Stand: 29.04.2022 12:50 Uhr Show
Heumilch, Weidemilch, Biomilch - die Milch-Vielfalt ist groß. Wie unterscheiden sich die Sorten in puncto Herkunft, Herstellung, Haltbarkeit, Tierwohl und Fettgehalt? Verbraucher-Tipps für den Einkauf. Im Supermarkt und beim Discounter haben Verbraucher die Wahl zwischen vielen Milchsorten. Längst gibt es im Kühlregal nicht mehr nur Vollmilch und fettarme Milch. Angeboten werden beispielsweise auch Biomilch, Heumilch, Weidemilch, Alpenmilch und Landmilch. Nicht immer sind die Unterschiede für Verbraucher transparent und sofort erkennbar. EU-Verordnungen für Biomilch und HeumilchFür einige Milchsorten gibt es verbindliche Vorgaben, welche Kriterien die Milch erfüllen muss:
Keine geschützte Bezeichnung: Weidemilch, Landmilch und AlpenmilchAnders als die in der EU nach einem einheitlichen System registrierten Herkunftsbezeichnungen sind Weidemilch, Landmilch oder Alpenmilch keine gesetzlich geschützten Begriffe:
Unterschiede bei Herstellung: So wird Milch haltbar gemachtImmer häufiger im Kühlregal zu finden ist Milch mit dem Aufdruck "länger haltbar". Die traditionell hergestellte Milch hingegen gibt es nur noch selten zu kaufen. Der Unterschied liegt im Herstellungsverfahren:
Fettgehalt in Milchsorten unterschiedlich hochMilch kommt mit rund vier Prozent Fett aus dem Euter. In der Molkerei wird das Fett vom wässrigen Anteil der Milch (Magermilch) getrennt und anschließend prozentgenau wieder beigemischt. Die Fettstufen erkennt man an der Angabe auf der Verpackung:
Moderne Milchproduktion mit MelkroboternIn der modernen Milchproduktion kommen zum Teil Melkroboter zum Einsatz: Die Kuh geht selbstständig in die Anlage, ein Computer ermittelt den Milchstand, reinigt das Euter und legt das Melkgeschirr an. Die Milch fließt direkt in den Kühltank, ohne dass der Bauer Hand anlegen muss. Milchleistung: Pro Kuh 8.400 Liter Rohmilch im JahrDie Milchleistung einer durchschnittlichen Kuh liegt nach Auskunft des Milchindustrie-Verbands bei rund 8.400 Kilogramm Rohmilch jährlich, das entspricht rund 23 Liter-Milchpackungen pro Tag. In Deutschland gibt es derzeit rund vier Millionen Kühe, die aktuell rund 33 Millionen Tonnen Milch pro Jahr produzieren.
Weitere Informationen
Vollmilch oder fettarme Milch, frische oder haltbare Milch, mit oder ohne Laktose: Welche Milch ist besonders gesund? Und wie viel Milch sollte man trinken? mehr
Joghurt, Quark und Skyr enthalten viel Eiweiß und Kalzium. Sie gelten deshalb als gesund - aber nicht für jeden. Wer sollte die Milchprodukte nur in Maßen genießen? mehr
Dieses Thema im Programm: 02.05.2022 | 20:15 UhrSchlagwörter zu diesem ArtikelWarenkundeLebensmittelDie Bio-Milch in unserem Test ist ihren Preis wert. Die Qualität stimmt meistens und die Kühe haben größere Chancen auf ein gutes Leben. Dennoch muss sich die Bio-Branche noch weiterentwickeln, wenn sie den Tieren, den Bauern und den Erwartungen der Kunden gerecht werden will.
Da schlucken manche Verbraucher schon, bevor sie die Milch öffnen: Bio-Milch kostet teils doppelt so viel wie konventionelle. Ist der höhere Preis gerechtfertigt? Grundsätzlich ja, zeigt unser Test: Die Qualität des Lebensmittels ist hoch. Und die Anforderungen an Tierhaltung und ökologisches Wirtschaften liegen deutlich über dem Standard. Bio-Milch im Test: Alnatura und Dennree mit BestnoteWahr ist aber auch: Die vermeintlich weiße Bio-Weste hat einige dunkle Flecken. Auch Bio-Bauern und -Bäuerinnen ärgern sich über Preise, die ihre Kosten kaum decken. Und auch Bio-Kühe führen längst nicht überall ein so glückliches Leben, wie Verbraucher sich das vielleicht vorstellen. Manche werden im Stall angebunden, andere dürfen nicht einen einzigen Tag ihres Lebens auf die Weide. Trotzdem gelten sie als "Bio". Nein, unter dem Strich ist nicht alles gut in der Bio-Milchbranche. Aber vieles. So fällt auch unser Testergebnis aus: 13 von 20 Vollmilchprodukten empfehlen wir, und keine Bio-Milch schneidet schlechter als "ausreichend" ab. Zwei Produkte stechen allerdings heraus. Sie schneiden mit Bestnote ab:
Dieses relativ hohe Niveau der Bio-Milch im Test hat vor allem drei Gründe: 1. Haltbarkeit und Geschmack stimmen Die meisten Milchprodukte schmeichelten dem Gaumen der Verkoster auch noch zum Ende des Mindesthaltbarkeitsdatums. Die Experten beanstandeten den Geschmack nur selten als leicht alt, leicht pappig oder leicht oxidiert. 2. Die allermeisten Produkte hielten der Schadstoffanalyse stand Nur zwei fielen negativ auf: Gläserne Molkerei Frische Heumilch, Bio und Upländer Bauernmolkerei Frische Bio Vollmilch. Sie enthielten laut Laborbefund auffällige Mengen des Keims Bacillus cereus. Einige Stämme dieses Bakteriums können den Verderb der Milch fördern, andere können bei empfindlichen Personen Magen-Darm-Probleme auslösen. 3. Tierwohl und Transparenz: Bio-Betriebe müssen sich an strengere Regeln halten Bio-Milchbauern müssen in jedem Fall die gesetzlichen Mindeststandards der EU-Öko-Verordnung erfüllen, um ihre Milch als Bio-Milch verkaufen zu dürfen. Unter anderem müssen sie ihre Kühe ins Freie lassen, ihnen im Stall mindestens sechs Quadratmeter Platz pro Tier gewähren, und sie dürfen kein genmanipuliertes Futter verfüttern. Die Kriterien zur ökologischen Bewirtschaftung des Hofes werden einmal jährlich von unabhängigen Stellen kontrolliert.
Aber wodurch unterscheiden sich die Bio-Bauernhöfe voneinander? Und stellen manche Molkereien besonders hohe Ansprüche an die Landwirte? Um das herauszufinden, erstellten wir mit Unterstützung der Tierschutzexpertin Dr. Cornelie Jäger zwei Fragebögen. Cornelie Jäger ist Tierärztin und arbeitet als Gutachterin und Autorin. Von 2012 bis 2017 war sie die erste Landestierschutzbeauftragte Baden-Württembergs. Einer der Fragebögen ging an die Molkereien, der zweite, umfangreichere richtete sich an die Bauernhöfe. Die Antworten sollten die Angeschriebenen mit aussagekräftigen Dokumenten belegen. Bis auf das Unternehmen Weihenstephan antworteten alle Verantwortlichen. Wir erhielten ausgefüllte Fragebögen von insgesamt rund 250 Höfen. Manche Anbieter und Molkereien ließen uns wichtige Abläufe und Anforderungen transparent nachvollziehen und belegten glaubwürdig ein hohes Niveau bei der Tierhaltung. Andere dagegen konnten oder wollten uns wichtige Belege nicht schicken – obwohl wir allen zugesichert hatten, sensible Informationen vertraulich zu behandeln. Wo liegen die Qualitätsunterschiede bei Bio-Milch?Was genau manche Höfe, Molkereien und Verbände besser machen als andere, erklären wir in 10 Punkten:
1. Bio-Zertifizierung Jede Bio-Milch muss mindestens nach EU-Öko-Verordnung zertifiziert sein, damit sie als "Bio" im Laden stehen darf. Darüber hinaus tragen viele Produkte im Test das Siegel eines Bio-Verbands: neunmal Bioland, dreimal Demeter und einmal Naturland. Weitere, etwas kleinere Bio-Verbände sind Biokreis und Gäa. Teilweise erkennen die Verbände einander an, sodass zum Beispiel Milch mit dem Bioland-Siegel in Teilen von Naturland-Höfen stammen kann. Die Kriterien der Verbände gehen teils deutlich über EU-Bio hinaus. Die Milch von Aldi und Kaufland im Test trägt zwar "nur" das EU-Bio-Siegel, die milchliefernden Höfe sind aber – laut der Dokumente, die wir erhalten haben – Mitglied in einem Bio-Verband. Von welchen Bauernhöfen stammt die Bio-Milch?2. Rückverfolgbarkeit zu den Höfen Wir baten alle Molkereien, den Weg der Milch zu dokumentieren: Von welchen Bauernhöfen stammt die Milch in der von uns eingekauften Charge? So viel Transparenz muss aus unserer Sicht sein. Die meisten Antworten ließen Lücken in der Kette der Rückverfolgung. Vorbildlich hingegen antworteten Alnatura, Dennree, Gläserne Molkerei, Hamfelder Hof und Upländer Bauernmolkerei. Die Bauerngemeinschaft Hamfelder Hof veröffentlicht die Standorte aller 34 zuliefernden Höfe zudem auf ihrer Homepage. Und die Schwarzwaldmilch Bio Frische Heumilch trägt einen QR-Code auf der Verpackung. Er führt zu Infos über die Bauern, die die Milch liefern. 3. Anteil der antwortenden Höfe In den Verpackungen steckt Milch ganz unterschiedlicher Herkunft: Teils stammt sie nur von einem einzigen Hof mit mehr als 1.000 Kühen, teils von Hunderten kleinen Höfen mit je ungefähr 10 bis 50 Kühen. Wir forderten von möglichst allen beteiligten Höfen Antworten auf unseren Fragebogen. Immerhin sechs Anbieter schafften das. Bei anderen war der Anteil sehr gering. Einige äußerten Datenschutzbedenken, obwohl wir Vertraulichkeit zugesagt hatten.
4. Unabhängige Tierwohlkontrolle Klar, die Bauern kennen ihre Tiere am besten. Trotzdem ist es wichtig, dass regelmäßig externe Kontrolleure die Höfe besuchen. Die Vorgaben des EU-Bio-Siegels werden zwar jährlich kontrolliert, aber um die Tiere selbst geht es dabei nicht vorrangig. Unter anderem deshalb haben die Öko-Verbände Biokreis, Bioland, Gäa und Naturland eine Checkliste mit Tierwohlkriterien erarbeitet. Bei der jährlichen Öko-Kontrolle nehmen die Prüfer diese dann zusätzlich ins Visier. Demeter prüft ebenfalls Tierwohlkriterien, aber weniger regelmäßig und weniger flächendeckend. Einen eigenen Weg geht auch der Milchkonzern Arla: Er hat eine eigene Checkliste entwickelt. Sie ist zwar weniger umfangreich als die der Verbände, führt aber zentrale Punkte auf; ein unabhängiges Prüfinstitut kontrolliert hier jährlich die Umsetzung. Die getestete Milch von Edeka, Netto und Penny stammt von der österreichischen Molkerei Salzburgmilch. Auf den zuliefernden Höfen finden im Rahmen einer Initiative der Molkerei ebenfalls unabhängige Kontrollen des Tierwohls statt, wenn auch nicht jährlich. 5. Anbindehaltung Traurig, aber wahr: Auch Bio-Kühe dürfen am Hals im Stall angebunden werden. Diese Ausnahmeregelung können die Kontrollbehörden für Betriebe mit maximal 50 Tieren genehmigen. Das bedeutet für die Kühe nichts Gutes: Sie können sich dann nicht einmal auf ihrem eigenen Platz umdrehen. Im Test belegten nur vier Anbieter, dass an der Milch keine Kühe aus Anbindehaltung beteiligt waren. Diese Haltungsform gehört aus unserer Sicht abgeschafft – für alle Kühe und erst recht für Bio-Tiere. Immerhin: Bio-Kühe in Anbindehaltung müssen während der Weideperiode auf die Weide und in der übrigen Zeit mindestens zweimal pro Woche auf ein Freigelände; das nennt man Öko-Kombinationshaltung. Bioland, Naturland und Gäa verbieten es, Anbindeställe neu zu bauen. Eine übliche Alternative sind Laufställe. Das heißt, die Tiere bewegen sich zwischen ihrem Liegeplatz, der Futterstelle und dem Melkstand.
6. Ausreichend Fress- und Liegeplätze Ob Fressen oder Hinlegen – die Kühe einer Herde tun das gern gleichzeitig. Sind zu wenige Plätze im Stall vorhanden, liegen einige – zumeist die schwächeren – im Gang. Das stresst die Tiere und führt zu Konflikten in der Gruppe. Positiv: Etliche Anbieter haben belegen können, dass ausreichend Plätze zur Verfügung stehen. Die Verbände Biokreis, Bioland, Naturland und Gäa regeln das schon in den Kriterien für die Laufställe: Mindestens ein Fress- und ein Liegeplatz pro Kuh sind verpflichtend. Österreich regelt das für alle Kühe in der Tierhaltungsverordnung. In Deutschland existiert derzeit keine vergleichbare Rechtsvorgabe. 7. Abkalbeboxen und Krankenabteile Schon aus hygienischen Gründen ist es gut, wenn sich kranke oder kalbende Kühe auf einem abgetrennten Platz ausruhen und erholen dürfen. Stehen sie mit den anderen zusammen, haben sie schnell das Nachsehen und werden als vermeintlich Nachrangige in der Hierachie nach unten durchgereicht. Das stresst zusätzlich. Die Antworten der Bauern und die verschiedenen Bio-Vorgaben zeigen, dass gesonderte Boxen nicht unbedingt die Regel sind. Rechtliche Vorgaben hierzu finden sich erneut nur in Österreich, nicht aber in Deutschland. Bioland, Naturland, Biokreis und Gäa verlangen im Rahmen ihres jährlichen Tierwohlchecks zumindest Krankenbuchten. Alnatura und die Gläserne Molkerei wiesen darüber hinaus für alle an der Charge beteiligten Höfe auch Abkalbeboxen nach. 8. Weidegang Den Weidegang für alle an der Charge beteiligten Höfe haben nur acht Anbieter im Test belegt. Eine gute Weide gilt als Goldstandard in der Rinderhaltung. Die Tiere können ihr artspezifisches Verhalten am besten ausleben, wenn sie auf gelenkschonendem Untergrund grasen. Dann ist auch genügend Platz für ein entspanntes Wiederkäuen in frei gewählten Gruppen. Aber: Einige Bio-Kühe stehen in ihrem ganzen Leben nicht ein einziges Mal auf einer Weide. Für Bio verpflichtend ist lediglich ein Auslauf im Freien. Das kann auch ein Laufhof mit Betonplatten sein. Dass das nicht zusammenpasst, haben auch die Bio-Verbände erkannt. Bioland und Gäa erlauben für alte Betriebe trotzdem eine großzügige Übergangsfrist bis Ende 2030, erst dann müssen alle eine Weide haben. Naturland und Biokreis sehen Ausnahmen noch bis 2029 vor. In Österreich sind alle Bio-Milchbauern verpflichtet, eine Weide anzubieten. Apropos Fütterung: In allen Bio-Milchen hat ein beauftragtes Labor ausreichende Gehalte an grünfuttertypischen Fettsäuren festgestellt. Das heißt nicht, dass alle Tiere auf der Weide waren, denn Heu oder Gras können auch im Stall verfüttert werden. Aber die Ergebnisse sprechen für wenig Kraftfutter – und damit für eine Fütterung, die sich an den Bedürfnissen der Tiere orientiert. Werden die Kühe auf Bio-Höfen enthornt?9. Enthornung Ursprünglich trugen fast alle Kühe der gängigsten Zuchtrassen Hörner. Deren Größe spielt zum Beispiel eine wichtige Rolle für die Stellung der Kuh in der Herde. Behornte Tiere brauchen aber mehr Platz als hornlose, und sie können andere Kühe oder die Bauern mit den Hörnern verletzen. Deshalb werden die Hornanlagen oft mit Hitze zerstört. Aus unserer Sicht aber wäre es die bessere Lösung, den Tieren mehr Platz zu geben und nicht die Tiere an die Haltungsbedingungen anzupassen. Auf Bio-Höfen ist das Enthornen eigentlich nur ausnahmsweise zulässig. Allerdings hat es sich zu einer weit verbreiteten Praxis entwickelt. Das zeigen leider auch die Antworten auf unsere Fragebögen. Immerhin: Einige Betriebe enthornen bewusst nicht, oder sie setzen auf genetisch hornlose Tiere. Auf Demeter-zertifizierten Höfen ist Enthornen verboten, auch genetisch hornlose Kühe sind nicht erlaubt. 10. Kuhgebundene Kälberaufzucht Eine Kuh gibt nur Milch, solange sie Kälber zur Welt bringt. Deshalb wird sie etwa einmal im Jahr befruchtet und trägt ein Kalb aus. Auch auf Bio-Betrieben verbringen Kalb und Mutter nach der Geburt oft keine 24 Stunden miteinander, bevor sie getrennt werden. Es ist aber gut für das Sozialleben und die Gesundheit der Kälber, wenn ihre Mütter oder Ammenkühe sie aufziehen. Unserer Abfrage zufolge ist das in nur 43 von 249 Betrieben der Fall. In unsere Bewertung fließt dieser Aspekt nicht ein, da er im Einzelfall schwer zu belegen ist. Bio-Milch trinken: ÖKO-TEST gibt TippsWir haben drei Tipps für Sie:
Die Testsieger, die Testtabelle sowie das gesamte Ergebnis im Detail lesen Sie im ePaper. Weiterlesen auf oekotest.de: |