Was ist passiert beim spiel dänemark finnland

Das EM-Spiel zwischen Dänemark und Finnland in Kopenhagen ist am Samstag von einem medizinischen Notfall des dänischen Spielers Christian Eriksen überschattet worden. Der 29-Jährige kollabierte in der 43. Minute und musste reanimiert werden.

Was ist passiert beim spiel dänemark finnland

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Nach rund 20-minütiger Behandlung am Feld wurde Eriksen ins Spital gebracht und konnte dort stabilisiert werden, wie die UEFA mitteilte. Nach der Unterbrechung gewann Finnland nach einem Treffer von Joel Pohjanpalo (60.) mit 1:0.

DÄNEMARK - FINNLAND 0:2 (0:0)
Tor: 
0:1 (60.) Pohjanpalo.
Gelbe Karten: Keine bzw. Lod, Sparv.
Dänemark: Schmeichel - Wass (76. Stryger), Kjaer (63. Vestergaard), Christensen, Maehle - Eriksen (43. Jensen), Hojbjerg, Delaney (76. Cornelius) - Poulsen, Wind (63. Skov), Braithwaite.
Finnland: Hradecky - Toivio, Arajuuri, O'Shaughnessy - Sparv (77. Schüller) - Raitala (90. Väisänen), Lod, Kamara, Uronen - Pohjanpalo (84. Forss), Pukki (77. Kauko).

Beide Mannschaften wollten nach Bekanntwerden der Nachricht, dass Eriksen das Bewusstsein erlangt habe, weiterspielen, gaben Stadionsprecher und UEFA bekannt. 1:48 Stunden nach dem Vorfall wurde das Spiel um 20:30 Uhr demnach fortgesetzt. Vor dem Wiederanpfiff versammelten sich die dänischen Spieler im Kreis und hielten einige Momente inne. Für Eriksen wurde Mathias Jensen eingetauscht. Es wurden zunächst noch vier Minuten aus der ersten Hälfte gespielt, ehe eine fünfminütige Pause und der Seitenwechsel erfolgten.

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Unmittelbar nach dem Kollaps Eriksens standen Spieler, Trainer und die 15.900 Zuschauer im Parken-Stadion sichtlich unter Schock. Einige dänische Teamkollegen versuchten den Behandelten abzuschirmen, bildeten einen Kreis rund um ihn. Nach gut zehn Minuten verließen die finnischen Spieler den Rasen. Die Fans reagierten beim Abtransport von Eriksen mit Applaus. Finnische Anhänger skandierten "Christian", worauf die dänischen Zuschauer mit "Eriksen"-Rufen antworteten.

Spielerisch schlugen sich die Dänen nach dem Vorfall tapfer, waren die gesamte Spielzeit die aktivere Mannschaft. EM-Debütanten Finnland setzte in der Offensive praktisch keine Akzente. Allerdings nur bis zum Treffer, der quasi aus dem Nichts fiel. Denn der bei Union Berlin kickende Pohjanpalo köpfelte in der 60. Minute eine Flanke von Jere Uronen zum ersten Tor für "Suomi" in der EM-Geschichte ein.

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In der 74. Minute ließ ein Strafstoß Hoffnung bei den Dänen aufkommen. Paulus Arajuuri brachte Yussuf Poulsen im Strafraum zu Fall, die Schiedsrichterentschiedung hielt der Videoüberprüfung stand. Pierre-Emile Hojbjerg scheiterte aber mit seinem Versuch in die rechte untere Ecke, die Finnlands Goalie Lukas Hradecky richtig antizipiert hatte. In der Schlussphase drückte Dänemark weiter auf den Ausgleich und fand auch eine weitere Riesenchance vor. Jannik Vestergaard brachte den Ball flach vor das Tor, Arajuuri verhinderte einen Abschluss von Andreas Olsen knapp (81.).

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Kommentar

Das Match hatte schon vor dem Vorfall mit einer klaren Feldüberlegenheit der Dänen begonnen. Aus den teils guten Gelegenheiten schlugen die Hausherren aber kein Kapital. Dafür mitverantwortlich war - wie später beim Elfmeter - Hradecky. Der finnische Schlussmann machte etwa Chancen von Jonas Wind (7.) und Eriksen (18.) zunichte. In der 15. Minute verhinderte Hradecky mit einer Glanzparade den dänischen Führungstreffer nach einem wuchtigen Kopfball von Hojbjerg. Schüsse von Thomas Delaney (22.) und Martin Braithwaite (25.) verfehlten jeweils ihr Ziel.

Finnland ist mit drei Punkten erster Tabellenführer in Gruppe B. Abseits des Geschehens in Kopenhagen hatte das Spiel aus einem weiteren Grund historische Züge: ORF-Kommentatorin Anna-Theresa Lallitsch, die als erste Frau im österreichischen Fernsehen ein Fußball-Großereignis der Männer kommentierte, kam dabei zu einer äußerst herausfordernden Premiere.

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Erstellt: 14.06.2021Aktualisiert: 14.06.2021, 12:11 Uhr

Von: Joshua Schößler

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Der dänische Spieler Christian Eriksen war während der EM 2021 Partie gegen Finnland zusammengebrochen. Das Spiel wurde fortgesetzt. Warum?

Die Schock-Bilder gingen um die Welt: Der dänische Fußballspieler Christian Eriksen erlitt während der Partie gegen Finnland einen Herzstillstand. Er lag regungslos auf dem Spielfeld und musste reanimiert werden. Dann fiel die Entscheidung: Weiterspielen. Für 107 Minuten wurde die Partie unterbrochen und am Abend fortgesetzt.

Wie kam es trotz des Kollapses von Eriksen zur Fortsetzung des EM-Spiels?

Die Frage, ob das Spiel Dänemark gegen Finnland hätte abgebrochen werden sollen, ist nicht leicht zu beantworten. Vor allem die Spieler wollten nach übereinstimmenden Aussagen beider Mannschaften das Spiel fortsetzen: „Wir hatten zwei Optionen: Das Spiel fortzusetzen oder morgen um 12.00 Uhr zu spielen. Aber jeder wollte heute weiterspielen“, sagte der dänische Nationaltrainer Kasper Hjumland. Die Dänen verloren das Spiel 0:1.

Es sei aber auch Eriksens Wunsch gewesen, dass das Match weitergespielt werden solle. Er habe sich per Videotelefonie aus dem Krankenhaus gemeldet und diese Bitte geäußert, bevor die Entscheidung fiel. „Die Spieler waren sich sicher, heute nicht mehr schlafen zu können. Morgen zu spielen, hätte die Situation noch schwerer gemacht“, sagte Hjulmand. „So haben sie beschlossen, es hinter sich zu bringen. Das war ihre Entscheidung.“

Was ist passiert beim spiel dänemark finnland

Ein junger Fan wünscht dem dänischen Nationalspieler Eriksen baldige Genesung. © Catherine Ivill/dpa

Gleich am nächsten Tag revidierte Hjumland seine Entscheidung allerdings. Er sagte, die Spieler hätten unter Schock gestanden und habe nun das Gefühl, dass die Entscheidung falsch gewesen sei.

Welche Möglichkeiten hat die UEFA den beiden EM-Mannschaften gelassen?

Auf die Frage, welche Möglichkeiten es neben einer Spielverlegung gegeben hätte, verwies die UEFA auf das eigene Regelwerk. Dieses hält allerdings keine einheitliche Vorgehensweise für medizinische Fälle wie diesen bereit. So heißt es: „Kann ein Spiel nicht wie geplant beginnen oder nicht zu Ende gespielt werden, werden das vollständige Spiel bzw. die verbleibenden Spielminuten grundsätzlich am folgenden Tag ausgetragen“.

Sofern ein Spiel nicht am nächsten Tag ausgetragen werden kann, legt die UEFA einen neuen Termin fest. Das gestaltet sich während der EM 2021 allerdings schwierig: Finnland soll bereits am kommenden Mittwoch gegen Russland spielen, das Spiel Dänemark gegen Belgien soll am Donnerstag ausgetragen werden.

Hätten die Dänen darauf bestanden, die Partie abzubrechen, greift theoretisch folgender Artikel des UEFA-Regelwerks: „Weigert sich ein Verband zu spielen oder kann ein Spiel aus Verschulden eines Verbands nicht oder nicht vollständig ausgetragen werden, entscheidet die UEFA-Kontroll-, Ethik- und Disziplinarkammer über diese Angelegenheit.“ Das hätte allerdings zur Folge haben können, dass die Dänen das Spiel verloren hätten. Ob dies angesichts des unverschuldeten Kollapses von Eriksen eingetreten wäre, bleibt genauso Spekulation wie die Frage, ob die Dänen im Falle einer Spielverlegung am nächsten Tag doch noch gewonnen hätten.

Für die Übertragung der Bilder von Eriksens Kollaps musste der ZDF Kritik einstecken. (Joshua Schößler)