Wie entsteht ein Loch in der Nasenscheidewand

  • Bei Geschwüren: medizinische Salbe oder Nasenspray mit Kochsalzlösung

  • In seltenen Fällen, Operation der Perforation

Bei Geschwüren des Septums mindern Cremes mit Bacitracin oder Mupirocin sowie Nasenspray mit Kochsalzlösung die Verkrustung.

Ärzte können Perforationen des Septums manchmal operativ reparieren. Dabei wird körpereigenes Gewebe aus einem anderen Bereich der Nase oder eine künstliche Membran aus weichem, biegsamem Kunststoff verwendet. Die meisten Perforationen müssen nicht behandelt werden, sofern das Nasenbluten und die Krusten keine größeren Beschwerden bereiten.

Samstag, 11. Januar 2020

Eine Frau mit Piercing in der Nasenscheidewand.

(Foto: imago images/ingimage)

Mit dem Winter beginnt auch die Erkältungszeit. Es wird geniest und gehustet. Mancher greift dann zum abschwellenden Nasenspray und riskiert bei längerer Anwendung nicht nur eine Abhängigkeit, sondern auch die klare Trennung zwischen den beiden Nasenhälften.

Die Nasenscheidewand trennt die Nase in eine linke und eine rechte Hälfte. Sie bildet die Begrenzung zwischen den Nasenlöchern und besteht aus Schleimhaut, Knorpel und knöchernen Strukturen. Rund ein Prozent der Deutschen hat ein Loch darin. Die meisten stört das nicht. Ein Drittel der Betroffenen hat jedoch störende Symptome und leidet an der in der Fachsprache als Septumperforation bezeichneten Läsion.

Die Ursachen für die Entstehung solcher Löcher sind vielfältig. Kokainkonsum, Autoimmunerkrankungen oder auch Geschlechtskrankheiten können Auslöser sein. Auch Gewalteinwirkungen, zu starkes Popeln, Piercings oder eine zu lange Anwendung von abschwellendem Nasenspray oder -tropfen können zu Löchern in der Nasenscheidewand führen. Das ist den meisten Anwendern nicht bewusst.

Nasenspray mit abschwellender Wirkung

Bekannt ist, dass schon eine zweiwöchige Einnahme zu einer Abhängigkeit führen kann. Auch die sensible Schleimhaut in der Nase kann durch die freiverkäuflichen Sprays nachhaltig geschädigt werden. Um zu verstehen, wie es zu solchen irreversiblen Schädigungen in der Nase kommt, lohnt sich zunächst der Blick auf Wirkstoffe und -weise abschwellender Nasensprays.

Bei Schnupfen kommt es zu einer Entzündungsreaktion in der Nasenschleimhaut. Sie schwillt an, die Atemwege verkleinern sich und in der Nase wird mehr Schleim gebildet. Die Nase kribbelt und läuft und man kann nicht gut durch sie atmen.

Wie entsteht ein Loch in der Nasenscheidewand

Wer zu lange auf abschwellende Nasensprays oder -tropfen setzt, riskiert davon abhängig zu werden.

(Foto: imago stock&people)
Wie entsteht ein Loch in der Nasenscheidewand

Wer zu lange auf abschwellende Nasensprays oder -tropfen setzt, riskiert davon abhängig zu werden.

(Foto: imago stock&people)

In abschwellenden Sprays befinden sich sogenannte Alpha-Sympathomimetika, also Substanzen, die die Blutgefäße in der Nasenschleimhaut dazu bringen, sich zusammenziehen. Sie docken an den Alpha-Rezeptoren in der Nasenschleimhaut an und geben die Signale zur Verengung. Diese führt dazu, dass man wieder besser durch die Nase ein- und ausatmen kann. Es ist also eine Linderung von Schnupfensymptomen spürbar.

Allerdings nur kurzzeitig, denn der Effekt hält nur ein paar Stunden an. Also wird wieder gesprüht und mit der Zeit gewöhnen sich die sensiblen Rezeptoren der Nasenschleimhaut an diese Art der Aktivierung von außen. Der Körper lernt durch die Dauerstimulation, dass er die zum Abschwellen nötigen Botenstoffe nicht mehr selbst produzieren muss. Bei längerer Anwendung nimmt also die Dichte der Alpha-Rezeptoren in der Nasenschleimhaut ab. Betroffene greifen dann zu höher dosierten Sprays oder benutzen diese öfter, um eine freie Nase zu bekommen, obwohl sie gar keinen Schnupfen mehr haben. Ein Teufelskreis entsteht, bei dem im schlimmsten Fall der Geruchssinn verloren geht.

Selbstreinigung entfällt

Die abschwellende Wirkung führt zu einer verminderten Durchblutung der Nasenschleimhaut und das wiederum dazu, dass die Selbstreinigung der Nase nicht mehr funktioniert. Eine sehr trockene Nase, kleine Risse und Verkrustungen darin sind Anzeichen, die Betroffene spüren oder in Form von Blut im Taschentuch sehen. Eine trockene Nasenschleimhaut ist zudem der ideale Platz für Bakterien. Können sich diese vermehren, entstehen neue Entzündungen, die wiederum chronisch werden können.

Wird in diesem Prozess nicht durch eine Entwöhnung vom Nasenspray gegengesteuert, kann es tatsächlich dazu kommen, dass bakterielle Entzündungsprozesse den Knorpel der Nasenscheidewand angreifen und dort entweder mehrere kleine Löcher entstehen oder sogar ein großes Loch. Die Septumperforation wird vom Facharzt festgestellt. Fühlt sich der Patient dadurch eingeschränkt, kann das Loch operativ geschlossen werden.

In extremen Fällen verlieren Patienten, die Nasensprays missbrauchen, sogar ihren Geruchssinn. Auch dafür sind wieder Bakterien verantwortlich. Sie können die Riechzellen in der Nasenschleimhaut angreifen und zerstören. Denkbar ist auch, dass sich die in manchen Nasensprays enthaltenen Konservierungsmittel negativ auf den Geruchssinn auswirken. Aus diesem Grund sollte man eher konservierungsmittelfreie Präparate wählen.

Anwendungsdauer im Blick

Trotz der Risiken ist die Anwendung von abschwellendem Nasenspray wie bei jedem anderen Medikament auch ein Abwägen zwischen Nutzen und Nebenwirkungen. Wer beispielsweise mit einer Erkältung in ein Flugzeug steigt, sollte vorher ein abschwellendes Nasenspray benutzen, um die Zugänge zu den Nasennebenhöhlen und die Ohren zu schützen. Prinzipiell raten Hals-Nasen-Ohren-Ärzte aber dazu, solche Präparate nicht länger als eine Woche durchgehend anzuwenden. Nur so kann einer Abhängigkeit vorgebeugt werden. Zudem wird gefordert, gut sichtbare Warnhinweise auf die Präparate zu drucken.

Verbraucher, die sich unsicher sind, ob auch in ihrem Mittel suchtmachende Wirkstoffe enthalten sind, können sich beim Arzt oder in der Apotheke erkundigen oder sollten selbst einen Blick auf die Inhaltsstoffe werfen. Xylometazolin, Oxymetazolin und Tramazolin sind die gängigsten drei Substanzen, die hierzulande in den abschwellenden Nasensprays und -tropfen zu finden sind und zu Abhängigkeiten und den beschriebenen Schäden in der Nase führen können.

Übrigens: Bei allergischem Schnupfen raten Mediziner von der Anwendung abschwellender Nasensprays ab. Diese Präparate sind zur Behandlung von Allergien nicht geeignet.

Wie entsteht ein Loch in der Nasenscheidewand
Dr. Murat Dağdelen ist Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie und Gründer und Ärztlicher Direktor von DiaMonD Aesthetics | Foto: DiaMonD Aesthetics

Düsseldorf.| Nasensprays können süchtig machen – das ist nichts Neues. Welche Folgen ein übermäßiger Konsum aber wirklich hat, wissen die wenigsten. Denn: Nicht selten entstehen gefährliche Löcher in der Nasenscheidewand. Dr. Murat Dağdelen, Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie und Gründer und Ärztlicher Direktor von DiaMonD Aesthetics, erklärt im Interview warum dies so ist und wie eine Behandlung abläuft.

Dr. Dağdelen, wie lange dauert es, bis man regelrecht süchtig nach Nasensprays ist?
Dr. Dağdelen: „In der Regel sollte man Nasensprays nicht länger, als zwei Wochen anwenden – dies gilt allerdings nur für Sprays mit abschwellender Wirkung.“

Welche Inhaltsstoffe sind es, die abhängig machen?
Dr. Dağdelen: „Abschwellende Nasensprays enthalten den Wirkstoff Xylometazolin. Dieser ist grundsätzlich nicht gefährlich. Man sollte Nasensprays mit diesem Wirkstoff nur nicht über einen längeren Zeitpunkt anwenden, da die Schleimhaut sich zu sehr daran gewöhnt. Sie verlangt dann entweder nach einer höheren Dosierung oder einer häufigeren Anwendung des Nasensprays. Das kann wiederum gesundheitsschädigende Folgen haben.“

Was passiert, wenn man das Spray mehr als zwei Wochen anwendet?
Dr. Dağdelen: „Durch Verengung der Gefäße schwellen die Schleimhäute ab – im Fall einer Erkältung ist das für den Erkrankten sehr befreiend. Wird das Spray allerdings über einen längeren Zeitraum angewendet, gewöhnen sich die Schleimhäute an die regelmäßige Dosis, was ein sogenanntes ‚Rebound-Phänomen’ zur Folge hat. Das bedeutet: Sobald die Wirkung des Nasensprays nachlässt, schwellen die Schleimhäute übermäßig an, was wiederum zur erneuten Benutzung des Sprays verleitet. Die übermäßige Anwendung bewirkt eine Austrocknung der Schleimhaut mit Krusten- und Borkenbildung und kann – im äußersten Fall – auch zu einer Lochbildung in der Nasenscheidewand und den Schleimhäuten führen.“

Löcher in der Nasenscheidewand – das klingt schmerzhaft und gefährlich. Was bedeuten sie für unseren Körper?
Dr. Dağdelen: „Die Nase kann einfallen und muss durch eine komplizierte Septumplastik erneut aufgebaut werden. Das heißt, die Nasenscheidewand muss komplett herausgenommen und nach Beheben der Schäden wieder eingesetzt werden.“

Welche Symptome können auftreten?
Dr. Dağdelen: „Der Verlauf ist zunächst asymptomatisch – das bedeutet ohne eindeutig erkennbare Symptome für den Betroffenen. Bei kleineren Septumlöchern treten zunächst pfeifende Atemgeräusche auf; fallen die Löcher hingegen größer aus, kommen andere Symptome zum Tragen und die Pfeifgeräusche treten nicht auf: Größere Löcher verursachen Atembeschwerden, weil die Luft in der Nase umgelenkt wird und an der Stelle des Lochs wirbelt. Auch starke Trockenheit und Borkenbildung in der Nase gehören dann zu den Symptomen. Außerdem besteht die Gefahr, häufiger an Infekten zu erkranken, weil die Nase nicht mehr in der Lage ist, die Luft zu befeuchten, zu erwärmen und zu reinigen. Zudem kann das Loch – je nach Größe – eine Instabilität der Nasenscheidewand verursachen. Der Knorpel wird dadurch ebenfalls instabil und verbiegt sich, was zu einer Verkrümmung der Nasenscheidewand führt. Das heißt: Wenn Knorpelgewebe sich auflöst, wird auch die Nase instabil und kann einfallen.“

Wie läuft eine Operation ab?
Dr. Dağdelen: „Es gibt verschiedene Methoden, um die Schäden an der Nasenscheidewand zu beheben. Wichtig ist, dass Sie sich an einen Facharzt wenden, der auf die Nasenkorrektur spezialisiert ist. Ich empfehle eine extrakorporale Septumplastik. Dabei wird die Schleimhaut vorsichtig abpräpariert und der komplette Nasenscheidewand-Knorpel entfernt. Dieser wird dementsprechend umgeformt, begradigt und dann wieder eingesetzt. Zudem werden Defekte an der Schleimhaut verschlossen, indem sie – unter vorsichtiger Präparation – von allen Seiten mobilisiert und nach vorne umgeschlagen werden, um so die Defekte zu verschließen. Im Anschluss wird dem Patienten eine Septumschiene eingelegt, um die Nase zu stabilisieren und ruhigzustellen. Alternativ ist es auch möglich die Nasenscheidewand durch eine Nachformung aus Ohrknorpel zu ersetzen. Die Verwendung eines künstlichen Implantats empfehle ich nicht. Generell handelt es sich bei der Behandlung um einen sehr schwierigen nasenchirurgischen Eingriff, der – in Kombination mit der äußeren Nasenkorrektur – zudem sehr viel Zeit, Geduld sowie Fingerspitzengefühl erfordert. Daher beschäftigen sich nur noch wenige Chirurgen mit dem operativen Verschluss der Nasenscheidewand.“

Was können weitere Ursachen für Löcher Nasenscheidewand sein?
Dr. Dağdelen: „Zu den häufigsten Ursachen gehören vorausgegangene Operationen an der Nasenscheidewand – bei diesen sogenannten Septumplastiken sollte eigentlich so vorsichtig operiert werden, dass die Schleimhaut dabei intakt bleibt. Dennoch lassen sich Verletzungen der Schleimhaut nicht immer in Gänze vermeiden. Daneben können auch Gefäßerkrankungen, Unfälle oder starke chronische Entzündungen oder Drogenkonsum ursächlich sein.“