Wie lang war die längste nachspielzeit in der bundesliga

Sepp Herberger, Ikone, Legende, Filigran. Mit seinen Fußballweisheiten lieferte er Zitate für die Ewigkeit, doch hatte Herberger nicht immer ganz recht. Sein unvergessener Satz „Der Ball ist rund und ein Spiel dauert 90 Minuten“ war zu seiner Zeit schon falsch und stimmt auch heute noch nicht. Der Grund…die gute Nachspielzeit, Diskussionsthema für Spieler, Trainer, Stadien, Kneipen und Stammtische. Ob eine Minute, oder fünf, oder alles dazwischen führt zu verschiedenen Meinungen und viel Streitpotential. Doch gibt es denn offiziell eine Grenze der Nachspielzeit? Obwohl ich aus meiner Sicht, noch nie eine längere als 5 Minuten erlebt habe und ich damit wohl nicht alleine bin, gibt es diese Grenze im Regelwerk nicht. Was war also die längste Zeit die je nachgespielt wurde?

Im Profifußball wurde die längste Nachspielzeit in Südamerika gespielt. 1994 trafen in der WM-Endrunde die Nationalteams von Bolivien und Südkorea in der Gruppenphase aufeinander. Der schottische Schiedsrichter Leslie Mottram ließ nach der regulären Spielzeit unfassbare 13 Minuten nachspielen.

Doch es geht noch länger. Im Amateurfußball findet sich noch ein paar Minuten mehr. Im Amateurspiel zwischen Dostlukspor Bottrop und dem BW Wesel (Bezirksliga) lies der Schiedsrichter wegen schweren unfairen Verhaltens während des Spiels satte 28 Minuten nachspielen! Das ist mehr als die Hälfte einer Halbzeit.

Wie bereits gesagt, gibt es für die Nachspielzeit keine offizielle Grenze. Die Entscheidung wie lange nachgespielt wird, liegt allein beim Schiedsrichter. Rein theoretisch besteht also die Möglichkeit, dass noch längere Nachspielzeiten gespielt wurden, diese jedoch nicht bekannt sind. Es steht uns vielleicht noch einiges Kurioses bevor...

Lange Fußballspiele hat es in der Historie schon einige gegeben. In die Geschichte eingegangen ist unter anderem das erste Endspiel um die Deutsche Meisterschaft 1922, welches nach 189 Spielminuten wegen Dunkelheit abgebrochen werden musste. Deutlich länger duellierten sich im Sommer dieses Jahres zwei Teams, die den Weltrekord im Dauerfußball knacken wollten. Tja und dann gibt es noch ein Spiel, das zwar seit Jahren abgepfiffen ist, doch der Liveticker rennt und rennt und rennt ...

Als die längste Fußballpartie im offiziellen Spielbetrieb gilt in Deutschland das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft 1922 zwischen dem Hamburger SV und dem 1. FC Nürnberg. Dieses fand am 18. Juni 1922 im Berliner Grunewaldstadion vor immerhin 30.000 Zuschauern statt. Beide Teams schenkten sich laut den Überlieferungen nichts.

„19 Mal trugen Sanitäter verletzte oder entkräftete Spieler vom Platz, vier bis fünf Zähne blieben auf dem Rasen“, beginnt ein Artikel zu diesem Spiel auf spox.com. Dort ist auch nachzulesen, dass Schiedsrichter Peco Bauwens – der übrigens von 1950 bis 1962 DFB-Präsident war – die Akteure nach der zehnten (!) Verletzungsunterbrechung auffordern musste, „sich des Fair-Play-Gedankens zu besinnen.“

Nach regulärer Spielzeit war noch keine Entscheidung gefallen, es stand 2:2 unentschieden. Also gab es Verlängerung. Und da einfach kein weiteres Tor fallen wollte und das Elfmeterschießen noch nicht erfunden war, gab es ganz viel Verlängerung. Als es schließlich schon dunkel geworden war, beendete Schiri Bauwens – der zwischendrin selbst bereits mit Wadenkrämpfen zu Boden gegangen war – das fußballerische Treiben. Zu diesem Zeitpunkt waren 189 Minuten gespielt! Es musste also ein Wiederholungsspiel her.

Diese 189 Minuten können ein paar wagemutige Fußballfreunde nur belächeln. Denn am 29. Mai 2019 begannen die Sportfreunde Winterbach und der „Thank God it’s Friday – Event Club“ damit, den Weltrekord im Dauerfußball zu knacken. Die Winterbacher kicken normalerweise im Saarland in der Kreisliga, der Event-Club hingegen ist ein Zusammenschluss, der bei allen möglichen Events mitmischt.

Das Spiel dauerte eine ganze Woche! Das sind sieben Tage, also 168 Stunden, also 10.080 Minuten! Und auch hier war vom Ergebnis her keine Entscheidung gefallen. Der Endstand lautete 1.802:1.802. Als bester Torschütze zeichnete sich Heiko Ficht aus, der 306 mal (!) traf. Und natürlich ging diese Megapartie auch nicht spurlos an den Akteuren vorbei – es waren unter anderem zwei Bänderrisse zu beklagen.

Für den Guiness-Weltrekord allerdings waren die Spieler bereit, alles zu geben: „Ein verletzter Eventclub-Spieler wurde am Ende sogar mit Krücken noch einmal eingewechselt.“, schrieb fussball.de in seinem Spielbericht zu diesem Spektakel.

Neben diesen tatsächlichen sportlichen Extremleistungen gibt es da noch eine Partie, die zwar offiziell längst beendet ist, aber deren Liveticker bei fussball.de seit viereinhalb Jahren unaufhörlich weiterläuft. Aktuell zeigt dieser Ticker daher eine Spielzeit von über 2,39 Millionen Minuten an!

Das Spiel, um das es hier geht, ist die Oberliga-Partie FC Rot-Weiß Erfurt II gegen den 1. FC Lok Leipzig, die am 14. Juni 2015 im Erfurter Steigerwaldstadion ausgetragen worden war. Und es war wirklich kein Fußballereignis, an das sich der Fußballfreund gern erinnert. Denn die Partie wurde wegen massiver Ausschreitungen seitens der Lok-Hooligans in der 78. Minute abgebrochen.

Zu diesem Zeitpunkt führte Erfurt bereits mit 2:0 und Lok-Kicker Djamal Ziane hatte gerade die Rote Karte gesehen. Der Traum vom Aufstieg war für die Leipziger – die unbedingt gewinnen mussten, um überhaupt die Relegation zu erreichen – damit ganz offensichtlich geplatzt.

Es rauschte hinterher gehörig im Blätterwald und war in der Öffentlichkeit noch lange Gesprächsthema. Abgeschlossen ist dieses dunkle Kapitel bis heute nicht wirklich, denn die juristische Aufarbeitung dauert immer noch an. In der Ausgabe 73 der LEIPZIGER ZEITUNG (LZ) wird der aktuelle Stand ausführlich beschrieben. So gesehen ergibt der scheinbar nicht enden wollende Liveticker sogar einen symbolischen Sinn, denn der Schaden, den eine solche Randale nicht zuletzt für das Image der betroffenen Vereine verursacht, ist oft über Jahre spürbar.

Die Justiz und der Leipziger Fußball: Drei Beispiele der Aufarbeitung

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Wer genau hinhört, der merkt schnell, dass es den Beteiligten in Hamburg in erster Linie um den Spaß und den guten Zweck geht. Mithilfe des Verkaufs von Getränken und bissfester Verköstigung sammeln sie Geld für Flüchtlinge. Ein hehres Anliegen mit einigen Nebengeräuschen, denn Spieler vom VfL Wallhalben beschweren sich später über die sanitäre Anlage sowie die einseitige Verpflegung.

Fußball ist mehr als ein Sport, Fußball ist Dramatik, Lebenseinstellung aber auch eine Ansammlung von höchst nüchternen Fakten - die dennoch nicht einer gewaltigen Leidenschaft entbehren.

Wird in den Nachrichten der FC-Bayern erwähnt, kommen die Journalisten selten ohne das Attribut "Rekordmeister" aus. Das letzte Zwischenrundenspiel der WM 1974 wird auch heute noch episch als "Wasserschlacht" bezeichnet. Und wenn es um Spieler geht, sind Titulierungen wie "Titan", "Gott", und andere Rückgriffe auf Sagen- und Mythengestalten gängige Praxis.

Schon diese Beispiele zeigen eine erstaunliche Kombination: Normalerweise sind Ansammlungen von Zahlen, wie sie in den meisten Sportarten vorkommen, nüchterne Zusammenstellungen. Kombiniert man sie jedoch mit der Leidenschaft, die die zweifellos beliebteste Sportart der Welt in den Herzen von Millionen Fans entfacht, werden diese ach-so-nüchternen Spielstände und Torzahlen jedoch zu realen Sagen, wahrgewordenen Märchen, friedlichen Schlachtenrückblicken. Fußball ist die einzigartige Verbindung von Statistik und Leidenschaft - und hat als solche eine Menge Daten hervorgebracht, von denen der folgende Artikel berichten will.

Für Scharfschützen

Die Stadien sind die Tempel des Fußballsports

Scharfschützen sind ein heimtückisches Völkchen, denn sie versuchen immer, möglichst große Distanz zwischen sich und den Gegner zu bringen. Gerade beim Fußball ist solcherlei Distanz auch rekordverdächtig.

Es war der 26. September 2014. Der SC-Paderborn spielte gegen Hannover-96. Es stand 1:0 für die Aufsteiger aus Paderborn, die Nachspielzeit lief. Blende auf Moritz Stoppelkamp. Der 27jährige Mittelfeldspieler bekommt vor dem eigenen 16-Meter-Raum den Ball an die Brust und schießt, nicht mal feste, in Richtung Hannoveraner Tor. Pech, dass deren Torwart weit vor dem Kasten stand - so kullerte der Ball nach 82 Metern zum absoluten Bundesliga-Rekord in ein menschenleeres Tor.

Einer der wenigen, der noch weiter schoss, war Massimo Colomba. Der Schweizer Torhüter von Aargau traf von seinem eigenen Arbeitsplatz über 88 Meter ins St. Gallener Tor.

Für Punktezähler

Edson Arantes do Nascimento - Pelé. Der heute 75jährige Brasilianer ist nicht umsonst "der König", der auch fast 40 Jahre nach dem Ende seiner Karriere noch die Liste der wichtigsten Fußballer aller Zeiten anführt. Er ist einer dieser Männer, für die eingangs genannte Attribute wie "Fußballgott" gerade gut genug sind. Eine kleine Auswahl:

  • Er führt die Liste der Spieler, die für einen Verein die meisten Tore schossen - Pelé traf für den FC-Santos ganze 619 Mal in 638 Spielen.
  • Auch auf die gesamte Karriere umgelegt, traf kein anderer so oft: 1279 Treffer (nach anderen Rechnungen 1281 oder 1283) in 1363 Spielen zeugen mit einem Torverhältnis von 0,9383 davon, warum Pelé so ein Gigant ist.
  • Er ist der einzige Nationalspieler, der dreimal Weltmeister wurde - 1958, 1962 und 1970.
  • Pelé führt die Liste der meisten Hattricks (drei oder mehr Tore in einem Spiel) - mit 92 Stück. In sechs Spielen traf er sogar fünfmal.
  • 1958 wurde er jüngster Torschütze eines WM-Finales - er traf beim Spiel gegen Schweden gar zweimal.

Wie wichtig Pelé abseits der leidenschaftlichen Zahlen war, wird vielleicht an einer anderen Liste sichtbar: Das renommierte TIME-Magazin wählte ihn - als einzigen Fußballer - in seine Liste der wichtigsten Menschen des 20. Jahrhunderts.

Für Schwarz-Rot-Gold

In Deutschland gilt der Fußball als Volkssport

Deutschland einig´ Fußballland - das zeigt sich alle zwei Jahre bei WM und EM und an sämtlichen Bundesligawochenenden. Doch ganz besonders unsere Nationalelf ist ein echter Quell der Rekorde und als solche auch mehrfach im Guinnes-Buch zu finden:

  • Rekord für das schnellste Tor eines Länderspiels durch Lukas Podolski 2013 gegen Ecuador nach nur neun Sekunden.
  • Bis zum aktuellen Titel 2014 zog die deutsche Nationalelf achtmal in ein WM-Finale ein.
  • Deutschland schoss bei allen Weltmeisterschaften insgesamt 223 Tore, ebenfalls Rekord
  • An der Spitze der ewigen Bestenliste der WM-Torschützen steht Miroslav Klose mit 16 Treffern.
  • Mit dem 7:1 im Halbfinale 2014 fügte Deutschland einem WM-Gastgeber die höchste Niederlage bei.
  • Während dieses Spiels wurde Toni Kroos unsterblich. Mit zwei Toren im Abstand von 69 Sekunden hält er nun den Titel des kürzesten Abstands von zwei Toren eines Schützen in einem WM-Spiel.

Übrigens führt Deutschland auch noch in einem weiteren Punkt: Lothar Matthäus gilt nach wie vor als der Nationalspieler mit den meisten WM-Einsätzen: 25 Mal stand er bei fünf Weltmeisterschaften auf dem Platz. Übrigens: Bei der Anzahl der WM-Teilnahmen steht "Loddar" ebenfalls ganz oben, muss sich den Platz auf dem Siegertreppchen nur mit dem Mexikaner Antinio Carbajal teilen, der zwischen 1950 und 1966 bei jeder WM dabei war.

Und die Deutschen sind auch noch für einen weiteren Weltrekord verantwortlich. Zwar führt Pelé die Hattrick-Liste an, den schnellsten machte jedoch Robert Lewandowski, der für seinen Arbeitgeber Wolfsburg binnen drei Minuten und 22 Sekunden drei Treffer erzielte.

Fürs Kuriositätenkabinett

Pfeife und Ball gehören zu diesem Sport einfach dazu

Tore, Einsätze, Spielzeiten - das sind die Zahlen, für die sich die meisten Fußballfans interessieren. Dabei gibt es aber auch noch eine ganze Menge anderer Rekorde, die zwar weniger zur Legendenbildung beitrugen, aber auch zeigen, dass Schmunzeln erlaubt ist:

  • Das längste Fußballspiel aller Zeiten fand 2010 zwischen den Cotswold-Allstars und dem FC-Cambray statt - das Benefizspiel dauerte 35 Stunden, es fielen 626 Tore (333:293) und es wurden 35000 Euro für den guten Zweck eingenommen.
  • Die längste Nachspielzeit fand in der deutschen Bezirksliga statt: 13 Minuten nach der ersten und 15 Minuten nach der zweiten Halbzeit ließ der Schiri ein Match zwischen Dostlukspor Bottrop und dem BW-Wesel nachspielen - seiner Meinung nach hatten beide Mannschaften zu sehr auf Zeit gespielt.
  • Archie Thompson ist Stürmer der Australischen Nationalelf. 2001 traf er bei seinem dritten Länderspiel überhaupt satte 13 Mal gegen das Team von Amerikanisch-Samoa - das Spiel ging übrigens 31:0 aus.
  • Einen Rekord wie ihn William Henry Foulke aufstellte, wäre heute nicht mehr möglich: Der Engländer war Fußballtorhüter um die Jahrhundertwende - zu einer Zeit, in der dieser Spieler noch gerempelt, getackelt und geschubst werden durfte. Das verhinderte "Fatty" Foulke durch sein Körpergewicht, das zu Glanzzeiten 165 Kilo bei 190cm Körpergröße betrug.
  • Die meisten Eigentore schoss der madagassische Stade Olympique l'Emyrne- aus Absicht: 149 Mal traf das Team bei einem Spiel 2001 den eigenen Kasten. Grund war Protest gegen die Schiedsrichterentscheidung des vorherigen Matches, bei dem ein Elfmeter Stade Olympique um die Meisterschaft gebracht hatte.
  • ½:0 - so ging in den 1940ern ein Spiel in Brasilien aus: Bei einem Elfmeterschuss platze der Ball während und zerlegte sich in Blase und Hülle. Erstere landete im Kasten, letztere daneben - der Schiri befand, das wäre ein halber Treffer und sorgte so für den auch heute noch gültigen "Sieg mit den wenigsten Toren".

Für Rotsichtige

Die Rote Karte ist das härteste Instrument der Schiedsrichter

Kopfstöße, Tritte, grobe Fouls: Fußball ist oft genug Anlass für übertriebene Gewalt. Meistens wird sie vom Schiedsrichter gnadenlos geahndet, oft aber auch nicht. Und so kamen so manche "Karrieren" erst zustande:

Andoni Goikoetxea Olaskoaga war in den 80ern Verteidiger bei Athletic Bilbao in Spanien - eine brutale Zeit im internationalen Fußball. Goicoecha, Spitzname "Der Schlächter von Bilbao", machte da keine Ausnahme: Bei einem Spiel gegen den FC-Barcelona (das hernach den Namen "Baskische Inquisition" bekam) verursachte Goikoetxea die vielleicht brutalste Blutgrätsche aller Zeiten, als er Diego Maradona gnadenlos foulte. Die spätere "Hand Gottes" war anschließend für vier Monate nicht einsatzfähig. Kein Wunder, das Foul hatte ihm Wadenbein und Fußgelenk gebrochen sowie das Außenband abgerissen. Goikoetxea kam mit Gelb davon.

Vinnie Jones kennt man heute als Vorzeige-Raubein diverser Filmproduktionen. In den 80ern war der Brite jedoch Fußballprofi. Unter dem Kriegsnamen "Die Axt" zog er als defensiver Mittelfeldspieler eine Blutspur durch diverse Vereine. Ein "Rekord" gilt auch heute noch: Die schnellste gelbe Karte - nach drei Sekunden Spielzeit. Dass Jones bei einem Benefizspiel mal ein Kind mit voller Absicht umgrätschte, verwundert da ebenso wenig, wie das berühmt gewordene Bild, bei dem er dem Gegenspieler Paul Gascoine die Hoden mit einem beherzten Griff quetscht.

Lee Todd ist walisischer Amateur. Zwar kein herausragender Brutalo, aber dennoch Empfänger der schnellsten roten Karte der bekannten Fußballwelt: 2000 stand er neben dem Schiri, als dieser anpfiff. Todd kommentierte die Lautstärke mit "F*ck me, that was loud" und durfte nach zwei Sekunden wegen Fluchens vom Platz.

Damien Rubino ist ein typischer Unterklasse-Schiedsrichter, der in Argentiniens fünfter Liga pfeift. 2011 gab er bei einem Spiel zwischen CA-Claypole und Victoriano Arenas eine Gelb-Rote. Einige Spieler begannen rumzumeckern - bis hierhin ein normales Match. Allerdings artete alles ein wenig aus: Es bildeten sich Grüppchen, die den Schiri umringten, auch die Ersatzspieler und Trainer stehen auf einmal auf dem Platz. Fans laufen auf dem Rasen, es fallen ein paar Backpfeifen. Und dann packt Rubino aus - ganze 36 Mal zückt er Rot, bis keiner mehr auf dem Platz steht und das Spiel abgebrochen wird.

Ricky Broadley, Stürmer in Wales, schaffte etwas, das keinem anderen Spieler "vergönnt" war: Er bekam vier rote Karten - in einem Spiel wohlgemerkt: 2010 trat der Stürmer bei einer Rangelei einem Gegenspieler extrem unsportlich gegen den Kopf - und bekam Rot Nummer 1. Wutentbrannt kippte Broadley dem Schiri Wasser über - Rot Nummer 2. Als ihn seine Mitspieler dann endlich an den Spielfeldrand bugsiert hatten, übergoss Ricky Broadley den Unparteiischen mit einer Kaskade an Beleidigungen - Rot Nummer 3. Und als der Schiedsrichter nach dem Match ins Vereinsheim kam, hatte Broadley nichts Besseres zu tun, als ihm Prügel anzudrohen - Rot Nummer 4 und als Dreingabe eine zweijährige Sperre.