Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen Kindergottesdienst

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Gemeinde mit Kindern, Gemeinde für Kinder!

 

Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen Kindergottesdienst

Jeweils am dritten Sonntag im Monat findet parallel zum Erwachsenengottesdienst um 10:00 Uhr unser Kindergottesdienst in der Pfarrgasse 7 (gegenüber der Kirche) statt. Alle Kinder von 3 bis 12 Jahren sind herzlich eingeladen, mit ihren Eltern, Großeltern, Nachbarn zum Gottesdienst zu kommen und nach gemeinsamem Start in der Morizkirche zum Kindergottesdienst  in die Tenne zu gehen. Es werden biblische geschichten erzählt, gesungen, gebetet, gebastelt, gespielt.
Wir freuen uns auf Euer Kommen.

Während der Coronaeinschränkungen gilt bei uns für Erwachsene 2G. Die Kinder werden in Kindergarten und Schule regelmäßig getestet. Das Team entscheidet jeweils aufgrund der aktuellen Lage, ob Kindergottesdienst gefeiert wird oder ein Kindersonntagsbrief per mail verschickt wird.

Wenn Du unseren Kindersonntagsbrief erhalten möchtest, dann wende Dich bitte an unsere Pfarrerin unter oder lasse ihn von deinen Eltern ausdrucken. Siehe unten bei Datei.

Liebe Grüße

Euer KIndergottesdienstteam

Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen Kindergottesdienst

Neue Mitstreiter*innen für das Kindergottesdienst-Team werden gern willkommen geheißen!

Weitere Auskünfte bei Pfarrerin Martina Schwarz - Wohlleben

Tel.: 871424 

E-Mail:


zur Startseite: www.derKindergottesdienst.de


Bibeltext: Mt 15,21-28; Mk 7,24-30

Lehre: Vertraue auf Jesus!


Bibelvers: Johannes 6,37b (Luth): Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinaus stoßen.


Petrus und die anderen Jünger waren froh. Endlich hatten sie etwas Ruhe. Sie waren mit Jesus unterwegs und das war nicht immer leicht. Ständig waren Leute bei ihnen, die Jesus hören wollten oder die geheilt werden wollten. Manchmal gab es auch Streit mit den Pharisäern. Und jetzt wollte Jesus mal ein paar Tage Ruhe haben. Überall in Israel war er bekannt. Und deshalb gingen sie aus Israel raus in das Gebiet der Städte Tyrus und Sidon. Hier hatten sie endlich mal Ruhe. Niemand wusste, wo sie waren und Jesus und seine Jünger konnten sich ausruhen. Sie gingen in ein Haus, wo sie ein paar Tage bleiben konnten, und genossen die Ruhe.


„Herr, du Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir!“, hörten sie plötzlich ein Rufen. Eine Frau kam zu ihnen. Selbst hier hatte sich herumgesprochen, wo Jesus war. Petrus stöhnte. „Bekam man denn nie Ruhe? Warum musste die Frau jetzt gerade kommen. Gerade jetzt, wo sie sich doch ausruhen. Hoffentlich hilft Jesus ihr ganz schnell und schickt sie wieder weg, damit wir unsere Ruhe haben.“ So dachte Petrus und wartete darauf, dass Jesus sich um die Frau kümmerte.


Aber Jesus ignorierte sie ganz. „Bitte, meine Tochter hat einen bösen Geist und leidet, bitte hilf ihr!“ rief die Frau immer wieder. Sie war eine Griechin, also keine Jüdin. Aber trotzdem hatte sie von Jesus gehört. Sie hatte gehört, dass Jesus umherzog und von Gott erzählte. Und sie hatte gehört, dass Jesus Kranke gesund gemacht hat. Ihre Tochter wurde schon lange von einem bösen Geist geplagt. Immer wieder bekam sie schreckliche Anfälle. Dann schrie sie auf und es war so, dass man gar nicht mehr vernünftig mit ihr reden konnte. Manchmal lief sie umher, ohne darauf zu achten, wohin. Dann stolperte sie oder tat sich weh. Ihre Mutter konnte ihr nicht helfen. Es war schrecklich. Immer wieder war die Frau mit ihrer Tochter zu Ärzten gegangen. Aber kein Arzt konnte ihr helfen.


Die Frau hatte schon jede Hoffnung aufgegeben. Aber dann erzählte ihr eine Nachbarin die Neuigkeit. „Hast du gehört. Jesus ist aus Israel zu uns gekommen. Das ist doch der Wanderprediger, der auch Kranke heilen kann“. Die Frau bekam neue Hoffnung. „Wenn Jesus hier ist, dann kann er mir doch helfen. Ich glaube an ihn und vertraue ihm. Jesus ist meine letzte Rettung.“ Schnell hatte sie sich auf den Weg zu Jesus gemacht. Das Vertrauen der Frau war groß. Sie wusste: Jesus wird mir helfen. Jesus schickt niemanden weg. Jesus schickt auch dich nicht weg, wenn du zu ihm kommst. Du kannst Jesus vertrauen. Wenn du Sorgen hast, dann sage sie Jesus, er wird dir helfen. Es lohnt sich, ihm zu vertrauen.


So stand die Frau vor Jesus. Aber Jesus ignorierte sie. Die Frau überlegte: „Soll ich wieder umkehren? Aber nein, er muss mir doch helfen. Ich weiß, dass er mir helfen kann.“ Also blieb sie und bat Jesus immer wieder um Hilfe. Die Jünger waren genervt. „Wann hört sie endlich auf damit!“, dachte sie sich. „Jesus“, baten sie Jesus, „tu doch etwas. Die Frau schreit hier so rum. Kümmere dich um sie und dann schick sie weg. Sie stört uns.“ Das war schon komisch, dass Jesus sich nicht um die Frau kümmerte. Sonst hat er doch allen Menschen geholfen. Aber Jesus wollte der Frau und auch den Jüngern etwas Wichtiges erklären. „Mein Auftrag ist es, dass ich mich zuerst einmal um die Israeliten kümmere, dem Volk Gottes. Zu ihnen hat mich Gott gesandt.“


Die Frau hörte zu. Sie wusste ja, dass sie eine Heidin war. Sie gehörte nicht zu den Israeliten. Aber trotzdem vertraute sie darauf, dass Jesus ihr helfen würde. Sie fiel vor Jesus nieder. „Bitte, Herr, hilf mir!“, bat sie ihn. Endlich reagierte Jesus auf die Frau: „Ist es richtig, dass man den eigenen Kindern das Brot wegnimmt und es den Hunden gibt?“ fragte er. Die Frau verstand sofort, was Jesus meinte. Die Israeliten sprachen manchmal von den Heiden als Hunden. Aber die Frau wollte ja gar nicht, dass Jesus sich nicht um die Israeliten kümmerte. Doch sie vertraute darauf, dass Jesus auch für sie da war, auch für die Heiden die nicht zum Volk Gottes gehörten, und dass er auch ihr und ihrer kranken Tochter helfen konnte.


Deshalb blieb sie vor Jesus stehen und bat weiter: „Ja, Herr, du hast Recht. Niemand nimmt den eigenen Kindern das Brot weg und gibt es den Hunden zu fressen. Aber wenn alle am Tisch sitzen und essen, dann fällt immer wieder etwas Essen auf den Boden. Und das dürfen dann die Hunde fressen.“


Die Frau ließ sich nicht abweisen. Weder von den Jüngern noch von dem, was Jesus selbst sagte. Sie wusste: Jesus wird mir helfen, denn Jesus hat noch nie jemanden weggeschickt. Sie vertraute Jesus. Wie stark ist dein Vertrauen in Jesus? Glaubst du, dass er dir helfen kann, auch wenn er es aus irgendeinem Grund nicht sofort tut? Wenn du Jesus um Hilfe bittest, wird er dir helfen. Vielleicht dauert es etwas, bis du seine Hilfe siehst und vielleicht sieht die Hilfe anders aus, als du erwartet hast, aber er wird dir helfen. Dein Vertrauen lohnt sich.


Davon war auch die Frau überzeugt. Erwartungsvoll schaute sie Jesus an. Auch die Jünger warteten ab, was jetzt geschehen würde. Und Jesus staunte: „Du hast einen großen Glauben. Weil du mir so sehr vertraust, werde ich deiner Tochter helfen. Es wird so geschehen, wie du gebeten hast.“ Endlich wurde die Frau gehört. Ihr Vertrauen hatte sich wirklich gelohnt. Jesus schickt niemanden weg, der zu ihm kommt.


Erleichtert ging sie aus dem Haus. Dann lief sie schnell nach Hause, um nach ihrer Tochter zu sehen. Sie fand ihre Tochter im Bett. Sofort sah sie, dass es ihrer Tochter besser ging. Der böse Geist war weg. Die Tochter war geheilt. Jesus hatte sie gesund gemacht, weil die Frau ihm vertraut hatte.


Vertraue auf Jesus, denn er wird dich nicht wegschicken, wenn du zu ihm kommst. Es lohnt sich, ihm zu vertrauen.

Tür auf für das neue Jahr! Tür auf für Wünsche und Träume. Für die Neugier und den Mut, sie umzusetzen. Wenn aber die Türen nicht aufgehen? Die Hürden höher werden, das Leben weiter gebremst bleibt in Krisen- und Pandemiezeiten? Hört ja beides nicht auf, weil sich das Kalenderjahr geändert hat. Es wäre so toll, wenn ein Neustart klappen könnte – im Job, in der Familie, in der Schule, an der Uni, in der neuen Stadt. Aber wie geht es weiter, wer geht dann mit mir weiter, wenn nichts mehr weitergeht? Angst vor Ablehnung treibt um. Nicht nur wegen der Pandemie. Wir leben in wechselvollen, widersprüchlichen Zeiten. Und da tut es gut, Orte zu finden, die mir Platz und Raum geben - und Menschen, die mich willkommen heißen. Angenommen, ich kann annehmen, dass einer die Tür für mich aufmacht, dahin, wo mir ‚nix passier`n‘ kann. Was ließe sich damit anfangen? Könnte ich damit noch einmal neu anfangen?

Statt einer kalten Schulter ein zugewandtes Wort: Wer oder was auch immer kommt, bei mir kannst du ankommen. Daraus wird nicht nur der Stoff von Freundschafts- und Liebesgeschichten. Daraus gemacht ist auch die Liebesgeschichte Gottes mit dieser Welt. Wir leben davon, angenommen zu werden, indem wir ankommen dürfen. Das ist kostbar, aber kein Luxus, sondern Lebensmittel. Vielleicht ist es darum die liebevollste Geste Jesu, wenn er die Arme ausbreitet und sagt: Bei mir findest du genug zum Leben, genug, um anzukommen. Ich bin wie ein gedeckter Tisch, wie eine Freundschaft, die nicht aufhört, ein Versprechen, das hält. Komm, wie du bist!

Davon erzählt das Neue Testament: Für Jesus macht es keinen Unterschied, für wen er da ist. Keine Zurückweisung, kein Ausschluss. Keine Barriere scheint für ihn unüberwindbar. Niemand geht verloren. Das verdichtet sich in einem einzigen biblischen Satz in der Jahreslosung.

Jesus Christus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.

Was dieser Vers aus dem Johannesevangelium sagt, ist einfach. Danach zu leben, ist weniger einfach. Gerade dann, wenn man am selben Tisch Platz nimmt, vielleicht Freude oder Arbeit und Zeit miteinander teilen möchte, aber nicht die jeweils sehr verschiedenen Ansichten und Haltungen. Dann fällt es schwer, darüber hinwegzusehen, als ob es nichts wäre. Jesus sieht nicht darüber hinweg. Er sieht genau hin.

Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.

„Niemand wird abgewiesen…“ – das bringt ins Nachdenken. Bevor Jesus das im Johannesevangelium sagt, hatte er gerade für 5000 Menschen gesorgt. Mit fünf Broten und zwei Fischen, die ihm ausgerechnet ein Kind gereicht hatte. Fünf Brote, zwei Fische – und es reichte für alle. Keiner muss leer ausgehen oder steht umsonst in irgendeiner Schlange.

Wer das vorher nicht glauben mochte, war im Nachhinein sprachlos, vielleicht auch ein bisschen beschämt wegen des eigenen Kleinglaubens. So ähnlich muss es den Freunden Jesu gegangen sein. Aber dann stiegen sie ins Boot, weil sie weiterwollten. Mitten auf dem See, es ist dunkel und das Schiff schaukelt bedrohlich, da erkennen sie Jesus, wie er sich ihnen über das Wasser nähert. Das geht nicht ohne Schrecken. Zunächst. Aber sie kentern nicht; die Panik behält nicht die Oberhand: Jesus steigt ein und sie erreichen gemeinsam ihr Ziel. Sie atmen auf; sie haben es geschafft. Durch die Nacht zum Tag.

Wie kann das sein? Magie? Solche Fragen muss sich Jesus daraufhin gefallen lassen. Erklärungen sollen her. Da wird Jesus schroff. Es geht nicht um Wunderglaube, sondern um Vertrauen und darum, sich auf ihn einzulassen. Das ist der Menschenmenge zu wenig, zu einfach. Vielleicht auch zu schwer? Die einen drehen sich um und gehen fort, andere schütteln den Kopf. Sie können sich nicht vorstellen, dass Vertrauen die Antwort ist. Schon gar nicht dann, wenn das Überleben am seidenen Faden hängt, wenn jeder Tag ein Risiko ist, jeder Schritt eine Gefahr, wenn der Boden unter den Füßen fehlt.

Jesus antwortet und tut vor allem das, was er sagt: Wo Menschen hungern, da nährt er sie, wo sie in Furcht vergehen, da steigt er mit ihnen ins Boot. Sichtbar. Nur - auf Sichtbarkeit kommt es nicht in erster Linie an. Was trägt, ist: zu vertrauen! Damit lässt sich ein gemeinsamer Weg beginnen.

Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.

Das lässt sich nicht einfach so behaupten. Das muss wachsen können. Das meint eine, die sich als evangelische Pfarrerin und Seelsorgerin für Kinder und Jugendliche voll engagiert. Julia Daser. Es ärgert sie, wenn sie hören muss, dass sich Jugendliche in der evangelischen Kirche nicht ernst genommen fühlen. Das verunsichert und ist wenig einladend. Julia Daser setzt auf einen anderen Weg.

Julia Daser:

Ich glaube, mit zum wichtigsten des Lebens gehört zu verstehen, dass ich ich bin und dass wir irgendwie miteinander klar kommen müssen..[] Ich finde es seelsorglich gesehen und auch pädagogisch gesehen unglaublich wichtig, [..]Jugendlichen [.] dabei zu helfen, sie selbst zu werden also herauszufinden, welche Werte ihnen wichtig sind, also wo sie sich auch nicht verbiegen lassen Und ich finde es genauso wichtig, das auch zu vermitteln, dass der andere Mensch da ist, der auch so geworden ist, wie er ist und dass wir da lernen müssen, miteinander umzugehen. [..] Ich glaube, es hilft bei Abweisungserfahrungen auch sehr, damit sie nicht kränkend werden, sie nicht nur auf sich selbst zu beziehen, sondern darin auch die Willensbekundung des anderen Menschen zu entdecken.

Die Grenzen zu setzen und zu kennen und darüber ins Gespräch zu kommen, das hilft dabei zusammen zu bleiben. Die Pfarrerin kommt da auf das weit verbreitete Ritual des Umarmens in Jugendgruppen zu sprechen. (ZZ 206)

Julia Daser:

Das war ja früher eine Norm, dass man sich in der ev. Jugend umarmt. Aber das war vielen gar nicht so lieb. Dann haben sich viele nicht getraut das auszusprechen, weil du das ja zu Fall bringst, diese Kirchen-wir-haben-uns-lieb-Norm. [..] Wir haben uns ja nicht wirklich lieb, wenn ich eigentlich andauernd die Grenzen von jemandem überschreite. Ich muss einen Raum schaffen, in dem ich mich auch traue, Grenzen zu setzen [ … ] und darüber kommst du viel aufrichtiger miteinander ins Gespräch, als wenn du immer so tust als gäbe es das alles nicht.

Trägt der Glaube an einen Gott mit weiten, offenen Armen? Ja, so können Jugendliche zu erwachsenen Menschen mit Vertrauen werden. Das bedeutet…

Julia Daser:

…keine Angst vor der Zukunft zu haben. Das ist eine relevante Frage.Das hat für mich sehr viel mit dem Glauben zu tun, weil ich daran glaube, dass Gott diese Welt hält [..] Und dass ich deswegen nicht aufgebe, an der Verbesserung dieser Welt zu arbeiten [..] Und dem lebe ich entgegen.

Und wenn niemand da ist, um herzlich willkommen zu sagen? Das steht gegen alles, was ihren christlichen Glauben ausmacht, meint Beatrix Spreng. Die Pfarrerin wurde mit dem Brandenburger Freiheitspreis gewürdigt, für ihr Engagement zugunsten von geflüchteten Menschen und gegen Rechtsextremismus. Brücken bauen zwischen den Jugendlichen – vom Land und aus der Stadt, aus den verschiedenen Milieus. Das ist ihr Anliegen. Da helfen Musik und offene Arme. Genauso wie eine klare Kante, da, wo es um Gesinnungen geht, die sich nicht mit dem Glauben verbinden lassen.

Aber es geht ihr nah, dass gerade junge Menschen immer wieder dazu verführt werden, Feindseligkeit und menschenfeindliche Ansichten auf Menschen mit Migrationsgeschichte zu richten. Sie hält es darum für eine ihrer besten Ideen, junge Menschen zur Bandmusik zusammen zu holen. Und die Kirche ist dafür genau der richtige Ort.

Beatrix Spreng:

Für mich war wichtig, dass sie nicht als Menschen ausgeschlossen sind, sondern nur die Sprüche, die Aufnäher, die rassistischen Sachen. Die Jugendlichen, die dann in die Kirche gekommen sind, um Rockmusik zu machen, die unbedingt trotzdem mitmachen wollten, sagten: Wir dürfen ja nicht. Doch, habe ich gesagt, aber du musst vorher deine Abzeichen ablegen, aber du bist willkommen. Also die Inhalte müssen wirklich draußen bleiben. Denn die rechtsextreme Szene hat versucht, reinzukommen … also inhaltlich klar sein und den Menschen gegenüber offen.

Wenn etwas siegt, dann die Menschlichkeit, das sagt nicht nur Pfarrerin Spreng. Erst recht in Krisenzeiten! Dann, wenn Zäune höher werden, feste Weltbilder tiefer in die Polarisierung treiben. Die Schotten dicht gemacht werden. Debatten um eine Impfpflicht oder um Zugangsrechte für Ungeimpfte, das sind nur Beispiele einer tiefen Unsicherheit. Die eigentlichen Fragen sind existentiell: Bin ich angenommen, werde ich gesehen? Wer darum streitet, was vertretbar, verantwortlich und vernünftig ist, riskiert eine Menge: die Bereitschaft zu verlieren, und das gehört dazu. Und gleichzeitig auch die Sehnsucht danach, den Anderen zu gewinnen. Jesuanische Bedingungslosigkeit ist bereit zum Risiko und sogar bereit zum Verlieren. Als ob er sagt: Willkommen! Dein Denken werde und will ich vielleicht nicht begreifen. Umso mehr ergreift mich genau wie dich, was dein Herz verängstigt und betrübt. Deshalb stehe nicht über dir, sondern neben dir.

Kann die evangelische Kirche im Namen dieses bedingungslos offenen Jesus zeigen, wie das geht – ein Willkommen, mit zugleich auch geschützten Räumen für echtes Gespräch? Damit aus Feindseligkeit so etwas wie eine akzeptierte Differenz wird, die man dann zusammen aushalten kann? Klar! Passiert ja auch schon an so vielen Orten, in Gemeinden, in der Krankenhausseelsorge, in den Schulen, sogar in Debatten, bei denen auch mal Türen knallen. Das sagt Susann Kachel.  Als Pfarrerin arbeitet sie in einem Projekt, das den schönen Titel „Segensbüro“ trägt. So ein Titel könnte über jeder Kirche und jeder Gemeinde stehen. Ins Segensbüro kommen Menschen, die an Wegstationen ihres Lebens neu auf der Suche sind nach Kontakt und nach einem Ritual, das ihnen Gewissheit und Halt gibt.

Susann Kachel:

Dazu gehört eine Sprache, die persönlich ist und alltäglich, so dass Menschen sie verstehen können. Dazu gehört eine Haltung, die auf Gleichwürdigkeit basiert und nicht auf hierarchischem Denken und dazu gehört ein weites Herz, das gerne schenkt anstatt erstmal zu fragen, wer bist du und genügst du überhaupt den kirchlichen Ansprüchen? Den vermeintlichen. Das ist die Aufgabe, dass wir nahbar werden und noch mehr, als es schon an vielen Stellen ist, dass die Institution für Fehler, die sie gemacht hat, um Verzeihung bittet und dazu steht und dass wir auch als Institution Kirche persönlich bleiben und natürlich die christliche Identität wahren und gleichzeitig Strukturen so verändern, dass es leichter wird, mitzumachen, leichter wird, zu verstehen, worum es geht. Und leichter wird, Freude zu haben und Lust darauf, dabei zu sein.

Das ist eine Frage der Haltung, meint Pfarrerin Kachel.

Wieder einen Zugang finden können. Zueinander, zu Jesus, zu einer Gemeinde oder sogar zur Kirche und nicht zuletzt auch zu sich selbst. Alles ist möglich, wenn Menschen in der Person mehr sehen als deren Position, selbst da, wo Meinungen polarisieren. Das ist die jesuanische Bedingungslosigkeit: sie sieht einen anderen Menschen nicht nur als Träger einer Haltung, die einer Mehrheit oder einem selbst vielleicht nicht passt. Sondern erkennt im Anderen einen Menschen, den Jesus nicht wegschickt. Weil sein Herz nicht anders kann.

Das wünsche ich mir, der Kirche und den Menschen in diesem Jahr besonders: bewusster und behutsamer zu werden im Umgang miteinander, weniger abweisend, sondern weiser mit Blick auf die Person vor mir. Ich bin mir sicher – so kommen wir im neuen Jahr dem Traum einer Gesellschaft näher, in der wir mit weniger Angst unsere Verschiedenheiten auch aushalten. Viele Menschen würde das selig machen.

Es gilt das gesprochene Wort.

Musik dieser Sendung:

  1. Danger Dan, Max Herre; Mir kann nichts passieren; CD-Titel: Mir kann nichts passieren
  2. Eigenkomposition Holger Bentele
  3. LEA; Zu dir; CD-Titel: Zu dir
  4. Eigenkomposition Holger Bentele; Kommt her, ihr seid geladen
  5. Eigenkomposition Holger Bentele; Selig seid ihr