Welcher vitamin d wert ist normal

Calcidiol ist die noch nicht aktive Zwischenstufe des Vitamins D3. Aus der Nahrung werden Vorläuferprodukte aufgenommen, die in der Haut und in der Leber zu Calcidiol verfeinert werden, bevor sie in der Niere zum aktiven Vitamin D3 (Calcitriol) fertiggestellt werden. Calcidiol kann als Laborwert Hinweise auf einen Sonnenlichtmangel, Leber- und Nierenschäden geben. Bei der Behandlung mit bestimmten Medikamenten kann der Wert überprüft werden, weil der Vitamin-D3-Bedarf steigen kann.

Was ist Calcidiol?

Calcidiol ist eine noch nicht aktive Form des Vitamins D3. Doch diese Vorstufe ist für die Labordiagnostik besonders wertvoll. Der Laborparameter hilft, einen Vitamin-D-Mangel oder eine Vitamin-D-Vergiftung einzuschätzen.

Es bedarf verschiedener Schritte, bis aktives Vitamin D3 im Körper entsteht: Der Mensch nimmt aus der Nahrung einen Vorläufer des Vitamins D3 auf. In der Haut bildet sich unter dem Einfluss von Sonnenlicht das noch unfertige Vitamin D3. Es wird in der Leber weiterverarbeitet zu 25-Hydroxy-Vitamin D3, dem Calcidiol. Erst durch einen letzten Reaktionsschritt in der Niere bildet sich schließlich das aktive Vitamin D3, das Calcitriol (1,25-Dihydroxy-Vitamin D3).

Der Calcidiol-Wert gibt dem Arzt Auskunft darüber, wie viel Vitamin-D-Vorläufer über die Nahrung in den Körper gelangt und wie viel Vitamin D3 mithilfe des Sonnenlichts im Körper produziert wird. Dabei können die Werte von Patient zu Patient und auch je nach Jahreszeit deutlich schwanken. Ein zu niedriger oder zu hoher Wert sollte deshalb nur vom Spezialisten und in Kombination mit anderen Blutwerten interpretiert werden. Ein einzelner Calcidiol-Wert alleine sagt wenig aus.

Der Arzt bestimmt die Calcidiol-Konzentration im Blutserum zum Beispiel bei Verdacht auf Sonnenlichtmangel, insbesondere bei älteren Menschen oder bei einem vermuteten Vitamin-D-Mangel durch eine nicht ausreichende Ernährung. Wichtig ist der Calcidiol-Wert auch, um eine Rachitis oder Osteomalazie (Knochenweiche im Kindes- und Erwachsenenalter) und deren Behandlung einschätzen zu können. Bestimmte Krankheiten und Medikamente beeinflussen den Vitamin-D-Haushalt.

Welcher Wert ist normal?

Die normale Calcidiol-Konzentration im Blut ist abhängig vom Alter des Patienten und, bei Frauen, davon, ob eine Patientin stillt.

Auf eine ausreichende Versorgung deutet ein Wert ab 30 µg/l hin. Daneben wird ein so genannter "Graubereich" definiert. Er liegt bei  20 bis 29 µg/l.

Wann ist der Wert zu niedrig?

Fehlt es an Sonnenlicht, kann der Calcidiol-Spiegel im Serum absinken. Bereits acht bis zwölf Wochen ohne Sonne sind unter Umständen ausreichend, um einen Vitamin-D3-Mangel auszulösen. Gefährdet sind zum Beispiel Menschen, die sich nur selten im Freien aufhalten. Als Folge droht eine Osteoporose.

Patienten, die wegen Magen-Darm-Krankheiten, Leber- oder Nierenkrankheiten zu wenig Vitamin-D3-Vorstufen aufnehmen oder zu wenig fertiges Vitamin D3 herstellen können, haben ebenfalls niedrige Calcidiol-Spiegel im Blut. Wer bestimmte Schlafmittel (Barbiturate) oder Medikamente gegen Epilepsie einnimmt, benötigt oft mehr Vitamin D3 und kann infolgedessen zu niedrige Calcidiol-Werte haben. Eine überaktive Nebenschilddrüse (Hyperparathyreoidismus) führt ebenso zu erniedrigten Vitamin-D3-Spiegeln. Beim sogenannten nephrotischen Syndrom verliert eine beschädigte Niere Vitamin D3 an den Urin, wodurch der Calcidiol-Wert im Blut sinkt. Sind Leber oder Niere schwer geschädigt, kann aus den Vitamin-D3-Vorstufen kein aktives Vitamin D3 mehr hergestellt werden, was den Calcidiol-Spiegel absenkt.

Wann ist der Wert zu hoch?

Bei einer Vitamin-D3-Vergiftung steigt vor allem der Calcidiol-Wert im Serum stark an, während der Calcitriol-Wert (aktives Vitamin D3, 1,25-Dihydroxy-Vitamin D3) meist normal ist.

Fachlich geprüft von Prof. Dr. med. Peter B. Luppa, Institut für Klinische Chemie und Pathobiochemie, Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München

Wichtig: Die Referenzwerte sowie die ermittelten Werte können sich von Labor zu Labor stark unterscheiden. Weiterhin gibt es unter Umständen starke tageszeitliche und (saisonale) jahreszeitliche Schwankungen ohne Krankheitswert. Bevor Sie sich durch abweichende Ergebnisse verunsichern lassen, bitten Sie daher Ihren Arzt oder Ihre Ärztin, Ihnen Ihre persönlichen Daten zu erklären. Einzelne Laborwerte alleine sind zudem meistens nicht aussagekräftig. Oft müssen sie im Zusammenhang mit anderen Werten und im zeitlichen Verlauf beurteilt werden.

Stand: 11.11.2021 08:56 Uhr

Welcher vitamin d wert ist normal

Mit einem Bluttest lässt sich ein Vitamin-D-Mangel sicher nachweisen.

Im Winter haben wir nur selten Gelegenheit, Sonne zu tanken. Doch Sonnenlicht ist unsere wichtigste Vitamin-D-Quelle. Mindestens 30 Prozent der Deutschen haben deshalb in den Monaten Oktober bis April zu wenig Vitamin D im Blut. Wer in Norddeutschland lebt, hat durch die geringere Sonneneinstrahlung in den Wintermonaten keine Chance, ausreichend Vitamin D zu bilden.

Vitamin-D-Mangel mit Bluttest erkennen

Als ideal gelten Vitamin-D-Werte über 30 Nanogramm Vitamin D pro Milliliter Blut. Bei unter 20 Nanogramm spricht man von einem Mangel. Experten empfehlen dann die Einnahme von 1.000 IE (Internationale Einheiten) Vitamin D pro Tag, das entspricht 25 Mikrogramm. Sie werden in Form von Tabletten oder Tropfen einmal täglich eingenommen. Höher dosierte Präparate mit 10.000 oder 20.000 IE zur wöchentlichen Einnahme werden nur in speziellen Ausnahmefällen verordnet.

Bei Selbsttests aus der Apotheke geboten schickt man einige Tropfen Blut auf einem Kärtchen an ein Labor - und das Ergebnis kommt einige Tage später per E-Mail. Doch die gemessenen Werte können von Messungen beim Arzt stark abweichen, sodass eine zu hohe Dosierung von Vitamin D empfohlen wird. 

Wer gesund ist, braucht keinen Vitamin-D-Test machen, sollte aber täglich Vitamin D nehmen, weil die Sonneneinstrahlung im Norden im Winter auch bei Gesunden nicht ausreicht. Chronisch Kranke sollten im Winter einmal einen Vitamin-D-Test machen.

Vitamin-D-Einnahme nach ärztlicher Beratung

Bestimmte Medikamente wie zum Beispiel Kortison, Diuretika, Schlafmittel und Anti-Epileptika können die Wirkung von Vitamin D verstärken oder beeinträchtigen. Wer dauerhaft Arzneimittel einnimmt, sollte den Einsatz von Vitamin-D-Präparaten deshalb unbedingt mit seinem Arzt besprechen. Auch wer an einer Neigung zur Bildung kalziumhaltiger Nierensteine, einer Nierenschwäche, einer Sarkoidose oder einer Nebenschilddrüsenerkrankung leidet, sollte Vitamin D nur unter ärztlicher Kontrolle einsetzen. In der Schwangerschaft dürfen Vitamin-D-Präparate nur bei einem nachgewiesenen Mangel und unter Kontrolle des Kalziumspiegels eingenommen werden, da eine erhöhte Kalziumkonzentration im Blut das Kind im Mutterleib schädigen kann.

Symptome des Vitamin-D-Mangels

Ein langfristiger Vitamin-D-Mangel kann schwerwiegende Folgen haben. Es kann zu einer Knochenerweichung (Osteomalazie) kommen mit:

  • Abnahme der Knochendichte
  • Knochenschmerzen
  • Störungen im Kalzium- und Phosphatstoffwechsel

Außerdem werden bei Vitamin-D-Mangel wahrscheinlicher:

  • schlecht heilende Knochenbrüche
  • Atemwegsinfekte
  • Depressivität
  • Stimmungsschwankungen

Sonnenlicht entscheidend für Vitamin-D-Produktion

Nur 10 bis 20 Prozent des Vitamin-D-Bedarfs lassen sich über die Nahrung decken - selbst mit Lebensmitteln, die besonders viel Vitamin D enthalten, wie Eiern, fettem Fisch, Milchprodukten, Pilzen und Avocados.

80 bis 90 Prozent des benötigten Vitamin D muss der Körper unter dem Einfluss des Sonnenlichts selbst produzieren. Unter Einwirkung des Sonnenlichts wird vor allem in der Haut die Vitamin-D-Vorstufe Cholecalciferol produziert, die in der Leber zum 25-OH-Vitamin-D3 (Calcidiol) umgewandelt und in Muskeln und Fettgewebe gespeichert wird. Bei Bedarf wird dieses in der Niere und in der Leber zu dem Hormon Calcitriol umgewandelt, das der Körper unter anderem benötigt, um Kalzium und Phosphat aus der Nahrung im Darm aufzunehmen und in die Knochen einzubauen.

Risikogruppen, die häufig an Vitamin-D-Mangel leiden:

  • Menschen, die sich nur selten im Freien aufhalten, zum Beispiel chronisch Kranke und Pflegebedürftige
  • Dunkelhäutige Menschen, da der höhere Melaningehalt ihrer Haut die UV-B-Strahlung stärker abschirmt
  • Ältere Menschen, da die Fähigkeit der Haut, Vitamin D zu bilden, mit steigendem Alter abnimmt
  • Menschen, die aus kulturellen Gründen nur mit vollständig bedecktem Körper ins Freie gehen
  • Raucher

Vitamin D: Wichtig für die Knochen

Für die Knochengesundheit ist das Vitamin D unbestritten von essenzieller Bedeutung. Es wird für die Kalziumaufnahme im Darm und für den Knochenaufbau benötigt und fördert auch die Muskelfunktion. Fehlt Vitamin D, wird kein Kalzium in die Knochen eingelagert, sondern aus der Knochensubstanz freigesetzt, um den Kalziumspiegel im Blut konstant zu halten. Geschieht das über längere Zeit, kommt es zu einer Abnahme der Knochendichte.

Die Mineralisationsstörung des Knochens kann dazu führen, dass der Knochen weniger stabil und belastbar ist und es schneller zu Knochenbrüchen kommt. Mediziner gehen davon aus, dass mit ausreichender Vitamin-D-Versorgung bis zu 25.000 Hüft- und Oberschenkelhalsbrüche jedes Jahr vermieden werden könnten.

Vitamin D stärkt das Immunsystem

In nahezu allen Organen und Geweben des Körpers gibt es Vitamin-D-Rezeptoren, sodass dieses Hormon an vielen Stellen Einfluss auf den Stoffwechsel nimmt. So konnten Wissenschaftler nachweisen, dass ausreichend Vitamin D auch vor Atemwegsinfektionen schützt.

Auch das Immunsystem soll insgesamt stabiler werden und die Allergieneigung geht in vielen Fällen zurück. Denn Experten gehen davon aus, dass Vitamin D die Funktion und Aktivität von bestimmten Abwehrzellen entscheidend beeinflusst: Vitamin D scheint dafür verantwortlich zu sein, dass T-Lymphozyten aktiviert und zur Teilung angeregt werden. Nach dem Kontakt mit einem Krankheitserreger bilden sie Vitamin-D-Erkennungsproteine an der Zelloberfläche. Durch den Kontakt mit dem Vitamin kommt es dann zu einer starken Vermehrung der T-Lymphozyten, die helfen, den Körper gegen Krankheitserreger zu verteidigen.

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Niels Schulz-RuhtenbergFacharzt für Allgemeinmedizin, Sport- und ErnährungsmedizinAm Kaiserkai 46, 20457 Hamburg(040) 64 66-17 60

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Prof. Dr. Ralf OheimFacharzt für Orthopädie, Unfallchirurgie, Sportmedizin Oberarzt Institut für Osteologie und BiomechanikUKE - Zentrum für Experimentelle MedizinLottestraße 59, 22529 Hamburg(040) 74 10-562 42

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