Welche Jahrgänge sind betroffen Rente mit 68?

Das Eintrittsalter für die Rente wird bereits angehoben – ohne Abschläge bis 2029 schrittweise von 65 auf 67 Jahre. Das reicht nicht, meinen Experten des Bundeswirtschaftsministeriums. Und sagen einen Finanzschock des Rentensystem ab 2025 voraus.

Rund drei Monate vor der Bundestagswahl haben die Berater deswegen eine Reform hin zur Rente mit 68 vorgeschlagen.

Das Problem: Die Deutschen werden älter

Das Renteneintrittsalter könne nicht langfristig von der Entwicklung der Lebenserwartung abgekoppelt werden, betonten die Expertinnen und Experten für das Ministerium von Ressortchef Peter Altmaier (CDU). „Stattdessen müssen die zusätzlichen Lebensjahre nach einer klaren Regel zwischen mehr arbeiten und länger Rente beziehen aufgeteilt werden.“ Dafür solle es eine „dynamische Kopplung des Rentenalters an die Lebenserwartung“ geben.

Lesen Sie auch:

Ohne eine solche Anpassung drohten „schockartig steigende Finanzierungsprobleme in der gesetzlichen Rentenversicherung ab 2025“, so der Wissenschaftliche Beirat beim Bundeswirtschaftsministerium.Diese Jahrgänge müssten länger arbeiten

Von der Anhebung des Rentenalters wären nicht alle aktuellen Arbeitnehmer betroffen. Die Regelung soll für die Jahrgänge ab 1974 gelten. Wer heute also 47 Jahre alt oder jünger ist, würde den Plänen nach ohne Einbußen erst mit 68 Jahren in Rente gehen.

Hintergrund: Das Verhältnis der in Arbeit und in Rente verbrachten Lebenszeit solle konstant bleiben. Gemäß den derzeitigen Prognosen der Lebenserwartung würde mit einer solchen Regel das Rentenalter im Jahr 2042 mit 68 Jahren erreicht, sagte der Direktor am Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik in München, Axel Börsch-Supan, bei dem die Federführung des Gutachtens lag. Der Beirat betonte in seiner Mitteilung: „Sollte die Lebenserwartung abnehmen, kann auch das Rentenalter sinken.“ Experten sehen Zukunftsinvestitionen in Gefahr

Das Gremium machte mit der Forderung der Koppelung des Renteneintrittsalters an die Lebenserwartung einen Vorschlag, der bereits seit Jahren immer wieder für hohe Wellen in den rentenpolitischen Debatten in Deutschland sorgt. Illusionär sei es zu erwarten, „dass sich höhere Beiträge und ein niedrigeres Rentenniveau dauerhaft vermeiden lassen“, so die Expertenrunde.

Nach Einschätzung des Beirats müssten „stark steigende Zuschüsse aus dem Bundeshaushalt“ in die Rentenkasse fließen, wenn die gültigen Haltelinien für die Beiträge und das Rentenniveau gehalten werden sollten. „Das ginge zulasten von Zukunftsinvestitionen zum Beispiel in Bildung, Infrastruktur und Klimaschutz und würde die Tragfähigkeit unseres Sozialsystems untergraben“, sagte der Vorsitzende des Beirats, Klaus M. Schmidt, laut der Mitteilung. Zu den Vorschlägen des Beirats zählt auch, bei den Rentenerhöhungen Bestandsrenten weniger stark zu dynamisieren als neue Renten.

Die Vorschläge könnte das Thema Renten stärker in die bisher von Corona und Klimapolitik dominierten Debatten vor der Bundestagswahl katapultieren. Die Positionen des Beirats stoßen teilweise auf strikte Gegenwehr.

Die SPD-Fraktion im Bundestag hat bei Twitter mit einem klaren Statement reagiert:

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) etwa lehnt die Vorschläge ab. DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel sagte unserer Redaktion, der Wissenschaftliche Beirat wolle "Renten drastisch kürzen, Sozialstaat abbauen und Alterssicherung privatisieren; all das, um Arbeitgeber massiv zu entlasten". Auf der Basis eines fiktiven Rechtsstands den bevorstehenden Ruin des Staates zu verkünden, um dann damit einschneidende Reformen zu begründen, sei keine wissenschaftlich fundierte Beratung, sondern politische Propaganda.

„Aus diesem schrägen Blickwinkel sind Betroffene selbst schuld, wenn die Rente nicht reicht: Sie hätten ja mehr privat vorsorgen können.“

DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel

Auch CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt äußerte sich kritisch über die Vorschläge. "Wir brauchen keine Debatte über eine Anhebung des Renteneintrittsalters, sondern über eine gute Rente im Alter durch die Kombination einer Stabilisierung des Rentenniveaus und einer Stärkung der privaten Vorsorge", sagte er der "Bild".

Linke droht mit "Rentenwahlkampf"

Die Linke hat den Vorstoß scharf kritisiert. "Das ist der asoziale Oberhammer", sagte Parteichefin Susanne Hennig-Wellsow am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) müsse das entsprechende Gutachten seiner Berater "sofort kassieren", "sonst beginnt morgen der Rentenwahlkampf".

Die Linke werde "mit Zähnen und Klauen die Rechte der Rentnerinnen und Rentner verteidigen". Notwendig wäre eine klare Rentengarantie, die Rentenkürzungen als Folge der Corona-Pandemie verbindlich ausschließe. "Das erwarte ich auch als klares Statement aller SPD-Minister in der Bundesregierung", sagte Hennig-Wellsow.

Kaum Renteneinbußen durch Corona

Aktuell gab es aber auch gute Renten-Nachrichten. Rentnerinnen und Rentner müssen eines nicht befürchten: gravierende Auswirkungen der Corona-Krise auf ihre Bezüge. Der tiefe Wirtschaftseinbruch hat wohl nur geringe Auswirkungen auf die Rentenansprüche, so das von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung geförderte Institut DIW in einer Studie.

Die Folgen etwa für die Gruppe der 50- bis 64-Jährigen seien gering. Sie muss verglichen mit einem Szenario ohne Corona-Krise einen „leichten Rückgang von etwa einem Prozent der Rentenanwartschaften“ hinnehmen. Der pandemiebedingte Arbeitsausfall schlage sich vor allem wegen der Kurzarbeit nicht stark nieder - gezahlt werden hier Rentenbeiträge für 80 Prozent des ausgefallenen Verdienstes.

Welche Jahrgänge sind betroffen Rente mit 68?

Ein Experten-Gremium brachte die Rente mit 68 ins Spiel. Bild: AdobeStock/ blende40

Berater der Bundesregierung haben rund drei Monate vor der Bundestagswahl eine Reform hin zur Rente mit 68 vorgeschlagen.

Es drohten "schockartig steigende Finanzierungsprobleme in der gesetzlichen Rentenversicherung ab 2025", prognostizierte der Wissenschaftliche Beirat beim Bundeswirtschaftsministerium anlässlich seines neuen Gutachtens zur Zukunft der Rente am Montag in Berlin. Nach geltender Rechtslage wird die Altersgrenze für die Rente ohne Abschläge bis 2029 schrittweise von 65 auf 67 Jahre angehoben.

Doch welche Jahrgänge wären von dieser Rentenform betroffen? Wer müsste bis 68 arbeiten gehen, ehe er sich in den wohlverdienten Ruhestand verabschieden darf. Wie die "Bild"-Zeitung aktuell berichtet, sind davon alle Arbeitsnehmern betroffen, "die heute 47 Jahre oder jünger sind". Sprich: Alle Jahrgänge ab 1974. Sie alle dürften dann erst mit 68 in Rente gehen.

Doch wer an dieser Stelle bereits ungläubig den Kopf schüttelt, dem sei gesagt: Die Bundesbank plädiert schon länger für eine Erhöhung des Renteneintrittsalters und hat sich sogar dafür ausgesprochen, dass die Deutschen bis 70 arbeiten gehen sollen.

Lesen Sie auch:Millionen Rentnern in Deutschland blüht Steuer-Schock

Folgen Sie News.de schon bei Facebook und YouTube? Hier finden Sie brandheiße News, aktuelle Videos, tolle Gewinnspiele und den direkten Draht zur Redaktion.

fka/bua/news.de/dpa

​Berater der Bundesregierung haben drei Monate vor der Bundestagswahl eine Reform hin zur Rente mit 68 vorgeschlagen. Es drohten «schockartig steigende Finanzierungsprobleme in der gesetzlichen Rentenversicherung ab 2025», prognostizierte der Wissenschaftliche Beirat beim Bundeswirtschaftsministerium anlässlich seines neuen Gutachtens zur Zukunft der Rente am Montag in Berlin.

Welche Jahrgänge sind betroffen Rente mit 68?
Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

Verpass‘ nichts mehr - mit unserem kostenlosen ANTENNE BAYERN Newsletter. Ob Nachrichten, Lifestyle oder unsere neuesten Aktionen - wir informieren dich:

Informationen zum Datenschutz erhältst du im nächsten Schritt.