Was frisst sich der igel im herbst an

Autor: Lena Pritzl | Kategorie: Freizeit und Technik | 23.09.2021

Was frisst sich der igel im herbst an

Foto: CC0 / Pexels / Pixabay

Im Herbst sieht man Igel vermehrt durch Gärten streifen. Schnell ist man geneigt, ihnen Wasser und Futter hinzustellen. Doch wann ist das sinnvoll – und wann sollten Sie Igel besser nicht füttern?

  • Igel sind Wildtiere und versorgen sich in der Regel selbstständig mit ausreichend Nahrung.
  • Im Herbst können Igelmütter oder Jungtiere jedoch auf zusätzliches Futter angewiesen sein.
  • Igel benötigen eiweißreiches Futter – beispielsweise Haferflocken.

Igel sieht man vor allem in der Dämmerung und nachts durch die Gärten streifen. Der Stacheligel ist die bei uns bekannteste Familie der kleinen Säugetiere. Es gibt aber auch den Rattenigel, der keine Stacheln besitzt. Wer einen Igel im Garten entdeckt, stellt – mit guten Absichten – schnell Futter bereit. Doch das ist nicht immer sinnvoll: Wir erklären, wann Sie Igel füttern sollten, und wann die Stacheltiere keine zusätzliche Nahrung brauchen.

Wann sollte man Igel füttern?

Igel sind Wildtiere und versorgen sich deshalb grundsätzlich selbst mit Nahrung. Meist finden die Einzelgänger in der Natur genügend zu fressen. In bestimmten Situationen benötigen Igel dennoch unsere Hilfe:

  • Im Herbst: Spät geborene Jungtiere können Probleme haben, sich rechtzeitig genügend Winterspeck anzufressen. Igelweibchen könnten von der Jungenaufzucht noch geschwächt sein. Kleine oder magere Tiere freuen sich deshalb über die zusätzliche Fütterung. Auch kranke oder abgemagerte Igel, die tagsüber nach Nahrung suchen oder herumtorken und apathisch wirken, können Fütter gut gebrauchen.
  • Im Winter: Falls Sie bei Temperaturen unter sechs Grad Celsius einen abgemagerten Igel finden, stellen Sie ihm Futter hin.
  • Im Frühling: Wenn das Wetter im Frühjahr unbeständig ist und die Böden noch gefroren, finden Igel schwer genügend Nahrung. Werden die Temperaturen milder, benötigen die Insektenfresser keine Fütterung.
  • Im Sommer: Ist es im Sommer sehr heiß, können Sie Igeln eine Schüssel mit Wasser hinstellen, damit sie ausreichend zu trinken haben. Sie dürfen übrigens bei Hitzewellen auch Bäume gießen.

Gutgenährte Igel sollten Sie nicht zufüttern, da die Tiere sonst in ihrem Rhythmus gestört werden können. Das betont beispielsweise die Tierschutzorganisation Peta. Wird das natürliche Futter im Spätherbst weniger, gehen Igel in den Winterschlaf in ihrem Winterquartier.

Zudem müssen junge Igel lernen, sich selbst Futter zu suchen. Stellen Sie den Tieren jeden Tag eine große Schüssel Futter hin, lernen sie womöglich nicht mehr, sich selbstständig zu versorgen. Ein Erkennungsmerkmal eines wohlgenährten Igels ist die birnenförmige Statur. 

Was frisst sich der igel im herbst an

Igel sind Fleischfresser und fressen Insekten und deren Larven, gelegentlich auch Aas. Auch Wurzeln stehen ab und an auf dem Speiseplan der Stacheltiere. Grundsätzlich brauchen Igel eine eiweißreiche, tierische Nahrung. Damit können Sie Igel füttern:

  • spezielles Igeltrockenfutter; dauerhaft enthält es jedoch zu viele Kohlenhydrate
  • Katzenfutter mit hohem Fleischanteil, da es eiweißreich ist
  • Ungewürztes, angebratenes Hackfleisch
  • Ungesalzenes, gekochtes Ei
  • ungewürztes Rührei
  • Weizenkleie und Haferflocken für Ballaststoffe
  • Keine Früchte oder Trockenfrüchte: Die Tiere fressen diese zwar unter Umständen, vertragen sie aber nicht.

Der Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV) empfiehlt folgendes Igel-Menü: 100 Gramm Katzendosenfutter mit zwei Esslöffeln Igeltrockenfutter oder Haferflocken bzw. Weizenkleie mischen und den Stacheltieren servieren.

Tipps: Stellen Sie das Essen in der Dämmerung nach draußen, da Igel nachtaktive Tiere sind. Die Futterschälchen oder Teller sollten Sie reinigen, da sich sonst Krankheitserreger bilden können. Übrig gebliebene Essensreste sollten Sie wegwerfen.

Und was trinken die Igel?

Eine flache Schüssel mit Wasser zum Futter ist optimal. So bekommen die Igel ausreichend Flüssigkeit. Vorsicht: Igel vertragen keine Milch. Die stacheligen Wildtiere könnten daran im schlimmsten Fall sterben, da sie Milchzucker nicht verdauen können. Stellen Sie ihnen zum Trinken deshalb keinesfalls Milch hin.

Wichtig: Kranke oder verletzte Tiere sollten Sie zum Tierarzt bringen. Weitere Infos finden Sie bei pro-igel.de, der Igelschutz-Interessengemeinschaft e.V. oder dem NABU.

Weiterlesen auf oekotest.de:

Im Herbst sind noch immer kleine Igel unterwegs, um sich für den bevorstehenden Winter ein Fettpolster anzufressen. Liegen die Außentemperaturen deutlich über dem Gefrierpunkt, gelingt ihnen dies auch. "Allerdings muss ein Igel wenigstens 600 Gramm wiegen, bevor er sich ohne die Gefahr des Verhungerns ins Winterquartier verabschieden kann", erklärt Philip McCreight von der Tierschutzorganisation TASSO e.V.. Sind die Igel noch zu jung oder sehr klein, sollte man sie füttern – sonst haben sie keine Chance, die kalte Jahreszeit zu überstehen.

  • Am Liebsten vertilgen Igel Insekten. Auch Nacktschnecken, Kröten oder Aas reihen sich in die Nahrungskette ein. Das Beutespektrum ändert sich geringfügig im Jahresverlauf.
  • Igel dürfen nur in Ausnahmesituationen gefüttert werden. Eine Fütterung im Garten bringt mehr Nachteile als positive Effekte mit sich.
  • Kranke, geschwächte und untergewichtige Tiere sind auf Hilfe angewiesen. Sie können Katzenfutter fressen, vertragen aber keine Milch.

Der natürliche Speiseplan wird beeinflusst durch Jahreszeit und Witterungsbedingungen. Ihr Verdauungssystem ist auf bestimmte Nahrung spezialisiert, wobei die Tiere gelegentlich als Allesfresser in Erscheinung treten. Davon sollten Sie sich nicht verwirren lassen, wenn Sie einen Igel in Not füttern müssen.

Was frisst sich der igel im herbst an

In der Natur fressen Igel vor allem Schnecken, Würmer und andere kleine Insekten

Igel haben einen sehr einfach aufgebauten Verdauungstrakt, der aus einer Röhre besteht. Im Vergleich zur Körperlänge ist ihr Darm sehr kurz. Ein Blinddarm fehlt. Das Verdauungssystems schränkt den Speiseplan stark ein, auch wenn Igel gelegentlich als Allesfresser in Erscheinung treten. Hauptsächlich sind die Stachelhäuter Insektenfresser. Als nachtaktive Gesellen machen sie sich in der Natur im Schutz der Dunkelheit auf die Suche nach Wirbellosen.

Hauptnahrung:

  • Insekten: Laufkäfer, Tausendfüßer und Spinnen
  • Larven: Schmetterlingsraupen
  • Weichtiere: Ringelwürmer und Schnecken

Gelegentlich nehmen die stacheligen Vierbeiner Aas zu sich, oder sie vertilgen Wirbeltiere. Es kommt vor, dass Igel Jagd auf Frösche oder Mäuse machen. In kleinerem Ausmaß werden im Garten pflanzliche Nahrungsquellen genutzt, um den Wasserbedarf zu decken oder wenn das Angebot an Wirbellosen gering ist. Dazu gehören herabgefallene Früchte oder Wurzeln. Eine rein vegetarische Ernährungsweise ist für die Tiere nicht geeignet. Ihr Magen-Darm-Trakt kann die pflanzliche Kost nicht aufschließen, sodass der Großteil unverdaut ausgeschieden wird.

Igel gelten als anpassungsfähig. Die schlauen Stachelhäuter wissen über das Nahrungsangebot Bescheid, welches sich ihnen in den verschiedenen Jahreszeiten bietet. Sie durchstöbern unterschiedliche Quellen, in denen sich ihre Hauptnahrung befindet. Aufgrund ihrer Vorliebe für Süßes werden Igel gelegentlich beim Fressen von Beeren und Fallobst beobachtet.

Exkurs

Herrscht tatsächlich Nahrungsmangel in trockenen Sommermonaten?

Das Igelzentrum Zürich hat sich mit dieser Frage auseinandergesetzt, denn häufig wird in Hitzeperioden zur Igelfütterung geraten. Regenwürmer machen einen kleinen Teil des Nahrungsspektrums eines Igels aus. Sie ziehen sich bei Trockenheit in tiefere Bodenschichten zurück und stehen somit nicht mehr als Nahrungsquelle zur Verfügung.

Anders sieht es bei den Insekten aus, die den Hauptteil der Igelnahrung ausmachen. Warme Witterung hat einen positiven Einfluss auf die Entwicklungszeiten zahlreicher wärmeliebender Arten. Das hat zur Folge, dass sich in heißen Sommermonaten bestimmte Käfer schneller entwickeln und somit häufiger fortpflanzen können. Es kommt zu mehreren Generationen in einer kürzeren Zeit, was das Nahrungsangebot des Igels vervielfältigt.

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Wilde Igel sollten nicht gefüttert werden

Generell gilt, dass die Wildtiere nicht gefüttert werden sollen. Der Gewöhnungseffekt ist zu groß, sodass sich die Tiere schnell an die neue und einfach zugängliche Nahrungsquelle gewöhnen. Auch wenn junge Igel Sie mit ihrem herzerweichenden Blick anbetteln, sehen Sie von einer Zufütterung ab. Sie brauchen die Möglichkeit, ihre Nahrung selbst zu erbeuten. In diesen drei Ausnahmen ist es sinnvoll und notwendig, Igel durch Zufüttern zu unterstützen:

  • Winterfindlinge: Igel sind zu früh aus dem Winterschlaf erwacht und finden im gefrorenen Boden keine Nahrung
  • Schwächlinge: Jungigel haben vor dem Wintereinbruch ein Gewicht von weniger als 500 Gramm
  • Krankheit: Tiere sind abgemagert und leiden an einer Erkrankung

Gründe gegen eine Fütterung

Heimische Igel durchleben im Jahresverlauf einen Rhythmus, den sie zum Überleben einhalten müssen. Werden die Tiere flächendeckend im Herbst und Winter gefüttert, bleibt ihr Stoffwechsel aktiv. Das Risiko ist höher, dass sie nicht in den Winterschlaf gehen und bis zum nächsten Frühjahr auf feste Nahrungsquellen angewiesen sind.

Igel sollten generell nicht gefüttert werden, da sie in der Natur ausreichend Nahrung finden. Wichtig ist in heißen Sommermonaten ein Schälchen mit Wasser.

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Katzenfutter ist kein gutes Futter für Igel

Kein Ersatzfutter kommt an die Qualität der natürlichen Igelnahrung heran. Sollte es zwischen Frühjahr und Herbst dazu kommen, dass Igel nicht ausreichend Futter finden, können Sie über eine Notfütterung nachdenken. Bedenken Sie, dass eine Futterstelle sauber gehalten werden muss. Verschmutze Schälchen bergen ein höheres Risiko, dass sich Krankheitserreger vermehren.

Katzenfutter ist eine Alternative für Ausnahmefälle. Es ist keine ideale Nahrung, denn sie ist nicht auf die Bedürfnisse der Igel als hauptsächliche Insektenfresser angepasst sondern an die Ansprüche der Katzen.

Was fressen kleine Igel?

Ein Baby-Igel, das weniger als 120 Gramm wiegt, ist noch keine feste Nahrung gewohnt. Solche Findlinge bekommen in Aufzuchtstationen Welpenersatzmilch. In jedem Fall sollte auf die Fütterung mit Kuhmilch verzichtet werden. Der darin befindliche Milchzucker kann nicht im Darm aufgespalten werden, sodass der kleine Igel Durchfall bekommt. Im schlimmsten Fall stirbt er an den Folgen einer Unterernährung.

Was darf ein Igel nicht fressen?

In zahlreichen Igelratgebern wird berichtet, dass ein selbstgemachtes Müsli eine abwechslungsreiche Ersatznahrung darstellt. Auf solche Experimente sollten Sie verzichten. Der einfach aufgebaute Magen-Darm-Trakt ist nicht in der Lage, die Nahrung zu verwerten. Fruchtzucker führt zur Zahnstein- und Kariesbildung. Alttiere leiden in der Folge oft unter Zahnverlust und sterben durch Verhungern.

  • Was Igel nicht fressen dürfen: Milch, Käse, Quark, Joghurt und Haselnussgebäck
  • Was sie nicht verwerten können: Rosinen, Äpfel, Bananen und Avocados
  • Was Stachelhäuter nicht vertilgen: Karotten, Zwiebeln, Salat, Kartoffeln, Laub

Was trinken Igel?

Was frisst sich der igel im herbst an

Igel sollten auf keinen Fall Milch trinken!

In der Natur stillen die Tiere ihren Flüssigkeitsbedarf durch die Aufnahme von Wasser aus Pfützen, Bachläufen und Teichen. Igel haben eine Laktoseintoleranz und können keinen Milchzucker abbauen.

Geschwächte Igel können mit einer Mischung aus lauwarmem Kamillentee und etwas Honig aufgepäppelt werden. Zur dauerhaften Fütterung eignet sich das Süßungsmittel allerdings nicht.

Sind Igel gut gegen Schnecken im Garten?

Schnecken stehen auf dem Speiseplan von Igeln. Diese werden im Frühjahr und Sommer vertilgt, wenn die feuchten Gartenbeete optimale Lebensbedingungen für die Weichtiere bieten. Allerdings sind Igel keine Garantie für einen schneckenfreien Garten. Lediglich zehn Prozent des gesamten Nahrungsspektrums des Insektenfressers werden durch Schnecken aufgefüllt. Da er Schneckengelege frisst, kann er die Ausbreitung der Kulturschädlinge etwas eindämmen.

Was für Schnecken fressen Igel?

Schnecken gelten als Notnahrung für Stachelhäuter. Sie nehmen eine geringere Bedeutung im Nahrungsspektrum ein. Welche Arten erbeutet werden, hängt vom Angebot ab. Während des Frühjahrs fressen Igel Gehäuseschnecken, die sich zwischen feuchten Gräsern tummeln. Im späteren Jahresverlauf werden auch Nacktschnecken nicht verschmäht.

Schneckenarten des Igelspeiseplans:

  • Tigerschnegel (Limax maximus)
  • Gartenwegschnecke (Arion hortensis)
  • Boden-Kielschnegel (Tandonia budapestensis)

Wegschnecken werden weitestgehend gemieden. Igel zählen in Deutschland zu den Säugetieren, welche die Spanische Wegschnecke (auch Kapuzinerschnecke genannt) fressen. Bevor diese genießbar wird, wälzt das Tier seine Beute auf dem Boden. Der bis zu einer halben Stunde andauernde Prozess dient dazu, den bitter schmeckenden Schleim zu entfernen.

Wie kann ich Igel richtig helfen?

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Laubhaufen sind der ideale Überwinterungsort für Igel

Viel wichtiger als die Zufütterung ist eine naturnahe Gartengestaltung, sodass der Igel einen natürlichen Rückzugsort mit üppigen Nahrungsquellen vorfindet. Achten Sie auf eine Bepflanzung mit heimischen Straucharten. Totes Holz sorgt in ungestörten Bereichen des Gartens für Schutzmöglichkeiten und bietet Überwinterungsquartiere. Lassen Sie Laubhaufen bis zum Frühjahr liegen und Gras wachsen. Alte Obstbäume, die nicht mehr gut tragen, gelten als Hotspots der Biodiversität. Sie bieten wärmeliebenden Insekten einen Lebensraum.

Darf ich Igel in Gefangenschaft halten?

Die Stachelhäuter zählen zu den besonders geschützten Tierarten und dürfen nicht grundlos eingefangen und in der Wohnung gehalten werden. In Ausnahmefällen ist eine vorübergehende Unterbringung erlaubt, wenn die Tiere krank oder geschwächt sind und den Winter ohne menschliche Hilfe nicht überleben würden.

Grüne gegen eine Haltung:

  • zu warme Temperaturen lässt Stoffwechsel auf Hochtouren fahren
  • Energiereserven werden zu schnell aufgebraucht
  • zu spätes Aussetzen birgt die Gefahr, dass Reviere bereits besetzt sind
  • überwinterte Jungigel haben keine Erfahrung im Fangen lebendiger Beute

Wer ein junges Tier für einen Winter aufnimmt, läuft große Gefahr, dass dieses schlechtere Überlebenschancen im kommenden Jahr hat. Es kann sein, dass der Igel im nächsten Winter erneut auf menschliche Hilfe angewiesen ist. Die kalte Jahreszeit fungiert in der Natur als Auslese von gut angepassten und schwachen Igeln.

Was fressen Igel am Liebsten?

Besonders gerne halten sich Igel in moderigen Totholzstapeln auf, um dort nach ihrer Hauptnahrung zu suchen. Sie fressen gerne Insekten, die sich unter der Rinde und auf der Bodenoberfläche tummelt. Diese liefern den Stachelhäutern Proteine, Spurenelemente und Vitamine. Da ihr Darm die Nahrung bereits nach 20 Stunden verdaut hat, muss ein Igel seinen Magen mindestens zwei Mal pro Nacht füllen.

Text: Christine Riel

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