Was ist der unterschied zwischen einem tumor und einem kres

Tumor-Check: Nicht jede Wucherung ist Krebs – wann Sie zum Arzt müssen

Aktualisiert am Freitag, 15.10.2021 | 07:24

Beim Wort Tumor denken die meisten sofort an Krebs. Dabei ist es zunächst nur der Begriff für ein Gewebewachstum, das nicht normal ist. Lesen Sie hier im Überblick, welches Geschwulst harmlos und welches tatsächlich bösartig und lebensbedrohlich ist.

Ein Tumor ist nicht gleichbedeutend mit Krebs: In der Medizin bedeutet das Wort „Tumor“ lediglich „Schwellung“ oder „Neubildung“. Korrekterweise müsste man immer von einem gutartigen (benignen) beziehungsweise einem bösartige (malignen) Tumor sprechen. Korrekt ist übrigens der Plural „Tumoren“, obwohl sich umgangssprachlich „Tumore“ durchgesetzt hat.

Ein Synonym für Tumor ist Geschwulst. Falsch ist dagegen der Begriff Geschwür. So wird ein tiefer Hautdefekt bezeichnet, der nicht durch eine Verletzung entstanden ist. Auch ein Ödem ist nie ein Tumor. Dabei handelt es sich um eine Gewebeschwellung durch die Einlagerung von Flüssigkeit.

Ob Organe, Weichteile, Drüsen oder Knochen, in jedem Gewebe können sich sowohl gut- als auch bösartige Wucherungen bilden. Manchmal entsteht aus einer zunächst gutartigen Veränderung auch Krebs, bekannt dafür sind Darmpolypen, aus denen häufig Darmkrebs wird. Gutartige Tumoren und Krebstumoren unterscheiden sich wesentlich.

Das sind die Charakteristika gutartiger Geschwülste:

  • Ein gutartiger Tumor dringt nicht in fremdes Gewebe ein, er kann es aber verdrängen, wenn er wächst.
  • Seine Zellen unterscheiden sich kaum von denen des Ursprunggewebes. Mediziner sprechen von differenzierten Zellen.
  • Viele dieser Tumoren sind von einer Kapsel aus Bindegewebe umgeben, sie lassen sich dadurch gut herausoperieren.
  • Gutartige Tumoren bilden keine Ableger an anderen Stellen des Körpers.
  • Ist der Tumor entfernt, wächst er normalerweise nicht von neuem.
  • Nach der Operation ist keine weitere Tumor-Therapie nötig. Der Patient ist geheilt.
  • Ein gutartiger Tumor beeinträchtigt den Zustand des Betroffenen nicht generell, außer wenn er etwa auf Strukturen im Körper drückt und deren Funktion behindert.

FOCUS Online/Wochit Zum Thema: Blasenkrebs bleibt lange unbemerkt - Vier Faktoren zeigen, wer zur Vorsorge muss

  • Bösartige Tumoren durchdringen das umliegende Gewebe und zerstören es.
  • Krebszellen haben kaum Ähnlichkeit mit dem Gewebe, aus dem sie stammen.
  • Die Tumorzellen verschmelzen mit dem Gewebe, da Krebs so gut wie nie verkapselt ist.
  • Operationen erwischen daher selten sämtliche Krebszellen oder die OP zerstört sehr viel umliegendes Gewebe.
  • Krebs neigt zu Rezidiven, das heißt, dass er nach zunächst erfolgreicher Behandlung zurückkehrt.
  • Nach einer Operation sind fast immer spezielle Tumor-Therapien nötig, etwa eine Chemotherapie oder Bestrahlung.
  • Krebszellen dringen in Blutgefäße ein, verteilen sich so im ganzen Körper und bilden Tochtergeschwülste, die berüchtigten Metastasen.
  • Der Allgemeinzustand des Patienten verschlechtert sich zunehmend, wenn Krebstumoren wachsen.

Adenom: Der gutartige Tumor besteht aus Schleimhaut- oder Drüsengewebe. Adenome kommen als „Polypen“ im Rachenraum (Mandeln), aber vor allem im Darm vor. Dort gelten sie als Vorstufe von Darmkrebs. Je nach ihrem Entstehungsort oder ihrem Typ wird dem „Adenom“ der jeweilige Name oder Begriff hinzugefügt.

Sogenannte Fibroadenome aus Drüsen- und Bindegewebe sind zum Beispiel die häufigsten gutartigen Brusttumoren junger Frauen. Oder: Das Autonome Adenom ist ein gutartiger Tumor aus Schilddrüsengewebe. Das gängige Synonym ist „Heißer Knoten“.

Anzeige

Berichte, Videos, Hintergründe: Von Montag bis Freitag versorgt Sie FOCUS Online mit den wichtigsten Nachrichten aus dem Gesundheitsressort. Hier können Sie den Newsletter ganz einfach und kostenlos abonnieren.

Chondrom: Es handelt sich um gutartige Wucherungen aus Knorpelzellen in der Nähe von Gelenken. Auch wenn das Risiko einer Entartung sehr gering ist, kommt es gelegentlich zu einer Krebserkrankung, dem sogenannten Chondrosarkom.

Fibrom: Das ist ein gutartiger Tumor aus Bindegewebe. Das wohl verbreitetste Fibrom sind Stielwarzen. Bösartige Veränderungen von Bindegewebe heißen Fibrosarkom.

Hirntumor: Dieser ist eines der wenigen Geschwülste, für die auch bei Bösartigkeit nicht das Wort Krebs benutzt wird. Hirntumor ist dabei nur ein Überbegriff für viele unterschiedliche Tumoren im Kopf. Die bösartigen heißen Glioblastom, Astrozytom, Schwannom und Neurofibrom, abhängig von den Zellen, aus denen sie entstehen.

Wer zum Beispiel einen Knoten bei sich getastet hat, unter anhaltenden Beschwerden leidet oder aufgrund einer anderen Beobachtung unsicher ist, was dahinter steckt, der sollte einen Arzt aufzusuchen und ihm die Beschwerden und Sorgen schildern, rät das Deutsche Krebsforschungszentrum. "Der Arzt wird möglicherweise feststellen, dass die Beschwerden nichts mit einer Krebserkrankung zu tun haben. Gegebenenfalls wird er aber auch weitere Untersuchungen anordnen, um herauszufinden, welche Ursache hinter den Beschwerden steckt. Dann bleibt der Verdacht auf Krebs zunächst im Raum."

Solange die Diagnose Krebs nicht gesichert ist, übernimmt für die meisten Menschen der bisher behandelnde Haus- oder Facharzt die Betreuung, erklären die Experten weiter. Er veranlasse weitere Tests und stelle bei Bedarf Überweisungen zu entsprechenden Fachärzten aus. Häufig erfolgt das ambulant. Manchmal ist für die Abklärung jedoch auch ein Krankenhausaufenthalt notwendig. In vielen Fällen steckt hinter einem Geschwulst aber auch etwas Harmloses. Das kann allerdings nur ein Arzt herausfinden.

Als gutartig gelten dagegen Hirntumore, die von Drüsen ausgehen, etwa das Hypophysenandenom.

Karzinom: Das griechische Wort „karkinos“ heißt „Krebs“. Vier von fünf bösartigen Tumoren sind ein Karzinom. Das sind zum Beispiel das Mammakarzinom (Brustkrebs), das Pankreaskarzinom (Bauchspeicheldrüsenkrebs) oder das Zervixkarzinom (Gebärmutterhalskrebs).

Lipom: Die gutartigen Geschwülste aus Fettgewebszellen kommen häufig vor. Die verschiebbaren Knubbel finden sich meist im Unterhautfettgewebe von Armen, Oberschenkeln, Bauch oder Nacken.

Lymphom: Maligne Lymphome sind Krebserkrankungen des lymphatischen Systems. Dabei wachsen weiße Blutkörperchen, die sogenannten Lymphozyten, unkontrolliert. Hodgkin-Lymphomen, Non-Hodgkin-Lymphomen und multiples Myelom gehören zu dieser bösartigen Tumorerkrankung.

Myom: Bekannt ist dieser gutartige Tumor als Wucherung in der Schleimhaut der Gebärmutter. Myome gehören zu den häufigsten gutartigen Tumoren des weiblichen Genitaltrakts.

Osteom: Der gutartige Knochentumor wächst sehr langsam. Am häufigsten entsteht eine solche Neubildung von Knochensubstanz im Bereich des Schädels, insbesondere in den Nasennebenhöhlen.

Osteosarkom: Es handelt sich um den häufigsten bösartigen Knochentumor. Der Knochenkrebs wächst aggressiv und zerstört den umliegenden Knochen und gegebenenfalls auch Gelenke.

Polyp: Die gutartigen Geschwülste sind eine Ausstülpung der Schleimhaut, die besonders häufig im Darm anzutreffen ist. Das Risiko der Entartung ist hoch. Aus Polypen entstehen fast alle Darmkrebserkrankungen aus gutartigen Vorformen.

FOCUS Online Zum Thema: Familiäres Risiko oft unbekannt - Arzt sagt, wann Sie zur Darmkrebs-Vorsorge müssen

Plasmozytom: Von einem Plasmozytom oder Multiplen Myelom sprechen Ärzte, wenn Plasmazellen im Knochenmark unkontrolliert wuchern. Knochenmarkkrebs ist eine seltene, aber unheilbarer Form von Blutkrebs.

Sarkom: Ein Sarkom ist ein bösartiger Tumor des Weichteilgewebes, der aggressiv wächst und oft in die Blutgefäße eindringt. Dadurch ist das Risiko groß, dass sich Metastasen bilden. Allerdings sind nur etwa ein Prozent der bösartigen Tumoren Sarkome.

Teratom: Das Teratom ist ein gutartiger Keimzelltumor, eine organähnliche Mischgeschwulst, die sich aus pluripotenten Stammzellen meist in den weiblichen Eierstöcken entwickelt. In diesen Tumoren sind oft verkümmerte Embryo-Teile, Haut, Haare oder Zähne enthalten.

Zyste: Kleine mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen, sie entstehen immer wieder in der weiblichen Brust. Zysten sind gutartig, haben aber das Potenzial zu entarten.

FOCUS Online „Die letzte schwere Welle“: Infektiologe gibt Prognose, was uns im Winter erwartet

Tumor, Krebs, Malignität, Raumforderung, Lymphom...  Was meint der Arzt damit? Eine spezialisierte Einrichtung wie unsere beschäftigt sich nahezu ausschließlich mit den Problemen, die sich hinter diesen Begriffen verbergen. Wenn Sie oder jemand Ihnen nahe Stehendes betroffen sein sollten, werden Sie früher oder später genauer wissen wollen, was es damit auf sich hat. Die folgenden Erläuterungen wollen keine Bücher ersetzen, aber vielleicht ermöglichen sie eine Orientierung. Es geht um:

Tumor

Streng genommen ist ein Tumor nichts anderes als eine Gewebsschwellung. Mit diesem Begriff ist noch nicht gesagt, dass es sich um ein bösartiges Leiden handelt. Eine Beule, die durch einen Bluterguss nach einer Bagatellverletzung entsteht, ist auch ein Tumor. Immer wieder ist es aber die Unterscheidung zwischen "gut" und "böse", um die sich unsere diagnostischen Überlegungen drehen. Tumor ist neutral und vermeidet, Stellung zu beziehen zu Ursache und Bedrohlichkeit.

Raumforderung

Noch so ein Slang. Eigentlich nicht viel anders als Tumor. Eine Raumforderung ist etwas, das im Körper ein Volumen (einen "Raum") einnimmt, ohne dass das so vorgesehen ist - daher "Forderung". Von Raumforderung wird in der Regel dann gesprochen, wenn dadurch einem Normalgewebe Platz weggenommen wird und insbesondere, wenn diese Verdrängung sich auf Funktionen auswirkt. Aber auch hier gilt: Der Begriff ist zunächst neutral. Damit man ihn richtig bewerten kann, muss er präzisiert werden, als benigne oder maligne Raumforderung: gutartig oder bösartig.

Bösartiges Wachstum - was macht Bösartigkeit aus?

Damit wird das Phänomen bezeichnet, dass (aus meist nicht bekannten und auch nicht erkennbaren Gründen) Gewebszellen auf die normalerweise einprogrammierten Bremssignale nicht mehr reagieren und unkontrolliert wuchern.

Bösartige Erkrankungen sind eigentlich dadurch bösartig, dass die entstehenden Gewebsknoten aus Zellen bestehen, die im Prozess ihrer Entartung wichtige Eigenschaften gutartigen Gewebes abgelegt haben. Normales Gewebe respektiert Grenzen und dringt beim Wachsen nicht in die Nachbarschaft ein. Normales Gewebe hat einen engen Zusammenhalt: die Zellen sind fest im Gewebsverbund verankert und verlassen ihn nicht. Anders bei Bösartigkeit: Diese Zellen können mit Blut oder Lymphflüssigkeit Tochtergeschwülste im Körper verteilen, wie eine böse Saat, die auch manchmal über Jahre nach ihrer Absiedlung noch ruht, aber später aufgeht und den Rückfall, das Rezidiv, ausmacht. Es bilden sich weitere Knoten, die weitere Organe beeinträchtigen oder zerstören können.

Das Gemeine an "bösartigen Leiden" ist also, dass die unkontrollierten Wucherungen an fast beliebigen Stellen im Körper Funktionsstörungen und Schäden hervorrufen können. Meist gehen die bedrohlichen Störungen gar nicht vom ursprünglichen Krebs am Ort seiner Entstehung aus, sondern es sind die Metastasen (Absiedlungen, auch "Tochtergeschwülste" genannt), welche Organfunktionen verschlechtern oder Schmerzen verursachen. Diese Eigenschaften haben wesentlich damit zu tun, dass bösartige Zellen zerstörend in die Nachbarschaft vorwachsen (so genanntes infiltratives Wachstum) und das Normalgewebe vernichten, reizen oder beeinträchtigen können.

Letztlich sind das übergeordnete Prinzipien, und sie gelten gleichermaßen für Krebse, Leukämien, Lymphome, oder Sarkome.

In der Medizin wird ein bösartiges Leiden immer nach der feingeweblichen Typisierung bezeichnet und nach dem Entstehungsgewebe. Das gilt auch noch, wenn die Metastasen beschrieben werden. Tauchen also bei einer Frau Absiedlungen eines Brustkrebses in Knochen auf, so handelt es sich immer noch um Brustkrebs, nicht um "Knochenkrebs"

Krebs - welchen Abkürzungen Ärzte dafür verwenden

Jede Fachsprache hat ihren Slang und ihre Abkürzungen - und sie funktioniert manchmal auch als "Geheimsprache". Abkürzungen können Zeit sparen, ohne Präzision zu verlieren. Sie können aber auch eingesetzt werden, um über Patienten anstatt mit Patienten zu reden. Was ist gemeint mit welchem Kürzel?

Abkürzung.. steht fürBedeutung
RF Raumforderung Schwellung - kann, aber muss nicht Krebs sein
Tu Tumor Schwellung - kann, aber muss nicht Krebs sein. Im Alltag häufig als Umschreibung für Krebs verwendet
Ca Karzinom Karzinom ("Krebs"). Dieses Kürzel gilt als eindeutig.
Npl Neoplasie Neubildung - streng genommen ohne Festlegung, ob gut- oder bösartig. Jedoch im Alltag meist als bösartig gemeint
  Malignom Bösartiges Leiden ("Krebs")
  maligner Tumor Schwellung, die bösartig ist ("Krebs")

Alles "Krebs"? - Wir unterscheiden Krebse, Leukämien, Lymphome und Sarkome

In der Umgangssprache darf man es sich ein wenig einfacher machen. Bösartige Erkrankungen, auch wenn sie sich erheblich voneinander unterscheiden können, werden meist alle unter dem Oberbegriff Krebs zusammengefasst. Die großen Krankheitsgruppen unterscheiden sich aber doch so weit, dass in der Medizin genauere Begriffe üblich sind. Die weitaus größte Gruppe bösartiger Erkrankungen sind Karzinome. Auch die Mediziner reden da von Krebs. Entsteht die bösartige Zelle aber im Blut bildenden System, wird von Leukämie gesprochen ("Blutkrebs"), entsteht sie im Lymphgewebe, ist es ein Lymphom ("Lymphkrebs"), stammt sie aus Knochen-, Muskel- oder Bindegewebe, ist es ein Sarkom.

Krebs

Vor allem in Organen, die Drüsenzellen enthalten oder eine entwicklungsgeschichtliche oder funktionelle Nähe zu Drüsen haben, kann ein Krebs (Karzinom) entstehen. Brustkrebs entsteht aus Zellen, die mit der Milchproduktion zu tun haben. Bronchialkrebs entsteht aus Zellen, die Schleim machen. Prostatakrebs entsteht aus Zellen, die Prostatasekret produzieren bzw. fortleiten. Darmkrebs entsteht, wenn Zellen entarten, die ebenfalls mit Drüsenfunktionen zusammenhängen - um nur einige Beispiele zu nennen. Mehr zu unterschiedlichen Krebserkrankungen, (Karzinomen) haben wir auf einer eigenen Seite zusammengefasst. Und Sie lesen, warum verantwortungsvolle Onkologen keine an bösartigen Erkrankungen leidenden Kinder behandeln.

Leukämie ("Blutkrebs")

Als Leukämie werden bösartige Erkrankungen, ausgehend von Blut bildenden Zellen, bezeichnet, die im gesamten Knochenmark zu finden sind und die zumeist zuerst im Blut nachgewiesen werden können. Es vermehren sich Zellen, die ihre reguläre Funktionsfähigkeit verloren haben, unkontrolliert und wuchernd und damit zerstörerisch. Weil dadurch die reguläre Blutbildung zunehmend fehlt, können diese Erkrankungen lebensbedrohlich werden. Da sie von vornherein verteilt im Mark sämtlicher Knochen auftreten, sind Operationen unsinnig. Therapien sind medikamentös. Um zu einer sachgerechten Einschätzung der Bedrohlichkeit zu gelangen, muss im Einzelfall genau analysiert werden, um was für eine Art von Knochenmarkerkrankung es sich handelt - heutzutage ermöglichen in Speziallaboren durchgeführte molekulare Testungen ausserordentlich detaillierte und präzise Einschätzungen.

Eine grobe Unterscheidung liefert aber immer schon die Bezeichnung als akute oder chronische Leukämie. Im Grundsatz sind die als akut bezeichneten Leukämien unbehandelt in Wochen oder wenigen Monaten tödlich, so bedrohlich sind die meisten davon. Sie werden in der Regel intensiv und in spezialisierten Kliniken behandelt, teils mit Knochenmarktransplantation. Wir arbeiten vor allem mit der Universitätsklinik Eppendorf zusammen. Typische Leukämie-Patienten, die im Krankenhaus (zum Glück) meist nichts zu suchen haben, sind dagegen die mit den sogenannten chronischen Leukämien. In der Regel sind die chronischen Leukämien nämlich viel weniger bedrohlich. Am klarsten trifft das für die Mehrzahl der von einer CLL Betroffenen zu. Bei dieser "chronischen lymphatischen Leukämie" braucht die Mehrzahl der Patienten jahrelang nicht oder manchmal auch nie im Leben behandelt zu werden.

Zu den Blutkrebserkrankungen kann man auch eine Gruppe von Krankheiten des Knochenmarks rechnen, die nicht oder noch nicht bösartig sind, aber mindestens als Leukämie-Vorstufen angesehen werden müssen. Bei ihnen steht ein Funktionsverlust oben an, weniger ein wucherndes und zerstörendes Verhalten. Das sind die so genannten myelodysplastischen Syndrome (MDS). Entferntere Verwandte der Leukämien sind die so genannten chronischen myeloproliferativen Erkrankungen (CMPE abgekürzt, teils auch CMPN für chronische myeloproliferative Neoplasie). Diese Gruppe der Knochenmarkerkrankungen ist gekennzeichnet durch ein eher langsames, aber letztlich auch nicht ausreichend kontrolliertes Wachstum weitgehend normal funktionierender Zellen.

Eine Besonderheit stellt das sogenannte Myelom oder Plasmozytom dar, umgangssprachlich manchmal als Knochenkrebs oder Knochenmarkkrebs bezeichnet. Eigentlich sind es spezialisierte Lymphzellen im Knochenmark, die hier entarten. Dabei können sie festes Knochengewebe zerstören und Kalk herauslösen - das führt zu Löchern, Schwächungen und Brüchen von Knochen, zerstört die reguläre Blutbildung und kann darüber hinaus die Nieren schädigen. Charakteristisch sind sinnlos gebildete Eiweißkörper, die Abwehrstoffen ähneln ("Schrotteiweiss"), so genannte monoklonale Myelomproteine. Die kann man oft leicht im Blut nachweisen. Ziemlich häufig ist das Phänomen, dass zwar ein mögliches monoklonales Myelomprotein im Blut auftaucht, aber der Patient keine bösartige Erkrankung hat, höchstens eine Vorstufe, die teils nie im Leben fortschreitet: die "monoklonale Gammopathie unbestimmter Signifikanz" ( MGUS)

Insgesamt geht es also um folgende bösartigen Erkrankungen des Knochenmarks und Gruppen von Vorläufererkrankungen:

  • chronische lymphatische Leukämie (CLL)
  • chronische myeloische Leukämie (CML)
  • akute lymphatische Leukämie (ALL)
  • akute myeloische Leukämie (AML)
  • myelodysplastische Syndrome (MDS)
  • chronische myeloproliferative Erkrankungen (CMPE oder CMPN)
  • Myelom / Plasmozytom / Plasmazellmyelom
  • und Risikoerkrankung / Vorstufe "monoklonale Gammopathie unbestimmter Signifikanz" ( MGUS)

Lymphom / Malignes Lymphom

Auch Lymphzellen können entarten und bösartig werden - die Erkrankungen werden dann als "„Malignes Lymphom“" bezeichnet. Häufig sind sie auf die Lymphdrüsen beschränkt, manchmal beeinträchtigen sie die Blutbildung und haben dann eine enge Verwandtschaft zu Leukämien. Auch hier ist das Operieren meist ohne Nutzen, außer eventuell, um über die Analyse entnommenen Lymphknotengewebes an die exakte Diagnose zu gelangen.

Viele Lymphome lassen sich deutlich erfolgreicher mit Medikamenten behandeln, als ähnlich ausgebreitete Krebserkrankungen. Lymphome können sich außerordentlich unterschiedlich verhalten: Es gibt darunter Erkrankungen, die chronisch verlaufen, kaum spürbar und sehr wenig gefährlich sind - und am anderen Ende des Spektrums sehr aggressive und wenn unbehandelt rasch tödliche Formen. Das allgemein bekannteste Maligne Lymphom ist die sog. Hodgkin´sche Erkrankung, die übrigens in weit über 80% der Fälle durch moderne Chemotherapie geheilt wird. Häufiger sind jedoch andere Arten von Lymphomen, die - weil sie eben nicht "Hodgkin" sind - als sogenannte "Non-Hodgkin-Lymphome" (abgekürzt "NHL") zusammengefasst werden. Uns ist wichtig, dass, wenn Sie im Internet oder anderweitig Informationen suchen, sehr genau auf diese Unterscheidung achten.

Die meisten Patienten mit Lymphomerkrankungen kommen fast vollständig ohne stationäre Krankenhausbehandlungen aus. Überwiegend kann durch Spezialisten wie auch wir welche sind, die Therapie ambulant gegeben werden. Kontrollen laufen ohnehin rein ambulant. Wenn medikamentöse Therapien als Tropf in das Venensystem gegeben werden, ist dieser Vorgang zwar überwachungsbedürftig, aber eigentlich langweilig und nicht besonders gefährlich. Tabletten würde man eh zu Haus schlucken. In Einzelfällen spielt das Krankenhaus im Notfall eine extrem wichtige Rolle - vor allem dann, wenn schwere Infektionen in einer Phase verminderter Abwehrkraft auftreten. Das aber ist zum Glück alles andere als die Regel, ist nicht planbar, und es tritt verzögert ein. Fazit: Die Gabe von Standard-Chemotherapie in einem Krankenhausbett bietet keine Vorteile. Auch wir arbeiten mit Kliniken zusammen (vor allem Albertinen-Krankenhaus und UKE), wenn es um Chemotherapien unter besonderen Bedingungen geht - vor allem in Zusammenhang mit besonders hohen Dosierungen oder mit Behandlungsdauern, die rund um die Uhr laufen müssen und damit deutlich unsere Öffnungszeiten überschreiten. Knochenmarktransplantationen als besondere Behandlung mit extremem Überwachungsbedarf sind ebenfalls Sache spezialisierter Krankenhausabteilungen. 

Arten von Lymphomen, mit denen wir umgehen, sind vor allem:

  • Hodgkin-Lymphom
  • Non-Hodgkin-Lymphome
    • hochmalignes B-Zell Non-Hodgkin-Lymphom vom diffus-großzelligen Typ (DLCB)
    • indolentes Lymphom vom Typ Follikuläres Lymphom Grad 1 bzw. Grad 2 (FL)
    • Mantelzellen-Lymphom (MZL)
    • Marginalzonen-Lymphom (MZoL)
    • Immunozytom (IC)
    • Morbus Waldenström

Hodgkin-Lymphom (HL) bzw. "Hodgkin´s disease" (HD)

Das "Hodgkin-Lymphom" ist die seltenere Art von Lymphomen, die durch eine besondere Tumorzelle - die Sternberg-Reed-Riesenzelle - gekennzeichnet ist, die bei anderen Formen des Lymphoms nicht vorkommt. Bei mehr als 62.000 übewiegend jungen Menschen weltweit jedes Jahr - 38.000 (60%) Männer und 24.000 (40%) Frauen - wird ein Hodgkin-Lymphom diagnostiziert. Weltweit sterben jährlich etwa 25.000 Menschen an dieser Erkrankung. Sie ist, wenn man richtig vorgeht, in sehr hohem Maße heilbar: je nach Stadium und Alter der Patienten rechnen wir in Deutschland mit Heilungsraten, die über 80%-90% liegen. Das wird überwiegend durch Chemotherapie erreicht. Diese Chemotherapie kann fast immer ambulant gegeben werden.

Was hier zu weit führen würde: Längst werden beim Hodgkin-Lymphom Untergruppen unterschieden. Es kann also sein, dass der Begriff mit einem Zusatz auftaucht, zum Beispiel "klassisches Hodgkin-Lymphom".

Non-Hodgkin-Lymphome (NHL) - die größere Gruppe: nicht Hodgkin, aber Lymphom - und sehr unterschiedliche Arten

Die Lymphome, die nicht als Hodgkin-Lymphome klassifiziert werden können, sollen vom Hodgkin-Lymphom unterschieden werden. Sie sind etwas anderes, eben "nicht-Hodgkin". Das dachten sich die Väter der Benennungen und prägten den Begriff "non-Hodgkin´s lymphoma". Kurz: NHL.

Ohne an dieser Stelle zu sehr in die Tiefe zu gehen: Es gibt eine Reihe von Überschneidungen dieser Erkrankungen zu den Leukämien (s.u.). Es gibt eine Vielzahl von Untertypen. Es gibt eine Vielzahl von "natürlichen Verläufen" - also: von typischen Zeitabläufen und Symptomen und Problemen, die erwartet werden dürfen, wenn man nicht behandelt. Es gibt eine Vielzahl von Prognosen. Darunter sind sehr ernste, aber auch gute. Es gibt Heilbarkeit und Nicht-Heilbarkeit. Wobei Nicht-Heilbarkeit trotzdem heißen kann, dass man mit der Erkrankung normal alt werden kann. Es gibt unterschiedlichste Behandlungsstrategien. Sie reichen von dringlicher hochintensiver Chemotherapie bis zum gaaanz ruhigen Abwarten („watch and wait“) ohne jede übereilte Aktivität. Von Tabletten über Spritze, Tropf, Bestrahlung, bis "„denk nicht zu viel drüber nach"“.

Es gibt also eigentlich nur einen Rat, der bei NHL immer gilt: Sprechen Sie mit einem Arzt darüber, der sich mit NHLs auskennt [Diese Spezialisten sind "Hämatologen und Onkologen"]. Glauben Sie bitte nicht, dass das, was Sie über das eine NHL gehört haben, auch gleich für das andere gilt. Falls Sie erkrankt sind: Es kann durchaus sein, dass für Sie ein ganz anderer Weg der richtige ist, als für jemand anderen, von dessen NHL-Erkrankung Sie oder ihr Bekanntenkreis gehört haben!

Ursachen von Lymphomen

Es gibt nicht die eine genaue Ursache des Lymphoms – jedenfalls ist sie nicht bekannt. Einige Formen von Lymphomen entwickeln sich jedoch vorzugsweise bei Menschen, die zur Verhütung einer Transplantatabstoßung Medikamente einnehmen mussten oder die ein geschwächtes Immunsystem haben, wie beispielsweise Menschen mit HIV oder AIDS. Außerdem nimmt man an, dass bestimmte Chemikalien in Insektiziden und Holzkonservierungsmitteln Lymphome verursachen können. In den USA wurden Haarfärbemittel als riskant identifiziert, die aber inzwischen vom Markt sind. Auch gibt es Hinweise dafür, dass ein Übermaß an Hygiene in der Kindheit vielleicht das Immunsystem weniger auf Zack bringt, so dass es später weniger sicher in der Lage ist, Lymphome zu verhindern. Vielleicht sind Menschen, die mit vielen Erregern umgehen mussten, fitter, sich bildende Lymphomzellen zu erkennen und zu eliminieren, bevor die Erkrankung Fuß fasst. Vielleicht. Man weiß jedoch sicher, dass Lymphome nicht ansteckend sind und nicht über die Familie weitervererbt werden können. Und dass, wer ein Lymphom bekommt, nicht hadern sollte: man hat nichts falsch gemacht. Es ist Schicksal.

Leukämie und Lymphom

Zellen des Lymphsystems, die meist in Lymphknoten oder im Knochenmark zu finden sind, können sich krankhaft in Lymphknoten ansammeln und vermehren. Dann wird vom Lymphom geredet, wie oben beschrieben. Kompliziert wird die Sache dadurch, dass bei manchen Erscheinungsformen von Lymphomen diese Zellen auch im Venenblut erscheinen und dort im sogenannten "Blutbild" gemessen werden können. Dadurch kann es sein, dass bei einer Lymphomerkrankung der Hämatologe plötzlich von "Leukämie" spricht, von einer krankhaften Erhöhung der Zahl von Leukozyten, von weißen Blutkörperchen. Zu diesen werden die Lymphomzellen nämlich auch gerechnet. Auch hier gilt hinsichtlich der Gefährlichkeit, dass Leukämie nicht gleich Leukämie ist. Hochgefährlich sind die als "akut" bezeichneten Leukämien. Die mit Lymphomen in Zusammenhang stehenden Leukämien sind in aller Regel chronisch und weitaus weniger bedrohlich. Gerade hier wird häufig nur beobachtet.

Sarkom

Nicht von Drüsen, nicht von Lymphzellen, nicht von Blutzellen, sondern von Muskel- oder Bindegewebszellen oder vergleichbaren Geweben ausgehend, können sich seltene bösartige Erkrankungen bilden, die sich wieder ein wenig anders verhalten und auch etwas anders behandelt werden müssen als Leukämien oder Lymphome - eher wie Krebs: operative Maßnahmen haben eine besondere Wichtigkeit. Diese Gruppe wird als Sarkom bezeichnet.

  • Die OP-Techniken sind teils speziell - manchmal müssen größere Gewebsmengen oder Muskelgruppen entfernt werden, um bis an Ausbreitungsgrenzen heran Sicherheit zu schaffen.
  • Diese Sorte von bösartigen Tumoren reagiert im Allgemeinen (bei Erwachsenen) nicht sehr lange und sensibel auf Chemotherapien.
  • Eine Ausnahme macht in dieser Gruppe der sogenannte gastrointestinale Stromatumor (GIST). Dieses Sarkom folgt einer gut identifizierten genetischen Fehlprogrammierung als Hauptwachstumsreiz, gegen die zum Glück relativ verträgliche sehr gezielt wirkende Tabletten langzeitige Behandlungserfolge ermöglichen.
  • Eine Reihe von Sarkomen - eigentlich sind alle selten - betreffen fast nur junge Menschen, teils bereits in der frühen Kindheit. Sie werden besonders kompetent von onkologisch spezialisierten Kinderärzten behandelt.
  • Als "Weichteilsarkome" werden die im Erwachsenenalter häufigsten Sarkome zusammengefasst und im metastasierten Stadium auch weitgehend gleich behandelt