Wann gibt es zur Bundestagswahl 2021 die ersten Prognosen und Hochrechnungen? Wann kommen Exit Polls? Um welche Uhrzeit steht das endgültige Ergebnis fest? Hier verraten wir, zu welchen Uhrzeiten es am heutigen Sonntag spannend wird! Im Clip: So entstehen Wahlumfragen.
Um 17:59 Uhr startet am heutigen Sonntag auf vielen TV-Sendern ein Countdown. Noch eine Minute bis die ersten Zahlen zur Bundestagswahl 2021 da sind! Bunte Balken zeigen unmittelbar nach dem Schließen der Wahllokale, wie sich die Wähler:innen entscheiden haben. Welche Parteien haben gewonnen, welche verloren? In manchen Parteizentralen wird angesichts der ersten Zahlen gejubelt, in anderen wird es möglicherweise Aufschreie des Entsetzens geben. © Imago Images/Sven Simon Ist das schon die erste Hochrechnung? Nein, das ist vorerst nur eine Prognose - basierend auf sogenannten Exit Polls. Die erste Hochrechnung kommt ein paar Minuten später. Aber was ist der Unterschied zwischen beiden? Und wann stehen die endgültigen Ergebnisse am Wahlabend fest? Eine Prognose gibt es zur Bundestagswahl um Punkt 18:00 Uhr, wenn die Wahllokale geschlossen sind. Da es noch keine belastbaren Zahlen gibt, bevor die ersten Stimmen ausgezählt sind, liefern Meinungsforschungsinstitute wie Forsa, die Forschungsgruppe Wahlen oder Infratest dimap zunächst Vorhersagen, wie die 60,4 Millionen wahlberechtigten Deutschen in den 299 Wahlkreisen vermutlich abgestimmt haben. Bei den Prognosen um 18.00 Uhr sollte man sich immer bewusst machen: Es sind Vorhersagen, die von den tatsächlichen Zahlen mehr oder weniger stark abweichen können. Ein historisches Beispiel, wie eine Prognose daneben liegen kann, bietet die Bundestagswahl 2002. Um kurz nach 18 Uhr sah sich Unions-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber (CSU) schon als nächster Bundeskanzler in einer Koalition mit der FDP. Die Hochrechnungen wiesen aber nach und nach in eine andere Richtung. Am Ende das Wahlabends hieß der Bundeskanzler wieder Gerhard Schröder (SPD), der seine rot-grüne Koalition - wenn auch knapp - fortsetzen konnte. Wie kommen die Prognosen eigentlich zustande?Aus den insgesamt mehr als 60 Millionen Wahlberechtigten wählen die Meinungsforscher 400 bis 450 Wahllokale aus. Diese ausgesuchten Wahllokale lagen am Wahlergebnis der letzten Wahl sehr nah dran. In ganz Deutschland werden für die Prognosen bis zu 100.000 Menschen befragt. Das sind die sogenannten Exit Polls, die während der Öffnung der Whllokale erstellt werden. Bei dieser Auswahl muss der Anteil von Männern und Frauen sowie eine Mischung aller sozialen Schichten gleichermaßen repräsentiert werden. Zudem müssen in die Auswahl auch Land- und Stadtbevölkerung sowie Nord und Süd einfließen. Vor den ausgesuchten Wahllokalen wartet am Wahltag ab 8 Uhr ein Interviewer:innen der Meinungsforschungsinstitute. Sie bitten die Wähler:innen nach dem Zufallsprinzip, noch einmal geheim ihre Stimme abzugeben. Dabei wird nicht nur gefragt, wen man gerade gewählt hat. Auch Merkmale wie Alter, Geschlecht, Bildung, Erwerbsstatus und Glaubenszugehörigkeit spielen bei den Befragungen eine wichtige Rolle. Aus diesen Informationen versuchen die Meinungsforscher:innen, ein möglichst genaues Bild vom Wahlverhalten der Deutschen zu zeichnen. Die Teilnahme an diesen Interviews für die Exit Polls und Prognosen ist übrigens freiwillig. Niemand muss mitmachen. Natürlich können die Interviewer:innen auch nicht prüfen, ob die Befragten wirklich die Wahrheit gesagt haben. Gegen Mittag beginnen die Interviewer:innen, die Zweitstimmen in ihren Befragungen auszuzählen. Die Zweitstimmen entscheiden darüber, wie stark die jeweiligen Parteien abschneiden. Die Daten der Befragten werden bei den Meinungsforschungsinstituten mit speziellen Gewichtungs- und Berechnungsmodellen korrigiert. Dabei müssen sie vor allem 2 Probleme berücksichtigen:
Laut Infratest dimap liegt die Abweichung ihrer Prognosen am Wahltag vom Endergebnis "im Durchschnitt bei 0,5 Prozentpunkten pro Partei".
Hier muss man 2 Arten von Ergebnis unterscheiden: das vorläufige amtliche Endergebnis und das Endergebnis der Wahl. 1️⃣ Bei der bislang letzten Bundestagswahl gab der Bundeswahlleiter am 25. September 2017 um 5:25 Uhr das vorläufige Ergebnis bekannt. Also am Morgen nach der Wahl. 2️⃣ Das Endergebnis der Wahl wurde am 12. Oktober 2017 verkündet - gut 3 Wochen nach dem Urnengang. © Imago Images/Rüdiger Wölk Auch bei der Bundestagswahl 2021 sollte man frühestens in der Nacht mit einem vorläufigen amtlichen Endergebnis rechnen. Bis dahin sind die Hochrechnungen die zuverlässigsten Angaben im Hinblick auf den Wahlausgang. Nach der Bundestagswahl 2021 darf man auf eine langwierige Regierungsbildung gespannt sein. Die Kanzlerkandidatin und die beiden Kandidaten werden versuchen, Teil der neuen Regierung zu sein. Zumal sind verschiedene Koalitionen denkbar: Große Koalition (CDU/CSU und SPD), Rot-Rot-Grün (SPD, Grüne und Linke), Ampel (SPD, FDP und Grüne) oder Jamaika (CDU/CSU, FDP und Grüne). Die Regierungsbildung wird Wochen wenn nicht gar Monate dauern. Denkbar sind auch Neuwahlen, wenn am Ende gar keine stabile Regierung gebildet werden kann. Bei der bislang letzten Bundestagswahl dauerte es rund ein halbes Jahr, bis sich CDU, CSU und SPD auf eine Neuauflage der Großen Koalition einigten. Vermutlich wird man auch nach der Bundestagswahl 2021 viel Geduld mitbringen müssen, bis das finale Ergebnis feststeht. Die Prognose um 18:00 Uhr und die Hochrechnung, die gegen 18:15 Uhr kommen wird, zeigen nur Regierungs-Möglichkeiten auf. Veröffentlicht: 27.09.2021 / Autor: Franziska Schosser |