Was ist das Besondere an Giraffen?

Die Riesen der Savanne: Oder auch “Giraffen” genannt, zählen auf der Welt sicherlich zu einer der beeindruckendsten Spezies. Was genau es mit dem langen Hals und der blauen Zunge auf sich hat, erfährst Du hier.

Giraffe Steckbrief

Um Dir einen ersten Überblick über die Giraffen zu verschaffen, findest Du hier einen Steckbrief über die Tiere. Giraffen sind die größten auf dem Land lebenden Säugetiere der Erde und ihr wissenschaftlicher Name lautet Giraffa camelopardalis. Sie sind vorwiegend in den Savannen und Graslandschaften im südlichen und östlichen Teil des afrikanischen Kontinentes zu finden.

Merkmal
Lateinischer NameGiraffa camelopardalis
SystematikKlasse: SäugetiereOrdnung: Paarhufer
LebensraumSavannen, Gras- und Buschlandschaften
VerbreitungAfrika
ErnährungstypPflanzenfresser
NahrungGras, Blätter; im Allgemeinen Pflanzen
Größe2 bis 6 m
Gewicht800 bis 1500 kg
Höchstgeschwindigkeit50 bis 60 km/h
Anzahl Artenvier
Anzahl noch lebender Tiere68.000 bis 117.000
natürliche FeindeLöwen, Leoparden, Hyänen, Menschen
Paarungszeitganzjährig
Wurfgröße1 Jungtier pro Wurf
Lebenserwartung10–25 Jahre
Gefährdungsstatus auf der Roten Listegefährdet

Ausgewachsene Giraffenbullen können eine Größe von bis zu sechs Metern erreichen: Im Vergleich ist das ungefähr so groß, wie ein zweistöckiges Haus. Weibchen sind ein wenig kleiner und erreichen eher die Grenze von 4,5 Metern. Auch die Jungtiere haben bei ihrer Geburt bereits eine beachtliche Größe: Sie sind knapp 1,80 m groß. Bereits im Alter von sechs Jahren sind die Jungtiere überwiegend ausgewachsen.

Giraffe Gewicht

Giraffen können ein unglaubliches Gewicht von bis zu 1.500 kg erreichen. Das ist ungefähr so viel wie 20 Waschmaschinen oder ein Kleinwagen und trifft auf die männlichen Artgenossen zu. Erstaunlich ist, dass eine ausgewachsene Giraffe bis zu 85 kg Futter an einem Tag zu sich nimmt.

Giraffenweibchen erreichen meist nur ein Gewicht von ca. 800 kg. Allein der Schädel einer Giraffe trägt mit 9 bis 10 kg zu ihrem Körpergewicht bei.

Giraffe Körperbau

Unter allen Tieren ist der Körperbau der Säugetiere mit den ungemein langen Hälsen sicherlich einer der erstaunlichsten. Nicht zuletzt stechen sie auch wegen ihrer besonderen Schädelmerkmale unter vielen Tieren hervor.

Was ist das Besondere an Giraffen?
Abbildung 1: Giraffe in der Savanne

Unverkennbar ist das Skelett einer Giraffe, insbesondere durch die extrem lange Halswirbelsäule und die bis zu zwei Meter langen Beine. Giraffen sind daher Titelverteidiger der größten an Land lebenden Säugetiere.

Bemerkenswert ist, dass die Wirbelsäule, wie bei den meisten Säugetieren, auch aus nur sieben Halswirbeln besteht. Diese sind jedoch sehr verlängert und halten die Wirbelsäule in einem ungefähren Winkel von 55 Grad. Unterstützt werden die Halswirbel dabei von einer einzigen, sehr robusten Sehne. Diese beginnt am Hinterkopf des Tieres und verläuft die Halswirbelsäule hinunter bis zum Höcker der Giraffe.

Giraffe Besonderheiten

Eine Besonderheit der Giraffen sind die sogenannten “Stirnzapfen” oder auch “Ossicons”, welche die Tiere auf ihrem Schädel tragen. Sie sehen aus wie Hörner und sind sowohl bei Giraffenmännchen, als auch Weibchen zu finden. Ein hundertprozentiger Sinn konnte dem Hornpaar noch nicht zugeschrieben werden, es wird jedoch vermutet, dass es zur Thermoregulation verwendet wird. In diesem Fall wären die Ossicons mit vaskularisierter Haut, also einer Haut, die mit sehr vielen Blutgefäßen durchzogen ist, bedeckt. Über diese kann dann Wärme aus dem Körperinneren nach draußen abgegeben werden.

Bei den Giraffenmännchen kann zudem ein weiteres auffälliges Merkmal am Schädel zu erkennen sein: Ein markanter Knochenwuchs kurz oberhalb der Augen zeugt von Hierarchiekämpfen innerhalb der Arten.

Giraffe Herz

Vielleicht hast Du schon einmal von der Behauptung gehört, Giraffen hätten zwei Herzen. Diese Aussage ist natürlich nicht wahr: Die Tiere besitzen nur ein einziges Herz, was sehr effizient arbeitet. Das Organ der Tiere wiegt zwischen 11 und 12 Kilogramm und pumpt täglich an die 60 Liter Blut durch den Körper. Zudem ist es 27-mal größer als das eines Menschen.

Das Herz erbringt aufgrund der Größe der Giraffe eine enorme Pumpleistung, denn das Blut muss tagtäglich mehrmals zwei Meter bis zum Gehirn hochgepumpt werden. Daher haben Giraffen mit bis zu 340/230 mmHg den höchsten Blutdruckwert aller Tiere.

Der Blutdruck ist jener Druck, der im Herzkreislaufsystem vorherrscht. Speziell gemeint ist damit der Blutdruck in den Arterien, jenen Gefäßen, die vom Herzen wegführen, und im überwiegenden Fall das sauerstoffreiche Blut im Körper verteilen. Der Blutdruck sollte idealerweise innerhalb bestimmter Grenzen verlaufen, um Organ- und Gewebeschäden zu vermeiden. Gemessen wird er in mmHg.

Zum Vergleich: Ein Erwachsener Mensch hat einen gesunden Blutdruck von 120/80 mmHg.

“mmHg” steht für “Millimeter-Quecksilbersäule”, da der Druck früher anhand einer Quecksilbersäule gemessen wurde. Quecksilber wurde daher verwendet, weil sein Druck unter optimalen Bedingungen ungefähr dem durchschnittlichen Luftdruck der Erde entspricht.

Hast Du schon einmal von Kompressionsstrümpfen gehört?

Diese sorgen aufgrund ihres Drucks auf das Bein dafür, dass bspw. bei langem Stehen nicht das ganze Blut in die Beine absackt und nicht wieder zurückkommt. Venen sind die Rückflussgefäße des Körpers und haben im Gegensatz zu den Arterien keine muskelstarken Wandaufbau. Daher benötigen sie besondere Mechanismen, um das Blut wieder zurück in den rechten Herzvorhof zu pumpen. Zu diesen Mechanismen zählen bspw. Venenklappen, die den Rückstrom Richtung Herz ermöglichen und einen Rückfluss verhindern.

Durch Kompressionsstrümpfe wird der Rückstrom in Blutgefäßen erleichtert und die Mechanismen, die für den Rückfluss sorgen, unterstützt.

Das System der Kompressionsstrümpfe ist auch bei Giraffen zu finden. Die Evolution hat den Tieren aufgrund des vielen Stehens und den langen Beinen eine extrem straffe Haut um die Beine herum gegeben. Durch diese wird der nötige Druck ausgeübt, um das Blut den weiten Weg Richtung Herzen zurückzupumpen.

Die Zunge einer Giraffe ist ein sehr außergewöhnlicher Körperteil, aus vielerlei Gründen: Zum einen, da sie blau ist, zum anderen, da sie bis zu 50 cm lang ist.

Was ist das Besondere an Giraffen?
Abbildung 2: Kopfform und blaue Zunge der Giraffe

Sie ist ein sehr kräftiger Muskel, mit dem die Giraffe Nahrung greifen und reißen kann. Die Zunge ist so geschaffen, dass die Giraffen ihre Hauptnahrungsquelle, die Akazie, greifen können, ohne von den Dornen der Pflanze verletzt zu werden.

Jedoch dient die Zunge nicht nur zum Futter greifen. Giraffen können sich damit auch die Augen reiben.

Doch warum ist die Zunge der Giraffen blau? Diese Frage konnten Wissenschaftler*Innen noch nicht endgültig klären. Vermutet wird jedoch, dass die Farbe sie vor der Sonne schützen soll.

Giraffe Fellmusterung

Jede Giraffe hat eine individuelle Fellmusterung. Das Erstaunliche ist jedoch, dass dieses vererbbar ist. Die Evolution hat den großen Säugetieren dieses Aussehen nicht ohne Grund gegeben: Es soll sie vorwiegend vor Raubtieren schützen. Jedoch steckt hinter dem besonderen Muster noch ein weiterer Grund. Es dient zur Temperaturregulation und zum Erkennen einzelner Artgenossen und Familienmitglieder.

Wie sich bei einem Menschen die Haare und die Farbe mit dem Alter verändern, ist es jedoch nicht bei einer Giraffe. Das Tier behält seine individuelle Musterung und Farbgebung bis zum Ende des Lebens. Bei Bullen verdunkeln sich die Flecken mit zunehmendem Alter, was ihnen ein dominanteres Auftreten gegenüber jungen Bullen bei der Partnersuche verleiht.

Das Fell der Giraffen riecht für einen Menschen sehr unangenehm, hat jedoch, wie so vieles in der Natur, einen Hintergrund: Der Geruch entsteht durch bestimmte Stoffe, die im Fellkleid eingelagert sind, bspw. Indol (eine Ammoniak-Verbindung) oder Benzaldehyd (Bittermandelöl). Sie sollen Pilze, Bakterien oder Zecken von den Tieren fernhalten bzw. deren Wachstum hemmen.

Doch wie genau funktioniert die Temperaturregulation? In jedem Fleck des Fells zieht eine Arterie mit vielen kleinen Verästelungen hinein. Die Flecken sind daher stark durchblutet, weshalb über die Gefäße viel innere Körperwärme nach außen abgegeben werden kann. Dieses System der Thermoregulation ermöglicht es den Pflanzenfressern stundenlang in der Sonne zu verbringen, ohne einen Hitzeschock davonzutragen.

Giraffe Lebensraum

Der Lebensraum der Giraffen ist sehr spärlich. Abgesehen von Zoos, sind sie ausschließlich in den Savannen und Graslandschaften des afrikanischen Kontinentes zu finden. Diese liegen vorwiegend im südlichen und östlichen Teil Afrikas.

Savannen sind sehr trockene Graslandschaften in der subtropischen Klimazone. Das Wort Savanne kommt aus dem Spanischen sabana und bedeutet “weite Ebene”.

Grundsätzlich besteht die Vegetation in Savannen aus einer offenen Baumschicht und einer, den Boden bedeckenden Krautschicht. Es gibt drei Savannentypen, die sich vom Klima unterscheiden.

Ihren Lebensraum teilen sich die Giraffen unter anderem mit Zebras und Löwen.

Giraffe Lebensweise

Die Lebensweise der Giraffen ist sehr an ihren Lebensraum angepasst und ähnlich zu jener der meisten Säugetiere. Trotz dessen weist sie auch einige Besonderheiten auf, wie bspw. in der Verdauung das Wiederkäuen.

Giraffe Nahrung und Verdauung

Die Nahrung der Giraffen besteht überwiegend aus den dornigen Blättern der Akazienbäume, welche sie in der Verdauungsform der Wiederkäuer verwerten. Die Akazienbäume sind recht hochgewachsen, was den Vierbeinern jedoch dank ihrer Größe keine Schwierigkeiten bereitet. Die Akazienblätter hoch in den Baumkronen bieten den Giraffen einen besonderen Vorteil: Sie beinhalten einen hohen Wassergehalt, weshalb es den Giraffen erspart bleibt, große Mengen zusätzliches Wasser zu sich zu nehmen.

Warum sieht man Giraffen so selten Gras fressen? Genau wie beim Trinken müssten sich Giraffen dazu sehr weit nach unten beugen, ihre Ellenbogen einknicken und die Vorderbeine spreizen. Aus dieser Position wieder herauszukommen gestaltet sich sehr schwierig für die großen Tiere, weshalb sie hierbei ungeschützt vor Fressfeinden sind.

Zur weiteren Nahrung zählen Knospen und Blätter anderer Pflanzen. Wie auch Kühe oder Schafe sind Giraffen Wiederkäuer.

Wiederkäuer (Ruminantia) gehören zu den Säugetieren und besitzen aufgrund ihrer pflanzlichen Nahrung (insbesondere Gräser) ein besonderes, angepasstes Verdauungssystem. Insgesamt besitzen sie einen Magen mit vier Kammern.

Zu den bekanntesten Vertretern zählen Rinder, Schafe, Ziegen und Hirsche. Das Wiederkäuen sorgt für die erforderlichen Fettreserven, auch bei kargen Nahrungsgrundlagen.

Alles Wichtige zum Verdauungssystem und seinen speziellen Mechanismen erfährst Du im StudySmarter Artikel zum Thema Wiederkäuer.

Den größten Nahrungsbestandteil bildet die Cellulose, welche in einem menschlichen Magen schwierig zu verdauen wäre. Diese wird durch Cellulose-spaltende Mikroorganismen im Magen der Giraffen zersetzt.

Das Futter der Giraffen ist jedoch meist sehr einseitig: Ihr fehlt es an Fetten und Eiweißen. An Kohlenhydraten wie Cellulose, Stärke oder Zucker gibt es jedoch einen großen Überschuss, welcher erst einmal verdaut werden muss. Die Nahrung der Tiere ist also sehr ballaststoffreich, wodurch die Wiederkäuer das Futter gründlich kauen und verdauen müssen.

Giraffe Sozialverhalten

Giraffenkühe haben ein sehr ausgeprägtes Sozialverhalten und leben zumeist mit den Jungtieren und anderen Kühen in einer Herde von ca. 20 Tieren. Die Vierbeiner sind sehr gesellige Tiere, haben aber auch innerhalb der Herde eine Rangordnung. Diese ist bei genauer Beobachtung daran zu erkennen, dass ein niedergestelltes Tier vor einem höhergestellten den Kopf beugt.

Wie bei den meisten Säugetieren sind auch bei Giraffen die Bullen eher Einzelgänger, die meistens zur Paarungszeit zu einer Herde dazustoßen.

Auch Giraffen haben eine eigene Kommunikation: Sie verständigen sich mit sehr tiefen Tönen unter 20 Hertz. Diese Frequenz ist für einen Menschen jedoch nicht hörbar.

Giraffe Bedrohungsfaktoren

Die Bestände der Giraffen sind aufgrund vieler Bedrohungsfaktoren in den letzten 30 Jahren um die Hälfte gesunken. Schuld daran ist nicht zuletzt der Mensch und die Wilderei: Wie viele Tiere, bspw. Zebras, werden sie wegen ihrer Knochen und ihres Fleisches gejagt. Auch das auffällige Fell wird gerne als Trophäe gehandelt. In einigen Teilen Afrikas wird dem Knochenmark und dem Gehirn der Tiere eine besondere Gabe zugesprochen: Beides soll angeblich AIDS heilen.

Ein weiteres Problem ist die immer intensiver betriebene Landwirtschaft, durch welche der Mensch immer weiter in den Lebensraum der Vierbeiner vordringt.

Giraffen sind jedoch ein essenzieller Teil des Ökosystems und tragen maßgeblich zur Offenhaltung der Vegetation bei. Würden sie ausgerottet werden, so könnte wohl kaum ein anderes Tier ihren Platz einnehmen.

Natürliche Feinde

Aufgrund ihrer Größe und einem sehr kräftigen Huftritt, der jeden ihrer Feinde zerschmettern könnte, werden Giraffen nicht allzu oft von ihren natürlichen Feinden angegriffen. Zu ihnen zählen Löwen, Leoparden, Hyänen und Wildhunde.

Forscher*Innen haben dank Genanalysen im Jahr 2016 festgestellt, dass nicht nur eine, sondern insgesamt vier verschiedene Giraffenarten in den Savannen Afrikas leben. Zuvor wurde immer nur von einer einzigen Giraffenart ausgegangen. Dieser Forschungsstand muss inzwischen erneuert werden. Die Forschung und auch der Naturschutz hatten sich über eine lange Zeit nicht sehr tiefgreifend mit den Pflanzenfressern und ihren Arten auseinandergesetzt.

Demnach gibt es nun vier verschiedene Giraffenarten:

ArtLateinischer NameUnterarten
NordgiraffeGiraffa camelopardalis
  • Nubische Giraffe (Giraffa camelopardalis camelopardalis)
  • Westafrikanische Giraffe (Giraffa camelopardalis peralta Thomas)
  • Kordofan-Giraffe (Giraffa camelopardalis antiquorum Jardine)
NetzgiraffeGiraffa reticualatakeine
MassaigiraffeGiraffa tippelskirchikeine
SüdgiraffeGiraffa giraffa
  • Angola-Giraffe (Giraffa giraffa angolensis)
  • Kap-Giraffe (Giraffa giraffa capensis)

Insgesamt gibt es nochmals sieben Unterarten, von denen alle von ihnen vom Aussterben bedroht sind. Dies betrifft besonders die Nord- und die Netzgiraffe. Die Massaigiraffe ist dagegen nicht als gefährdet eingestuft und ist im Süden Kenias noch in verhältnisweise großen Zahlen zu finden.

Das Okapi sieht der klassischen Giraffe sehr ähnlich. Beide Arten sind miteinander verwandt, jedoch wird das Okapi zur Unterscheidung meist als “Waldgiraffe”, und die Giraffe als “Steppengiraffe” bezeichnet.

Vor 30 Jahren war der Bestand aller Giraffen noch fast doppelt so groß. Deswegen sind die meisten Giraffenarten auf der Internationalen Roten Liste der bedrohten Arten (IUCN) zu finden. Trotz der langen Zeitspanne wurden die Tiere der Liste erst im Jahre 2019 hinzugefügt.