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Keine Frage, niemand ist gerne unglücklich – dabei haben persönliche Krisen durchaus auch Vorteile, resümiert eine neue Studie. Schicksalsschläge härten ab und fördern die Widerstandskraft. Kürzlich erzählte mir eine Bekannte eine Geschichte, die mich erschaudern ließ. Ihr Schwager war abends mit Freunden in einer Bar, als er plötzlich eine betrunkene Frau auf einer Art Empore tanzen sah. Er ahnte wohl schon, was passieren würde, deshalb stellte er sich vor die Bühne. Sekunden später kam, was kommen musste: Die Frau torkelte auf den Rand der Bühne zu und fiel hinunter. Der Schwager meiner Bekannten fing sie gerade noch auf. Doch in der Hand hatte die Frau ein Rotweinglas – und genau das stieß sie ihrem Retter im Fallen ins Auge. Das tragische Ende vom Lied: Er wird aller Voraussicht nach auf einem Auge blind bleiben. So unglaublich diese Geschichte auch ist – noch unglaublicher ist die Art, wie er mit dem Unfall umgeht: nämlich mit Galgenhumor und Kampfgeist. Wenn er am Esstisch vergeblich nach Sachen greift, weil ihm räumliches Sehen schwer fällt, macht sich über sich selbst lustig. Schon wenige Tage nach dem Unglück plante der begeisterte Skifahrer den kommenden Winterurlaub. Psychologen würden sagen: Er verfügt über eine gehörige Portion Resilienz. So bezeichnen Wissenschaftler die menschliche Eigenschaft, sich von Rückschlägen, Misserfolgen und Schicksalsschlägen zu erholen. Das Wort stammt ursprünglich vom lateinischen „resilio“, was so viel heißt wie abprallen oder zurückspringen. Ursprünglich stammt es aus der Physik, dort gibt es elastische Werkstoffe, die nach jeder Verformung wieder in ihre alte Form zurückkehren. Übertragen auf menschliches Verhalten bedeutet das: Resiliente Menschen haben die seelische Kraft, sich von Stress, Krisen und Schicksalsschlägen nicht verbiegen zu lassen – stattdessen machen sie das Beste aus ihrem Unglück. „Was mich nicht umbringt, das macht mich stärker“, sagte einst Friedrich Nietzsche. Mark Seery würde dem zustimmen. Der Psychologe der Universität von Buffalo beschäftigte sich in einer neuen Studie, die kürzlich im Fachmagazin „Current Directions in Psychological Science“ erschienen ist, mit den Auswirkungen von Schicksalsschlägen. Hunderte von Befragten sollten angeben, wie oft ihnen schon Schlimmes widerfahren war – schwere Krankheiten und Verletzungen beispielsweise, Naturkatastrophen oder der Tod eines Verwandten. Wenig überraschend: Kurzfristig wirken sich solche Ereignisse negativ auf das Wohlbefinden aus. Doch Seerys Analyse förderte auch die Vorteile trauriger oder schockierender Erlebnisse zutage: Offenbar profitierten die Betroffenen davon. Wer bereits negative Erfahrungen gemacht hatte, ließ sich von weiteren Schicksalsschlägen jetzt auch nicht mehr aus der Bahn werfen. Anders ging es jenen, die entweder gar keine schlechten oder aber überaus negative Erfahrungen gemacht hatten – sie litten am meisten unter den Erlebnissen. Demnach ist ein gelegentlicher Rückschlag vielleicht gar nicht so verkehrt. Das gilt längst nicht nur bei Menschen. Vor einigen Jahren konnten Forscher in einer Studie zeigen, dass auch Affen davon profitieren, wenn sie bereits in jungen Jahren Stress erlebten – sie konnten später besser mit unerwarteten und herausfordernden Situationen umgehen. Bei Kindern gilt dasselbe, wie ein Forscherteam in einer Untersuchung vor zwei Jahren bewies. Zugegeben, wie immer macht die Dosis das Gift. Vor allem aber gilt: Was dem einen schon Schweißperlen ins Gesicht treibt, lässt den anderen völlig kalt. Sie müssen also selbst wissen, wie viel Hektik sie sich zumuten – aber ein bisschen Unglück ist offenbar immer noch besser als gar keines. Hilfreich sind demnach vor allem jene Negativerlebnisse, bei denen die Betroffenen trotzdem die Kontrolle behalten. Wer seinen Job verliert, wird sich zwar zunächst ärgern – aber er hat es selbst in der Hand, einen neuen zu finden. Die Trennung des geliebten Partners führt vielleicht kurzfristig zum „Broken-Heart-Syndrom„, aber früher oder später verliebt man sich neu. Apropos Resilienz – ein Vorbild in Sachen Kampfgeist ist der französische Journalist Jean-Dominique Bauby. Der ehemalige Chefredakteur der Frauenzeitschrift „Elle“ erkrankte 1995 am so genannten „Locked-In-Syndrom“. Die Folge: Er konnte weder essen oder sprechen noch sich bewegen. Einzig mit dem linken Augenlid konnte er blinzeln – aber das hielt ihn nicht davon ab, ein Buch zu schreiben. Mit unvorstellbarer Willenskraft. Für jeden einzelnen Buchstaben musste seine Logopädin das Alphabet aufsagen. War sie an der richtigen Stelle angelangt, blinzelte Bauby mit dem linken Auge – woraufhin die Helferin den Buchstaben aufschrieb. Den Vorgang wiederholte das Duo knapp 200.000 Mal, bis das Buch „Schmetterling und Taucherglocke“ fertig war. Bauby starb wenige Tage nach der Veröffentlichung. Hier der Filmtrailor seiner Memoiren, die 2007 verfilmt wurden: Quelle: [Foto: Chris Campbell unter cc-by] Texts and Pretexts (1932), p. 5 Variant: Experience is not what happens to you; it's what you do with what happens to you. Source: Texts & Pretexts: An Anthology With Commentaries Context: The poet is, etymologically, the maker. Like all makers, he requires a stock of raw materials — in his case, experience. Now experience is not a matter of having actually swum the Hellespont, or danced with the dervishes, or slept in a doss-house. It is a matter of sensibility and intuition, of seeing and hearing the significant things, of paying attention at the right moments, of understanding and co-ordinating. Experience is not what happens to a man; it is what a man does with what happens to him. It is a gift for dealing with the accidents of existence, not the accidents themselves. By a happy dispensation of nature, the poet generally possesses the gift of experience in conjunction with that of expression. What does not kill me makes me stronger (German: Was mich nicht umbringt, macht mich stärker) is part of aphorism number 8 from the "Maxims and Arrows" section of Friedrich Nietzsche's Twilight of the Idols (1888).
It is quoted or alluded to by many other works, with minor variants in wording:
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