Was ist der unterschied zwischen cannabis und methadon

Zusammenfassung

Anliegen: Systematische Erfassung der Dosierung sowie der Nebenwirkungen der Opiatsubstitution.

Methode: Regionale Befragung von opiatabhängigen Patienten in Berlin.

Ergebnisse: Levomethadon wurde signifikant höher dosiert als Methadon trotz adäquater Berücksichtigung der Wirkstärken. 484 Teilnehmer gaben Nebenwirkungen an, am häufigsten Sedierung und Schwitzen. Reizbarkeit/Nervosität und gastrointestinale Nebenwirkungen fanden sich signifikant häufiger unter Levomethadon.

Schlussfolgerung: Die vorliegenden Ergebnisse weisen darauf hin, dass Methadon im Nebenwirkungsprofil und hinsichtlich der Eigenschaften in der Dosierung gegenüber Levomethadon Vorteile haben könnte.

Einleitung

Nach Schätzungen der Bundesärztekammer gibt es in Deutschland derzeit etwa 150 000 Patienten mit Opiatabhängigkeit. Neben den ausgeprägten Folgen im sozialen Bereich (Beschaffungskriminalität, sozialer Abstieg) liegen bei diesen Patienten häufig komorbide somatische und psychische Erkrankungen vor, welche gemeinsam mit Opiatintoxikationen eine deutlich erhöhte Mortalität bedingen. Um diesem Umstand entgegenzuwirken, wurde 1988 die Opiatsubstitutionsbehandlung in Deutschland eingeführt. Die Wirksamkeit dieser Maßnahme auf das Überleben und auf psychosoziale Faktoren konnte in einer Vielzahl von Studien belegt werden. Aktuell nehmen etwa 77 400 Patienten am Opiatsubstitutionsprogramm teil, allein in Berlin wurden im Jahr 2011 5032 Personen als substituiert an die Ärztekammer gemeldet.

Derzeit ist das razemische (dextro-, levo) d,l-Methadon, im klinischen Gebrauch als Methadon bezeichnet, die am häufigsten verordnete Substanz zur Opiatsubstitution. Aufgrund der umfangreichsten Datenlage und breiten klinischen Erfahrungen sowie der niedrigeren Kosten gegenüber Levomethadon, wird vor allem Methadon zur Substitution opiatabhängiger Patienten empfohlen. Als dritte Substanz wird – allerdings seltener – Buprenorphin zur Substitution eingesetzt.

Die empfohlene therapeutische Tagesdosis liegt bei 80 – 120 mg Methadon. Methadon ist ein synthetischer Agonist am µ-Rezeptor, dessen pharmakologische Aktivität der des Morphins ähnelt. Die Wirkung und damit auch die Nebenwirkungen am µ-Rezeptor werden durch den linksdrehenden Anteil des Methadons vermittelt, sowohl zentral (relevant für die Abhängigkeitsentwicklung) als auch im peripheren Opiatrezeptorsystem. Der d-Anteil des Razemats hat vermutlich keine relevante Wirkung am µ-Rezeptor, sodass auch das linksdrehende Enantiomer isoliert als Medikament verwendet werden kann. Diese Substanz wird als Levomethadon bezeichnet. Neuere Studien weisen darauf hin, dass der d-Anteil eine Wirkung am NMDA-Rezeptor hat und dadurch eine Morphintoleranz reduzieren kann. Diskutiert wird deshalb, ob d-Methadon als Substanz bei morphintoleranten Schmerzpatienten verwendet wird, um die Wirkung opiathaltiger Schmerzmittel zu verstärken. Bei substituierten Patienten könnte dies bedeuten, dass die Wirkung des d-Anteils am NMDA-Rezeptor die Wirkung des l-Anteils am µ-Rezeptor verstärkt. Dies würde implizieren, dass bei der Gabe von Levomethadon höhere Dosierungen notwendig sind. Hinweise dafür finden sich bei Soyka und Zingg, welche Patienten von Methadon auf Levomethadon umstellten und dabei eine Aufdosierung von durchschnittlich 8,8 mg Methadonäquivalent vornahmen. Unseren Kenntnissen nach ist bisher nicht in einer größeren repräsentativen Stichprobe untersucht worden, ob Patienten mit Levomethadon tatsächlich höhere Äquivalenzdosierungen erhalten als Patienten mit Methadon.

Neben der Wirkung am NMDA-Rezeptor, haben sowohl d- als auch l-Methadon eine Wirkung an Noradrenalin- und Serotoninrezeptoren, zudem unterliegen beide einem komplexen hepatischen Abbau. Ob diese unterschiedlichen Rezeptorprofile auch ein unterschiedliches Nebenwirkungsprofil bedingen, lässt sich anhand der derzeitigen Datenlage nicht schließen. Die bisher durchgeführten Untersuchungen zeigen uneinheitliche Ergebnisse. So konnte in einigen Studien eine Überlegenheit von Methadon bezüglich der Häufigkeit von Nebenwirkungen nachgewiesen werden, andere Studien konnten keine Unterschiede feststellen, wieder andere sahen Levomethadon bezüglich des Auftretens von Nebenwirkungen im Vorteil.

Bisher gibt es unserer Kenntnis nach keine naturalistische, flächendeckende Erhebung mit einer repräsentativen Stichprobe zur Klärung der Frage, in welcher Häufigkeit unter der Substitutionstherapie Nebenwirkungen auftreten und ob sich Methadon und Levomethadon hinsichtlich der Häufigkeit von Nebenwirkungen unterscheiden.

Ziel der vorliegenden Studie war es daher, in einer repräsentativen Befragung Dosierungen und Nebenwirkungen unter substituierten Patienten im Raum Berlin zu erfassen. Besonderes Augenmerk richteten wir dabei auf mögliche Unterschiede zwischen Methadon bzw. Levomethadon.

Aus der Zeitschrift Psychiatrische Praxis 2014; 41(02): 82-87

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Methadon in der Krebstherapie: In erster Linie SchmerzmittelDie DGHO unterscheidet in einer aktuellen Stellungnahme zum Einsatz von Methadon bei Krebspatienten klar zwischen Schmerztherapie und Krebstherapie. Die gute schmerzlindernde Wirkung des Mittels ist vielfach nachgewiesen. Für eine antitumorale Wirkung liegen dagegen bislang keine ausreichenden Beweise vor.

Seit im April 2017 die ARD über einen möglichen Einsatz von Methadon bei Krebspatienten berichtete, greifen zahlreiche Medien das Thema auf, was bei den Betroffenen und ihren Angehörigen offenbar zu hohen Erwartungen an eine antitumorale Wirkung des Mittels geführt hat. Die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) veröffentlichte ein Informationsblatt für Patienten, in dem deutlich zwischen dem Einsatz von Methadon in der Schmerztherapie von Krebspatienten und dem Einsatz als antitumorales, also Krebsmedikament unterschieden wird.

Methadon ist ein starkes Schmerzmedikament aus der Gruppe der Opioide - natürliche, aus Opium gewonnene oder synthetisch hergestellte Arzneimittel mit schmerzlindernden, dämpfenden und beruhigenden Eigenschaften. Sie binden sich an körpereigene Opioid-Bindungsstellen, sogenannte Rezeptoren, auf Nerven- und anderen Körperzellen. In Deutschland ist Levomethadon zur Therapie bei starken Schmerzen zugelassen und wird in der S3-Leitlinie zur Palliativmedizin für Patienten mit nicht heilbarer Krebserkrankung empfohlen. Da Levomethadon zu den Betäubungsmitteln gehört, darf es laut Betäubungsmittelrecht nur auf einem speziellen Rezept verschrieben und von erfahrenen Medizinern verabreicht werden.

Weil auch Krebszellen Bindungsstellen für Opioide tragen, wird seit längerem über eine mögliche antitumorale Wirkung von Methadon spekuliert. Der Wirkstoff wurde in einer Studie mit 27 Patienten getestet, die an einem Gliom, einem bösartigen Hirntumor, erkrankt waren. Die meisten Patienten erhielten zusätzlich Chemotherapie. Nur neun der 27 Patienten hatten zum Zeitpunkt der Datenauswertung einen Rückfall erlebt. Nach Einschätzung der DGHO bleibe es aufgrund des Studiendesigns allerdings unklar, ob dies tatsächlich der Wirkung von Methadon zuzuschreiben ist oder auf die anderen Behandlungen bzw. günstige Begleitumstände zurückgeht. In einer rückblickenden Studie am MD Anderson Cancer Center in Houston, USA, wurden 76 Patienten mit fortgeschrittener Krebserkrankung im Rahmen einer Umstellung der Schmerztherapie mit Methadon behandelt, 88 weitere Patienten erhielten andere Opioide. Am Ende konnte kein signifikanter Unterschied im Überleben zwischen den Behandlungsgruppen nachgewiesen werden. Gefragt sind nun randomisierte kontrollierte Studien, die eine Aussage zu einer möglichen antitumoralen Wirkung von Methadon erlauben.

Grund für die erhöhte Nachfrage nach Methadon waren die Arbeiten einer Forscherin aus Ulm. Sie stellte fest, dass bei Tierversuchen Tumorzellen effektiver absterben, wenn man zusätzlich zum Chemotherapeutikum noch Methadon verabreicht. Doch diese Datenlage ist unzureichend: Zellkulturen und auch Tierversuche sind nicht 1:1 auf den Menschen übertragbar. Kontrollierte Studien müssen durchgeführt werden, um Patienten zu vergleichen. Von überstürzter Methadon-Einnahme ist daher abzuraten, bis man eindeutig etwas über die Wirksamkeit sagen kann.

Methadon kann außerdem sehr starke Nebenwirkungen verursachen. Neben Magen-Darm-Symptomen zählen die Unterdrückung der Atmung und maligne Rhythmusstörungen zu den schwerwiegenden Risiken bei der Einnahme des Opioids. Außerdem ist die Halbwertszeit und die Wirkungsdauer individuell verschieden, was die Dosierung erschwert. Unter anderem ist das auch der Grund, warum Methadon kein Schmerzmittel erster Wahl ist.

Um die Wirksamkeit von Methadon in der Praxis zu beurteilen, führte die DGHO eine Online-Umfrage unter ihren Mitgliedern zu deren Erfahrungen mit dem Wirkstoff in der Krebstherapie durch. Von Ende Juli bis Anfang August beteiligten sich 473 in der Onkologie tätige Mediziner aus Praxen und Krankenhäusern. 83 Prozent gaben an, von ihren Patienten in letzter Zeit „oft“ oder „sehr oft“ auf die Möglichkeit einer Methadontherapie angesprochen worden zu sein. Gleichzeitig waren die Patienten in der Mehrheit enttäuscht über die mit den Ärzten geführten Gespräche zu diesem Thema. Zwei Prozent der Ärzte berichteten über Krankheitsverläufe, in denen es zu einer direkten oder indirekten Wirkung von Methadon auf den Tumor gekommen sein könnte. Jedoch berichtete jeder fünfte Mediziner auch von unerwarteten oder starken Nebenwirkungen im Zusammenhang mit der Einnahme von Methadon.

Wie der geschäftsführende Vorsitzende der DGHO und Direktor der II. Medizinischen Klinik und Poliklinik für den Bereich Onkologie, Hämatologie und Knochenmarktransplantation mit Sektion Pneumologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Prof. Dr. Carsten Bokemeyer ausführte, zeige die Onlinebefragung, dass viele Patienten seit der verstärkten Berichterstattung in den Medien über Methadon große Erwartungen hinsichtlich einer antitumoralen Wirkung des Mittels hegen. Diese Erwartungen ließen sich jedoch angesichts der aktuellen Erkenntnislage und der praktischen Erfahrungen onkologisch tätiger Mediziner derzeit nicht rechtfertigen.

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