Wo brennt es gerade in spanien

  • Viele Länder in Südeuropa leiden unter der extremen Hitze
  • Durch die Hitzewelle sind im Mittelmeer-Raum bereits in der Türkei, in Italien und in Griechenland schwere Waldbrände ausgebrochen
  • Auch Spanien hat die Hitzewelle am Donnerstag erste Brände entfacht

Am Donnerstag hat die Hitzewelle über Europa in weiten Teilen der iberischen Halbinsel im Nordosten Spaniens erste Brände entfacht. Sowohl in Spanien als auch in Portugal stuften die Behörden die Brandgefahr hoch. Die Waldbrandgefahr in Spanien am Freitag sei „extrem", teilte die nationale Meteorologiebehörde mit.

Das spanische Umweltministerium teilte im Online-Dienst Twitter mit, sechs Löschflugzeuge entsandt zu haben in folgende Regionen:

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Das größte Feuer loderte in Katalonien, wo ein 41 Hektar großes, unter Naturschutz stehendes Waldgebiet an der Küste der Provinz Tarragona brannte.

Wo brennt es gerade in spanien

Verkohlte Bäume nach einem Waldbrand Ende Juli 2021 in der Nähe von Tarragona.
© Foto: Lorena Sopêna/dpa

Andere Länder im Mittelmeerraum leiden bereits unter verheerenden Bränden, vor allem Griechenland und Algerien. Besonders schwer getroffen von den Waldbränden wurde die Insel Euböa. In Italien kämpfte die Feuerwehr am Donnerstag gegen hunderte Feuer. Vier Menschen kamen in den Flammen ums Leben. Am Mittwoch war auf Sizilien mit 48,8 Grad ein neuer Temperaturrekord gemessen worden.

Stand: 25.07.2021 15:56 Uhr

In Spanien sind mehrere Waldbrände außer Kontrolle geraten. Der schwerste Brand wütet westlich der Provinz Barcelona, mehr als 80 Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Auch im Süden brennt es.

Im Nordosten Spaniens ist ein Waldbrand rund 100 Kilometer westlich von Barcelona außer Kontrolle geraten. Die Flammen hätten bisher 1100 Hektar Wald- und Ackerland zerstört, teilte die Forstbehörde Kataloniens auf Twitter mit. Es bestehe die Gefahr, dass Wind bei hohen Temperaturen um die 30 Grad und großer Trockenheit das Feuer weiter anheizen werde und es sich in Richtung der Provinz Barcelona ausbreiten könnte. Bis zu 5000 Hektar seien unmittelbar bedroht.

Es sei der bisher größte Waldbrand des Jahres in der waldreichen Region Katalonien, schrieb die Zeitung "El Periódico". Asche habe bereits Teile von Barcelona erreicht.

Neben den örtlichen Feuerwehren und Einheiten zur Waldbrandbekämpfung waren seit Sonntagmorgen auch Soldaten des spanischen Militärs im Einsatz gegen die Flammen.

Bauern in der Region wurden aufgerufen, sofort ihre Felder zu pflügen, um so Barrieren gegen die Flammen zu schaffen. Etwa 80 Menschen in der Region hätten ihre Landhäuser verlassen müssen, seit das Feuer am Samstagnachmittag aus bisher unbekannter Ursache in der Gemeinde Santa Coloma de Queralt ausgebrochen war.

Auch in Südspanien ist ein Brand außer Kontrolle: In der Nähe von Huelva stehen etwa 600 Hektar Wald in Flammen - und zwar in einem Naturschutzgebiet. Unter anderem haben dort Eukalyptusbäume Feuer gefangen. Sie brennen leicht, weil ihre Blätter ölig sind.

Den größten Waldbrand in Spanien haben die Einsatzkräfte unter Kontrolle bekommen: Er wütet in der Provinz Albacete - etwa auf halber Strecke zwischen Madrid und der Mittelmeerküste bei Valencia. 2500 Hektar Wald sind dort abgebrannt, eine Fläche etwa so groß wie die Nordseeinsel Norderney.

Den Feuerwehrleuten hilft, dass die Hitze in dem Gebiet nachgelassen hat, ebenso der Wind. Meteorologen sagen sogar Regen voraus. Erst vergangenes Wochenende hatte ein Waldbrand weiter nördlich an der Costa Brava 415 Hektar Wald in dem Naturschutzgebiet von Cap de Creus vernichtet.

Mit Informationen von Oliver Neuroth, ARD-Studio Madrid

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Spanien: Feuerwehr kämpft gegen mehrere große Waldbrände Oliver Neuroth, ARD Madrid

25.07.2021 15:18 Uhr

Wo brennt es gerade in spanien
Löschflugzeuge in waldbrandgefährdeten Galicien nahe Santiago de Compostela, Spanien, sb

Abgebrannte Bäume, verkohlte Erde. Waldbrände zerstören in Spanien pro Jahr über 80 000 Hektar Land. Seit 1960 haben sich die Vorfälle verzehnfacht und Verursacher ist oft der Mensch. Doch die Maßnahmen gegen die Feuer bleiben bescheiden.

von Milena Mount

Jüngste Statistiken in Spanien zeigen: Nur vier Prozent aller Waldbrände haben einen natürlichen Ursprung. Auslöser sind vor allem weggeworfene Kippen oder Glassplitter (68 Prozent) sowie Brandrodung für die Landwirtschaft und Grundstückspekulationen.

Die traurige Bilanz allein für das Jahr 2012: 180.000 Hektar Land gingen in Flammen auf und zerstörten viele Waldgebiete, darunter auch 370 Hektar des wertvollen, steinalten Eichenwalds Fragas de Eume in Nordwestspanien.

Laut WWF sind vor allem die Regionen Nordkastilien, Kanarische Inseln, Extremadura, Valencia und Galicien Opfer der Brände. Während es auf den Kanaren, in der zentralen Extremadura und am spanischen Mittelmeer im Sommer sehr heiß wird, ist Galicien in Nordwestspanien die regenreichste Region Spaniens. Der Grund für die dortigen Brände ist der Anbau von schnell wachsenden Eukalyptusbäumen, die wie Zunder brennen. Pikant daran: Eine WWF-Studie stellte schon 2008 fest: Auch die Lokalregierungen der besonders betroffenen Gebiete ergreifen viel zu wenig Schutzmaßnahmen.

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Nach dem Waldbrand 2012 auf Gomera, Foto Erwin Martin

Waldbrände entstehen in Spanien wie anderswo in drei Phasen. In der ersten lässt sich der Brand noch löschen, in der letzten Phase, dem sogenannten Totalbrand, geht nichts mehr. Sobald ein Bodenbrand im Gange ist, versucht es die spanische Feuerwehr mit Schneisen im Wald und Löschflugzeugen sowie Helikoptern. Die Arbeit der Piloten ist dabei schwierig und zum Teil lebensgefährlich.

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Die freien Stellen hier an den galicischen Rías Baixas markieren frühere Waldbrände. Nordwestspanien leidet besonders unter den Bränden, tb

Ein weiteres großes Problem beim Kampf gegen das Feuer ist die Wasserversorgung. Vor allem in trockenen Gebieten wie der Extremadura müssen die Piloten Stauseen für das Auffüllen der Tanks aufsuchen, wodurch der Wasserpegel sinkt. Die Piloten auf Ibiza, an der Küste von Valencia und am Atlantik nutzen dagegen das Meerwasser.

Der Klimawandel hat die Hitzewellen und Trockenzeiten in Spanien mit verursacht. Ein anderer Grund aber ist die Monokultur, etwa der großflächige Anbau von Gurken und Erdbeeren unter Plastikplanen in Andalusien. Das entzieht dem Boden jegliches Wasser und erzeugt ein Wüstenklima, in dem schon Western gedreht worden sind. Südspanien, so das Onlineportal El Mundo, "versteppt und verwüstet zusehends".

Vor allem Spaniens Mittelmeerraum ist ein feuerabhängiges Ökosystem, die Brandgefahr unumgänglich. Nötig sind daher sinnvolle Maßnahmen wie die vier Säulen eines ausgewogenen Feuermanagements: Vorbeugung, Vorbereitung, Reaktion und Wiederherstellung. Auch das Engagement der Anwohner ist hilfreich. WWF empfiehlt: weniger Monokultur, mehr traditioneller Ackerbau wie vor Jahrhunderten: Beispielsweise dienten Schafweiden schon immer als natürliche Schneisen zwischen den Waldgebieten.

Spaniens Politik handelt - etwas. Seit 2006 untersagt ein Gesetz die Nutzungsänderung für abgebrannte Waldflächen für 30 Jahre. Wer vorsätzlich Feuer legt, muss bis zu vier Jahren ins Gefängnis.

Allerdings ist bislang kaum ein Brandstifter überführt worden. Aber auch wir Besucher stehen in der Pflicht und können etwas für Spaniens Umwelt tun.

Glassplitter am Jakobsweg entsorgen oder eine Zigarettenkippe an der Costa Brava aus dem Autofenster werfen ist extrem fahrlässig und kann verheerende Folgen haben.

Denn wer möchte nicht weiterhin durch schattige Pinienwälder an den Playas Südspaniens spazieren und die alten Korkeichen in der Extremadura bewundern? Spaniens Natur können auch wir Urlauber schützen.

Wo brennt es gerade in spanien

Die AutorinMilena Mount schreibt für einen Newsletter und Kurzgeschichten. In der verbleibenden Zeit reist sie viel und liest gerne gute Bücher.