Wie heißt eine satirische weihnachtsgeschichte von robert gernhardt?

Gernhardt zu preisen heißt untertreiben.

„Lieber Gott, nimm es hin, dass ich was Besond'res bin. Und gib ruhig einmal zu, dass ich klüger bin als du. Preise künftig meinen Namen, denn sonst setzt es etwas.

Amen.“

Das ist älter als die K-Gedichte und wer jetzt Schnappatmung bekam hört besser auf zu lesen. Wer wenigstens grinst, dem sei nicht nur dieses Buch empfohlen.

Als meine Frau ihren tödlichen Krebs hatte und es nur um möglichst viel erträgliche Lebenszeit ging war das Buch für uns beide Trost und Freude. Wer damit nichts zu tun hat, wird es auch mit Freude lesen können.  Hier die erste Hälfte eines Gedichts aus dem Buch:

Guter Rat

O Mensch, halt ein vorm Krankenhaus.Gehn dem einmal die Kranken aus,dann greift man auch auf dich zurück,und du verbleibst dort Stück für Stück.Das präludiert mit etwas Darm,dann schneidet man sich langsam warman Leber, Venen und Arterien –

so’n Krankenhaus kennt keine Ferien.

Und noch ein Zitat, wieder nicht aus dem Buch:

"Die Komik will zweierlei: Entweder soll sich der Mensch vor Lachen bepissen oder Tränen lachen. Das ist der Unterschied zur Hochkultur."

Kein Schriftsteller, selbst Heinrich Heine, bringt mich dazu ihn so viel zu zitieren, wenn es um ihn geht. R.I.P.

Disclaimer: Ich bin weder verwandt noch verschwägert noch geschäftlich beteiligt!


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Wie heißt eine satirische weihnachtsgeschichte von robert gernhardt?

Eine Weihnachtsgeschichte

Der reiche Herr Lemm wohnt mit seiner Familie in Berlin-Dahlem und hat beim Studentenwerk einen Weihnachts-

mann zur Bescherung seiner beiden Kinder am 24.12. bestellt.

Als dieser wie verabredet pünktlich um 18 Uhr vor der Tür steht, mahnen Lemms zur Eile, denn es ist bereits alles für das anschließende Festmahl mit Geschäftsfreunden vorbereitet.

Doch der gekaufte Weihnachtsmann hat ganz eigene Pläne:

Er gestaltet die Bescherung nicht nur pädagogisch wertvoll – wobei der Herr Papa ordentlich sein Fett abbekommt -, nein, es erscheinen nacheinander auch noch Knecht Ruprecht, Nikolaus und der Erzengel Gabriel zur Ver-stärkung. Den Kindern gefällt's, Herr Lemm wird immer ungehaltener, seine Gattin verzweifelt, zumal die „himmlischen“ Gäste sich am edlen Whisky sowie an den kalten Platten bedienen und gar nicht mehr gehen wollen.

Und so kostet es den reichen Herrn Lemm ein hübsches Sümmchen, das Quartett vorm Eintreffen seiner Geschäftsfreunde wieder loszuwerden.

Moral: „In einer Gesellschaft, deren Losung 'Hastuwasbistuwas' heißt, kann auch der Weihnachtsmann nicht sauber bleiben.“ (Seite 61)

Resümee: Die Geschichte ist zum ersten Mal 1966 im Dezember-Heft der Satire-Zeitschrift „Pardon“ erschienen; Gernhardt wollte damit die marx-istische Revolutions-Devise „Expropriation der Expropriateure“ (die Ent-eignung derer, die bislang das Volk enteignet haben) satirisch umsetzen.

Nicht deswegen lese ich die Geschichte immer wieder gerne, sondern vor allem, weil sie den Erwachsenen mit ihren zum Teil unreflektierten Er-ziehungs-Maximen den Spiegel vorhält.

Für die 64-seitige Buchausgabe hat der im Jahre 2006 verstorbene Autor

sie eigenhändig bebildert, sodass das Lesevergnügen – auch eingedenk

von Großdruck, breitem Rand und weitem Zeilenabstand – etwa 20 Minuten dauert. 8 Euro finde ich für die Hardcover-Ausgabe zwar einen horrenden Preis, mit häufigem Lesen amortisiert sich die Ausgabe jedoch.

Es begab sich aber zu der Zeit, da Ludwig Erhard gerade noch Kanzler war, dass die Redaktion der satirischen Monatsschrift „pardon“ ihre Leser mit einer weihnachtlichen Geschichte überraschen wollte. So fragte sie denn im November des Jahres 1966 bei einem freien Mitarbeiter an, ob er eine solche Erzählung zu verfassen in der Lage sei, worauf der bejahte. Und als das Dezemberheft erschien, da enthielt es auch eine prächtige, gut drei Seiten lange Humoreske, welche den Titel „Die Falle“ trug. Als ihr Autor aber firmierte ein gewisser Lützel Jeman, und wenn sich nun jemand „Lützel Who?“ fragt und zugleich mir die Frage stellen sollte, warum ich ihm all diese krausen Kamellen auftische, dann muss ich leider noch tiefer in die Plaudertasche greifen.

Lützel Jeman ist niemand anderer als der Schreiber dieser Zielen. Seit der Gründung von „pardon“ im Jahre 1962 belieferte ich das Blatt unter Pseudonym, da ich den guten Namen Robert Gernhardt für meine Malerei reservieren wollte. Bis 1964 nämlich war ich Kunststudent in der großen Stadt Berlin, wo ich mit vier weiteren Kunststudenten in einer weitläufigen Sechs-Zimmer-Wohnung in Schöneberg lebte und malte. Alle vier haben es übrigens im Laufe ihres Lebens zum Kunstprofessor gebracht, allein ich schlug und schlage mich als „freier“ Künstler durchs Leben, ohne feste Bezüge und ohne Versorgungsansprüche, und wäre da nicht „Die Falle“ – doch ich greife vor.

War’s 1962? Fand das auslösende Gespräch erst 1963 statt? Auf jeden Fall passierte es in der Küche unserer Wohnung in der Habsburger Straße 7. Tags zuvor hatte der Kommilitone Hermann Waldenburg aus Erwerbsgründen den Weihnachtsmann gespielt, vermittelt durch den Studentendienst der TUSMA („Telefoniere und Studenten machen alles“), nun fragten wir ihn während des Frühstücks aus.

Alles sei glatt gelaufen, berichtete Hermann, lediglich in dieser Dahlemer Villa sei es ein bisschen peinlich geworden.

Wieso?

Na ja – er habe den Kindern die ihm von den Eltern zuvor anvertrauten Spielsachen beschert und sich dabei mit den beiden Kleinen regelrecht angefreundet. Bei all dem Spaß aber, den sie miteinander gehabt hätten, sei ihm längere Zeit nicht aufgefallen, dass die Eltern ihn gern losgeworden wären, da sie noch Besuch erwarteten. Schließlich hätten sie ihn aber beiseite genommen und ihn unmissverständlich zum Gehen aufgefordert.

Und du bist gegangen?

Was sollte ich sonst machen? Obwohl es mir wegen der Kinder leid getan hat. Die waren richtig traurig, als ich abzog.

Alles Worte, die ich behalten und in meinem Herzen bewegt haben muss. Denn als ich mich Jahre später an den Schreibtisch setzte, um die versprochene Weihnachtsgeschichte zu Papier zu bringen, da musste ich nicht lange nach einem Einstieg suchen: „Da Herr Lemm, der ein reicher Mann war, seinen beiden Kindern zum Christfest eine besondere Freude machen wollte, rief er Anfang Dezember beim Studentenwerk an und erkundigte sich, ob es stimme, dass die Organisation zum Weihnachtsfest Weihnachtsmänner vermittle...“

So nimmt ein Schicksal seinen Lauf, das nach und nach von den realen Vorgängen abweicht: Der Weihnachtsmann freundet sich nicht nur mit den Kindern an, er maßregelt zudem den Vater wegen mangelnder Weihnachtsliederkenntnisse. Auch tadelt er den Jungen nicht wegen seiner ihm zuvor von den Eltern mitgeteilten Unarten, er ermuntert ihn, darin fortzufahren: „Stimmt es, Thomas, dass du in der Schule oft ungehorsam bist und den Lehrern widersprichst?“ Thomas bejaht, worauf der Weihnachtsmann ihn bestärkt: „Nur dumme Kinder glauben alles, was ihnen die Lehrer erzählen. Brav, Thomas.“

Schon hat der Bärtige nach einer Kücheninspektion Whisky vom Feinsten verlangt und von der Mutter auch zähneknirschend erhalten, da – gerade wollen ihn die Eltern abschieben –, klingelt es und ein weiterer Weihnachtsmann betritt die Villa. Er sei der Knecht Ruprecht, erzählt er den Kindern, als es erneut schellt und ein dritter Weihnachtsmann, Sankt Nikolaus, hereinschneit. Und als dann noch ein vierter Gast auftaucht, ebenfalls bebartet, jedoch ganz in Weiß mit Pappflügeln und sich als Engel Gabriel vorstellt, da – doch welcher Teufel reitet mich, Ihnen meine ganze Weihnachtsgeschichte zu erzählen? Sie sollen sie doch kaufen!

Ja, das sollen Sie, das können Sie, das müssen Sie sogar. Würde mir sonst in dunkler Winternacht ein lichtes Weihnachtsgeld erblühen? Dieses Wunder nämlich ereignet sich seit fast zehn Jahren immer dann, wenn wieder Tausende in Hunderten von Buchhandlungen zur Buchausgabe der „Falle“ greifen, sofern sie es nicht vorziehen, eine jener zahlreichen Weihnachtsanthologien zu erwerben, in welchen „Die Falle“ mittlerweile Aufnahme gefunden hat – aber gemach, gemach, der Reihe nach.

Gut Ding will Weile haben. Nach der Erstveröffentlichung vergingen mehr als zehn Jahre, ehe die Erzählung erneut das Licht der Welt erblickte: 1977 veröffentlichte ich sie bei Zweitausendeins im Rahmen einer Blütenlese meiner frühen Prosa, betitelt „Die Blusen des Böhmen“. Ein Büchlein, das sich gut verkaufte, wenn auch unter Ausschluss einer breiteren Öffentlichkeit, da es nicht im Buchhandel zu erwerben war. Doch weitere fünf Jahre später durchbrach „Die Falle“ das Zweitausendeins-Gehege. Uwe Wandrey, ein Lektor des Rowohlt Verlags, nahm die Erzählung in seine Anthologie „Heilig Abend zusammen“ auf, und das war ein Taschenbuch, auf das die Welt gewartet zu haben schien. Na gut – nicht die ganze Welt, aber doch die deutsche. Und auch nicht die ganze deutsche, wohl aber jenes Segment linker Kreise, das sich gerade auf dem langen Marsch durch die Institutionen befand: Wer ’68 ein Jungzwanziger gewesen war, der stand nun, vierzehn Jahre später, mitten im Berufsleben. Wer damals ostentativ darauf verzichtet hatte, Weihnachten zu feiern, sei es aus antireligiösen oder antikonsumistischem Affekt, der hatte nun entweder Kinder, die es zu Weihnachten nach Geschichten verlangte, oder Freunde, die zu oft nur notdürftig verbrämten Weihnachtsfeiern einluden, und in beiden Fällen tat die mit „Ein garstiges Allerlei“ untertitelte Anthologie gute Dienste: Auf der einen Seite kam man nicht mit leeren Händen, zugleich aber signalisierte das Mitbringsel, wie kritisch man dem weihnachtlichen Gefühls- und Geschenkterror nach wie vor gegenüberstand.

Keine sechs Jahre später waren denn auch bereits die ersten hunderttausend dieser Taschenbücher über die vorweihnachtlichen Ladentheken gegangen, und damit nicht genug.

Bereits in den achtziger Jahren fand sich „Die Falle“ in ganz ungarstigen, ja weihnachtsfrommen Sammlungen wie „Reclams Weihnachtsbuch“, und seither verging kaum ein Jahr, in welchem ich nicht einer weiteren Nachdruckanfrage zugestimmt habe. Das letzte Mal geschah das, als der Herder Verlag im Namen von „Norbert Blüm, Dr. phil., ehemaliger Bundesminister für Arbeit uns Soziales, bekannt durch seine zahlreichen Bücher und Fernsehauftritte“ (Klappentext), darum bat, meine Geschichte seiner Sammlung „Vom Weihnachtsmann“ einverleiben zu dürfen.

Das eigentliche Weihnachtswunder aber stand noch aus. Anfang der 90er war’s, da beklagte Erika Tapp von der Frankfurter Autorenbuchhandlung ihr Los, zu Weihnachten lediglich billig gemachte oder kitschig gestaltete Weihnachtspräsentbücher neben der Kasse auslegen zu können: „Warum bringt denn der Haffmans Verlag nicht deine ,Falle’ als Buch heraus?“

Aber das sei doch lediglich eine nicht allzu lange Erzählung, wandte ich ein – ob die ein ganzes Buch tragen könne?

Worauf ich Zeuge einer wundersamen Verwandlung werden durfte: Denn als ich die großzügig abgesetzten Fahnen der Erzählung mit meinen großflächig angelegten Illustrationen zur Erzählung in den Blindband klebte, da füllte „Die Falle“ exakt 64 Seiten, da war aus dem blässlichen Zeitschriftenentlein ein prächtiger Geschenkbandschwan geworden, dem das Glück auch weiterhin hold blieb: „1. Auflage Herbst 1993//2. Auflage Winter 1993/3. Auflage Herbst 1994/4. Auflage Winter 1994/5. Auflage Herbst 1995“ – und so fortan. Selbst der Fall des Hauses Haffmans im November 2001 konnte der „Falle“ nichts anhaben: Als prächtig kartoniertes Fischer Taschenbuch liegt sie wie gehabt und fadengeheftet neben den immer wieder klingelnden Ladenkassen, schier fünfzehntausendmal ging sie dem Vernehmen nach heuer über den Tresen. Wie all die 90er Jahre zuvor, so scheint auch diesmal mein Weihnachtsgeld wieder gesichert. Zumal für den, der das Buch nicht lesen kann oder will, die vom HörVerlag produzierte, vom Autor selber mit Betonung vorgetragene Audio-Fassung der Vorgänge des Weihnachtsabend in der Villa Lemm vorliegt.

Eine so märchenhafte wie bereichernde Geschichte also, im Leben wie im Buch. Denn auch da ist im Zusammenhang mit Weihnachten viel von Geld die Rede. Anfangs, als der Studentendienst den Preis für eine Bescherung mit DM 25,- beziffert und nochmals am Ende, wenn die vier Weihnachtsmänner um vierhundert D-Mark Bestechungsgeld reicher die Villa endlich verlassen. Bei einem von ihnen freilich regt sich das Gewissen: „,Ich fand es nicht richtig, dass du Geld genommen hast,‘ sagte Knecht Ruprecht auf der Straße.“

Doch werden ihm drei Argumente entgegengehalten, von denen zwei die marxistische Sozial- und die antikonsumistische Gesellschaftskritik der 68er vorwegnehmen, während das dritte von zeitloser Gültigkeit ist: „Expropriation der Expropriateure“, sagt der Weihnachtsmann.

„In einer Gesellschaft, deren Losung ,Hastduwasbistduwas’ heißt, kann auch der Weihnachtsmann nicht sauber bleiben“, gibt der Engel Gabriel zu bedenken.

„Alles wird heutzutage teurer, auch das Bescheren“, meint Sankt Nikolaus.

Sechsunddreißig Jahre alte Worte, geschrieben von einem Neunundzwanzigjährigen, die ich, der nunmehr Fünfundsechzigjährige, nur mit Respekt lesen kann: Recht hat er, der junge Dachs von damals. Und gut hat er seinerzeit daran getan, mir schreibend zu einer Form der Rente zu verhelfen, die von niemandem erwirtschaftet werden muss und daher auch keiner Rentenreform bedarf. Es genügt, wenn Jahr für Jahr weiterhin genügend Käuferinnen und Käufer in die Falle tappen und zur „Falle“ greifen.

Wer Robert Gernhardts Weihnachtsrente verbessern möchte, kann sich auch direkt an den Zweitausendeins Versand wenden (www.zweitausendeins.de, Telefon 069/  4208000), und dort aus dem Nachlass des Haffmans Verlags bestellen: Robert Gernhardt,„Die Falle“ (64 S., 3,95 E).