Welche wurmkur im frühjahr pferd

Die regelmässige Entwurmung eines Pferdes ist wichtig zur Vorbeugung eines Wurmbefalls. Aber wann und womit werden Pferde am besten entwurmt? Und was ist bei der Verabreichung der Wurmkur zu beachten? Im Folgenden erhalten Sie praktische Tipps zur Entwurmung beim Pferd.

Der richtige Entwurmungswirkstoff

Der richtige Wirkstoff für die Entwurmung eines Pferdes richtet sich nach der zu bekämpfenden Parasitenart.

Wenn mehrere Parasiten gleichzeitig bekämpft werden sollen, kann hierfür ein Wirkstoff ausreichend sein, wie zum Beispiel Ivomec für einen Befall mit Strongyliden und der Dasselfliege. Häufig sind aber auch Kombipräparate für die Bekämpfung mehrerer Parasiten erhältlich, beispielsweise Equimax® zur Behandlung eines Befalls mit Strongyliden und Bandwürmern.

Wirkstoffgruppen wechseln – Resistenzen vermeiden

Um die Entstehung von Resistenzen bei den Parasiten zu vermeiden, ist es äusserst wichtig, die Wirkstoffe der Entwurmungsmittel regelmässig zu wechseln. Man sollte die Wirkstoffgruppen jedes Jahr austauschen und dann innerhalb des Jahres bei einem Wirkstoff bleiben.

Eine Ausnahme bildet hier der Fall, dass Pferde von einer Parasitenart befallen sind, die von dem Grundwirkstoff nicht erfasst werden, wie zum Beispiel Bandwürmer, für deren Bekämpfung dann Praziquantel ergänzt werden muss.

Hier ein Beispiel für den Wechsel der Wirkstoffgruppen:

  • 1. Jahr: Pyrantel (zum Beispiel Banminth®)
  • 2. Jahr: Benzimidazole wie Fenbendazol (beispielsweise Panacur®)
  • 3. Jahr: Makrozyklische Laktone wie Ivermectin (zum Beispiel Eraquell® oder Ivomec P®) oder Moxidectin (beispielsweise Equest®)
  • 4. Jahr: Beginn der Reihe von Neuem

Wann entwurmen – der richtige Zeitpunkt

In den meisten Reitställen werden die Pferde viermal pro Jahr entwurmt oder zumindest eine Parasitenkontrolle durchgeführt:

  1. Frühjahr: Strongyliden (Würmer, die sich im Pferdedarm festsetzen) mit dem Wirkstoff Ivermectin, Moxidectin, Pyrantel oder Fenbendazol
  2. Sommer: wie im Frühjahr, aber mit zusätzlicher Behandlung von Bandwürmern mit Praziquantel
  3. Frühherbst: wie im Sommer
  4. Herbst bis Winter: Strongyliden und Magendasseln mit Ivermectin oder Moxidectin.

Bei der Entwurmung im Herbst oder Winter ist die Wetterlage zu beachten: War der Sommer warm und trocken, sollte man im Oktober oder November entwurmen. War der Sommer verregnet und der Herbst trocken, kann die Entwurmung zu Beginn des Dezembers stattfinden.

Pferde mit Kräutern entwurmen

Für eine natürliche Entwurmung bei Pferden stehen spezielle Kräuter, wie Malve, Fenchel oder Kamille, sowie Kräutermischungen zur Verfügung. Die entsprechenden Kräuter sind in ihrer natürlichen Form oder häufig auch als Pellets erhältlich, sodass sie leicht mit unter das normale Pferdefutter gemischt werden können.

Zur Unterstützung des Pferdedarms kann die zusätzliche Gabe solcher Kräuter sehr hilfreich sein. Vor allem, wenn die Koppel nicht so häufig abgeäppelt wird oder ein häufiger Pferdewechsel innerhalb der Gruppe besteht, sodass das Risiko eines Parasitenbefalls erhöht ist.

Die Gabe von Knoblauch soll zudem die Wirkung einer Wurmkur unterstützen können.

Natürliche Entwurmung statt herkömmlicher Wurmkur

In bestimmten Fällen kann die natürliche Entwurmung sogar eine herkömmliche Wurmkur ersetzen. Wenn ein Pferd kaum verwurmt ist und keinerlei Anzeichen für ein Parasitenproblem zeigt, kann die Behandlung auch mit natürlichen Mitteln erfolgen, sodass eine Wurmkur im Jahr weniger durchgeführt werden muss.

Zeigt das Pferd aber Symptome einer stärkeren Verwurmung oder deutet die Kotuntersuchung auf einen starken Parasitenbefall hin, muss eine Wurmkur mit einem herkömmlichen Wirkstoff verwendet werden, auch wenn das Pferd keine äusseren Symptome zeigt.

Die natürliche Entwurmung ist also eine gute Unterstützung und Vorbeugung, ersetzt aber bei einem starken Befall des Pferdes keine Wurmkur mit Wirkstoff.

Kauf einer Wurmkur: Tierarzt oder Internet?

In Deutschland ist es nicht erlaubt, Wurmkuren für Pferde über das Internet zu bestellen, da sie unter das Arzneimittelgesetz fallen. Wer Entwurmungsmittel über das Internet bestellen will, benötigt für den Kauf dennoch ein Rezept, ähnlich wie bei Versandapotheken für Menschen.

Zwar versprechen sich manche Pferdebesitzer eine Kostenersparnis, wenn sie das Präparat ohne Rezept bestellen oder günstig in Holland kaufen, doch ist die Ersparnis häufig nur gering. Denn der Kauf solcher Wurmkuren birgt auch Risiken und Nachteile.

Kauft man eine Wurmkur beim Tierarzt, kann man davon ausgehen, dass sie den richtigen Wirkstoff enthält und keine Resistenzen fördert, da der Tierarzt weiss, wann welche Wirkstoffe verabreicht werden sollten und wie man das Risiko einer Resistenzentwicklung dabei gering hält.

Zudem kann der Tierarzt im Falle von Unverträglichkeiten oder Nebenwirkungen viel schneller reagieren, da er genau weiss, welche Wurmkur dem Pferd verabreicht wurde und was in dem verabreichten Entwurmungsmittel enthalten war.

Tag der Entwurmung

Die Verabreichung einer Wurmkur beim Pferd kann in der Regel ohne den Tierarzt erfolgen. Am Tag der Entwurmung sind mehrere Aspekte für das Gelingen der Entwurmung relevant.

Es muss sichergestellt sein, dass jedes Pferd die richtige Dosierung des Entwurmungsmittels erhält. Diese richtet sich nach dem Gewicht des Pferdes. Kennt man das Gewicht seines Pferdes, kann man dies an den meist als Entwurmungspasten erhältlichen Wurmkuren einstellen und die entsprechende Menge in das Maul verabreichen.

Falls Sie sich bezüglich des Gewichts Ihres Pferdes nicht sicher sind, fragen sie Ihren Tierarzt schon beim Kauf der Wurmkur, welches Gewicht Sie für die Behandlung Ihres Pferdes veranschlagen sollen. Der Tierarzt kann Ihnen helfen, das Gewicht zu schätzen, oder gegebenenfalls zu wiegen, damit kein Dosierungsfehler entsteht.

Bei starkem Befall schrittweise entwurmen

Ist ein Pferd sehr stark verwurmt, sollte die Entwurmung nur zusammen mit dem Tierarzt und in mehreren Schritten erfolgen, um kein unnötiges Risiko für das Pferd einzugehen. Hierbei ist es sinnvoll, die Wurmkur bei der ersten Gabe nicht in der eigentlich notwendigen Dosis zu geben, da sonst so viele Würmer absterben, dass sie sich zu Kugeln verbinden und zu Verstopfungen führen können.

Dies ist aber nur in solch einem Sonderfall empfehlenswert, weil in solchen Fällen oft auch verschiedene Wirkstoffe eingesetzt werden. Da die Abstände der Entwurmung geringer sind als normalerweise, ist bei dieser Ausnahme eher keine Resistenzentwicklung zu befürchten.

Nebenwirkungen durch Überdosierung einer Wurmkur

Die meisten Mittel sind bei richtiger Dosierung gut verträglich. Wird eine Wurmkur allerdings überdosiert, können wie bei jedem Medikament Nebenwirkungen auftreten.

Diese Nebenwirkungen betreffen meist den Darmtrakt des Pferdes. Sie entstehen oft durch eine Störung der Darmflora, was beim Pferd Durchfall, Kotwasser oder auch Koliken verursachen kann.

Unterdosierung und Resistenzentwicklung

Doch auch eine zu niedrige Dosierung der Wurmkur sollte vermieden werden. Wird das Entwurmungsmittel unterdosiert, können einige Würmer im Darm des Pferdes verbleiben. Da sie jedoch mit dem Wirkstoff in Kontakt geraten sind, können sie dadurch eine Resistenz gegen den verabreichten Wirkstoff entwickeln, wodurch dieser bei erneuter Gabe nicht mehr wirken könnte.

Eine Resistenzentwicklung entsteht bei Würmern jedoch deutlich langsamer als bei Bakterien, da der Stoffwechsel von Würmern viel langsamer ist.

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Nach der Entwurmung

Nach der Gabe einer Wurmkur sollte das Pferd am besten zwei bis drei Tage lang kein Kraftfutter bekommen, also nur von Heu und gegebenenfalls Stroh ernährt werden, um den Darm zu unterstützen und den Würmern nach Möglichkeit die Nahrungsgrundlage zu entziehen.

Nach einer Entwurmung sollte man das Pferd einige Tage schonen. Beim Reiten sollte man aufhören, bevor das Pferd anfängt zu schwitzen. Leichte Bewegung ist jedoch empfehlenswert, da diese die Darmflora stabilisiert und unterstützt.

Zudem sollte die Koppel, der Stall und das Paddock gründlich abgeäppelt werden, da nach der Behandlung mit einer Wurmkur grosse Mengen an Eiern, Larven und Würmern ausgeschieden werden. Um eine erneute Infektion oder die Ansteckung anderer Pferde zu verhindern, ist das regelmässige Säubern der Koppel daher besonders wichtig.

Pferde müssen sich ihr Leben lang immer wieder mit Magen-Darm-Parasiten auseinandersetzen. In den meisten Fällen gelangen die Würmer als Larven in das Pferd, indem sie bei der Aufnahme von Gras oder anderem Futter mitgefressen werden. Anschließend wandern die Larven auf verschiedenen Wegen durch den Pferdekörper in den Magen oder den Darm, wo sie sich zu erwachsenen Würmern entwickeln und dort häufig dauerhaft leben. Schon auf ihrer Wanderung schaden die Larven dem Gewebe zum Beispiel in den Blutgefäßen, der Lunge und der Darmwand. Die erwachsenen Würmer heften sich der Magen- oder Darmwand an und ernähren sich von ihrem Wirt. Dadurch wird die Schleimhaut geschädigt und es kann zu Verdauungsproblemen und Blutarmut kommen. Sind sehr viele Würmer vorhanden, verstopfen diese den Darm regelrecht. Die erwachsenen Würmer legen Eier, welche mit den Pferdeäpfeln ausgeschieden werden und so wieder in die Umwelt gelangen. Aus den Eiern entwickeln sich neue Larven, die mehrere Entwicklungsstadien in der Außenwelt durchlaufen und dann wieder von Pferden aufgenommen werden. Wird dieser Kreislauf nicht unterbrochen, infizieren sich immer mehr Pferde mit den Würmern und die Zahl der Würmer im einzelnen Pferd steigt stetig weiter an.

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Symptome einer Verwurmung

Symptome einer Verwurmung sind unter anderem Abmagerung, stumpfes Fell, Durchfall, Kolik und Fieber. Die von den Würmern verursachten Schäden können dabei so stark sein, dass sie das Leben des Pferdes gefährden. Da es zurzeit wirksame und gut verträgliche Mittel gegen Magen-Darm-Parasiten gibt, treten so schwere Erkrankungen glücklicherweise nur noch selten auf. Damit die Mittel weiter wirksam bleiben, ist jedoch ein durchdachter Einsatz notwendig. Seit einigen Jahren beschäftigt Parasitologen, Tierärzte und auch Pferdebesitzer ein Problem: Würmer werden zunehmend resistent gegen die verfügbaren Wirkstoffe in Wurmkuren, doch Alternativen sind nicht in Sicht. Was ist zu tun?

Zeitgemäße Entwurmung: Weniger Wurmkuren

Als man das Problem der fortschreitenden Resistenzentwicklung erkannte, forderte man ein Umdenken beim Parasitenmanagement: Weg von Entwurmungen nach einem festgelegten Schema, hin zu alternativen Konzepten, die genau auf den jeweiligen Bedarf zugeschnitten sind. Unstrittig ist nämlich, dass die Häufigkeit der Verabreichung von Wurmkuren im direkten Zusammenhang mit der Entwicklung von Resistenzen bei den Parasiten steht: Würmer, die immun gegen die Wirkstoffe sind, hat es schon immer gegeben. Diese waren jedoch klar in der Minderheit gegenüber der nicht resistenten Population. Je öfter man mittels Wurmkur die empfindlichen Würmer abtötet, desto rascher vermehren sich die unempfindlichen. Für die Pferdegesundheit ist es auf Dauer also von entscheidender Bedeutung, dass genügend empfindliche Würmer überleben. Mit anderen Worten: „Viel hilft viel!“ war gestern. Heute muss das Motto in Sachen Parasitenmanagement lauten: „So viel wie nötig, so wenig wie möglich!“. Pferdehalter und Pensionsstallbetreiber müssen sich daher in Zusammenarbeit mit ihrem Tierarzt intensiv mit diesem Thema auseinandersetzen.

Strategische und selektive Entwurmung

Grundsätzlich existieren zwei Konzepte zur Entwurmung: Das strategische und das selektive. Die deutsche Gruppe des European Scientific Counsel Companion Animal Parasites (ESCCAP Deutschland e.V.) ist eine Vereinigung von Parasitologen und Tierärzten, die es sich zum Ziel gesetzt hat, Informationen zum Schutz vor Parasiten zur Verfügung zu stellen. In diesem Zusammenhang hat ESCCAP Deutschland e.V. 2019 eine Handlungsempfehlung bezüglich des Umgangs mit Würmern bei Pferden veröffentlicht, die sich mit beiden Konzepten auseinandersetzt.

Unter einer strategischen Entwurmung wird hier nicht eine reine Routine-Entwurmung nach einem für alle Pferde gleich vorgegebenen Plan verstanden. Im Gegenteil: Es wird dringend empfohlen, dass der Entwurmungsplan auf den Betrieb zugeschnitten und auf die jeweilige Pferdealtersgruppe angepasst sein muss. Mehrmals jährlich müssen dabei (Sammel-)Kotproben der verschiedenen Gruppen untersucht werden, um das Vorkommen einzelner Wurmarten zu bestimmen. Für erwachsene Pferde empfiehlt der ESCCAP-Leitfaden zum Beispiel ein viermal jährliches Monitoring. Auch der Erfolg einer durchgeführten Entwurmung sollte durch einen Eizahl-Reduktions-Test (EZRT) regelmäßig kontrolliert werden, um Resistenzen frühzeitig zu erkennen. Hierbei wird im Labor die Anzahl der gefundenen Wurmeier in vor und nach der Entwurmung genommen Proben verglichen. Je nach Parasitenart muss sich die Anzahl der Eier sehr deutlich reduziert haben oder es dürfen keine Eier mehr nachweisbar sein, damit man die Wurmkur als wirksam bezeichnen kann. Beachtet man diese Regeln, kann unter Umständen die Frequenz der strategischen Entwurmungen bei erwachsenen Pferden auf zweimal jährlich gesenkt werden: Im Februar/März wird nur bei Bedarf entwurmt, eine feste Entwurmung folgt im Juni/Juli. Im August wird die Entwurmung wieder vom Ergebnis des Monitorings anhängig gemacht, die nächste feste Wurmkur findet im Herbst statt, üblicherweise im November/Dezember.

Ein Nachteil der strategischen Konzepte bleibt aber weiterhin, dass zum Teil auch Pferde behandelt werden, die keine oder nur wenige Wurmeier ausscheiden. Und genau darin liegt der Unterschied zur selektiven Entwurmung, bei der nicht alle Pferde einer Gruppe pauschal mit demselben Mittel zur selben Zeit behandelt werden, sondern nur diejenigen, bei denen man nach individueller Kotprobenuntersuchung auch tatsächlich eine bestimmte Mindestmenge an Parasiten feststellen konnte. Diesen Konzepten liegt die Annahme zugrunde, dass ein geringer Befall je nach Parasitenart dem Pferd grundsätzlich nicht schadet.

Das Prinzip der selektiven Entwurmung ist einfach: Im Vorfeld werden Schwellenwerte bezüglich der akzeptablen Anzahl an Parasiteneiern pro Gramm Kot definiert. Mittels Eizählung in Kotproben werden diejenigen Pferde eines Bestandes ermittelt, die „starke Ausscheider“ sind, deren frischer Kot also 200 Eier (EpG) und mehr pro Gramm aufweist. Im ersten („Monitoring“-)Jahr wird jedes Pferd mindestens viermal beprobt. Danach können, je nach Ergebnis der Proben im ersten Jahr, die Intervalle auf dreimal jährlich ausgedehnt werden. Starke Ausscheider werden mit einer entsprechenden, vom Tierarzt verordneten Wurmkur behandelt. Anschließend wird auch hier der Erfolg mittels eines Eizahl-Reduktions-Testes (EZRT) kontrolliert. Gegebenenfalls muss nachbehandelt werden. Der Schwellenwert von >200 EpG bezieht sich dabei ausschließlich auf Strongyliden. Bei allen anderen Parasiten gilt: Wurmkur, sobald ein positiver Befund vorliegt! Und wenn auch nur ein einziges Pferd einen positiven Bandwurmbefund hat, muss der gesamte Bestand behandelt werden.

Hintergrund zur selektiven Entwurmung

„Das Ziel ist, dass nur tatsächlich behandlungsbedürftige Pferde eine Wurmkur bekommen“, erklärt Dr. Marcus Menzel, Tierarzt aus Bayern, der seine Doktorarbeit zum Thema zeitgemäße (+selektive) Entwurmung am Lehrstuhl für vergleichende Tropenmedizin und Parasitologie der Veterinärmedizinischen Fakultät an der LMU München unter Betreuung des renommierten Parasitologen Prof. Dr. Kurt Pfister geschrieben hat. Bei diversen Studien zur zeitgemäßen (+selektiven) Entwurmung habe man herausgefunden, dass maximal 30 Prozent aller erwachsenen Pferde wirklich behandelt werden müssen, fährt Dr. Menzel fort. Er erklärt: „Das unspezifische Entwurmen wurde in den 1960er-Jahren im Kampf gegen die Großen Strongyliden angewendet und war damals sehr erfolgreich. Doch dann hat man es ungeprüft weitergeführt und auf alle anderen für Pferde relevanten Endoparasiten übertragen.“ Das wirft zweierlei Probleme auf: Zum einen die zunehmenden Resistenzen, zum anderen die Belastung des Pferdekörpers mit einem Medikament, von dem gar nicht sicher ist, dass es tatsächlich gegen die Parasiten hilft. Dr. Menzel: „Die Tierärztliche Hausapothekenverordnung fordert, dass wir eine Diagnose stellen, behandeln und dann den Erfolg der Behandlung kontrollieren. In der Praxis sieht es anders aus. Da werden seit Jahren unhinterfragt immer die gleichen Wurmkuren gegeben, ohne ein einziges Mal zu überprüfen, ob sie überhaupt wirken.“

Im ESCCAP-Leitfaden wird die selektive Entwurmung nur für erwachsene Pferde empfohlen, für jüngere Pferde wird ein strategisches Entwurmungskonzept angeraten. Auch bei der selektiven Entwurmung sieht der ESCCAP-Leitfaden am Ende des Jahres eine Wurmkur für alle Pferde vor, die bis dahin nicht behandelt wurden. Wissenschaftlich sei nicht vollständig gesichert, dass Pferde, die wenige oder keine Eier ausscheiden, tatsächlich immer nur eine zu vernachlässigende Wurmbürde haben, so die Experten. Blieben diese Tiere unbehandelt, könnte das eine Gesundheitsgefährdung bedeuten.

Dr. Marcus Menzel widerspricht dem: „Wir sind dagegen, aus blinder Angst den Pferden sinnlos Medikamente zu verabreichen! Egal bei welcher Strategie, ein Restrisiko bleibt. Und aus der Erfahrung heraus kann ich sagen: Wir kontrollieren seit einigen Jahren rund 5.000 Pferde. Von denen ist noch keines an den Folgen einer Verwurmung gestorben.“ Außerdem weist Dr. Menzel darauf hin, dass ein geringgradiger Wurmbefall – wie er unausweichlich ist – für die Pferde keinerlei gesundheitliche Beeinträchtigung bedeutet. Im Gegenteil, das Immunsystem werde dadurch angeregt. Jedoch betont er auch, dass definitiv entwurmt werden muss, wenn die Untersuchungsergebnisse den Schwellenwert überschreiten – und zwar mit einem vom Tierarzt verordneten Medikament, keinesfalls mit Kräutern!

Wichtig ist, dass sich der Pferdehalter beim Entwurmen für eine Vorgehensweise entscheidet und diese systematisch anwendet. Dafür sollten sich Stallbetreiber und Pferdebesitzer gemeinsam mit ihrem Haustierarzt oder einem auf Parasitologie spezialisierten Tierarzt mit dem Thema auseinanderzusetzen und die Vor- und Nachteile der verschiedenen Ansätze für die eigene Pferdegruppe abwägen.