Was ist der unterschied zwischen ökologischer und konventioneller landwirtschaft

Die Ökologische Landwirtschaft folgt dem Organisationsprinzip eines weitgehend in sich geschlossenen Betriebsorganismus. Das heißt: Bodennutzung und Viehhaltung passt der Bio-Bauer dem Standort individuell an und verbindet beides innerhalb des Betriebes. Zyklische Prozesse und Kreislaufwirtschaft bestimmen die umweltverträgliche Erzeugung von hochwertigen Lebensmitteln und sichern langfristig die natürlichen Produktionsgrundlagen wie Böden, Artenvielfalt, Gewässer oder Klima. Die Vielfalt der angebauten Kulturen und Tierarten erhält und stärkt die Stabilität und Belastbarkeit der Agrar-Ökosysteme. Dadurch erbringen Bio-Bauern positive ökologische Leistungen für die gesamte Gesellschaft.

Arbeiten im Einklang mit der Natur

Jede Form der Landbewirtschaftung ist ein Eingriff in die Natur. In der Ökologischen Landwirtschaft soll die Bewirtschaftung so erfolgen, dass die natürlichen Wechselbeziehungen des Ökosystems genutzt und gefördert werden. Um Ertrag und Qualität zu erhöhen, werden die natürlichen Prozesse, die die Grundlage der landwirtschaftlichen Produktion bilden, angeregt.

Ein System so zu stimulieren, ist nur dann nachhaltig erfolgreich, wenn es dem Vorbild der Natur folgt und in der Balance natürlicher Prozesse arbeitet [1]. Mit der Ökologischen Landwirtschaft werden die natürliche Ressourcen in den Ökosystemen genutzt aber dabei erhalten. Nicht erneuerbare Energie- und Rohstoffquellen werden geschont und der Bio-Betrieb wie ein Organismus verstanden und entwickelt und dabei möglichst geschlossene (keine abgeschlossenen) Stoff- und Energiekreisläufe angestrebt. Das bedeutet, dass der Einsatz von externen Produktionsmitteln stark beschränkt oder ganz verboten ist, wie im Falle von synthetisch hergestellten Stickstoffdüngern, chemisch-synthetischen Pestiziden und Wachstumsreglern. Landwirtschaftliches Handeln ist auf seine Folgen hin ausgerichtet. Damit werden negative Auswirkungen auf die in der Landwirtschaft tätigen Menschen, die Nutztiere, den Boden, die Ernte, die Umwelt und den Kunden minimiert [2;6]. Mit diesem vorrausschauenden, ganzheitlichen Ansatz begründet die Ökologische Landwirtschaft ihren Anspruch auf besondere Verträglichkeit mit Blick auf Mensch, Tier, Umwelt und Klima.

Stabile Systeme durch Vielfalt erhalten und stärken

Kernstück der Organisation des landwirtschaftlichen Betriebes und der Stabilisierung des Agrar-Ökosystems ist die Fruchtfolgegestaltung. Die Fruchtartenvielfalt (geplante Agro-Biodiversität auf den Produktionsflächen) ist das wirksamste Mittel zur Nutzung selbst regelnder Kräfte und Prozesse. Maßnahmen zur Ertragssicherung aller Kulturen auf hohem Ertragsniveau sind mit Blick auf die nachhaltige Ressourcennutzung wichtiger als die Ertragsmaximierung einiger weniger Verkaufsfrüchte auf Kosten der eigenen Produktionsgrundlagen. Auch abseits der Produktionsflächen werden Nützlinge durch Begleitstrukturen wie z.B. Hecken, Säume, Raine, Gewässer gefördert – auch Wildtiere und -Pflanzen finden hier einen Lebensraum in der Kulturlandschaft. So resultieren aus der Notwendigkeit der vielgestaltigen Betriebsorganisation umfängliche ökologische Leistungen für Naturschutz und Landschaftsbild [2].

Beispiel Nährstoffmanagement: Kreislaufwirtschaft realisieren

Für das Nährstoffmanagement nutzen Bio-Bauern Strategien, die Nährstoffe dem pflanzlichen Wachstum vornehmlich betriebsintern verfügbar machen. So wird die Bodenfruchtbarkeit durch Humusaufbau langfristig erhalten und entwickelt. Denn eine vielfältige Fruchtfolge ist ausgerichtet auf einen hohen Gehalt an umsetzbarer, organischer Substanz im Boden, Anregung des Bodenlebens und positive Vorfruchteffekte auf nachfolgend angebaute Kulturen. So wird durch umfänglichen Anbau von Futter- und Körnerleguminosen Stickstoff gewonnen, der der Hauptfrucht wie z. B. Weizen anschließend zur Verfügung steht. Nachfolgende Kulturen, wie etwa Kartoffeln oder Zwischenfrüchte, wie Senf und Ölrettich, erschließen weitere Pflanzennährstoffe, durch Bodenbearbeitung, mikrobielle Aktivität oder durchlüftende Wurzelsysteme. Vermeidungsstrategien wie den Aussaattermin anzupassen oder Düngemanagement helfen Nährstoffverluste zu minimieren [3; 4]. Die Tiere – vor allem Wiederkäuer – müssen laut Bio-Recht zu einem großen Anteil mit betriebseigenen Futtermitteln ernährt werden. Der von den Tieren gelieferte Wirtschaftsdünger wird für die örtlich und zeitlich gezielte Nährstoffversorgung eingesetzt. In der Ökologischen Landwirtschaft dienen tierische Ausscheidungen als hochwertiger Dünger in Form von Mist, Gülle oder Jauche. Sie werden möglichst verlustarm gewonnen, gelagert und auf die Kulturflächen zurückgeführt. Dieser Vorgang ist damit beispielhaft für eine weitgehend optimierte Kreislaufwirtschaft in der landwirtschaftlichen Betriebsorganisation.. Damit steht die Ökologische Landwirtschaft im Gegensatz zum konventionellen ‚Veredelungsbetrieb‘, in der Tierhaltung losgelöst davon betrieben wird, wie viele Tiere die vorhandenen Flächen ernähren und an „Dünger“ aufnehmen können: Tierische Ausscheidungen als Abfall angesehen, resultieren oft aus der Fütterung mit Soja aus Übersee, führen dann hierzulande zu Nährstoffüberschüssen auf begrenzter Fläche und belasten Umwelt, Klima und Gewässer stark [5].

Doch auch die Ökologische Landwirtschaft steht vor der Herausforderung, innovative Betriebskonzepte und Anbausysteme stetig weiterzuentwickeln, damit diese im Einklang mit ihren Grundlagen steht und wirtschaftlich erfolgreich ist.

Quellen:

[1] Dewes, T. (1991): Zur Konzeption konventioneller und landwirtschaftlicher Betriebssysteme. Berichte über
Landwirtschaft, 69, S. 354–364.

[2] Köpke, U. (2011): Ökologischer Landbau. In: Norbert Lütke Entrup und Bernhard Carl Schäfer (Hrsg.): Lehrbuch des
Pflanzenbaues – Band 2: Kulturpflanzen. Kapitel 11, S. 907–972. AgroConcept, Bonn.

[3] Köpke, U. (1994): Nährstoffkreislauf und Nährstoffmanagement unter dem Aspekt des Betriebsorganismus. In: Mayer et al. (Hrsg.): Ökologischer Landbau – Perspektive für die Zukunft! SÖL-Sonderausgabe Nr. 58, Bad Dürkheim, S. 54–113.

[4] Köpke, U. (1994): Nährstoffmanagement durch acker- und pflanzenbauliche Maßnahmen. Berichte über Landwirtschaft 207, Sonderheft: Bodennutzung und Bodenfruchtbarkeit, Band 5, Bonn, S. 204–212.

[5] Köpke, U. (2006): Bedeutung der Wirtschafts- und Sekundärrohstoffdünger für den Ökologischen Landbau. In: KTBL (Hrsg.): Verwertung von Wirtschaftsdüngern in der Landwirtschaft. Nutzen und Risiken. KTBL-Vortragstagung
19.–20.04.06, Osnabrück. KTBL-Schrift 444, KTBL e. V., Darmstadt, S. 39–49, abrufbar unter www.orgprints.org/8348/

[6] Kristiansen, P., Taji, A. M. und Reaganold, J. P. (Eds): Organic Agriculture – A Global Perspective. CABI Publishing, Wallingford, Oxon, United Kingdom 449 pp.

Auf welche Weise beeinflusst die Landwirtschaft unsere Umwelt und unser tägliches Leben? Lese hier die Einleitung zu dieser Serie. Teil 1 befasste sich mit dem Thema Wasser, während sich Teil 2 auf die Bodenfruchtbarkeit unter ökologischer vs. konventioneller Landwirtschaft konzentrierte. In Teil 3 gingen es um Biodiversität, während wir in Teil 4 über Klimaschutz und Landwirtschaft sprachen.

Tierschutz

In den letzten Jahren sind immer mehr Menschen entsetzt über die Bedingungen, unter denen Tiere in modernen industriellen Tierhaltungsbetrieben gehalten werden. Nicht ohne Grund, denn die Zahl der Tiere, die auf engem Raum zusammen gehalten wird, ist über alles Vorstellbare hinausgestiegen und nicht das, was man unter „natürlichen, artgerechten“ Haltungsbedingungen verstehen würde.

Hier ist ein kurzer Auszug aus einem Artikel, den ich vor einiger Zeit in einer landwirtschaftlichen Zeitschrift gelesen habe:

„Nur 10 % der amerikanischen Schweinefarmen produzieren über 90 % des Schweinefleisches des Landes. China strebt eine ähnliche Zahl an, und es wird einige andere Länder geben, die sich diesem Grad der Intensivierung nähern. Es mag Vorteile in Bezug auf die Wirtschaftlichkeit geben, auch wenn einige biologische Indizes leicht zurückgehen mögen, aber wurde der Tierschutz und der Einsatz von Antibiotika ausreichend berücksichtigt? Was würde passieren, wenn die Afrikanische Schweinepest oder eine Flut eine solche Einheit treffen würde? Die Russen haben Ersteres erlebt, während die Chinesen noch vor ein paar Jahren die Folgen erlebten, als sie eine große Einheit auf einer flachen Ebene in der Nähe des Flusses aufstellten – als Hunderte, wenn nicht Tausende von Schweinen ertranken und flussabwärts gewaschen wurden.“

Anscheinend haben wir ein Problem mit der Art und Weise, wie Tiere gehalten werden. Und die Menschen sind zunehmend besorgt über den übermäßigen Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung, die letztlich auch in den Lebensmitteln und der Umwelt landen.

Konventionelle vs. ökologische Haltung

Was machen ökologische Landwirte anders als konventionelle Landwirte? Grundsätzlich müssen Öko-Tiere Zugang zu Weideland haben. Konventionell gehaltene Tiere haben selten bis nie Zugang zu Freiland. Die meisten dieser Tiere werden nie frische Luft und Sonnenlicht erleben – beides Grundbedürfnisse aller Geschöpfe! Ökologisch aufgezogene Tiere haben auch mehr Platz in den Ställen und im Freiland.

Und ein entscheidender Punkt, der im ökologischen Landbau anders ist, ist die Wahl der Tierrassen.

Konventionelle Landwirtschaft und Zucht haben sehr leistungsstarke Tiere hervorgebracht. Aber gleichzeitig sind diese Tiere viel anfälliger für Krankheiten als früher. Daher benötigen sie häufiger medizinische Behandlungen. Darüber hinaus ermöglicht die übermäßige Anzahl und die hohe Dichte, bei der Tiere gehalten werden, die Ausbreitung von Krankheiten in konventionellen Betrieben.

Öko-Bauern entscheiden sich in der Regel für robustere, lokal angepasste Tierrassen. Sie dürfen häufiger draußen sein und auf frischer Weide grasen und erhalten mehr Platz. Das allein verhindert viele Krankheiten im ökologischen Viehbestand.

Sind Öko-Tiere glücklicher?

Der Begriff „Tierwohl“ hat in den letzten Jahrzehnten an Bedeutung gewonnen. Grundsätzlich bedeutet Tierwohl, dass Tiere gesund sind, dass sie nicht leiden und unter Bedingungen gehalten werden, die für sie einigermaßen natürlich sind. Das Bewusstsein und die Standards der Verbraucher für die moderne Tierhaltung sind heute höher als noch vor wenigen Jahrzehnten. Interessanterweise ist der Tierschutz sogar im deutschen Grundgesetz definiert und gefordert!

Bietet der ökologische Landbau also eine Lösung für diese Probleme? Sind Tiere, die ökologisch gehalten werden, glücklicher und gesünder als ihre konventionellen Pendants? Schauen wir uns noch einmal die Ergebnisse der Studie* an!

Bei allen Tierarten lieferten die Ergebnisse der Studie kein klares Bild, ob Öko tatsächlich besser für das Tierwohl ist als die konventionelle Tierhaltung. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass sowohl ökologisch als auch konventionell gehaltene Tiere einen ähnlichen Gesundheitszustand aufweisen.

Dieses Ergebnis ist nach wie vor von Bedeutung, wenn man bedenkt, dass Biobauern keine Antibiotika an nicht-kranke Tiere abgeben dürfen (was in der konventionellen Landwirtschaft als Mittel zur Prävention von Krankheiten üblich ist). So erreicht die ökologische Tierhaltung eine gute Gesundheit bei ihren Tieren mit weniger tierärztlichen Behandlungen (wie z.B. Antibiotika). Auch Wachstumshormone sind im ökologischen Landbau verboten.

Zu anderen Aspekten des Tierschutzes, wie Tierverhalten und emotionales Tierwohl, gab es noch nicht genügend Studien. Schließlich ist es nicht so einfach zu sagen, ob es einem Tier emotional gut geht, da es nicht mit uns sprechen kann. Wir werden also mehr Forschung brauchen, um feststellen zu können, ob sich Öko positiv auf das Wohlbefinden der Tiere auswirkt.

Die Standards für die biologische und konventionelle Tierhaltung unterscheiden sich in Bezug auf die Verwendung von Medikamenten und Platzangebot. Foto von Brett Jordan von Pexels

Meine Erfahrung

Aus meiner Erfahrung auf verschiedenen landwirtschaftlichen Betrieben, die ich besucht habe oder auf ihnen gearbeitet habe, kann ich feststellen, dass die Tierschutzstandards auch von Betrieb zu Betrieb sehr unterschiedlich sind. Selbst ökologische Standards lassen viel Raum für Kompromisse beim Tierschutz.

Ich weiß, dass dies es Menschen, die nicht sehr erfahren in der Landwirtschaft sind, nicht viel leichter macht, wirklich nachhaltige, ethische Tierprodukte zu wählen. Aber wenn Du die Möglichkeit hast, würde ich dich ermutigen, landwirtschaftliche Betriebe in deiner Nähe zu besuchen, dir die Tiere anzusehen und die Landwirte dort kennenzulernen. Wenn er oder sie dich die Ställe und die Tiere sehen lässt, ist das schon ein gutes Zeichen! Aber bedenken dabei, dass beispielsweise moderne Schweinefarmen für Besucher vollkommen geschlossen sind, um zu verhindern, dass Erkrankungen übertragen werden (vor allem die Afrikanische Schweinepest).

Ich empfehle dir, dich darüber zu informieren, woher die tierischen Produkte kommen, die du konsumierst, wie die Tiere behandelt wurden und ob du hinter diesen Haltungsbedingungen stehen kannst. Aber im Allgemeinen ist die ökologische Tierhaltung sowohl für die Tiere als auch für die Umwelt besser.

Schlussfolgerungen

Da dies das letzte der sieben Themen – Wasser, Bodenfruchtbarkeit, Biodiversität, Klimaschutz, Klimaanpassung, Ressourceneffizienz und Tierschutz –, die ich in dieser Reihe behandeln wollte, ist, lasse ich die Autoren der von mir zitierten Studie ihre eigene Schlussfolgerung ziehen:

„Die Unterschiede zwischen der ökologischen und konventionellen Landwirtschaft im Bereich des Umwelt‐ und Ressourcenschutzes sowie des Tierwohls ergeben sich insbesondere durch den im ökologischen Landbau verfolgten Systemansatz und der sich daraus ergebenden, typischerweise verminderten Produktionsintensität. So wird beispielsweise die Biodiversität in der Agrarlandschaft durch eine geringere Düngungsintensität und Herbizidverzicht gefördert, niedrige N‐Salden und die Limitierung des Düngeniveaus bedingen eine geringe Nitrat‐Austragsgefährdung, weitgestellte Fruchtfolgen mit organischer Düngung und mehrjährigem Futterbau fördern die Bodenfruchtbarkeit und beugen den Auswirkungen des Klimawandels vor. Ebenso reduziert der Verzicht auf Pflanzenschutzmittel und die Minimierung des Einsatzes von Tierarzneimitteln das Risiko des Eintrags von Pflanzenschutzmitteln und Tierarzneimitteln in das Grundwasser.“

Die Autoren der Studie kommen zu dem Schluss, dass der ökologische Landbau einen relevanten Beitrag zur Lösung der aktuellen Umwelt- und Ressourcenherausforderungen leisten kann. Daher gilt sie zu Recht als Schlüsseltechnologie für eine nachhaltige Landnutzung der Zukunft.

Im nächsten Teil dieser Serie wird es praktischer. Wir werden nach Möglichkeiten suchen, wie wir zum ökologischen Landbau übergehen können – als Einzelne und als Gesellschaft. Es wird eine spannende Diskussion, also verpasse sie nicht!

*Sanders J, Hess J (eds) (2019) Leistungen des ökologischen Landbaus für Umwelt und Gesellschaft . Braunschweig: Johann Heinrich von Thünen-Institut, 364 p, Thünen Rep 65, DOI:10.3220/REP1547040572000 

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