Was verbraucht am meisten Strom auf der Welt?

Veröffentlicht am 14.12.2014

Was verbraucht am meisten Strom auf der Welt?
Was verbraucht am meisten Strom auf der Welt?

Thermogramm eines Wohnhauses: Über 70 Prozent der Energie, die wir im Haushalt verbrauchen, werden für das Heizen verwendet

Quelle: picture-alliance/ dpa/dpaweb

Strom hat sich in den letzten Jahren immer weiter verteuert. Grund dafür ist natürlich die allgemeine Preisentwicklung. Doch auch der Verbraucher ist schuld – und das, ohne es zu merken.

In jedem Haushalt gibt es Stromfresser, die den Bewohnern heimlich das Geld aus der Tasche ziehen. Wer sie erkennt und drosselt, kann der nächsten Stromrechnung etwas gelassener entgegensehen. Und muss meist trotzdem nicht auf Komfort verzichten.

„Oft ist es den Menschen gar nicht bewusst, wo unnütz Energie verbraucht wird“, sagt Birgit Holfert von der Verbraucherzentrale Energieberatung. „Zum Beispiel, wenn im Bad der elektrische Handtuchtrockner den ganzen Sommer durcharbeitet, weil man sich daran gewöhnt hat, dass die Handtücher schön warm sind.“

Oder wenn der elektrische Boiler sich Tag und Nacht auf die eingestellte Temperatur aufheizt, obwohl nur morgens und abends warmes Wasser benötigt wird. „Besonders Geräte, die irgendwo eingebaut oder im Keller versteckt sind, werden oft vergessen und laufen im Dauerbetrieb.“

Es bringt schon viel, die Einstellungen der Geräte ab und zu zu überprüfen. „Oft wird zum Beispiel bei Kühlschränken bei der Inbetriebnahme eine Temperatur gewählt, die eigentlich zu niedrig ist“, sagt Irmela Colaço vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland. „Aber das wird aus Gewohnheit nicht verändert. Dabei müssen im Kühlschrank keine null Grad herrschen, sieben bis acht Grad sind völlig ausreichend. Und energiesparender.“

Da Kühlschränke rund um die Uhr Strom verbrauchen, lohnt es sich hier, Sparpotenziale zu nutzen – besonders bei älteren Modellen. „Oft hilft es schon, seine Gewohnheiten zu verändern“, sagt Claudia Till von der Stiftung Warentest. „Die Lebensmittel sollten nicht zu warm in den Kühlschrank gestellt werden, sonst braucht er zu viel Energie, um sie herunterzukühlen.“

Kommen etwa Butter, Käse und Wurst nach einem ausgiebigen Frühstück erst nach 45 Minuten zurück in einen Kühlschrank der Energieeffizienzklasse A++, steigt sein Verbrauch an dem Tag um elf Prozent, so eine Auswertung der Warentester. Noch stärker schlägt das bei heißen Speisen zu Buche. Im Prüflabor brauchte das Testgerät zum Herunterkühlen einer 50 Grad heißen Suppe 14 Prozent mehr Strom als für eine zimmerwarme Suppe.

Richtig viel Strom und damit Geld lässt sich sparen, wenn die Wäsche – vor allem bei schönem Wetter – nicht im Wäschetrockner, sondern an der frischen Luft getrocknet wird. „Hier ist die gute alte Wäscheleine immer noch die beste Lösung“, sagt Claudia Till. Wer unbedingt einen technischen Helfer benötigt, sollte einen Kondenstrockner mit Wärmepumpe verwenden, der verbraucht nur halb so viel Strom wie ein herkömmlicher Trockner.

Aber nicht immer ist Handarbeit die stromsparendste Variante. Der Geschirrspüler nimmt den Bewohnern nicht nur den lästigen Abwasch ab, er ist auch energieeffizienter. „Im Automatikprogramm erledigen sparsame Geräte den Abwasch für circa 30 Cent, im Sparprogramm kommen gute Modelle sogar nur auf 25 Cent“, erklärt Till. „Die gleiche Menge Geschirr mit der Hand zu spülen kostet durchschnittlich 40 Cent, wenn das Wasser mit Strom erwärmt wird.“

Unbemerkt ins Geld gehen Ladegeräte für Handys, die rund um die Uhr in der Steckdose stecken. „Sie werden ganz warm – daran merkt man, dass sie Energie verbrauchen“, sagt Holfert. Hier und für Ladegeräte für Fotoapparate, elektrische Zahnbürsten, Rasierapparate und andere Gerätschaften gilt: nicht stecken lassen.

Bisher trugen Kühl- und Gefrierschränke, Waschmaschinen, Trockner und die Beleuchtung den Löwenanteil am Stromverbrauch in Haushalten, doch nun holt die Computer- und Unterhaltungstechnik stark auf. Sie macht mittlerweile schon ein Fünftel aus. Viele Familien wundern sich, dass ihr Stromverbrauch weiterhin so hoch oder sogar höher als früher ist, obwohl sie sich neue sparsame Kühlschranke, Waschmaschinen und Fernseher angeschafft und alle Glühbirnen verbannt haben.

„Das liegt daran, dass ihre Neuanschaffungen nicht unbedingt weniger Energie benötigen“, erklärt Holfert. Denn oft würde man denken: Wenn ich ein sparsames Gerät kaufe, kann es auch etwas schöner und größer sein. Dann sei aber am Ende ein Nullsummenspiel. „Wer seinen alten Röhrenfernseher ausmustert und durch einen großen Plasmafernseher ersetzt, verbraucht am Ende fast so viel wie vorher.“

Besonders fatal ist es, wenn neue Technik angeschafft, die alte aber nicht entsorgt wird. „Der Klassiker ist der Kühlschrank“, sagt Irmela Colaço. „Da wird ein energiesparendes Modell mit hoher Effizienzklasse gekauft, und der alte Stromschlucker wandert in den Keller.“ So verbrauche man am Ende mehr als vorher.

So geht das auch mit der Stereoanlage oder dem ausrangierten Fernseher. „Wenn die dann noch im Stand-by laufen, geht das richtig ins Geld“, betont Colaço. „Allein die Stereoanlage bringt es leicht auf 20 Euro im Jahr.“ Denn alte Geräte ziehen mehr als zehn Watt im Stand-by-Betrieb. Neue Geräte dürfen seit 2013 nur noch weniger als ein halbes Watt verbrauchen.

Oftmals ist es möglich, an den Geräten einen energiesparenden Modus einzustellen oder Funktionen zu deaktivieren, die man nicht benötigt. „Wer beispielsweise seinen Laptop auf Akkubetrieb stellt, aktiviert automatisch die Stromsparfunktion“, erläutert Holfert. Router und Setup-Boxen sind meist auf Dauerbetrieb eingestellt und verbrauchen ständig Strom. „In der Regel kann man eine Nutzungszeit programmieren, damit sie zum Beispiel nachts nicht laufen.“

Allerdings muss der Verbraucher prüfen, ob die Geräte das mitmachen. „Bei manchen ist das schwierig, weil sie nach jedem Ausschalten neu programmiert werden müssen.“ Beim Smartphone lassen sich Funktionen wie GPS, Bluetooth oder die Internetverbindung abschalten. Das spart nicht nur Energie, sondern manchen auch Gebühren.

Smarte Haushaltsgeräte, wie sie im Trend liegen, müssen ebenfalls wie kleine Computer behandelt werden. Sie können nicht nur gut kühlen, kochen oder waschen. Sie kommunizieren auch – ständig. „Sie sind mit dem WLAN verbunden und ackern den ganzen Tag“, erklärt Holfert. „Sie erstellen Statusmeldungen, suchen Verbindungen und verbrauchen dabei Strom.“ Auch sie sollten so programmiert werden, dass sie nur aktiv sind, wenn es notwendig ist.

Der Höhepunkt des deutschen Stromverbrauchs war im Jahr 2007 mit 624 Terawattstunden (TWh) erreicht. Die Bundesregierung hat sich 2010 in ihrem Energiekonzept zum Ziel gesetzt, den Stromverbrauch bis zum Jahr 2020 um 10 % gegenüber 2008 zu senken. Dieses Ziel wurde im Jahr 2020 nach vorläufigen Zahlen mit einem Rückgang von etwa 11 % erreicht. Allerdings war der Stromverbrauch in diesem Jahr von den Auswirkungen der Corona-Pandemie geprägt. Im Jahr 2021 stieg der Stromverbrauch wieder leicht an. Er lag etwa 8 % unter dem Wert von 2008 und verfehlt das Ziel der Bundesregierung nun wieder leicht (siehe Abb. „Bruttostromverbrauch“).

Künftig ist mit einer Zunahme des Stromverbrauchs zu rechnen, da Effekte der sogenannten Sektorkoppelung einzuplanen sind. Dazu zählt, dass sowohl Fahrzeugantriebe als auch Wärmebereitstellung in Gebäuden (Stichwort Wärmepumpe) verstärkt auf elektrischer Basis betrieben werden sollen.

Was verbraucht am meisten Strom auf der Welt?
Bruttostromverbrauch
Quelle: Umweltbundesamt auf Basis Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen Diagramm als PDF

Die wichtigsten Maßnahmen in den Sektoren Haushalte und Kleinverbrauch sind die Einführung von Effizienzstandards für elektrische Geräte und energieverbrauchsrelevante Produkte im Rahmen der Umsetzung der Ökodesign-Richtlinie (2009/125/EG) sowie eine erweiterte Energieverbrauchskennzeichnung.

Innovative Querschnittstechniken in der Industrie – etwa effizientere Elektromotoren und Druckluftsysteme – können darüber hinaus ebenfalls einen Beitrag leisten. Ein verpflichtendes Energiemanagement kann den Unternehmen dabei helfen, wirtschaftlich vertretbare Energiesparmaßnahmen zu erkennen. Weitere geeignete Instrumente sind beispielsweise ein Energieeffizienzfonds oder der EU-Top-Runner-Ansatz (siehe dazu die Studie des Umweltbundesamtes).

Die im Verkehrssektor geplanten Maßnahmen zur Steigerung der Elektromobilität werden einhergehen mit einem wachsenden Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch. Der Anteil der erneuerbaren Energien am ⁠Bruttostromverbrauch⁠ steigt stetig an. Die Erneuerbaren leisten damit im Bereich der Stromversorgung einen großen Anteil zum Erreichen der deutschen Klimaschutzziele. Sie verdrängten in den letzten Jahren zunehmend fossile Kraftwerke, ohne dabei die Versorgungssicherheit zu gefährden (siehe Abb. „Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch“).