al.: Der Körper des Menschen. Thieme, Stuttgart 2008
  • Gerok, W., Huber, C., Meinertz, T., Zeidler, H. (Hrsg.): Die innere Medizin – Referenzwerk für den Facharzt. Schattauer, Stuttgart 2007

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Stand: 14.06.2019 13:02 Uhr  | Archiv

Wo ist das steißbein beim menschen

Schmerzen am Steißbein können heftig und langwierig sein.

Schmerzen am Steißbein, auch Kokzygodynie genannt, sind oft die Folge von Stürzen auf das Gesäß, zum Beispiel durch Sportunfälle. Prellungen oder Brüche verursachen starke Schmerzen insbesondere beim Sitzen, Treppensteigen oder auch beim Stuhlgang und Geschlechtsverkehr. Selbst auf weichem Untergrund können Betroffene häufig nicht schmerzfrei sitzen. Frauen sind fünfmal häufiger von Steißbein-Schmerzen betroffen als Männer.

Empfindliche Wirbelkörper

Das Steißbein besteht aus drei bis fünf Wirbelkörpern, die häufig zu einem Knochen verschmolzen und von einer sehr dünnen Knochenhaut umhüllt sind. Als unterste Spitze der Wirbelsäule dient das Steißbein als Ansatz für die Muskeln, Sehnen und Bänder des Beckens, des Beckenbodens und der Hüfte.

Therapeuten finden

Viele Patienten mit Schmerzen im Sitzbereich suchen lange vergeblich nach Hilfe. Es ist nicht einfach, den richtigen Facharzt und damit eine hilfreiche Therapie zu finden. Nicht immer ist das Steißbein selbst die Ursache und viele Ärzte tun sich sehr schwer, eine genaue Diagnose zu stellen. Die meisten Betroffenen wenden sich zunächst an einen Orthopäden. Doch häufig liegt die Ursache der Schmerzen gar nicht im Steißbein selbst, sondern zum Beispiel in einem Analabszess oder einer Endometriose. Dann wäre der Proktologe beziehungsweise der Gynäkologe der richtige Ansprechpartner.

Wichtige Untersuchungen

Mit Aufnahmen per Röntgen, CT oder MRT lässt sich das Problem nicht ausreichend eingrenzen. Grundvoraussetzung für eine solide Diagnostik ist immer eine ausführliche körperliche Untersuchung. Dazu ist auch eine Untersuchung von innen erforderlich. Über den Enddarm kann der Arzt ertasten, wie beweglich das Steißbein ist, Spannungen im Beckenboden oder Veränderungen der inneren Organe aufspüren.

Ursachen für Schmerzen am Steißbein

  • frühere Stürze oder Geburten
  • Knochenhautentzündung
  • Verspannungen im Beckenboden
  • Nervenreizungen
  • gynäkologische Ursachen, zum Beispiel Endometriose
  • Tumore oder Entzündungen im Anal- oder Mastdarmbereich

Sehr oft gibt es auch mehrere Ursachen, zum Beispiel eine Kombination aus vielen verspannten Muskeln an Steißbein, Hüfte und Becken. Dazu kommt es häufig durch übermäßiges Sitzen, vor allem auf harten, unbeweglichen Stühlen.

Schmerzen am Steißbein behandeln

Die Behandlung richtet sich nach der Ursache. Bei zurückliegenden Verletzungen am Steißbein ist die Therapie oft kompliziert und langwierig, da Belastungen des Alltags die Heilung behindern. Im Vordergrund stehen

  • körperliche Schonung
  • Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente
  • Spritzen zur örtlichen Betäubung
  • Physiotherapie, Osteopathie, Chirotherapie, Akupunktur, Akupressur
  • Wärmeanwendungen und Entspannung, zum Beispiel Fangopackungen und Sitzbäder
  • operative Entfernung des Steißbeins (Kokzygektomie)
  • ergonomisches Sitzkissen

Therapieerfolge sind auch mit der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) möglich. Nach ihrer Lehre lässt sich die Steißbeinregion über den sogenannten Blasenmeridian behandeln. Auf seiner Linie zwischen Knie und Fuß befinden sich Reflexpunkte. Durch das Setzen von Akupunktur-Nadeln an diesen Punkten sollen die Durchblutung in der Steißbeinregion anregt und die Schmerzen gelindert werden. Im Rahmen der sogenannten Tuina-Therapie können zudem mithilfe spezieller Massagetechniken schmerzhafte Blockaden gelockert werden.

Steißbein-Schmerzen vorbeugen

  • Dynamisches Sitzen: ergonomischer Bürostuhl oder Hocker, Stehhilfe, Steißbeinkissen
  • Höhenverstellbare Schreibtische
  • 40-15-5-Regel nutzen: 40 Minuten Arbeit im dynamischen Sitzen, 15 Minuten Arbeit im Stehen, fünf Minuten herumlaufen
  • Integration von mehr Bewegung in den Arbeitsalltag: mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren, möglichst viele kleine Wege im Büro gehen (etwa zum Drucker), Spaziergang in der Mittagspause
  • Rumpfmuskulatur stärken durch gymnastische Übungen

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Prof. Dr. Christoph Isbert, ChefarztKlinik für Allgemein-, Viszeral- und koloproktologische ChirurgieEv. Amalie Sieveking-KrankenhausHaselkamp 33, 22359 Hamburg(040) 644 11-321

www.albertinen.de

Heiko Bornemann, Heilpraktiker, Schmerztherapie, Osteopathie, ChiropraktikZentrum für Integrative MedizinMoltkeplatz 2, 23566 Lübeck(0451) 79 80 99, Fax (0451) 61 01 635

www.zfim-bornemann.de

Dr. Sabine Bleuel, Fachärztin für Orthopädie und UnfallchirurgieOrthopädie und Chirurgie ElbchausseeElbchaussee 56722587 Hamburg(040) 86 23 21

www.orthopaedie-elbchaussee.de

Weitere Informationen

Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)Postfach 17 02 02, 44061 Dortmundwww.baua.de

Broschüre "Sitzlust statt Sitzfrust - Sitzen bei der Arbeit und anderswo"

Dieses Thema im Programm:

Visite | 02.07.2019 | 20:15 Uhr

Medizinische Therapie

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