Co2 ausstoß deutschland vergleich

Klimaschutz ist ein Thema, das derzeit viel diskutiert wird. Und immer wieder behaupten Menschen, dass es eigentlich nichts bringen würde, wenn Deutschland sich zu Klimaschutz und der Reduktion vor allem des Treibhausgases CO2 verpflichtet.

Denn die Emissionen, die in Deutschland entstehen, seien auf einer globalen Skala so gering, dass es eigentlich keinen Unterschied mache – so die Argumentation. Andere Länder würden deutlich mehr Treibhausgase ausstoßen und müssten daher auch als Erste etwas tun.

Ja, es stimmt: Global gesehen machen die CO2-Emissionen in Deutschland nur rund 2,5 Prozent aus – das klingt erst mal vergleichsweise wenig. Nimmt man aber die 27 EU-Staaten zusammen, wären sie bei den Gesamtemissionen weltweit auf Platz 3 hinter China und den USA.

Im neuen Klimaschutzgesetz will die Bundesregierung neue Ziele für die CO2-Reduktion festsetzen. Und auch auf der internationalen Bühne – etwa bei Klimakonferenzen – ist das Thema immer wieder präsent.

Schauen wir uns aber den Pro-Kopf-Ausstoß an, sieht es noch ein wenig anders aus. Jeder von uns ist jährlich für rund 9,7 Tonnen CO2 verantwortlich. Das ist noch circa doppelt so viel wie der aktuelle weltweite Durchschnitt von rund 4,8 Tonnen pro Kopf und Jahr.

CO2-Rechner für Auto, Flugzeug und Co

Deutschland hat außerdem durchaus eine Verantwortung beim Thema Klimaschutz. Als große Volkswirtschaft hat Deutschland seit der Industrialisierung zu fast fünf Prozent zur globalen Erderwärmung beigetragen, darauf weist das Bundesumweltministerium hin. Als stärkste Volkswirtschaft in Europa und als eine der stärksten Volkswirtschaften weltweit hat Deutschland demnach eine Verantwortung – auch anderen Ländern gegenüber.

Es gehe dabei auch um eine „Klimagerechtigkeit“: Die Verursacher der Klimakrise seien ökonomisch entwickelte Staaten, deren Wirtschaft auf Kohlenstoff (und dessen Verbrennung) basiert. „Die Opfer sind dagegen oft besonders vulnerable Personen in ärmeren Ländern“, erklärt Angela Kallhoff, Professorin für Ethik an der Universität Wien. Daher seien besonders die reichen Länder aufgefordert, einen Beitrag zu leisten.

„Durch die aktuelle Praxis der Treibhausgasemissionen schädigen wir nicht nur uns selbst, sondern nach allen seriösen Prognosen vor allem künftige Menschen und unter ihnen besonders Menschen in armen Ländern“, sagt auch der Moralphilosoph Christoph Lumer von der Universität Siena. Philosophen weisen auch darauf hin: Wenn die Handlungen vieler einen Unterschied machen können, so muss das auch für Einzelhandlungen oder die Handlungen weniger gelten.

Es kommt auf die Summe vieler kleiner Teile an

Zwar sind China, die USA und Indien für rund 50 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Dabei darf man aber nicht vergessen: Alle Länder, die so viel CO2 wie Deutschland ausstoßen oder weniger, machen insgesamt ebenfalls fast die Hälfte der CO2-Emissionen aus. Wenn jedes „kleine“ Land also etwas unternimmt, kann das auch in der Masse wirken.

Andersrum: Wenn alle Länder, die weniger CO2 ausstoßen als Deutschland, auch mit dem Argument kommen würden, dass ihr Anteil am CO2-Ausstoß doch so gering sei, wäre das für den Klimaschutz fatal. Die Hälfte der weltweiten CO2-Emissionen bliebe dann unverändert.

Es ist richtig, dass die Treibhausgasemissionen in den USA, China und Indien sinken müssen. In allen anderen Ländern aber auch.

Zwar sinkt der CO2-Ausstoß in Deutschland, weltweit aber steigt er immer noch an, wie man in dieser Grafik sehen kann:

Co2 ausstoß deutschland vergleich

Neue Daten zeigen zwar, dass die Emissionen im coronabedingten Pandemiejahr gesunken sind. Die Prognosen deuten aber darauf hin, dass sich das Emissionsniveau wieder erholen wird.

Die Emissionen steigen auch, weil viele weniger entwickelte und weniger industrialisierte Länder Nachholbedarf haben. Daher ist es besonders wichtig, dass die wirtschaftlich starken Länder wie Deutschland eine Vorbildfunktion einnehmen.

Deutschland nimmt als große Volkswirtschaft durchaus eine Vorreiterrolle ein, daher ist das Land einflussreicher, als der weltweite Anteil an den Treibhausgasemissionen vermuten lässt.

China beispielsweise liegt zwar – wegen der hohen Einwohnerzahlen – bei den Gesamtemissionen an erster Stelle. Pro Kopf emittieren die Chinesen bisher aber „nur“ 7,7 Tonnen/Jahr und liegen damit hinter Deutschland. Wenn Deutschland als Klimaschutzvorreiter voranginge, könnten Länder wie China nachziehen und ebenfalls beispielsweise klimafreundliche Technologien implementieren.

Deutschland hat sich längst verpflichtet

Deutschland hat sich mit der Unterzeichnung des Pariser Klimaschutzabkommens dazu verpflichtet, die Emissionen von Treibhausgasen deutlich zu senken: Bis 2030 müssen die Emissionen laut Klimaschutzplan um mindestens 55 Prozent zurückgehen im Vergleich zum Jahr 1990 um mindestens 55 Prozent zurückgehen.

2020 hat Deutschland sein Klimaziel sogar erreicht: Im Vergleich zu 1990 sanken die Emissionen 2020 um 40,8 Prozent. Fortschritte gebe es laut Umweltbundesamt (UBA) in allen Bereichen, besonders in der Energiewirtschaft. Die Daten zeigen aber auch: Gut ein Drittel der Minderungen lassen sich auf die Folgen der Corona-Pandemie zurückzuführen, vor allem im Verkehrs- und Energiebereich. Ohne die Corona-Lockdowns mit den Einschränkungen bei Produktion und Mobilität hätte Deutschland sein Klimaziel für 2020 verfehlt, schreibt das UBA weiter.

Hinzu kommt: Der Rückgang der Emissionen durch die weltweiten Covid-19-Lockdowns war sowohl vom Ausmaß als auch von der Dauer her zu gering, um einen signifikanten Einfluss auf das globale Klima zu haben – schätzen Fachleute. Zu dem Ergebnis kommen auch andere Studien.

Nichtstun wird teuer

Das heißt also: Deutschland kann sich nicht auf dem kurzfristigen Emissionsrückgang ausruhen. Ob sich der Trend fortsetzt, muss sich erst zeigen. Klar ist: Werden die Ziele nicht erreicht, kann es teuer werden. Der Klimaexperte Ottmar Edenhofer warnt, dass Strafzahlungen in Höhe von „drei bis sechs Milliarden Euro“ fällig werden könnten in den kommenden Jahren.

Und Klimaschutz bringt auch was für Deutschland: Mehr als eine Million Arbeitsplätze fallen in die Kategorie „Klimaschutz“, rechnet das Bundesumweltministerium vor.

Autorin: Annika Franck

  • Welke, Mareike et al.: Klimaschutz in Zahlen: Fakten, Trends und Impulse deutscher Klimapolitik (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU), (2018) (PDF)
  • Global Carbon Atlas (Global Carbon Project)
  • Historical GHG Emissions (Climate Watch)
  • „Die CO2-Emissionen des Menschen sind winzig“ (klimafakten.de)
  • CO2-emissons from fuel combustion (International Energy Agency, 2018) (PDF)
  • The state of the Global Climate in 2018 (World Meteorological Organization (WMO))
  • Klimabilanz 2018: 4,5 Prozent weniger Treibhausgasemissionen (Umweltbundesamt)
  • G20 für rund 80 % der globalen CO2-Emissionen verantwortlich (Statistisches Bundesamt)
  • Fossil CO2 emissions of all world countries, 2018 report (Emissions Database for Global Atmospheric Research (EDGAR))
  • Gross domestic product (GDP) (OECD)
  • Umweltbundesamt (2021). Treibhausgasemissionen sinken 2020 um 8,7 Prozent.