Welche bedeutung hat die fastenzeit

Berlin. 

  • Am Aschermittwoch beginnt im Christentum die 40-tägige Fastenzeit
  • Christen wollen sich in der Fastenzeit an das Leiden und Sterben Jesus erinnern
  • Heutzutage beschränken sich Gläubige meist auf einen Aspekt

Aschermittwoch ist ein guter Tag für neue Vorsätze. Denn nach Karneval beginnt - zumindest in den westlichen Kirchen - die Fastenzeit. Wie wäre es mit 40 Tagen ohne Alkohol? Ohne Fleisch? Ohne Süßes? Manche verzichten auf den Fernseher, andere ganz auf Zucker oder Zigaretten. Lesen Sie hier, was hinter dem christlichen Brauch steckt.

Lesen Sie hier: Was der Verzicht auf Zucker wirklich bringt

Warum gibt es eine Fastenzeit?

Die sieben Wochen von Aschermittwoch bis Karfreitag beziehen sich auf die Heilige Schrift – in Erinnerung an Jesus, der einer biblischen Erzählung zufolge 40 Tage fastend in der Wüste verbrachte. Christen sollen sich in dieser Zeit auf das Osterfest vorbereiten, das auf die Fastenzeit folgt.

  • Lesen Sie auch: Das sind die schönsten Whatsapp-Sprüche zu Ostern

Der Verzicht, etwa auf Fleisch oder Alkohol, gilt dabei als äußeres Zeichen von Buße und Besinnung. „Die Fastenzeit ist die Zeit, Nein zu sagen“, sagt Papst Franziskus. In der katholischen Kirche wird die Fastenzeit auch als "österliche Bußzeit" bezeichnet.

Wann beginnt die Fastenzeit 2022?

Die eigentliche österliche Bußzeit beginnt unmittelbar nach Karneval mit dem Aschermittwoch und endet an Gründonnerstag. In diesem Jahr vom 2. März bis zum 14. April.

Ihren Höhepunkt erreicht die Fastenzeit am Karfreitag, an dem der Kreuzigung Jesu gedacht wird. Zwar zählen Karfreitag und Karsamstag schon zu den österlichen drei Tagen, doch auch hier wird noch Verzicht geübt. So endet das Fasten erst am Samstagabend.

  • Lesen Sie hier: Karfreitag, Ostersonntag und Co. – Termine für Ostern 2022

Warum fasten wir 40 Tage?

Die Dauer von 40 Tagen wird eher als symbolische und weniger als mathematische Größe verstanden. Ursprünglich – so etwa in Rom gegen Ende des 4. Jahrhunderts – soll das Fasten am 6. Sonntag vor Ostern begonnen zu haben, es endete am 40. Tag, dem Gründonnerstag.

Fastet man an allen Tagen?

Nein, die Sonntage gelten in der Fastenzeit nicht als Fastentage.

Was fastet man in der Fastenzeit?

Mit dem Rauchen aufzuhören, ist mühsam. Ein Verzicht von 40 Tagen kann aber ein guter Anfang sein.
Foto: dpa

Die Abwendung vieler Menschen von Glauben und Kirche hat dazu geführt, dass der ursprüngliche Gedanke des Fastens, also die Buße durch Einschränkungen bei Essen und Trinken, immer mehr in den Hintergrund gerückt ist.

So mancher nutzt die Fastenzeit beispielsweise, um den nächsten Diät-Versuch zu starten. Das hat dann aber weniger mit Besinnung als vielmehr mit der ersehnten Kleidergröße zu tun.

Lesen Sie dazu: Radikale hCG-Diät: Wundermittel oder riskanter Trend?

Wie fasten Christen?

Aschermittwoch und Karfreitag sind in der katholischen Kirche die strengsten Fastentage. Hier lautet die Vorschrift: klein Fleisch und nur eine sättigende Mahlzeit. Zugleich soll am Karfreitag Ruhe eingehalten werden: Laute Geräusche sollten unbedingt vermieden werden, vor allem solche, die durch Werkzeuge verursacht werden.

Doch schon im Mittelalter gab es - durchaus originelle - Versuche, die strengen Fastenvorschriften zu umgehen. Weil Fisch "erlaubt" war, gab es in Klöstern etwa ein saftiges Bibersteak zu essen. Schließlich ernährte sich der Biber doch weitestgehend von Fisch und halte sich auch oft im Wasser auf, so die Argumentation.

Auch das Fastenbier verdankt seinem Ursprung der Fastenzeit. "Trinken bricht das Fasten nicht", hieß eine klösterliche Regel. In der Fastenzeit tranken die Mönche deshalb oft täglich mehrere Krüge eines speziell gebrauten nahrhaften Fastenbieres.

Auch mit "Digital Detox", also dem Verzicht auf Smartphone und Co. lässt sich Fasten.
Foto: dpa

Die Kirchen versuchen, mit neuen Fastentrends wieder mehr Menschen zu erreichen. Jugendliche sollen das Smartphone beiseite legen, Familien den Fernseher ausgeschaltet lassen, Pendler Fahrrad statt Auto benutzen. Letzteres nennt sich dann „Klimafasten“.

Die Evangelische Kirche hat sich für die Fastenzeit in diesem Jahr das Motto "7 Wochen ohne Stillstand" ausgedacht – Gläubige sollen die Zeit nutzen und üben. Als Beispiel wird die geschlechtergerechte Sprache genannt. Um den Stillstand, das Festhalten an über­kommenen Sprachregeln zu überwinden, helfe nur die Entwicklung eines sensiblen Bewusstseins. Und das brauche Übung, heißt es auf der Aktionsseite.

Was hat es mit dem Aschekreuz auf sich?

In der katholischen Kirche zeichnet der Priester am Aschermittwoch ein Aschekreuz auf die Stirn der Gottesdienstbesucher. Dieses Kreuz gilt als Symbol der geistigen Reinigung und der Vergänglichkeit. In der Alten Kirche wurden die Büßer am Aschermittwoch öffentlich mit Asche bestreut. Seit dem 10. Jahrhundert hat sich dann das Ritual des Aschekreuzes durchgesetzt.

Ramadan - Mehr zum Thema Fasten

Nicht nur im Christentum ist das Fasten ein wichtiger religiöser Brauch. Auch rund 1,6 Milliarden Muslime fasten jedes Jahr weltweit. Lesen Sie hier die wichtigsten Fakten zum muslimischen Fastenmonat Ramadan. Während für die Christen auf die Fastenzeit das Osterfest folgt, feiern Muslime das Zuckerfest.

Fasten muss allerdings nicht immer einen religiösen Hintergrund haben - ein Beispiel dafür ist Intervallfasten. So nennt sich die Methode, lange Essenspausen einzulegen und dadurch Gewicht zu verlieren.

Schon früh kennen die Christen ein zweimaliges Fasten pro Woche. In der „Zwölf-Apostel-Lehre“, um das Jahr 110, heißt es: „Ihr sollt am Mittwoch und am Freitag fasten“ (8,1). Das Fasten als Erinnerung an den Sterbetag Jesu, und an den Tag, an dem Judas Iskariot Jesus verraten hat.

Aus dem 4. Jahrhundert, aus Syrien, stammt ein Zeugnis, das ein zweitägiges Osterfasten kennt: „Am Freitag und Samstag fastet ganz und kostet nichts; in der Nacht (zum Sonntag) brecht euer Fasten, denn Christus, euer Unterpfand, ist auferstanden von den Toten.“ (Didaskalie 5,19). Aus dem Zusammenhang geht hervor, dass die heute bei uns Karfreitag und Karsamstag lautenden Tage ursprünglich der fastenmäßige Beginn des Osterfestes waren; ein Vollfasten ohne jegliches Essen und Trinken. Ein „Trauerfasten“, weil sich das Wort Jesu erfüllt hatte: „es werden Tage kommen, dann wird ihnen der Bräutigam genommen sein, dann werden Sie fasten.“(Mt 9,15).

Das Wort Fasten hat eine gotische Wortwurzel und bedeutet zunächst „festhalten, beobachten, bewachen“. Wahrscheinlich aus der ostgotischen Kirche entstammt der in der Folgezeit christlich geprägte Begriff des Fastens im Sinne von: am Fasten, „an den Fasten-geboten festhalten.“ Das Wesen des religiösen Fastens besteht in der Enthaltung von Speisen und Trank während einer gewissen Zeit. Für katholische Christen sind der Aschermittwoch und der Karfreitag strenge „Fast- und Abstinenztage“, was eine Beschränkung auf eine einmalige Sättigung (Fasten) und zugleich Enthaltung von besseren Speisen und Getränken (Abstinenz) bedeutet.

Doch nicht nur Umkehr, Buße und Verzicht kennzeichnen die 40-Tage; das Evangelium am Aschermittwoch fordert zu intensiverem Gebet und tätiger Nächstenliebe auf. Das Wort Jesu am Ersten Fastensonntag: „Der Mensch lebt nicht nur vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt,“ verweist auf das vertiefte Lesen der Heiligen Schrift. Wenn evangelische Christen die Fastenzeit „Passionszeit“ nennen, soll deutlich werden, dass die Passion Christi, sein heilbringendes Leiden, die Vorbereitung auf Ostern bestimmt. In katholischen Kirchen werden vielfach am 5. Fastensonntag die Kreuze, die Jesus als Sieger darstellen, violett verhüllt, -durch Verhüllen hervorheben-; nun soll gerade der Blick auf Jesus den Gekreuzigten gerichtet sein.

Aufstieg zum Berg des Osterfestes

Fleisch, Alkohol und Internet – Fasten kann vielfältig sein und liegt im Trend. Doch woher kommt der Brauch? Welche Regeln gibt es? Und eignet sich das Fasten auch zum Abnehmen?

Die christliche Fastenperiode ist eine Zeit der Buße und Besinnung. Sie bereitet Gläubige auf Ostern vor. Auch in anderen Religionen spielt das Fasten eine Rolle. Fasten ist neben anderen Bräuchen ein fester Bestandteil der Zeit vor Ostern.

Fastenzeit 2022: Wann beginnt sie? Wann endet sie?

Die Fastenzeit beginnt am Aschermittwoch und endet nach 40 Tagen in der Osternacht. Genau genommen sind es 46 Tage, jedoch werden die sechs Sonntage dabei nicht mitgezählt.

2022 beginnt die Fastenzeit am 2. März und endet am 16. April. Die Zeiträume für die Fastenzeiten der kommenden Jahre können Sie der Tabelle entnehmen.

JahrBeginnEnde
202202. März16. April
202322. Februar8. April
202414. Februar30. März
202505. März19. April

Wie in der Bibel steht, soll Jesus an einem Mittwoch verraten und an einem Freitag gekreuzigt worden sein. Christen gedenken in der Fastenzeit seinem Leiden und verzichten an diesen Wochentagen darauf, Fleisch zu essen. Mit dieser Tradition bereiten sich Christen auf das Osterfest vor.

  • Alles zu Ostern erfahren Sie hier.

Fasten ist jedoch keine Diät, sondern soll als Zeit der Besinnung dienen. In der römisch-katholischen Kirche wird die Fastenzeit auch als "österliche Bußzeit" bezeichnet.

Insgesamt 40 Tage dauert das Fasten im Christentum – eine Zeit, die an die Fastenzeit von Jesus in der Wüste nach seiner Taufe erinnern soll. In der evangelischen Kirche ist das Fasten nicht von einer solch zentralen Bedeutung. 

Religiöses Fasten in anderen Religionen

Welche bedeutung hat die fastenzeit
Ramadan: Der Prophet Mohammed war der erste Moslem, der an Ramadan fastete. (Quelle: biky/imago images)

Im Islam ist Fasten eine der fünf Säulen dieser Religion. Gefastet wird im Ramadan, dem neunten Monat des islamischen Mondjahres.

Alle Infos zum Ramadan finden Sie hier. 30 Tage lang dürfen Muslime in dieser Zeit zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang nicht essen, trinken, rauchen oder Sex haben. Die Fastenzeit endet mit dem dreitägigen Fest des Fastenbrechens, dem Zuckerfest. 

Jom Kippur ist der große Fastentag im Judentum. An diesem Tag darf weder gegessen, getrunken noch geraucht werden. Auch waschen, arbeiten und Geschlechtsverkehr sind untersagt. An diesem Versöhnungstag zwischen Gott und den Menschen sollen alle zuvor begangenen Sünden gesühnt werden.

Der Hinduismus hat keine einheitlichen Fastenzeiten. Jedoch spielt Fasten im Hinduismus eine fundamentale Rolle, um so Körper und Geist zu reinigen.

Fastenzeit: Was darf ich essen?

Fastende schränken die Nahrungsaufnahme insgesamt etwas ein. Dafür beschränken sie sich auf eine große Hauptmahlzeit pro Tag und zwei kleine Zwischenmahlzeiten. An Aschermittwoch und Karfreitag ist jeweils nur eine Hauptmahlzeit vorgesehen.

Welche bedeutung hat die fastenzeit
Teller mit Brühe: Ein essenzieller Bestandteil des Intervallfastens. (Quelle: epd/imago images)

Katholische Gläubige, die zwischen 14 und 60 Jahre alt sind und sich streng an die Fastenregeln halten, verzichten zusätzlich auf Fleisch, Alkohol, Süßigkeiten, Rauchen oder andere Genüsse. Im Mittelalter waren auch Fett, Eier und milchhaltige Produkte verboten.

Fasten im 21. Jahrhundert

Heute kommen Gewohnheiten dazu wie etwa Surfen im Internet, Fernsehen oder Computerspielen. So bekommt die Fastenzeit einen aktuellen Bezug. Wichtig ist dabei ein bewusst erlebter Verzicht, der Raum für Neues schaffen soll.

Aus psychologischer Sicht kann ein solcher Verzicht für Zufriedenheit sorgen: Ich schaffe es, etwas wegzulassen, das ich gerne mache und an das ich gewöhnt bin. Viele Menschen verzichten, um sich körperlich und seelisch besser zu fühlen.

Der Sonntag ist allerdings in der Fastenzeit vom Fasten ausgenommen, da Jesus an einem Sonntag auferstanden sein soll. Wie streng das Fasten von den Gläubigen wirklich ausgeübt wird, bleibt hier jedem selbst überlassen.

Info: Während sich streng gläubige Christen exakt an die Vorgaben halten, beschränken sich viele auch nur auf den Verzicht auf Fleisch am Karfreitag. Bei vielen streng gläubigen Katholiken und Orthodoxen werden vier Fastenzeiten im Jahr durchlaufen, die mehrere Wochen dauern. In diesen Zeiten wird komplett auf Alkohol, Fett und tierische Nahrungsmittel verzichtet.

Wie gesund ist das Fasten?

Bei Christen sollen in der Fastenzeit durch Entsagung Körper und Geist gereinigt werden. Wer dabei auf Völlerei, Süßigkeiten und Alkohol verzichtet, tut seinem Körper dabei auch noch etwas Gutes.

Einen wirklich großen Effekt erzielen Sie aber erst mit einer Fastenkur wie dem Heilfasten oder dem Intervallfasten. Mit ihr lassen sich Krankheiten wie Diabetes vorbeugen, das Wohlbefinden steigern und ungünstige Ernährungsgewohnheiten ändern. Dass dabei auch noch die Fettpölsterchen schmelzen können, ist ein beliebter Nebeneffekt.

Eine Fastenkur ist für Kinder, schwangere oder stillende Frauen nicht geeignet. Auch Menschen, die Medikamente einnehmen oder Vorerkrankungen wie Stoffwechselerkrankungen, Krebs oder niedrigem Blutdruck haben, sollten vorsichtig sein und ihren Arzt nach möglichen Auswirkungen befragen.

Verwendete Quellen:

Wichtiger Hinweis: Die Informationen ersetzen auf keinen Fall eine professionelle Beratung oder Behandlung durch ausgebildete und anerkannte Ärzte. Die Inhalte von t-online können und dürfen nicht verwendet werden, um eigenständig Diagnosen zu stellen oder Behandlungen anzufangen.