Welcher arzt bei zu hohem cholesterin

Das Ziel der Hypercholesterinämie-Therapie ist in erster Linie, das Risiko gefährlicher Gefäßverkalkungen und damit von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu senken. Durch eine Behandlung lassen sich LDL- und HDL-Cholesterin sowie die Triglyceride in einem bestimmten Zielbereich senken.

Für Triglyceride gilt es, einen Zielwert von unter 150 mg/dl zu erreichen. Das HDL-Cholesterin liegt idealerweise über 40 mg/dl bei Männern und über 50 mg/dl bei Frauen.

Die empfohlenen LDL-Cholesterin-Werte variieren entsprechend dem sogenannten kardiovaskulären Risiko eines jeden Patienten. Hierfür hat die European Society of Cardiology (ESC) ein SCORE-Modell entwickelt, das vorrangig Geschlecht, Alter, Raucherstatus, systolischer (oberer) Blutdruckwert und insgesamt erhöhte Cholesterinwerte berücksichtigt. Der daraus ermittelte ESC-Score erfasst das Risiko für ein tödliches Herz-Kreislauf-Ereignis innerhalb der folgenden zehn Jahre.

Laut der ESC lassen sich Patienten entsprechend ihres kardiovaskulären Risikos außerdem in vier Risikokategorien einteilen:

Risiko

niedrig

  • Berechneter ESC-Score für 10-Jahres-Risiko unter einem Prozent

moderat

  • Berechneter ESC-Score für 10-Jahres-Risiko größer gleich einem Prozent, aber kleiner als fünf Prozent

hoch

  • Berechneter ESC-Score für 10-Jahres-Risiko größer gleich fünf Prozent, aber kleiner als zehn Prozent

sehr hoch

  • Berechneter ESC-Score für 10-Jahres-Risiko über zehn Prozent

Bei Patienten mit einem sehr hohen Risiko raten Experten zu einem LDL-Cholesterin-Zielwert von 55 mg/dl und bei einem hohen Risikozu einem Zielwert von 70 mg/dl. Im Falle eines moderaten Risikos wird ein LDL-Cholesterin-Wert von 100 mg/dl und bei einem niedrigen Risiko ein Zielwert von unter 116 mg/dl empfohlen.

Zu den weiteren Behandlungszielen zählen:

  • Verhinderung oder Therapie einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis)
  • Vermeidung oder Beseitigung von Xanthomen, einer Fettleber etc.

Stufen der Hypercholesterinämie-Behandlung

Im Falle einer Hypercholesterinämie steht an erster Stelle die Änderung der Lebensgewohnheiten sowie der Ernährung. Übergewichtigen Patienten empfehlen Experten, ein normales Körpergewicht zu erreichen. Normalgewichtigen raten Ärzte hingegen, ihr Gewicht zu halten.

Viele Patienten stellen sich die Frage "Cholesterin zu hoch, was tun?" Folgende Tipps unterstützen Sie gegebenenfalls dabei, eine Hypercholesterinämie zu bekämpfen beziehungsweise zu vermeiden:

Welcher arzt bei zu hohem cholesterin

Welcher arzt bei zu hohem cholesterin

Treiben Sie Sport oder gestalten Sie Ihren Alltag bewusst aktiv.

Steigen Sie beispielsweise Treppen, statt den Aufzug zu benutzen! Fahren Sie mit dem Fahrrad statt mit dem Auto zur Arbeit! Dadurch wirken Sie nicht nur einer LDL-Hypercholesterinämie entgegen, sondern senken auch Ihren Wert für Triglyceride.

Zudem steigt das "gute" HDL. Darüber hinaus nehmen Sie auf diesem Weg am effektivsten ab und beugen weiteren Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder einem Diabetes vor.

Vermeiden Sie den übermäßigen Einsatz von Butter.

Vielen Betroffenen hilft es bereits, Butter durch Diätmargarine und Pflanzenöle zu ersetzen. Im Allgemeinen ist ein hoher Anteil an ungesättigten Fettsäuren vorteilhaft. Gesättigte Fettsäuren gilt es hingegen zu vermeiden.

Manche Experten gehen davon aus, dass der zu hohe Cholesterinwert auf diesem Weg um etwa elf Prozent zu senken ist. Empfehlenswert sind Produkte mit Phytosterinen (zum Beispiel Sitostanol). Sie hemmen die Aufnahme von Cholesterin und sollen dessen Herstellung im Körper begrenzen.

Kindern und Jugendlichen mit Hypercholesterinämie raten Ärzte zu einer täglichen Zufuhr von etwa ein bis drei Gramm. Zu viel Phytosterine bewirken allerdings den gegenteiligen Effekt. Sie haben große Ähnlichkeit zu Cholesterin und lösen ihrerseits womöglich Gefäßverkalkungen aus.

Vermeiden Sie verstecktes Fett.

Dieses findet sich vor allem in Milch und Milchprodukten (etwa Käse), Wurst, Soßen und Fertiggerichten. Auch Fastfood ist in der Regel fettreich. Verwenden Sie stattdessen fettreduzierte Produkte, um einer Hypercholesterinämie entgegenzuwirken.

Wählen Sie außerdem magere Fleisch- und Wurstsorten, die wenig gesättigte Fettsäuren enthalten. Dazu zählen beispielweise fettarme Fische wie Forelle oder Kabeljau, Wild, Kalb und Geflügel.

Bereiten Sie Ihre Speisen fettarm zu und essen Sie täglich Obst und Gemüse.

Kochen Sie am besten ohne Speisefett. Grillen und Dünsten sind geeignete Zubereitungsarten, um eine Hypercholesterinämie zu senken oder ihr vorzubeugen. Experten empfehlen außerdem, Obst und Gemüse als Rohkost zu verzehren (beispielsweise in einem Salat).

Reduzieren Sie cholesterinreiche Nahrungsmittel.

Dazu zählen vor allem Eigelb (und dessen Weiterverarbeitung wie Mayonnaise), Innereien oder Schalen- und Krustentiere.

Achten Sie auf Eiweiß und Ballaststoffe.

Vor allem pflanzliches Eiweiß, das insbesondere in Sojaprodukten enthalten ist, ist in der Lage, eine Hypercholesterinämie möglicherweise zu senken. Denn dadurch erhöht sich die Aufnahme von LDL und der hohe Cholesterinwert sinkt.

Ballaststoffe hingegen machen lange satt und verhindern damit oft übermäßiges Essen. Haferkleie, Pektin, Guar und Flohsamen sagt man nach, dass sie sogar direkt auf die Hypercholesterinämie einwirken. Allerdings schwächen viele Ballaststoffe möglicherweise die Wirkung cholesterinsenkender Medikamente ab oder heben sie auf.

Hören Sie nach Möglichkeit auf zu rauchen und trinken Sie Alkohol nur in Maßen.

Bei einer schweren Hypertriglyceridämie empfehlen Ärzte sogar einen vollständigen Verzicht auf Alkohol. So beugen Sie auch anderen gesundheitlichen Problemen wie Leberschäden vor. Außerdem ist es ratsam, bei einer Hypercholesterinämie mit erhöhten Triglyceriden auf zuckerhaltige Erfrischungsgetränke zu verzichten.

Bevorzugen Sie "komplexe" Kohlenhydrate.

Kohlenhydrate bestehen aus Zuckermolekülen, die wie Perlen in einer Kette aneinandergereiht sind. Kurze Ketten nimmt der Körper schnell auf. Diese sind eher schädlich für den körpereignen Zuckerhaushalt. Sie befinden sich in besonders süßen Speisen (zum Beispiel Süßigkeiten). Allerdings sind Kohlenhydrate ein wichtiger Energielieferant. Essen Sie deshalb langkettige, komplexe Kohlenhydrate wie etwa in Vollkornprodukten enthalten.

Bleiben Sie ausgewogen.

Zu harte Diäten schaden dem Körper eher als dass sie ihm nutzen! Daher geht es bei einer Umstellung darum, sich langfristig andere Ernährungsgewohnheiten anzutrainieren und nicht abrupt auf alles zu verzichten.

Häufige erfolglose Diätversuche erhöhen sogar das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung. Deshalb sprechen Ernährungswissenschaftler lieber von einer fettmodifizierten Kost: Sie ändern am besten nur einen Teil Ihrer Ernährungsgewohnheiten und konzentrieren sich auf pflanzliche statt tierische Fette.

Nahrungszusammensetzung

Die Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihrer Folgeerkrankungen (Lipid-Liga) spricht sich hinsichtlich der täglichen Nahrungszusammensetzung für folgende Empfehlung aus:

Nährstoff

Menge bzw. Anteil an gesamter Energiezufuhr pro Tag

geeignete Lebensmittelbeispiele

Kohlenhydrate

50-60 Prozent

Obst, Kartoffeln, Gemüse, Getreideprodukte

Eiweiß

10-20 Prozent

Fisch, mageres Geflügel, fettreduzierte Milch(produkte)

Ballaststoffe

mehr als 30 Gramm/Tag

Gemüse, Obst, Vollkornprodukte, Haferkleie (Cerealien)

Fett

25-35 Prozent

Butter, Bratfett, fetthaltige Fleisch- und Milchprodukte

Achtung vor verstecktem Fett!

Fettsäuren

gesättigte 7-10 Prozent

tierisches Fett

einfach ungesättigte 10-15 Prozent

mehrfach ungesättigte 7-10 Prozent

Raps-, Oliven-, Soja-, Maiskeim-, Sonnenblumenöl, Diät-Margarine

Cholesterin

weniger als 200-300 Gramm/Tag

Eigelb (nicht mehr als zwei pro Woche), Eigelbprodukte (z.B. Eiernudeln, Mayonnaise), Innereien

Behandlung anderer Erkrankungen

Es gibt eine Reihe von Krankheiten, die eine Hypercholesterinämie begünstigen. Daher behandelt Ihr Arzt auch diese Krankheiten. Fachleute empfehlen Patienten, die an einer Zuckerkrankheit oder an einer Schilddrüsenunterfunktion leiden, die Therapievorschläge ihres Arztes unbedingt zu beachten.

Nehmen Sie auch Ihre Medikamente konsequent ein, um einer Hypercholesterinämie erfolgreich entgegenzuwirken. Haben Sie Zweifel oder Fragen, zögern Sie nicht, Ihren Arzt um Rat zu fragen.

Medikamentöse Hypercholesterinämie-Behandlung

Gelingt es nicht ausreichend, die Hypercholesterinämie durch eine Umstellung des Lebens- und Ernährungsstils zu senken, verschreibt Ihnen der Arzt Medikamente gegen den erhöhten Cholesterinspiegel. Kinder mit Hypercholesterinämie erhalten in der Regel erst ab sieben bis acht Jahren eine medikamentöse Behandlung.

Zu Beginn einer medikamentösen Hypercholesterinämie-Behandlung verordnet der Arzt in der Regel nur ein Präparat, meist Statine. Lassen sich die hohen Cholesterinwerte dadurch nicht ausreichend senken, erhöht er die Dosis.

Kommt es nach drei bis sechs Monaten zu keiner nennenswerten Besserung, erweitert er die Therapie mit anderen Hypercholesterinämie-Medikamenten.

Statine (CSE-Hemmer)

Statine hemmen ein Eiweiß namens HMG-CoA-Reduktase. Dieses Enzym benötigen die Leberzellen, um das körpereigene Cholesterin herzustellen. Bei einer Hemmung des Enzyms sinkt der Cholesterinspiegel in den Zellen (Cholesterin-Synthese-Enzymhemmer = CSE-Hemmer).

Infolgedessen entstehen vermehrt LDL-Rezeptoren in der Zellhülle. Über diese "Fangarme" ist es der Zelle möglich, Cholesterin aus dem Blut aufzunehmen. Die Hypercholesterinämie sinkt.

Anionenaustauschharze – Gallensäurebinder

Die Gallensäuren-Produktion findet in der Leber statt. Aus ihr besteht die Gallenflüssigkeit, die im Dünndarm zur Verdauung dient. Die cholesterinhaltigen Gallensäuren gelangen später über das Blut zurück zur Leber, wo sie erneut zu Galle werden (enterohepatischer Kreislauf).

Anionenaustauschharze beziehungsweise Gallensäurebinder binden eben diese Gallensäuren im Darm. Dadurch verschwinden sie mit ihrem Cholesterin aus dem enterohepatischen Kreislauf.

Um neues Cholesterin für die Galle zu gewinnen, regen die Leberzellen ihre LDL-Rezeptoren an. Cholesterin gelangt aus dem Blut und die Hypercholesterinämie bessert sich.

Bekannte Wirkstoffe sind Colestyramin und Colesevelam. Beide kommen jedoch nur noch selten in Kombinationstherapien zum Einsatz.

Cholesterinabsorptionshemmer

Der Wirkstoff heißt Ezetimib und verhindert die Aufnahme (Absorption) von Cholesterin aus dem Darm. Für die Hypercholesterinämie-Behandlung gibt es eine feste Kombination mit dem CSE-Hemmer Simvastatin.

Fibrate

Ärzte setzen neben der Hypercholesterinämie-Therapie Fibrate vor allem dazu ein, einen erhöhten Triglycerid- und erniedrigte HDL-Spiegel zu behandeln. Die Wirkung ist vielschichtig. Unter anderem steigt der Abbau triglyceridreicher Lipoproteine.

Hinsichtlich einer Hypercholesterinämie gilt es jedoch eines zu beachten: In Kombination mit Statinen steigt das Risiko, dass es zu Muskelschäden kommt (Myopathie; selten auch Rhabdomyolyse mit Auflösung der Muskelfasern).

Nikotinsäure

Dieses Arzneimittel kombinieren Mediziner ebenfalls mit Statinen, um eine Hypercholesterinämie zu behandeln. In einer 2011 in den USA durchgeführten Studie mit einem bestimmten Nicotinsäurepräparat in Kombination mit Statinen bestätigte sich ein Nutzen allerdings nicht.

Das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sank nicht im Vergleich zu Hypercholesterinämie-Patienten, die nur CSE-Hemmer einnahmen. Vielmehr kam es sogar vermehrt zu Schlaganfällen, weshalb man das Präparat vom Markt nahm. Auch der Nachfolger ist nicht mehr erhältlich.

Omega-3-Fettsäuren

Den Omega-3-Fettsäuren sagt man zahlreiche Vorteile nach. Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA veröffentlichte 2010 einen Bericht zu behaupteten Wirkungen verschiedener Omega-3-Fettsäuren, da es diesbezüglich viele zum Teil widersprüchliche Studien gibt.

Gemäß den Expertenaussagen unterstütze die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren eine normale Herzfunktion. Allerdings verneinten die Experten den positiven Effekt auf eine Hypercholesterinämie.

Auch vorteilhafte Wirkungen auf das Immunsystem oder den Blutzuckerhaushalt bestätigten sie nicht. Da Omega-3-Fettsäuren jedoch sehr nebenwirkungsarm sind, empfehlen sie manche Ärzte, um eine Hypertriglyceridämie zu senken. Sie sind zudem gut mit anderen Fettsenkern kombinierbar.

PCSK9-Hemmer

Nach langer Forschung ließ man im Herbst 2015 schließlich PCSK9-Hemmer zur Behandlung hoher Cholesterinwerte in Europa zu. Bei den Wirkstoffen dieser Medikamentengruppe handelt es sich um Eiweiße, genauer um Antikörper, die an PCSK9-Enzyme binden und diese somit wirkungslos machen. Dadurch stehen wieder mehr LDL-Rezeptoren zur Verfügung, die einer Hypercholesterinämie entgegenwirken.

PCSK9-Hemmer kommen vor allem bei schweren (familiären) Hypercholesterinämien in Kombination mit Statinen zum Einsatz, insbesondere wenn vorangegangene Therapien einen hohen Cholesterinwert nur unzureichend gesenkt haben.

Außerdem haben Ärzte die Möglichkeit, diesen Wirkstoff zu verordnen, falls der Patient Statine nicht verträgt. PCSK9-Antikörper verabreicht der Arzt in der Regel alle zwei bis vier Wochen mithilfe einer Spritze unter die Haut (subkutan). Aufgrund der hohen Behandlungskosten erfolgt der Einsatz von PCSK9-Hemmern jedoch eher zurückhaltend.

LDL-Apherese

In manchen Fällen ist es nicht möglich, eine Hypercholesterinämie selbst durch mehrere Medikamente ausreichend zu senken. Dies ist beispielsweise bei schweren familiären Hypercholesterinämien der Fall. Bestehen zudem Gefäßschäden, "wäscht" man das Blut außerhalb des Körpers und beseitigt das zu hohe Cholesterin.

In einem künstlichen Kreislauf leiten Schläuche das Blut zu einer Maschine. Diese teilt es entweder in Plasma und Zellen auf oder reinigt es direkt von LDL.

Anschließend führen Schläuche das nun "saubere" Blut wieder zum Körper zurück. Mittels der LDL-Apherese ist es auch möglich, erhöhte Lipoprotein-a-, IDL- und VLDL-Spiegel zu senken. Das Verfahren kommt für gewöhnlich einmal in der Woche zur Anwendung. Parallel behandeln Mediziner die Hypercholesterinämie weiterhin mit Medikamenten.