Der Muezzin (arabisch: muadhdhin) kündigt mit seinem Ruf (arabisch: adhan) vom Minarett die fünf täglichen Pflichtgebete (Salat) an.
Durch den Ruf sollen die Gläubigen an die Gebetszeiten erinnert werden und nach Möglichkeit in die Moschee gerufen werden. Somit hat der Ruf eine mit dem Läuten der Kirchenglocken vergleichbare Funktion. Heutzutage wird der Muezzin meistens durch einen Lautsprecher ersetzt.Die Worte des Rufs lauten immer gleich:1. Allahu akbar (Allah ist groß) (4x)2. Aschhadu an la ilaha illa-Llah (Ich bezeuge, dass es keinen Gott gibt außer Allah) (1x)3. Aschhadu anna Muhammad rasulu Llah (Ich bezeuge, dass Mohammed Gottes Gesandter ist) (1x)4. Hayya ala s-salat (Auf zum Gebet!) (2x)5. Hayya ala l-falah (Auf zum Erfolg!)(2x)6. Allahu akbar, (2x)7. La ilaha illa Llah (1x)Zum Frühgebet fügt der Muezzin noch hinzu: „Das Gebet ist besser als der Schlaf!“ Die Schiiten ergänzen noch: Hayya ala chair (Auf zum besten Tun!). Je nach regionaler Tradition und Rechtsauffassung kann der Gebetsruf unterschiedlich melodisiert werden. In manchen Gegenden der islamischen Welt wurden übrigens bevorzugt sehbehinderte Männer zu Muezzins ernannt, weil diese trotz ihres erhöhten Standpunktes nicht ins Innere der Privathäuser blicken konnten. Im Islam ruft ein Muezzin zum Gebet auf. Dies macht er meist von einem sogenannten Minarett aus. In diesem Praxistipp erklären wir Ihnen, warum der Muezzin dies tut und was die Merkmale eines Minaretts sind. Im Islam ruft ein Muezzin alle gläubigen Muslime mehrmals am Tag zum Gebet auf. Dies tut er möglichst von einem Minarett aus.
Der Muezzin ruft oben vom Minarett die Gläubigen zum Gebet auf. imago images / imagebroker/bobrovsky Das Gebet ist ein zentrales Element des Islams. Es ist der Grund, warum der Muezzin auf den Turm steigt und die Gläubigen ruft.
Der Muezzin ruft zum Gebet in der Moschee auf. Das Freitagsgebet der Männer in einer Moschee ist Pflicht. imago images / epd Es gibt viele Moscheen mit Minaretten in Deutschland. Allerdings ist es nicht überall und immer erlaubt, von dort aus zum Gebet aufzurufen.
In Deutschland dürfen Muezzine nur selten per Lautsprecher zum Gebet rufen. imago images / Schöning
Zentralmoschee der Türkisch Islamischen Union Ditib in Köln © Bild: APA/AFP/PATRIK STOLLARZ
35 Moscheen gibt es in Köln, einem der großen katholischen Zentren Deutschlands. Und diese 35 Moscheen dürfen ab sofort jeden Freitag fünf Minuten lang den Ruf eines Muezzins in ihrer Nachbarschaft ertönen lassen. Das Modellprojekt, das vorerst auf zwei Jahre befristet ist, soll laut der parteilosen Oberbürgermeisterin Henriette Reker ein „Bekenntnis zur grundgesetzlich geschützten Religionsfreiheit“ sein. Doch wie zu erwarten war, ruft das Ja zum Muezzin nur wenig Zustimmung hervor. Vor allem in sozialen Netzwerken gehen die Wogen seit Tagen hoch. "Machtanspruch"„Mit dem Ruf des Muezzin wird nicht nur zum islamischen Pflichtgebet gerufen, sondern man verkündet fünfmal am Tag den Machtanspruch des islamischen Glaubens“, schreibt die CDU-Politikerin und Islamexpertin Birgül Akpinar auf Twitter unisono mit vielen anderen Usern. "Es geht nicht um 'Religionsfreiheit' oder 'Vielfalt', wie Bürgermeisterin Reker behauptet", sagte der Integrationsexperte Ahmad Mansour in der Bild-Zeitung, die ihren Artikel in Anspielung auf den bekannten Kölner Karnevalsruf "Kölle Allahf" nannte. "Die Betreiber der Moscheen wollen Sichtbarkeit. Sie feiern den Muezzin als Machtdemonstration über ihre Viertel."
Muezzin-Rufe zum Freitagsgebet gibt es seit den 1990er-Jahren in einigen deutschen Städten, vor allem in Nordrhein-Westfalen, wo besonders viele Muslime leben. Meist sind es aber nur einzelne Moscheen, denen die Erlaubnis dazu erteilt wurde. In Köln, ebenfalls Teil von Nordrhein-Westfalen, gab es in der Vergangenheit immer wieder Debatten um den Umgang mit dem Islam. 2018 eröffnete die Türkisch-Islamische Union Ditib im Beisein des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan ihre Zentralmoschee in Köln. Die Höhe der Minarette sorgte dabei ebenso für Debatten wie die große Nähe der Ditib zum türkischen Staat. Schwerwiegender waren die sexuellen Übergriffe gegen Frauen in der Silvesternacht 2015/16 vor dem Kölner Dom durch junge muslimische Migranten. Oberbürgermeisterin Reker löste damals mit ihrem Rat an Frauen, "eine Armlänge Abstand" zu Fremden zu halten, einen Shitstorm aus. Kirchenglocken vs. MuezzinDie massive Kritik an ihrem aktuellen Projekt ficht Reker derzeit nicht an. Den Muezzin-Ruf ebenso wie das Läuten von Kirchenglocken zu erlauben, zeuge von Respekt, twitterte sie. Dem Projekt sei zudem eine rechtliche Prüfung vorausgegangen, heißt es von der Stadt Köln. Der freitägliche Gebets-Aufruf des Muezzins dürfe nur zwischen 12.00 und 15.00 Uhr erschallen und nur fünf Minuten dauern. Zuvor müssten ein Antrag gestellt und bestimmt Auflagen erfüllt werden, etwa bezüglich der Lautstärke. Diese wird je nach Lage der Moschee festgelegt. Jede Gemeinde muss laut der Stadtverwaltung zudem einen Ansprechpartner benennen, der Fragen aus der Nachbarschaft beantwortet und mögliche Beschwerden entgegennimmt. "Abendländische Tradition"Kritikern zufolge lässt sich der Ruf des Muezzins nur bedingt mit dem Läuten von Kirchenglocken vergleichen. Der Muezzin verkünde religiöse Botschaften wie "Gott ist groß", Glocken riefen wortlos zum Gebet. "In Bayern wollen wir solche Modellversuche jedenfalls nicht", sagte der Vizegeneralsekretär der CSU, Florian Hahn, zu Bild. Sie sind nicht Teil unserer abendländischen Tradition. Zur islamischen Religionsausübung werden Gebetsrufe auch nicht gebraucht.“ |