Immer auf der Suche nach was Besserem

Mit einem Menschen liiert zu sein, der einen eigentlich nur als Lückenfüller ansieht, ist eine verfluchte Sackgasse. Dabei sind die Alarmzeichen eindeutig, meint Gastautorin Natalie Prinz

Vor ein paar Tagen saß ich mit einer meiner Freundinnen gemütlich im Café. Wir hockten gemeinsam vorm Laptop, auf der Suche nach Flügen für unseren nächsten Mädelsurlaub. Die Vorfreude war eigentlich groß, aber mit der Zeit wurde meine Freundin immer stiller und fahriger. Von Freude keine Spur mehr. Der Grund für diesen Stimmungswechsel saß in Form eines offensichtlich sehr verliebten Pärchens hinter mir. Über heftig knutschende Paare in der Öffentlichkeit müssen wir an anderer Stelle nochmal reden, dieses Paar aber zeigte meiner Freundin vor allem eins: Dass in ihrer Beziehung etwas gewaltig schief läuft.

Szenen voller Leichtigkeit und Liebe gibt es nämlich mit dem Mann ihrer Wahl nicht. Und wird es auch niemals geben. Noch nichtmal ansatzweise. Denn meine Freundin ist nur Begleiterin auf dem Weg hin zu etwas Besserem. Sie ist eine Zwischenlösung.

Besser als Nichts.

Andersherum ausgedrückt: Der Mann ist auf der Durchreise.

Ich habe noch nie erlebt, dass der Mann sie liebevoll angesehen hat. Selbst beim Begrüßungskuss, sofern es überhaupt einen gibt, sondiert er an ihrem Gesicht vorbei die Lage. Meistens kommt er zu spät, lässt sich auf den nächsten freien Stuhl fallen und jault über seinen anstrengenden Tag. Oder er muss sich erstmal ganz schnell was zu trinken besorgen. Oder er muss erstmal ganz schnell jemandem ‚Hallo‘ sagen und ist dann ewig weg. Im Sommer am See oder im Park sah das nicht anders aus. Er ist zwar körperlich anwesend, mit den Gedanken aber immer woanders. Wir Freundinnen sind manchmal völlig sprachlos über so viel Ignoranz. Darauf angesprochen ist ihre Standardantwort: „Wir arbeiten dran!“

Was mich zusätzlich wahnsinnig macht: Meine Freundin ist eigentlich ständig im Wartemodus. Ein Auge oder eine Hand immer am Smartphone, denn bis er auf ihre SMS antwortet, kann schon mal ein ganzer Tag vergehen. Der Mann hat für alles immer die perfekte Entschuldigung auf Lager, meistens charmant oder witzig verpackt. Was für mich oft nach einem Griff in den Phrasenkatalog klingt, meine Freundin aber sofort wieder butterweich werden lässt. Wenn es ihr doch mal reicht, dann reagiert er meistens heftig: „Du wusstest von Anfang an …“ ist ein beliebter Einstieg in einen Streit. Credo: Selbst schuld!

Wenn du etwas Gutes hast, bewache es mit deinem ganzen Herzen.

Kümmere dich darum so gut es geht. Sorg dafür, dass niemand es stehlen kann. Wisse seinen Wert, verstehe seinen Wert und erzähle nicht jedem davon.

Lass nicht zu, dass die Leute einen Rabatt darauf geben, wie es ihnen am besten passt. Lass nicht zu, dass Leute daran zweifeln, wie wertvoll es ist, weil es die nichts angeht. Sprich nicht darüber, wie du Angst davor hast, es zu verlieren oder frage nicht, ob sich die Investition gelohnt hat.

Wenn du etwas Gutes hast, bewahre es sicher auf, riskiere nicht, es zu verlieren, weil du zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht genau wusstest, was du damit anfangen sollst.

Wenn du etwas Gutes hast, dann liebe es vom ganzen Herzen.

Sei nett zu ihm. Sieh über die kleinen Unvollkommenheiten oder kleineren Unregelmäßigkeiten hinaus, versuche nicht, es wieder makellos oder ganz zu machen, liebe es, wie du es bekommen hast, wie du es gefunden hast, wie du es entdeckt hast, wie du es einfach nicht mehr aus den Augen lassen konntest, als du es zum ersten Mal gesehen hast und wie du die ganze Nacht lang darüber nachgedacht hast.

Liebe es, wie du es getan hast, als du es unbedingt haben wolltest. Liebe es, auch wenn du manchmal nicht verstehen wirst, warum du es erworben hast oder warum du es so sehr wolltest. Liebe es, weil es tief im Inneren das ist, was du willst, aber du Angst davor hast, dich an etwas so sehr zu binden, das du gerade bekommen hast.

Wenn du etwas Gutes hast, bewundere es, versuche nicht, es zu verlieren, weil du denkst, dass du etwas so Gutes nicht verdienst.

Wenn man etwas Gutes hat, dann muss man es auch verstehen.

Versteh einfach wer es vor dir besaß, in welchen Häusern es wohnte, bevor es deines fand und ob es gut versorgt oder unbeaufsichtigt in einem dunklen Raum zurückgelassen wurde. Verstehe den Hintergrund der ganzen Geschichte, kenne die Details, wie sie entstanden ist, wie es zum Leben erwachte und welchen Druck es ausüben musste, um so gut auszusehen.

Tauche tiefer in die Dinge und die vielen Geheimnisse ein, die es so besonders machen und versuche dann zu verstehen, warum diese Person die beste Wahl überhaupt für dich ist. Warum du sicher in ihren Händen liegst. Wenn du etwas Gutes hast, fürchte dich nicht davor, wie wertvoll es ist – weil wertvolle Dinge immer kostbare Häuser finden.

Wenn du etwas Gutes hast, such nicht nach etwas Besserem.

Wenn du die richtige Sache hast, schaue nicht auf die Konkurrenz, schaue nicht auf die billigeren gefälschten Versionen, schaue nicht auf die neuen Modelle oder die verschiedenen Farben und vergesse nicht, warum du es so sehr geliebt hast, als du von all den neuen Dingen abgelenkt warst.

Wenn du immer auf der Suche nach etwas Besserem bist, wirst du nie wissen, was du hast. Wenn du immer auf der Suche nach etwas Besserem bist, wirst du vielleicht nicht erkennen, dass das, was du schon hast, schon das Beste ist.

Es ist alles andere als selten – das „vielleicht-kommt-noch-etwas-Besseres“-Syndrom. Es geistert durch die Köpfe unabhängiger junger Frauen und zerstört still und heimlich Liebeleien, die das Potential gehabt hätten, zu wunderbaren Beziehungen zu werden.

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Dabei macht es oft überhaupt keinen Sinn, auf „etwas Besseres“ zu warten, denn meist ist der Grund des krampfhaften Suchens nach dem perfekten Partner nicht, dass der momentane nicht gut genug ist – oft liegt es einfach an uns selbst.

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Ja, richtig gelesen. Deshalb haben wir 6 Tipps für euch, die helfen, die Sache Liebe realistischer anzugehen und sich die Illusion des „perfekten“ Mannes ganz schnell auszutreiben.

So wirst du das „Vielleicht-kommt-noch-etwas-Besseres“-Syndrom los:

1. Relativieren und Oberflächlichkeiten vergessen.
Du glaubst, es kommt optisch noch etwas Besseres? Dann solltest du eventuell mal darüber nachdenken, ob du eher bereit bist, Jahre deines Lebens mit einer sexy Weichbirne zu verbringen – oder vielleicht doch besser den nicht 100% deinem Geschmack entsprechenden, dafür aber liebenswerten, süßen und intelligenten Menschen wählen solltest.

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2. Der Sache auf den Grund gehen.
Lässt du dich immer wieder auf Männer ein, die nicht gut genug für dich sind? Oder bildest du dir nur ein, dass sie nicht gut genug sind? Bist du krampfhaft auf der Suche nach Fehlern, oder hast du mit deinen Lovern einfach oft Pech? Diese und ähnliche Fragen können helfen, herauszufinden, ob du an einer chronischen Fehlersucheritis leidest, oder einfach wirklich noch nicht den Richtigen gefunden hast.

3. „Perfekt gibt es nicht, perfekt gibt es nicht, perfekt gibt es nicht“
Ein Leitsatz, den man besser früher als später verinnerlichen sollte – denn es wird immer etwas geben, das man an seinem Partner nicht aushalten wird. Und umgekehrt.

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4. ist der Ex Schuld?
Liegt der Gedanke, dass vielleicht noch etwas Besseres kommt eventuell daran, dass du noch nicht über eine vergangene Liebe hinweg bist und jeden Mann mit deinem Ex-Schwarm vergleichst? Dann solltest du dringend daran arbeiten, diesen Geist der letzten Weihnacht aus deinem Leben zu verbannen.

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5. Chancen geben.
Bevor du deinen (nächsten) Lover vorschnell in den Wind schießt, bemühe dich, ihm eine ehrliche Chance zu geben. Vielleicht verschwindet das Gefühl dann ja ganz von selbst. Wenn nicht, kannst du zumindest sagen, dass du es wirklich versucht hast.

6. Pause machen.
Wenn du einen Mann nach dem anderen in dein Leben lässt und immer wieder merkst, dass du nach kurzer Zeit unzufrieden wirst, solltest du vielleicht überlegen, eine kleine Dating-Pause einzulegen und dich eine Weile ganz in Ruhe auf dich selbst und deine Wünsche und Vorstellungen zu konzentrieren.

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