Welches land hat die höchsten strompreise

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„Dümmste Energiepolitik der Welt“: Mit Rekord-Strompreisen riskiert Deutschland viel

Donnerstag, 10.02.2022 | 10:19

Die Strompreise in Deutschland steigen sprunghaft. Im Januar mussten Weltrekordpreise bezahlt werden. Hohe Steuern und Öko-Abgaben lassen Stromrechnungen regelrecht entgleisen. Auch die Industrie schlägt Alarm und fordert Entlastungen vom Staat.

Deutschland ist Weltmeister beim Strompreis – kein Land zahlt mehr für Elektrizität. Nach den neuen Daten des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft haben deutsche Haushalte im Januar 2022 durchschnittlich 36,19 Cent für eine Kilowattstunde bezahlt. Noch nie mussten deutsche Verbraucher so viel berappen. Die Preise in Deutschland steigen viel schneller an als im Rest der Welt. Inzwischen müssen die Deutschen im Vergleich zum internationalen Durchschnitt fast dreimal so viel für den Strom aus der Steckdose bezahlen. Das liegt vor allem an ungewöhnlich hohen Steuern und Öko-Abgaben hierzulande.

Nach den aktuellen Marktdaten kostet Strom selbst bei unmittelbaren Nachbarn Deutschlands deutlich weniger. In Italien liegt der Preis bei 25 Cent, in der Schweiz, Österreich und Luxemburg liegt der Preis bei etwa 23 Cent, in Frankreich bei 21 Cent, in den Niederlanden und Polen bei nur 19 Cent. In großen Ländern wie den USA (16 Cent) oder Brasilien (14 Cent) kostet Strom nicht einmal halb so viel wie in Deutschland. In Kanada (12 Cent) oder Südkorea (11 Cent) zahlen Verbraucher gar nur ein Drittel, in Indien (8 Cent) und China (9 Cent) gar nur ein Viertel des deutschen Preisniveaus.

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Laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft zahlt auch die deutsche Industrie plötzlich gewaltige Strompreise. Ihre Tarife sind zwar ermäßigt. Doch im Januar fielen durchschnittlich (Jahresverbrauch 160.000 bis 20 Mio. Kilowattstunden, mittelspannungsseitige Versorgung) satte 26,64 Cent je Kilowattstunde an. Im Jahr 2020 lag dieser Wert noch bei 17,76 Cent, Im Jahr 2021 bei 21,38 Cent. Die Verbände der deutschen Industrie schlagen daher Alarm, dass die hohen Energiepreise den deutschen Wirtschaftsstandort akut bedrohen.

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Der BDI (Bundesverband der Deutschen Industrie) fordert deshalb die vor allem die Abschaffung der hohen EEG-Umlage zur Förderung der erneuerbaren Energien: „Die EEG-Umlage ist ein Hemmschuh für den Industriestandort Deutschland. Gerade im wirtschaftlichen Wiederaufbau nach der Corona-Krise und beim Klimaschutz bremst sie Unternehmen und Verbraucher aus. Die Bundesregierung muss eine dauerhafte Kehrtwende bei der Umlagenhöhe einleiten und das Kapitel hoher staatlicher Lasten auf den Strompreis komplett beenden. Mehr Markt und weniger Regulierung ist die Lösung für den Erfolg der Energiewende,“ sagt Holger Lösch, stellvertretender BDI-Hauptgeschäftsführer. Vor allem energieintensive Industrien (Stahl, Metalle, Papier, Glas, Aluminium, Zement) drohen aus Deutschland abzuwandern.

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Behördenchef warnt vor Überlastung von Bürgern und Firmen

„Die Energiewende droht Privathaushalte und Unternehmen finanziell zu überfordern“, moniert auch Rechnungshof-Präsident Kay Scheller. „Das setzt die Akzeptanz des Generationenprojekts aufs Spiel. Und gefährdet die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands.“ Die Rechnungsprüfer schlagen deshalb vor, das System der staatlichen Umlagen und Entgelte „grundlegend zu reformieren“.

Die extremen Strompreise entlarven nach Ansicht der Wirtschaftsverbände grundlegende Probleme der deutschen Energiepolitik. Deutschlands Versuch, aus Öl, Kohle und Atom gleichzeitig auszusteigen, wird auch im Ausland zusehends als riskantes Unterfangen angesehen. Das Wall Street Journal kommentierte den deutschen Weg bereits als „dümmste Energie- Politik der Welt“. Deutschland habe schon jetzt die höchsten Strompreise der Welt, riskiere seinen industriellen Standort, erfülle aber trotzdem seine Klimaziele nicht.

In weiten Teilen Europas wird Deutschlands rigorose Energiewende als unausgegorenes Experiment angesehen, dem man weniger folgen wolle als dem französischen Vorbild stärker auf klimafreundliche und billige Kernenergie zu setzen. „Kernenergie ist unverzichtbar“, kommentiert daher die italienische „La Stampa“. Die tschechische „Lidove Noviny“ sieht gar eine „unerbittliche Logik für die Kernenergie“. Mit den Niederlanden, Polen, Tschechien und Frankreich wollen gleich vier unmittelbare Nachbarn Deutschlands die Nutzung der Kernenergie forcieren. Die niederländische Regierung hat kurz vor Weihnachten angekündigt, zwei neue Atomkraftwerke zu bauen und das einzige bestehende länger in Betrieb zu halten.

Die Welt baut wieder mehr Atomkraftwerke

Dazu meldet die internationale Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien einen globalen Nachfrageschub nach Atomkraftwerken - konkret, dass derzeit 52 neue Atomkraftwerke im Bau seien. Allein in China baut 14 neue Kernkraftwerke, Indien hat sechs neue Meiler im Bau, Südkorea baut vier neue Kernkraftwerke.

Doch nicht nur die Wirtschaftsgroßmächte investieren massiv, auch kleinere Länder entscheiden sich für den Neu-Einstieg, darunter die Türkei, die Arabischen Emirate, Polen, Bangladesch, Ägypten, Jordanien, Nigeria und Vietnam. Laut IAEA wollen derzeit 28 Staaten neu in die Kernkraft einsteigen. Im Rahmen des globalen Comebacks hat sich auch Japan für eine Rückkehr zur Atomkraft entschieden. 

Im „High-Case-Szenario“ ihres neuen Ausblicks geht die IAEA davon aus, dass sich die weltweite Kernkraftwerkskapazität bis 2050 auf 792 Gigawatt glattweg verdoppeln wird, gegenüber 393 GW im vergangenen Jahr. „Die neuen IAEO-Prognosen zeigen, dass die Kernenergie eine unverzichtbare Rolle bei der kohlenstoffarmen Energieerzeugung und dem Erreichen der Klimaziele spielen wird“, verkündet IAEA-Generaldirektor Rafael Mariano Grossi.

Die Zahlen der IAEA, die Entscheidung der EU und die Initiative Macrons erhöhen den Druck auf die deutsche Energiewendepolitik. Denn ein Hauptgrund für das verblüffende Comeback der Kernenergie ist ausgerechnet die globale Klimadebatte, bei der die deutsche Ampelregierung so gerne Meinungs- und Handlungsführerschaft übernehmen würde. Grossi kritisiert Deutschlands Ausstieg hingegen als einen „einmaligen Sonderweg“, Macron argumentiert ähnlich und behauptet, dass Europa die CO2-Neutralität bis 2050 „nicht ohne die Kernkraft erreichen werde“.

Macron weiß mit seinem Vorstoß nicht nur viele EU-Staaten sondern auch die Mehrheit der Franzosen hinter sich. Er macht mit dem Thema Atomkraft sogar offensiv Wahlkampf. „Frankreich hat Glück, denn Frankreich hat Atomkraft“, betont Macron mit Blick auf die CO2-Emissionen. Selbst die französischen Grünen haben den früher vehement geforderten Atomausstieg inzwischen aufgegeben: „Niemand sagt, dass wir morgen die Atomkraftwerke runterfahren“, meint der grüne Präsidentschaftskandidat Yannick Jadot zum Erstaunen seiner deutschen Kollegen.

Ein Grund dafür liegt auch in der technologischen Entwicklung. Mehrere Länder haben neue Mini-Atomreaktoren („Small Modular Reactors“, SMRs) entwickelt, die das Risiko- und Müllproblem stark verringern. Nach Angaben der IAEA befinden sich derzeit 84 SMR-Reaktoren in 18 Ländern in der Entwicklung oder im Bau. Deutschland, das einst in der Atomtechnik weltführend war und heute gerne Klimaretter sein will, sieht plötzlich ziemlich alt aus - und zahlt für seine Politik einen hohen Preis - vor allem beim Strom.

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Berlin - Deutsche Verbraucher zahlen im internationalen Vergleich die höchsten Strompreise. Zu diesem Ergebnis kommt eine Preisanalyse von 135 Ländern, die das Vergleichsportal Verivox mit den Daten des Energiedienstes Global Petrol Prices durchgeführt hat. Seit der Jahrtausendwende hat sich der Strompreis hierzulande demnach mehr als verdoppelt. Die Preisdaten zeigen: Strom ist in Deutschland durchschnittlich 163 Prozent teurer als im Rest der Welt. 32,10 Cent pro Kilowattstunde müssen Verbraucher hierzulande aufbringen – im internationalen Durchschnitt sind es nur 12,22 Cent.

Auf Platz zwei folgt unser Nachbarland Dänemark. Hier kostet die Kilowattstunde 27,81 Cent. Auf den weiteren Plätzen liegen die Bahamas (27,73 Cent), Belgien (26,60 Cent), Portugal (26,40 Cent), Kap Verde (24,94 Cent), Japan (24,65 Cent), Barbados (24,48 Cent), Ruanda (23,86 Cent) und Irland (23,70 Cent). Im weltweiten Vergleich am günstigsten ist Strom im Sudan. Hier kostet eine Kilowattstunde 0,24 Cent, gefolgt von Äthiopien (0,90 Cent). In Kirgisistan (1,03 Cent), Simbabwe (1,22 Cent), Libyen (1,24 Cent), Angola (1,77 Cent), Oman (2,30 Cent), Irak und Kuwait (je 2,59 Cent) sowie Usbekistan (2,66 Cent) liegen die Kosten ebenfalls im niedrigen Centbereich.

Auch in anderen großen Industriestaaten ist Strom zum Teil erheblich günstiger als in Deutschland. So müssen private Verbraucher in den USA mit 13,03 Cent für eine Kilowattstunde nicht einmal die Hälfte dessen zahlen, was Verbraucher hierzulande schultern. In Saudi-Arabien, Russland, Mexiko, China, Indien, Argentinien, Indonesien, der Türkei, in Kanada und Südkorea werden weniger als 10 Cent pro Kilowattstunde Strom fällig.

Selbst wenn das unterschiedliche Preisniveau zwischen den Ländern berücksichtigt wird, liegt Deutschland im weltweiten, kaufkraftbereinigten Strompreisvergleich auf Platz 16 und ist damit der teuerste G-20-Staat. Dahinter folgen mit Abstand Italien und die Türkei. Im kaufkraftbereinigten Vergleich am teuersten ist Strom in Ruanda, gefolgt von Nicaragua und Burkina Faso. Am günstigsten ist es im Sudan, in Äthiopien und in Simbabwe.

Verivox erhebt seit dem Jahr 2004 Strompreisdaten für Deutschland und berücksichtigt neben den Grundversorgungspreisen auch die Preise der 30 wichtigsten überregionalen Versorger, gewichtet nach den Wechselquoten der Bundesnetzagentur. Nach Verivox-Berechnungen fällt der Wert für Deutschland im März 2020 mit 30,14 Cent/kWh etwas geringer aus, von Platz 1 der teuersten Stromländer ist Deutschland aber auch nach dieser Berechnung nicht zu verdrängen.

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„Seit der Jahrtausendwende haben sich die Stromkosten hierzulande mehr als verdoppelt“, sagt Thorsten Storck, Energieexperte von Verivox. „Das liegt vor allem am hohen Anteil von Steuern, Umlagen und Abgaben, der mittlerweile mehr als 50 Prozent des Strompreises ausmacht.“

Zur Studie: MethodikGlobal Petrol Prices analysiert die Preisangebote von ausgewählten Stromanbietern und erstellt daraus einen nationalen Durchschnitt. Um den länderspezifischen Besonderheiten  wie Marktanteile und Durchschnittsverbräuche gerecht zu werden, beziehen die Ökonomen von Global Petrol Prices auch die Daten staatlicher Behörden mit ein. Analysiert werden ausschließlich Länder, für die Daten aus mehreren unabhängigen und vertrauenswürdigen Quellen verfügbar sind. Um zusätzlich auch das unterschiedliche Preisniveau der Länder zu berücksichtigen, hat Verivox in einer zweiten Rechnung die Strompreise mithilfe der von der Weltbank 2019 herausgegebenen Umrechnungsfaktoren zur Kaufkraftparität (KKP) in die gemeinsame Kunstwährung  „International Dollar“ überführt.