Wie macht sich ein Lungenemphysem bemerkbar?

Die Abkürzung COPD steht für Chronic Obstructive Pulmonary Disease,  übersetzt: chronisch obstruktive Lungenerkrankung. Studien zufolge  leiden 15 Prozent der Europäer über 40 an der Lungenkrankheit. Trotzdem  ist sie vergleichsweise unbekannt. Dabei gehört die COPD weltweit zu den häufigsten Todesursachen neben Herzinfarkt und Schlaganfall.

Die ersten Symptome werden oft nicht ernst genommen und zu lange ignoriert. So können Lungenschäden entstehen, die nicht mehr umkehrbar sind. COPD ist nicht heilbar – aber behandelbar. Zu jedem Zeitpunkt besteht die Chance, den Verlauf günstig zu beeinflussen.

1. Definition: Was ist eine COPD?

Der Begriff COPD fasst mehrere Varianten der Lungenerkrankung zusammen. Betroffen sind die unteren Atemwege, also die Bronchien und die noch kleineren Bronchiolen. Dort kommt es zu einer anhaltenden Entzündung, einer chronischen Bronchitis. Die Bronchien verengen sich aufgrund von Umbauprozessen dauerhaft. "Deshalb vermindert sich der Atemluftstrom, was eine Atemnot verursacht", erläutert Lungenspezialist Professor Jürgen Behr von der Asklepios Klinik in München.

Bei einem Teil der Patienten dominiert diese Entzündung. Bei einem  anderen greift die Krankheit zusätzlich die Lungenbläschen (siehe  Grafik) an. Deren Aufgabe ist es, Sauerstoff aus der Atemluft ins Blut  zu schleusen und das Stoffwechselprodukt Kohlendioxid in die Atemluft  abzugeben. Bei einer COPD zerfallen die Wände der Lungenbläschen, sie  platzen sozusagen. Die Fläche für den Gasaustausch verkleinert sich. Er  funktioniert immer schlechter. Ein Sauerstoffmangel entsteht, obgleich  die Lunge voller Luft ist. Der Fachbegriff lautet Lungenemphysem. Die Übergänge zwischen den beiden Hauptformen der COPD sind fließend.

Wie macht sich ein Lungenemphysem bemerkbar?

Eine COPD kann Bronchien und Lungenbläschen betreffen

Wie macht sich ein Lungenemphysem bemerkbar?

Chronische Bronchitis: Ursachen, Symptome, Therapie

Dauerhafter Husten mit Auswurf deutet auf eine chronische Bronchitis hin. Rauchen ist der wichtigste Risikofaktor. Wer die Anzeichen ignoriert, riskiert eine ernste Lungenerkrankung

Wie macht sich ein Lungenemphysem bemerkbar?

Lungenemphysem

Das Lungenemphysem ist eine chronische Lungenerkrankung. In den meisten Fällen ist Rauchen die Ursache dieser irreversiblen, also nicht mehr umkehrbaren Reduktion der Lungenoberfläche

Die wichtigsten Anzeichen für eine COPD sind:

  • Husten: Oft in Begleitung mit...
  • Auswurf
  • Atemnot: Tritt vor allem bei körperlichen Belastungen auf wie Sport oder Treppensteigen auf
  • Atemgeräusche: Ein trockenes, pfeifendes Geräusch beim Ausatmen, Giemen genannt, kann auf eine COPD hindeuten

Der charakteristische hartnäckige Husten tritt vor allem morgens auf. Die Atemwege sind mit zähem Schleim verstopft, der sich schwer abhusten lässt. Bei Anstrengung geht zudem immer rascher die Puste aus.

Viele spüren zwar solche Beschwerden, nehmen sie aber nicht sonderlich ernst. "Husten als erstes Symptom ist leider anfangs nicht eindeutig und wenig alarmierend", sagt Behr. Husten kann zahlreiche Ursachen haben. "Tritt aber beim Treppensteigen, bei Gartenarbeit oder einem Spaziergang Atemnot auf, sollte man unbedingt an eine COPD denken."

Menschen, die körperlich kaum aktiv sind, bemerken womöglich erst etwas, wenn die COPD schon fortgeschritten ist – wenn sich in Ruhe Atembeschwerden einstellen. Forscher fanden außerdem Hinweise, dass Raucher schon eine COPD haben können, obwohl sie noch gar keine Symptome spüren. Wie es um die Lungengesundheit bestellt ist, kann der Arzt mit einer Lungenfunktionsprüfung testen.

Die Krankheit entwickelt sich schleichend. Doch es treten auch immer wieder Phasen auf, in denen sich die Beschwerden plötzlich verschlimmern. Auslöser ist dann meist ein Atemwegsinfekt. "Diese sogenannten Exazerbationen beschleunigen das Fortschreiten einer COPD deutlich", warnt der Mediziner. Denn ist eine solche Episode überstanden, bleibt die Lungenfunktion häufig hinter den Ausgangswerten zurück. Im Verlauf der COPD nehmen Exazerbationen zu.

3. Ursachen: Sind nur Raucher betroffen?

"Nein, aber das Rauchen ist ein wichtiger Risikofaktor", sagt Behr. Nur etwa 15 bis 20 Prozent der COPD-Patienten haben nie oder zumindest nicht nennenswert geraucht. Schätzungsweise 20 Prozent der Raucher bekommen eine COPD. Stoffe im Zigarettenrauch schädigen die Selbstreinigungsmechanismen der Atemwege und fördern so die chronische Entzündung. Auch Passivrauchen erhöht die Gefahr. Studien zeigen außerdem, dass Passivrauch in Kindheit und Jugend die Entwicklung der Lunge beeinträchtigt. Die Lunge hat dann von Beginn an weniger Reserven, eine Erkrankung wirkt sich umso ungünstiger aus.

Eine genetische Anfälligkeit für COPD spielt ebenfalls eine Rolle. Sie  kann sich darin äußern, dass Entzündungen in den unteren Atemwegen  gefördert werden. Manchen Menschen fehlt genetisch bedingt  Alpha-1-Antitrypsin. Dieses "Schutzeiweiß" wirkt körpereigenen Stoffen  entgegen, die Lungengewebe abbauen. Ein Mangel an Alpha-1-Antitrypsin verursacht folglich Schäden am Lungengerüst. Auch Umweltfaktoren wie Staubpartikel und Gase können eine COPD auslösen.

4. Hängen COPD und Asthma zusammen?

Die Kombination aus Asthma und Rauchen begünstigt eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung. Die Lungenfunktion verschlechtert sich dann oft besonders rapide. Asthma-COPD-Overlap-Syndrom (ACOS) nennen Fachleute diese Mischform. "Der Klassiker ist ein Patient, der bereits in jungen Jahren an Asthma bronchiale litt, irgendwann anfing zu rauchen und eine COPD entwickelte", erläutert Behr. "Man sollte sich allerdings nicht mit dieser 'Mischdiagnose' zufrieden geben", rät der Experte. Ziel sei immer, das dominierende Krankheitsbild zu benennen und die Behandlung daran auszurichten.

Wie macht sich ein Lungenemphysem bemerkbar?

Asthma

Asthma ist eine chronische entzündliche Atemwegskrankheit, die zu Anfällen von Atemnot und Husten führen kann. Asthma lässt sich mit Medikamenten meist gut behandeln

5. Was bedeutet COPD für die Lebenserwartung?

Bleibt eine COPD unbeachtet, hat das ernste Konsequenzen. "Die Lebenserwartung eines COPD-Patienten ist im Allgemeinen um mehrere Jahre vermindert", sagt Behr. Auch die Lebensqualität sinkt. "Die eingeschränkte Lungenfunktion setzt der körperlichen Aktivität Grenzen."

Betroffene bekommen schon bei Alltagsbelastungen immer schlechter Luft. Irgendwann sind sie auf eine Sauerstoffzufuhr angewiesen, zum Beispiel über eine Nasenbrille. Depressionen, Muskelabbau und Knochenschwund können die Krankheit begleiten. Mehr als jeder Zweite hat Herz-Kreislauf-Leiden.

Werden Exazerbationen, also Phasen der Krankheitsverschlimmerung ernst genommen und frühzeitig behandelt, dann verlaufen sie milder oder lassen sich sogar verhindern. Das bremst das Fortschreiten der Erkrankung ab und bedeutet auch mehr Lebensqualität.

6. Stadien einer COPD

Mediziner teilen die COPD in verschiedene Stadien ein – von 1 (leicht) bis 4 (sehr schwer). Dabei orientieren sie sich am sogenannten Sekundenwert (FEV1) aus der Lungenfunktionsprüfung. Um ihn zu bestimmen, pustet der Patient mit maximaler Kraft in ein Messgerät, nachdem er tief eingeatmet hat. Das Luftvolumen, das er auf diese Weise in der ersten Sekunde ausatmen kann, entspricht FEV1.

Zeigt das Messergebnis eine Bronchialverengung an, bestimmt der Arzt den Schweregrad. Entscheidend ist, wie stark der FEV1-Wert vom individuellen Sollwert des Patienten abweicht. Der Sollwert wird nach Alter, Größe und Geschlecht errechnet.

  • Stadium 1 (leicht): FEV1-Wert > 80 % des Sollwertes
  • Stadium 2 (mittel): FEV1-Wert 50 – 80 % des Sollwertes
  • Stadium 3 (schwer): FEV1-Wert 30 - 50 % des Sollwertes; hier beginnen Beschwerden bei alltäglichen Verrichtungen
  • Stadium 4 (sehr schwer): FEV1-Wert < 30 % des Sollwertes; hier kommt es bei leichter Belastung zu Beschwerden

Die Stadieneinteilung findet sich in der Leitlinie der Deutschen Atemwegsliga und der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin, die derzeit allerdings überarbeitet wird. Am individuellen Krankheitsstadium orientiert sich die Behandlung. Sie soll möglichst gut zum Patienten und seinen Bedürfnissen passen.

Daneben gibt es eine neuere Einteilung der GOLD (Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease). Sie ordnet Patienten vier Gruppen zu – von A bis D. Diese Einteilung berücksichtigt zusätzlich die Zahl der plötzlichen Krankheitsverschlechterungen, der sogenannten Exazerbationen. Auch das Ausmaß der Beschwerden des Patienten geht hier mit ein.

Genauere Informationen zu den Stadien bei COPD finden Sie zum Beispiel hier: www.lungeninformationsdienst.de

7. Therapie: Wie wird eine COPD behandelt?

Medikamente gegen COPD: Verschiedene Präparate können die Beschwerden einer COPD lindern und eine Verschlechterung der Krankheit stoppen oder zumindest bremsen. Zum Einsatz kommen   hauptsächlich inhalierbare Wirkstoffe, welche die Atemwege erweitern, und eventuell schleimlösende Medikamente, die das Abhusten erleichtern. Kortison zum Inhalieren kann zudem in fortgeschritteneren Stadien Entzündungen hemmen.

Diese Medikamente kommen bei einer COPD zum Einsatz:

  • Bronchodilatatoren: Weiten die Bronchien. Bronchodilatatoren (Anticholinergika, Betamimetika, selten Theophyllin) gibt es zum Inhalieren, als Pulver und als Tabletten zum Einnehmen
  • Glukokortidoide: Kortison wird als Entzündungshemmer bei einer COPD oft in niedrig dosierter Form zum Inhalieren verabreicht
  • PDE-4-Hemmer: Lindern ebenfalls Entzündungen und können bei einer COPD verschrieben werden, um akute Verschlechterungen entgegenzuwirken
  • Mukopharmaka: Sind die Atemwege verschleimt, können die Schleimlöser das Abhusten unterstützen

Rauchen aufhören: Neben diesen medikamentösen Maßnahmen ist zudem die Mithilfe der Patienten entscheidend zur Behandlung einer COPD. Diese sollten alles unterlassen, was die Lunge weiter schädigt. In erster Linie bedeutet das: mit dem Rauchen aufhören – auch wenn es schwer fällt. Schulungen vermitteln Tipps für den Rauchstopp und für den Umgang mit der Krankheit, zum Beispiel schonende Husten- und Atemtechniken.

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Bewegungstherapie bei COPD: Physiotherapie und angepasstes körperliches Training, etwa in Lungensportgruppen,  steigern oder erhalten die körperliche Belastbarkeit. Sport in  Verbindung mit Musik wirkt laut einer Studie besonders effektiv. Bewegung hilft zudem den Knochenschwund (Osteoporose) aufzuhalten, unter dem COPD-Patienten oft gleichzeitig leiden.

Impfungen bei COPD: Weil  Infekte die Krankheit verschlimmern können, sind eine Impfung  gegen  Pneumokokken – einem Auslöser von Lungenentzündungen – sowie eine   jährliche Grippeimpfung ratsam

Ernährung bei COPD: Im Verlauf der Krankheit verlieren manche Patienten an Gewicht und damit an Muskelmasse. Das schwächt den Körper. Mit einer bewussten, ausgewogenen Ernährung lässt sich gegensteuern. Eine Ernährungsberatung gehört oft zur Therapie.

Reha und Schulungen bei COPD: Auch eine umfassende Rehabilitation kann sinnvoll sein. Krankenkassen bieten spezielle Behandlungskonzepte, sogenannte Disease-Management-Programme, für Menschen mit COPD an. Der Hausarzt kann darüber informieren.

Derzeit gibt es den Trend, die Therapie künftig weniger an den Symptomen auszurichten. Biomarker sollen dazu dienen, behandelbare Charakteristika von COPD bei den Patienten festzustellen und so eine individuellere, noch bessere Therapie zu realisieren.

Wichtiger Hinweis:

Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

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