Wie lange braucht eine Plastikflasche zum verrotten

Je nachdem, auf welche Quelle man sich bezieht braucht Plastik zwischen 400 und 500 Jahren, bis es endgültig verrottet ist. Ob es am Ende vielleicht länger dauert ist nicht ganz klar. Klar ist aber, dass jedes Stück Plastik, welches bisher hergestellt wurde und nicht verbrannt wurde, noch immer existiert und sich irgendwo auf der Welt befindet.

Vieles davon befindet sich im Meer, in unseren Wäldern, im Grunde findet sich nahezu überall, wo sich Menschen befinden, auch Müll, vor allem Plastikmüll. Dieser wird sich zudem noch dort befinden, wenn es uns längst nicht mehr gibt, denn wie schon erwähnt dauert es Jahrhunderte, bis Plastik verrottet.

Manche Produkte brauchen weniger Zeit, andere noch länger. Wie lange welcher Müll braucht, um zu verrotten, wollen wir euch heute zeigen – und manche Zahlen haben selbst uns überrascht.

Bevor wir aufzeigen, was überhaupt wie lange zum Verrotten braucht, möchten wir vorab kurz aufzeigen, was das denn eigentlich ist.

Verrottung wird häufig auch als Verfaulung oder Vermoderung bezeichnet, und beschreibt die Zersetzung von organischen, in der Regel pflanzlichen Materialien zu Humus, Kohlenstoffdioxid und Wasser. Hierfür sind kleine Mikroorganismen verantwortlich.

Wenn Produkte nicht durch diese Organismen zersetzt werden können verfallen sie dennoch mit der Zeit, in diesem Fall spricht man dann allerdings von Korrosion. Dabei reagieren Werkstoffe mit ihrer Umgebung, also zum Beispiel Luft oder Wasser und wird dadurch zersetzt. Dieser Vorgang kann aber Jahrtausende dauern, in welchen Fällen man von Korrosion spricht zeigen wir gleich.

Organische Lebensmittel sind für unsere Umwelt am schonendsten, denn die Verrottung geht sehr schnell, zumindest zum Teil. Je nach Produkt gibt es aber auch hier sehr große Unterschiede. Das klassische Beispiel ist hier ein Apfelgehäuse, welches etwa 2 Wochen braucht, bis es vollständig abgebaut ist. Viele Menschen werfen organische Lebensmittel aus diesem Grund gerne in der Natur weg. Bei einem Apfel ist das vielleicht auch noch ok, abhängig von Temperatur und Lage brauchen andere organische Lebensmittel aber weitaus länger. Bananenschalen sind erst nach frühestens 6 Wochen verfault, Orangenschalen brauchen teilweise bis zu 2 Jahren.

Hinzu kommt, dass gerade Obst und Gemüse häufig gespritzt sind, wer seinen Müll also im Wald, am Strand oder am Meer entsorgt bewirkt eher gegenteiliges. Deshalb sollte auch organischer Müll richtig entsorgt werden, im besten Fall kann man diesen zu Hause kompostieren und die Erde dann vielleicht verwendet.

Papier, auch Papiertüten, Pappkartons und ähnliches besteht aus Zellulose, welches aus Holz gewonnen wird, das macht diesen Stoff biologisch abbaubar. Doch so schön das im ersten Moment klingt, so leicht ist es dann leider doch nicht. Verpackungen aus Zellulose bräuchten nur rund 6 Wochen um zu Verrotten, problematisch ist hier, dass diese Papierverpackungen häufig weiter bearbeitet wurden. Je nachdem, was zum Aufbereiten verwendet wurde, ob bspw. Lacke, Kunststoff, Kleber, chemische Stoffe zum imprägnieren, verlängert sich die Zeit der Zersetzung entsprechend. Insgesamt macht das Papierverpackungen ökologisch weitaus sinnvoller, doch auch hier der dringende Appell, auch Stoffe aus Zellulose nicht achtlos in der Natur zu entsorgen.

Wie bereits erwähnt, nur organische Stoffe verrotten, andere Stoffe zerfallen. Metalle beispielsweise zählen hierzu, die meisten kennen hier etwa angelaufenes Silber oder die Rostbildung bei Eisen.

Die chemisch verursachte Korrosion braucht unterschiedlich lange Zeit, ebenso wie es auch bei der Verrottung ist, hier kommt es auf das verwendete Metall an. Aluminium braucht länger als Eisen, Blech zerfällt “etwas” schneller, doch auch hier kommt es auf die Umgebung, die Temperatur und die Umwelteinflüsse an. Die lange Lebenszeit macht metallische Objekte einerseits wiederverwertbar und andererseits können Lebensmittel wie Konserven hier sehr lange aufbewahrt werden. Gerade bei Produkten mit einer langen Lebensdauer sollte man auf optimales Recycling achten.

Das für die Umwelt belastendste Produkt sind die Kunststoffe, sprich vereinfacht gesagt Plastik. Zu Beginn des Artikels habe ich ja bereits erwähnt, dass es bis zu 500 Jahre dauern kann, bis Kunststoff verrottet ist, vielleicht aber auch länger.

Manche Experten sind sich sicher, dass Mikroorganismen generell nicht in der Lage sind, Kunststoffe vollständig zu zersetzen. Plastik und Mikroplastikpartikel werden zwar kontinuierlich zerkleinert, können aber nicht vollständig abgebaut werden. Dadurch steigt der Plastikmüll in der Natur und in den Meeren kontinuierlich an.

Wie viel Plastik sich mittlerweile im Meer befindet kann nur geschätzt werden, Statistiken zufolge landet alle 5 Sekunden eine Tonne Plastik in den Gewässern. In den Meeren befinden sich zwar auch Mikroorganismen, doch gegen die riesigen Plastikteppichen hilft nichts außer dem richtigen entsorgen und recyceln. Zeitlich betrachtet kommt es natürlich immer auf das Produkt an, welches verrotten soll. Eine dünne Plastiktüte braucht rund 10 bis 20 Jahre, eine Chipstüte etwa 80 Jahre und PET Flaschen können bis zu 500 Jahre brauchen, bis sie abgebaut sind.

Glas ist ein Produkt, welches bis zu 1 Millionen Jahre in der Umwelt und den Meeren verbleibt, was aus dem Material besteht, aus welchen Flaschen, Scheiben und Co. hergestellt werden. Sie bestehen nämlich aus Quarzsand, welcher nicht organisch ist und deshalb nicht verrottet. Die Wiederverwertung von Glasflaschen ist deshalb mehr als zwingend nötig

  • Apfelgehäuse: 2 Wochen
  • Papiertüte: 6 Wochen
  • Orangenschale: 3 Jahre
  • Zeitung < 3 Jahre
  • Bananenschale: < 3 Jahre
  • Wolle: 4 Jahre
  • Taschentuch: < 5 Jahre
  • Zigarette: < 5 Jahre
  • Kaugummi: 5 Jahre
  • Zigarettenstummel (Filter): < 7 Jahre
  • Plastiktüte: < 20 Jahre
  • Kaffeebecher: 50 Jahre
  • Leder: 50 Jahre
  • Nylonfasern: 60 Jahre
  • Schuhsole (Gummi): < 80 Jahre
  • Blechdose: < 100 Jahre
  • Plastiksack: 120 Jahre
  • Aluminiumfolie: 700 Jahre
  • Babywindel: < 800 Jahre
  • Damenbinde: < 800 Jahre
  • Plastikflasche (PET): < 1.000 Jahre
  • Batterie: < 1.000 Jahre
  • Glas: 4.000 Jahre
  • Glasflasche: > 50.000 Jahre
  • Styropor: > 6.000 Jahre

Es ist schwer, sich vorzustellen, dass manche Objekte mehrere Jahrtausende bis zu einer Millionen Jahre brauchen, bis sie vollständig zersetzt oder verrottet sind. Insbesondere wenn man bedenkt, dass unsere durchschnittliche Lebenszeit vielleicht 70 oder 80 Jahre beträgt.

Der meiste biologische Müll, den wir während dieser Zeit erzeugen ist längst abgebaut, bis es uns nicht mehr gibt, ganz im Gegensatz zu all dem Plastik, Glas und Metall Müll, den wir erzeugen. Windeln bspw. brauchen wir als Babys, diese bleiben dann aber rund 10x länger auf der Erde, als wir es tun. Frauen Hygieneprodukte werden monatlich genutzt und weggeworfen, auch diese bleiben ewig zurück. Und auch vermeintliche Kleinigkeiten, die achtlos weggeworfen werden oder manchmal auch nur aus der Tasche fallen, wie Taschentücher, Kaugummis oder Zigarettenstummel liegen bis zu 5 Jahren herum, bis sie komplett abgebaut wurden.

Spannend ist wohl auch der Vergleich zwischen Leder und einem Kaffeebecher. Den Kaffeebecher besitzt man effektiv vielleicht eine halbe Stunde, dann ist er leer und wird weggeworfen, Lederprodukte hat man häufig Jahrzehnte bis ihre Lebenszeit vorbei ist. Man muss sich also dringend bewusst machen, was mit dem Müll, den man nicht ordentlich beseitigt passiert.

Hilfreich ist es natürlich, von vorne herein möglichst wenig Plastik und co. zu kaufen, um so Plastik im Meer, den Wäldern und der Umgebung zu vermeiden. Auch Upcycling hilft, Müll zu reduzieren. Verrottende Produkte liegen länger in der Welt, als wir anwesend sind, entsprechend respektvoll müssen wir mit unseren Ressourcen umgehen.

Plastikmüll soweit das Auge reicht: Die Aufnahme stammt aus Bangladesch, doch sie steht symbolisch für die Zustände vielerorts auf der Welt.

Foto: imago/ZUMA Press

Das Plastik-Problem

Milliarden Tonnen an Plastik wurden bereits produziert, für Verpackungen, als Baumaterial, als Grundstoff für besonders langlebige Produkte und vieles mehr. Doch Plastik vermüllt zunehmend den Planeten und wird zur Gefahr für die Menschheit. Lesen Sie alles über Produzenten, Verbraucher, Lösungsansätze.Weiterleitung zum Thema Plastik 

Plastik hat die Welt im Sturm erobert - und wird nun zunehmend zum Problem für die Menschheit. Milliarden Tonnen des praktischen Werkstoffs wurden in den vergangenen Jahrzehnten produziert und verarbeitet, in Form von Verpackungen, beim Bau von Häusern und Infrastruktur, bei der Produktion zahlloser Güter des täglichen Bedarfs und zu unzähligen weiteren Zwecken.

Doch inzwischen ist klar: Aufgrund seiner Langlebigkeit entwickelt sich Plastik zu einer immer größeren Plage für den gesamten Planeten. Vor allem Flüsse, Seen und Ozeane sind schon heute voll von Plastikmüll, der sich erst nach Jahrzehnten allmählich in seine Bestandteile auflöst, und auch dann noch eine Gefahr für Mensch und Tier darstellt.

manager magazin online hat in den vergangenen Tagen in verschiedenen Texten, Bildern und per Video ausführlich über das globale Plastik-Problem informiert. Zum Abschluss unseres Themenschwerpunkts kommen nun noch einmal die wichtigsten Fakten im Überblick - dies müssen Sie über die Plastik-Plage wissen:

8,3 Milliarden Tonnen Plastik - ein Material mit Vor- und Nachteilen

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Einer Studie von US-Forschern zufolge wurden seit Beginn der industriellen Plastikproduktion im großen Stil - das war etwa 1950 - insgesamt 8,3 Milliarden Tonnen Plastik produziert und in die Welt gesetzt. Der Vormarsch des Materials gründet sich auf seine ökonomischen und technischen Vorteile: Die Plastikproduktion ist vergleichsweise kostengünstig und das Material ist ungemein vielseitig. Es kann mit großer Härte hergestellt werden, und ist dabei dennoch - etwa im Vergleich zu Metallen - relativ leicht. Plastikscheiben machen einen weiteren Vorzug deutlich: Sie sind klar wie Glas, aber deutlich weniger zerbrechlich.

Auch die Langlebigkeit des Plastiks ist oft ein Vorteil, beim Hausbau etwa oder bei der Produktion von Gütern mit besonders langer Nutzungsdauer. Zum Nachteil wird sie dagegen, wenn Plastik wie so oft in den Abfall gerät.

Der Studie der US-Forscher zufolge beispielsweise werden 2,6 Milliarden Tonnen des bislang produzierten Plastiks bis heute genutzt. Weitere 800 Millionen Tonnen wurden etwa zwecks Energiegewinnung verbrannt. Und ganze fünf Milliarden Tonnen Plastik befinden sich der Studie zufolge im Müll. Das heißt, sie liegen auf Deponien in der freien Natur oder schwimmen im Meer herum, und belasten die Umwelt.

350 Milliarden Euro Umsatz - die Plastikbranche in Europa

Kunststoff stellt heute einen gewaltigen Wirtschaftsfaktor dar. Das Material, das unter dem gängigen Schlagwort "Plastik" zusammengefasst wird, umfasst in Wahrheit hunderte verschiedener Stoffe, die mit den unterschiedlichsten Zusammensetzungen und Eigenschaften in beinahe allen Bereichen der Wirtschaft zum Einsatz kommen. Grundlage der Produktion ist in der Regel Öl, Gas oder Kohle, wobei der Verband Plasticseurope darauf hinweist, dass lediglich etwa 4 bis 6 Prozent des gesamten europäischen Verbrauchs an Öl und Gas auf die Plastikproduktion entfällt.

Dennoch hängt daran ein gewaltiger Wirtschaftszweig. Allein in Europa beschäftigt die Plastikindustrie in 60.000 Unternehmen - vom Hersteller der Rohmaterialien bis hin zum Recycler sowie zum Anbieter von Plastikverarbeitungsmaschinen - mehr als 1,5 Millionen Menschen, so Plasticseurope. Der Gesamtumsatz der Branche: 350 Milliarden Euro im Jahr 2016.

In Deutschland setzte die Plastikbranche laut Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie (GKV) im Jahr 2017 insgesamt 63,7 Milliarden Euro um.

95 Prozent weniger Tüten - was Plastiksteuern und -verbote bringen

Um gegen das Problem mit dem Plastikmüll vorzugehen, erscheint es sinnvoll, etwas gegen Plastiktüten zu unternehmen. Sie werden täglich weltweit zu Millionen eingesetzt und stellen für viele Menschen einen besonders leicht vermeidbaren Berührungspunkt mit Plastik dar. Plastiktüten stehen stark in der Kritik, weil sie in der Regel nur sehr kurz genutzt und danach schnell entsorgt werden.

Ein Verbot von Plastiktüten erließ als erstes Land weltweit im Jahr 2002 Bangladesch. Seither hat das Beispiel Schule gemacht, inzwischen sind Plastiktüten in mehr als 30 Ländern nicht mehr erlaubt. Auch in der Europäischen Union wird ein solches Verbot immer wieder diskutiert, bislang allerdings ergebnislos. Demnächst will die EU vielmehr den Verkauf von Plastik-Utensilien wie Gabeln, Messer, Löffel, Strohhalmen und dergleichen untersagen. In Deutschland gibt es Plastiktüten seit einiger Zeit immerhin nicht mehr kostenlos.

Auch eine Plastiksteuer ist EU-weit im Gespräch. Wie gut so etwas gegen die Nutzung von Plastiktüten helfen kann, zeigt das Beispiel Irlands: Dort sank der Tütenverbrauch seit Einführung einer Plastiktütensteuer um sage und schreibe 95 Prozent.

35 Prozent allen Plastiks steckt in Deutschland in Verpackungen

Haupteinsatzgebiet des weltweit produzierten Plastiks sind Verpackungen. In Deutschland etwa entfallen 35 Prozent der Plastiknutzung auf diesen Bereich, gefolgt von dem Baugewerbe (23 Prozent) und der Automobilbranche (10,5 Prozent).

Dabei ist ausgerechnet der Einsatz von Plastik für Verpackungen ein volkswirtschaftlicher Albtraum. Nach seiner erst- und meist einmaligen Verwendung verliert das Material 95 Prozent an Wert, wie die Ellen MacArthur Foundation und die Unternehmensberatung McKinsey errechnet haben. Jahr für Jahr summieren sich die Verluste weltweit auf 80 bis 120 Milliarden Dollar.

40 Milliarden Dollar pro Jahr - Plastik bringt riesige volkswirtschaftliche Kosten

Der Siegeszug des Plastiks beruht auf der Tatsache, dass das Material nicht nur aufgrund seiner Eigenschaften und seiner Haltbarkeit zahlreichen anderen Stoffen überlegen ist. Plastik lässt sich vielmehr auch sehr kostengünstig herstellen, was in der Wirtschaft oft das entscheidende Argument ist.

Der Vorteil mag auf Unternehmensebene der Plastikproduzenten und -verwender gegeben sein. Volkswirtschaftlich sieht die Kalkulation jedoch anders aus.

Laut Ellen MacArthur Foundation und Unternehmensberatung McKinsey gelangen mehr als 30 Prozent aller Plastikverpackungen nicht in einen geordneten Recycling-Kreislauf, sondern werden zu Lasten der Natur anderweitig entsorgt. Durch die Einschränkung der Produktivität vitaler natürlicher Systeme und ähnliche nachteilige Effekte - etwa Emissionen bei der Produktion des Plastiks - entstehen volkswirtschaftliche Kosten, die die Experten auf 40 Milliarden Dollar pro Jahr beziffern. Das sei mehr als der gesamte Gewinn der Plastik-Verpackungsindustrie, heißt es in der Studie.

Ein Müllwagen pro Minute - so viel Plastikmüll landet im Meer

Jedes Jahr, das haben ebenfalls die Experten von der Ellen MacArthur Foundation und der Unternehmensberatung McKinsey errechnet, gelangen etwa acht Millionen Tonnen Plastikmüll in die Ozeane, wobei es sich zum weitaus größten Teil wiederum um Verpackungsmüll handeln dürfte. Den Autoren der Studie zufolge ist das gleichbedeutend damit, dass ein Müllwagen pro Minute seine Ladung ins Meer kippt.

Damit nicht genug, so wie es derzeit aussieht, spitzt sich die Situation weiter zu: Wenn sich nichts ändere, werden es 2030 bereits zwei Müllwagen pro Minute sein, und 2050 vier. Schon heute befinden sich Schätzungen zufolge etwa 150 Millionen Tonnen Plastikmüll in den Weltmeeren.

54.000 Teile Plastik am Strand - das meiste von Nestlé, Unilever und P&G

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Von wem stammt all der Plastikmüll in den Meeren? Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat einen ungewöhnlichen Rechercheweg gewählt, um darauf eine Antwort zu bekommen. Mit einer Hundertschaft an Helfern knöpfte sich Greenpeace einen besonders stark vermüllten Strandabschnitt auf einer Insel vor der philippinischen Hauptstadt Manila vor. Die Aktivisten sammelten dort eigenen Angaben zufolge binnen acht Tagen mehr als 54.000 Stücke Plastikmüll ein und sortierten diese. Die anschließende Auswertung ergab ein Ranking der Hauptverursacher von Plastikmüll zumindest an jenem Strandabschnitt am pazifischen Ozean.

Und siehe da: Mehr als 9000 der gefundenen Plastikmüllteile stammten vom Konsumgüterriesen Nestlé, der damit auf Platz eins der Rangliste der Strandverschmutzer landete. Platz zwei belegte mit Unilever (rund 5900 Teile) ebenfalls ein weltweit agierender Konzern. Mit Procter & Gamble sowie Colgate Palmolive fanden sich zwei weitere Global Player unter den "Top Ten".

Plus 40 Prozent in zehn Jahren - die Plastikproduktion wird weiter steigen

Ein großer Teil der Weltbevölkerung hat das Plastik-Problem inzwischen erkannt, die Politik versucht dagegen vorzugehen, selbst viele Unternehmen beteuern, sich für einen Rückgang des Einsatzes nicht abbaubarer Materialien einzusetzen, und ihre Aktivitäten stärker an Umweltgesichtspunkten zu orientieren. Gute Aussichten also beim Thema Plastik-Plage?

Wohl kaum. Wie unlängst der britische "Guardian" berichtete, wird der Plastikausstoß der Weltwirtschaft in den kommenden Jahren weiter dramatisch ansteigen. Vor allem Ölkonzerne investieren Milliarden in diese Industrie, schreibt die Zeitung. Firmen wie Exxon Mobile Chemical oder Shell Chemical haben demnach seit 2010 mehr als 180 Milliarden Dollar in neue Plastikfabriken gesteckt, in denen sie künftig Verpackungen, Flaschen, Transportbehälter und ähnliches herstellen wollen. Experten erwarten auf Grundlage dieser Zahlen, dass die Plastikproduktion weltweit in den kommenden zehn Jahren um 40 Prozent steigen wird, so der "Guardian".

7 Prozent - die langfristige, weltweite Recyclingquote ist niedrig

Nach Angaben der Industrie liegt die Recycling-Quote für Plastik in Deutschland bei weit mehr als 90 Prozent. Das gilt allerdings ausschließlich für jenes Plastik, das auf dem vorgesehenen Wege entsorgt wird. Nimmt man alle Plastikabfälle hinzu, die im falschen Mülleimer landen oder wild weggeworfen werden, so dürfte die Recycling-Quote hierzulande kaum höher sein als 60 oder 70 Prozent - wenn überhaupt.

Damit liegt Deutschland im internationalen Vergleich allerdings noch vergleichsweise gut im Rennen. Das zeigt auch die Studie der US-Forscher, die eine insgesamt seit den 1950er Jahren produzierte Plastikmenge von weltweit 8,3 Milliarden Tonnen ermittelt haben. Lediglich 600 Millionen Tonnen davon gelangten in einen Recycling-Kreislauf, so die Forscher. Das entspricht einer langfristigen Recycling-Quote von weltweit etwas mehr als 7 Prozent.

450 Jahre bis zur Zersetzung - Plastikmüll gefährdet lange Mensch und Tier

Eines der größten Probleme ist die laufende Vermüllung der Weltmeere. Über 100 Millionen Tonnen Plastikabfall schwimmt bereits in den Ozeanen, und Jahr für Jahr kommen acht Millionen Tonnen hinzu. Schon 2050, so schätzen Fachleute, gibt es im Meer mehr Plastik als Fische.

Am meisten Plastikabfall gelangt im asiatischen Raum ins Wasser, etwa in China sowie in Indien, wo es vielerorts kaum organisiertes Recycling gibt. Zwei Drittel des Plastiks in den Weltmeeren stammen aus lediglich 20 Flüssen vor allem in Fernost. Als dreckigster Fluss der Welt gilt der Jiangtse in China, über den jährlich 330.000 Tonnen Plastik ins Meer gelangen. Auf Platz zwei liegt der Ganges in Indien.

Zum Vergleich: Über den Rhein schwimmen pro Jahr "lediglich" bis zu 30 Tonnen Kunststoff in den Ozean. Europa ist deshalb aber nicht schuldlos an der Misere: Jahrzehntelang exportierte auch Deutschland tonnenweise Plastikmüll nach China, womit die Volksrepublik jetzt allerdings Schluss macht. Viele der Abfälle entstehen in Fernost zudem, weil der wohlhabende Westen dort günstig produzieren lässt.

Ist das Plastik erst einmal im Wasser, bleibt es dort für lange Zeit. Denn Plastik wird nicht abgebaut, es muss vielmehr langwierig von Wind und Wellen zermahlen werden. Bei einer Plastiktäte dauert das bis zu 20 Jahre, bei einem Becher sogar bis zu 50 Jahre. Besonders lange halten sich Plastikflaschen, die mitunter erst nach 450 Jahren zerkleinert sind.

Gelöst ist das Problem damit allerdings auch dann noch nicht. Als Mikroplastik gelangt das Material über Fische in die Nahrungskette - und wird wiederum zur Gefahr für Mensch und Tier.

Mitarbeit: Wilfried Eckl-Dorna, Maren Hoffmann, Arvid Kaiser, Nils-Viktor Sorge