Welche güter werden mit dem flugzeug transportiert

Unsere Leserin Gerlinde Siegler aus Berlin hat das Klima-Orakel befragt. Sie wollte wissen: „Welche Lebensmittel werden eigentlich mit dem Flugzeug transportiert? Und kann man das erkennen?“ Die Frage beantwortet Dr. Markus Keller vom Institut für alternative und nachhaltige Ernährung:

„Mit dem Flugzeug werden vor allem Lebensmittel transportiert, die relativ hochpreisig und schnell verderblich sind. So kommen beispielsweise nur 0,01 Prozent der aus Drittländern nach Deutschland importierten Bananen auf dem Luftweg zu uns, während es bei Papayas über 90 Prozent sind. Da es bisher keine Kennzeichnungspflicht für Flugware gibt, können Verbraucher nicht erkennen, welche Lebensmittel aus Flugtransporten stammen. Im Auftrag der Verbraucherzentralen hat unser Institut deshalb untersucht, welche Lebensmittel nach Deutschland eingeflogen werden. Zusammenfassend hat die Studie ergeben, dass folgende Lebensmittel mit hoher Wahrscheinlichkeit aus Flugimporten stammen:

•    frische Fischfilets beziehungsweise frischer Fisch aus Afrika, Sri Lanka und von den Malediven•    lebende Hummer aus Kanada•    frische Filets vom Rotbarsch, Goldbarsch oder Tiefenbarsch aus Island•    frische Bohnen aus Ägypten, Kenia und Thailand•    frischer Spargel aus Peru•    frisches Gemüse aus Ost- und Westafrika, Thailand und der Dominikanischen Republik•    frische Papayas•    frische Guaven, Mangos und Mangostans aus Pakistan, Brasilien und Thailand•    frische Ananas aus afrikanischen Ländern•    frisches Obst aus Uganda, Ghana und Togo•    Erdbeeren aus Ägypten, Israel und Südafrika

•    Pferdefleisch aus Kanada.

Flugtransporte sind besonders klimaschädlich: Pro Kilogramm transportiertem Lebensmittel entstehen bei einem Flugtransport bis zu 170-mal mehr klimawirksame Treibhausgase als bei einem Schiffstransport. Damit Verbraucher klimaschonend einkaufen können, fordern die Verbraucherzentralen die verbindliche Kennzeichnung von Flugware. Bis dahin bleibt Verbrauchern nur die Möglichkeit, im Laden nachzufragen und ‚typische‘ Flugware im Regal liegen zu lassen.“

Redaktionshinweis: Auf der Website der Verbraucherzentrale Hessen kann die Studie zu Flugimporten kostenlos heruntergeladen werden.

Hier geht es zu allen Fragen und Antworten des Klima-Orakels.

Als Luftfracht bezeichnet man alle Güter, die per so genannter Luftverlastung oder als Luftfrachtbrief transportiert werden. Zwar ist der Luftfrachtweg die jüngste Güterversandmöglichkeit auf dem Weltmarkt, aber in den vergangenen Jahren hat tatsächlich kein vergleichbarer Verkehrsträger so hohe Zuwachsraten bei den Transportleistungen erzielt wie die Flugzeuge. Das liegt vor allem an den drei großen Vorteilen Schnelligkeit, Sicherheit und Zuverlässigkeit, die der Lufttransportweg mit sich bringt. Darüber hinaus aber auch am stetig wachsenden Anteil des Luftfrachtversands an der gesamten Logistikbranche aufgrund intensiver werdender Außenhandelsbeziehungen in der Weltwirtschaft. Weltweit stehen mittlerweile über 4000 größere und kleinere Flughäfen für die Beförderungsabwicklungsprozesse bereit. Dort wurden spezielle Frachtterminals mit moderner Förder- und Lagerungstechnik errichtet. Technische Entwicklungen und der Bau immer größerer und leistungsfähigerer Flugzeuge bringen die Möglichkeit mit sich, immer schwerer werdende Güter zu transportieren. Transportempfindliche Erzeugnisse und Terminwaren, sowie Tiere, Pflanzen, Kleidung, leicht verderbliche und allgemein als höherwertig einzustufende Produkte sind typische Luftfrachtgüter. Eine weitere Verwendung findet der Transport per Luftfracht besonders in Krisengebieten für die Verteilung von Hilfsgütern. Damit hat das Flugzeug einen einzigartigen und mit nichts zu vergleichenden Stand unter den Transportmitteln erreicht. Größter Nachteil des Luftfrachtversands sind die im Vergleich zu anderen Transportmitteln höheren Kosten und der auch im Zeitalter technischer Neuerungen immer noch enorme Schadstoff-Emissionsausstoß. Aus diesen Gründen wird der Versand durch die Luft hauptsächlich auf besonders langen Strecken über mehrere Länder oder sogar Kontinente eingesetzt, während im Nah- und Regionalbereich noch immer auf andere Verkehrsträger, wie Lkw oder Bahn zurück gegriffen wird. Damit Luftfrachtflugzeuge ungehindert mehrere Länder überfliegen können, ohne deren Luftraum zu verletzen, wurde  Mitte des 20. Jahrhunderts von mehreren westlichen Staaten die „International Civil Aviation Organization“ (ICAO) gegründet. Sie ist eine Teilorganisation der UNO und zu ihr gehören all jene Staaten, die zivilen, internationalen Luftverkehr betreiben. Luftfrachtunternehmen aus der ICAO zugehörigen Ländern dürfen diese uneingeschränkt mit ihren Flugzeugen überfliegen. Im Zuge ihrer Gründung hat die ICAO ein gemeinsames Abkommen darüber geschlossen, die Entwicklung und Förderung von zivilem Fluggerät, von internationalen Flughäfen, gemeinsamen Flugsicherungseinrichtungen sowie die Erhöhung der Sicherheit und eine sinnvolle Arbeitsteilung im internationalen Flugverkehr zu gewährleisten. Von der ICAO wurde auch die englische Sprache als Verkehrssprache in der Luftfahrt festgelegt, die damit auch beim Luftfrachttransport auf der gesamten Welt ihre Gültigkeit besitzt.

Lesen Sie hier: Vor- und Nachteile von Luftfracht

Nicht jedes Gut ist per se für den Flugzeugtransport geeignet. Zum einen müssen technische Beschränkungen des Fluggerätes wie Nutzlast, Größe und Form der Transporträume und die Abmessung der Ladetüren eingehalten werden, zum anderen muss der Transport ökonomisch sinnvoll sein. Im direkten Vergleich zu alternativen Verkehrsträgern sind die Frachtkosten der Luftfracht fast immer höher. Offensichtlich können in bestimmten Fällen aber die ergänzenden Leistungs- und Kostenmerkmale der Luftfracht die höheren Transportkosten kompensieren (Becker, 1999, S. 42). Güter für die dieses zutrifft werden auch als luftfrachtaffin bezeichnet. Die Ursache der Luftfrachtaffinität eines Gutes kann dabei durchaus unterschiedlich sein. In den meisten Fällen wird aber die Geschwindigkeit des Transportes das entscheidende Kriterium für den Lufttransport sein. Eine Kategorisierung luftfrachtaffiner Güter erfolgt dabei wie folgt:

a)         Notfallsendungen

Zu dieser Gruppe gehören vor allem Ersatzteile zur Vermeidung von Stillstandszeiten oder Hilfsgüter in Katastrophenfällen. Charakteristisch für Notfallsendungen sind ihr ungeplantes Auftreten und ihre hohe Zeitsensitivität. Die Tarife für Notfallsendungen sind typischerweise hoch, da es in derartigen Engpasssituationen i.d.R. keine Alternative zum Flugzeug gibt. Allerdings stellen die unvorhersehbaren Notfallsendungen die Fluggesellschaften auch vor Probleme, da die Kalkulation der vorzuhaltenden Last-Minute-Ladekapazitäten die Einhaltung effizienter Ladefaktoren erschwert (Doganis, 2002, S. 308).

b)         Verderbliche Güter

Hierunter sind sowohl Güter mit einer physisch begrenzten Haltbarkeit (z.B. Schnittblumen, Fleisch, Obst und Gemüse) oder Güter mit hohen Transportanforderungen (z.B. lebende Tiere) als auch Güter mit einem marktbedingten schnellen Wertverlust zu verstehen (z.B. Modeartikel, Saisonware und Printmedien). Ebenso wie die Güter der ersten Gruppen sind sie zeitsensitiv, unterscheiden sich aber durch ihr planmäßiges Auftreten bei der die Luftfrachtbeförderung von vornherein beabsichtigt ist (Opgenhoff, 1997, S. 4).

c)         planmäßige, nicht-verderbliche Güter

Charakteristisch für nicht-verderbliche Güter ist ihr hohes Wert-Gewicht-Verhältnis.[1] Dies trifft vor allem auf elektrotechnische, feinmechanische, pharmazeutische und optische Erzeugnisse (Computerprozessoren, PCs, Mobiltelefone, Werkzeuge, Medikamente, Kameras etc.), aber auch Kunst- und andere Wertgegenstände zu. Aufgrund der Hochwertigkeit spielen die hohen Frachtraten eine nachgeordnete Rolle. Unter Berücksichtigung der Gesamtkostenminimierung erfolgt vor allem dann eine Entscheidung für das Flugzeug, wenn man die Kosten für Verpackung und Umschlag, Fehlmengenkosten, den Versicherungsaufwand sowie die Kosten für Lagerhaltung und insbesondere die Kapitalbindungskosten miteinbezieht, die aufgrund der spezifischen Verkehrswertigkeit des Flugzeuges vergleichsweise niedrig ausfallen (Ihde, 1991, S. 86). Da das Gesamtkostenprinzip zur Gestaltung optimaler Logistiksysteme zunehmend bedeutsamer wird, hat die so genannte distributive Luftfracht mittlerweile mit etwa 70 % den aufkommensstärksten Anteil an der gesamten Luftfracht (Allaz, 2002, S. 33).

[1]           Laut Boeing (2006b, S. 12), besteht eine tendenzielle Affinität zum Luftfrachttransport ab einem Wert-Gewicht-Verhältnis von 16$ pro Kilogramm.

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Luftfracht ist mit Abstand der teuerste Verkehrsweg für Güter. Deshalb findet typischerweise Hochwertiges und Teures den Weg in den Flugzeugbauch. Die Faustregel der Fachleute: Alles, was teurer als 16 Dollar je Kilogramm ist, eignet sich für die Luftfracht.

09.11.2010 | von Jens Koenen

Mitarbeiter von UPS verladen am Montag (01.11.2010) auf dem Flughafen Köln-Bonn im Cargo Center Luftfracht. Bundesinnenminister de Maizière hat sich am Montag auf dem Flughafen übe

Mitarbeiter von UPS verladen am Montag (01.11.2010) auf dem Flughafen Köln-Bonn im Cargo Center Luftfracht. Bundesinnenminister de Maizière hat sich am Montag auf dem Flughafen übe © dpa

FRANKFURT. Wer durch die Hallen der Frachtfluggesellschaft Lufthansa Cargo geht, erlebt so einige Überraschungen. Motoren und auch komplette Autos stehen dort. Dabei heißt es bei den Autokonzernen immer, alles werde per Zug oder LKW transportiert. Doch wenn es schnell gehen muss, etwa weil der gut betuchte Porsche-Kunde auf ein wichtiges Ersatzteil aus Deutschland wartet, bleibt nur der Weg durch die Luft.

Luftfracht ist mit Abstand der teuerste Verkehrsweg für Güter. Deshalb findet typischerweise Hochwertiges und Teures den Weg in den Flugzeugbauch. Die Faustregel der Fachleute: Alles, was teurer als 16 Dollar je Kilogramm ist, eignet sich für die Luftfracht.

Dazu zählen Medikamente, etwa Krebsmittel und ähnliches. Sie sind nicht nur im Verhältnis zum Gewicht teuer. Sie sind zudem in einigen Fällen extrem empfindlich, benötigen zum Beispiel eine geschlossene Kühlkette. Deshalb wählen viele Pharma-Hersteller das Flugzeug als bevorzugtes Transportmittel. Ausgedehntere Sicherheits-Prüfungen können hier eine logistische Herausforderung bedeuten.

Auch elektronische Bauteile für Computer und Handys finden sich häufig in den Flugzeugen. Auch hier gilt: Die Teile müssen schnell beim Empfänger ankommen, sonst könnte die weitere Produktion ins Stocken geraten.

Das Frachtvolumen wächst seit Jahren. Zwischen 2000 und 2008 stieg das Volumen um vier Prozent pro Jahr. Zwar gab es in der Wirtschaftskrise einen massiven Einbruch. Aber seitdem sich die Wirtschaft erholt, wächst die Luftfracht wieder zweistellig.

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