Kind will nur von mama ins bett gebracht werden

Kind will nur von mama ins bett gebracht werden

Ich habe seit einiger Zeit mal wieder das Buch zum gleichnamigen Blog „Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn“ herausgesucht und ein Kapitel aufgesogen, das mir aktuell nur zu bekannt vorkommt: „Jeden Abend das Drama beim Schlafengehen“. Denn unser Wölkchen ist weiterhin, sagen wir, „anspruchsvoll“, was das Zubettbringen angeht.

Das Zubettbringen bei Wölkchen

Wenn sie die Wahl hat, dann möchte sie UNBEDINGT von mir ins Bett gebracht werden und gibt dann, während des Einschlafens meine Hand nicht mehr frei. Allein schon ein Wegdrehen, geschweige denn ein aus dem Zimmer gehen ist undenkbar und wird mit Protest kommentiert. Wenn ich allerdings nicht da bin, dann klappt das Zubettbringen beim Papa ohne Probleme. Er kann sogar noch im wachen Zustand den Raum verlassen und sie schläft alleine ein. Und noch erstaunlicher: Wenn sie von ihm ins Bett gebracht wurde, schläft sie durch. Wenn sie von mir ins Bett gebracht wurde, meldet sie sich nachts und möchte ins große Bett.

Das Schnipsding

Und nun schlage ich wieder die Kurve zum Buch. Dort ist nämlich sehr schön erklärt, warum sich Kinder grundsätzlich schwer tun mit dem Alleinsein. In Kürze: Man muss sich vorstellen, dass die Kinder mit einem Gummiband mit uns verbunden sind. Sie lieben es die Welt zu erkunden, „schnipsen“ aber immer wieder zu uns Eltern (oder eben anderen Bezugspersonen) zurück. Bei einer sehr starken Bindung, ist auch das Gummiband entsprechend straff und die Zugwirkung zurück zum Elternteil besonders stark. Bei zwar vertrauten, aber nicht so stark verbundenen Personen, wie den Großeltern oder dem Babysitter, ist das Gummiband dünner und elastischer. Der Drang, zu dieser Person zu wollen, ist deutlich geringer ausgeprägt. Bringen also Personen mit dünnem Gummiband die Kinder ins Bett, so bleiben die Kinder lieber in ihren Betten liegen, als dem schwachen Drang des Gummibandes zu folgen. Bei sehr stark gebundenen Personen ist es jedoch wahrscheinlicher, dass die Kinder gerne mal wieder das Bett verlassen, um Kontakt mit den Eltern aufzunehmen und so die Dehnung des Gummibandes zu verringern (vgl. S. 210ff). Die Sache mit dem Oxitocin lasse ich hierbei mal außen vor. Aber ich denke das Prinzip ist klar.

Papa als Babysitter

Genau dieses Buchkapitel habe ich meinem Mann vorgelesen, der ja bekanntlich deutlich weniger Probleme hat, Wölkchen ins Bett zu bekommen. Er kommentierte daraufhin: „Also bin ich der Babysitter!“. Er nahm es mit Humor und hielt gleich die Hand auf, um sein Honorar entgegen zu nehmen. Aber was bedeutet diese Erkenntnis genau für uns?

Wölkchen hatte also offensichtlich eine deutlich höhere Bindung zu mir, als zum Papa. Das ist für uns nun nicht unbedingt eine neue Erkenntnis, hatte sie doch auch vorher schon oft genug mich dem Papa vorgezogen. Die Vorstellung des Gummibandes macht es für mich nun jedoch greifbarer. Papa darf also beim Zubettbringen den Raum verlassen, weil das Band zu ihm dünner ist, als zu mir. Ich darf hingegen nicht gehen, weil beim kleinsten Schritt das unsichtbare Band zu stark gedehnt wird.

Das Experiment

Was bedeutet das nun für uns? Papa schlug gleich, pragmatisch wie er ist, vor, ab sofort Wölkchen immer ins Bett zu bringen, damit mir die 1 1/2 Stunden Einschlafbegleitung erspart bleiben. Das ist nicht immer realisierbar, weil auch er ja mal abends ausgehen möchte, aber grundsätzlich hätte ich nichts dagegen 😉 . Das Problem hierbei ist, dass Wölkchen, wenn ich zu Hause bin, auch von mir ins Bett gebracht werden möchte. Wenn ich nicht da bin, ist es hingegen kein Problem. Ich schlug vor, mich abends vorm Schlafengehen von Wölkchen unter einer fadenscheinigen Begründung zu verabschieden, die Wohnungstür von Innen zu schließen und mich im Gästezimmer zu verstecken, bis Wölkchen im Bett ist. Gleichzeitig wunderte ich mich selber über meine Worte. Vor Wölkchen wäre ich nie auf die Idee gekommen, solche Spielchen zu spielen. Aber wir wollten es versuchen. Ich erklärte Wölkchen, dass Papa sie heute ins Bett bringt, sie protestierte. Ich erklärte ihr weiter, dass ich gleich zum Chor müsse und sie ging bereitwillig mit dem Papa mit. Sie drehte sich nicht einmal zu mir um. Ich musste nicht die Wohnungstür öffnen und schließen, ich blieb einfach im Wohnzimmer zurück. So einfach?! Wirbelwind schaute mich verdattert an und fragte: Gehst Du schon wieder zum Chor?“ Ich weihte sie in unser Vorhaben ein und sie warf mir einen verschwörerischen Blick zu, bevor sie sich ebenfalls schlafen legte. Fünf Minuten später kam der Papa aus dem Kinderzimmer wieder heraus, schloss die Tür, machte das Babyfon an und wir lauschten Wölkchens Klängen. Ein paar Mal murmelte sie leise „Papa, Papa“ (nicht „Mama“!!!), doch der Drang des Gummibandes war scheinbar so gering, dass sie dann doch beschloss die Augen zu schließen. Der Papa musste nicht noch einmal in das Zimmer gehen. Und – selbstverständlich – schlief sie durch. Denn auch nachts, als sie aufwachte, dachte sie wohl, dass ja „nur“ der Papa da ist, und schloss dann lieber wieder die Augen. Morgens um sieben Uhr meldete sich sich dann mit einem zarten „Papa?“ in den Morgen. Letzteres überraschte mich besonders. Die ganze Nacht merkte sie sich also, dass Mama nicht da war!

Ist das jetzt gut oder schlecht?

So schön es ist eine Begründung und sogar eine Handlungsempfehlung zu bekommen für das Einschlafprozedere mit Wölkchen, so ernüchternd ist es für den Papa. Wölkchen hat den Papa lieb, keine Frage. Aber sie zeigt mit ihrem Verhalten deutlich, wer hier den ersten Platz im Bindungs-Ranking inne hat. Das ist aber kein Zeichen dafür, dass sie ihn doof findet oder er etwas falsch gemacht hat. Es ist eigentlich sogar ganz logisch. Denn ich verbringe mit Wölkchen aktuell dreimal mehr Zeit, als der Papa. Und gerade die Zeit, die wir tagsüber mit unseren Kindern verbringen ist aus meiner Sicht ein entscheidender Faktor für die Bindung.

Hinzu kommt, dass der Papa beim Zubettbringen einfach deutlich resoluter ist und auch früher schon eher versucht hat, den Raum zu verlassen, während Wölkchen noch wach war. Ich hingegen lag zur gleichen Zeit ganz brav neben ihr und hielt ihre Hand. Ans Rausgehen dachte ich in meinen kühnsten Träumen nicht. Von jeher kennt Wölkchen also bereits, dass Papa den Raum verlässt und ich nicht. Klar, dass sie dann auch aktuell diese Verhaltensweise eher vom Papa, als von mir erwartet. Ein bisschen Gewohnheit spielt also wohl auch eine Rolle.

Und eine Frage stellt sich mir in diesem Zusammenhang: Ist es vielleicht auch mein (für Wölkchen sehr gut sichtbares) Gummiband, das mich abends beim Zubettbringen nicht von Wölkchen weggehen lassen möchte?

Wie ist es bei Euch? Von wem lässt sich Euer Kind gut ins Bett bringen, und bei wem weniger?

Eure Wiebke

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Kind will nur von mama ins bett gebracht werden

Wenn Sie Ihr Baby daran gewöhnen möchten, von Papa ins Bett gebracht zu werden, geben wir Ihnen einige Tipps, die dabei helfen. Häufig fordern Kinder abends und nachts Mama als Bezugsperson ein. Doch auch der Papa kann die Einschlafbegleitung übernehmen.

Die Mutter ist meist die erste Bezugsperson eines Babys und wird daher auch abends und nachts besonders eingefordert. So ist es nicht selten, dass der Papa als Einschlafbegleiter abgelehnt wird. Das Kind lässt sich dann nur von Mama beruhigen. Mit unseren 3 Tipps können Sie Ihr Baby daran gewöhnen, auch vom Papa ins Bett gebracht zu werden:

  1. Frühzeitig beginnen: Ab dem 4. Lebensmonat hilft eine Abendroutine oder ein Abendritual dabei, Babys in den Schlaf zu begleiten. Binden Sie den Papa frühzeitig ein. Wechseln Sie sich beim ins Bett bringen ab. Die Mama kann das Baby stillen und dann dem Papa übergeben. Er legt das Kind ins Bett und bringt es durch Streicheln zum Einschlafen.
  2. Exklusivzeit mit Papa: Je älter das Baby, desto festgefahrener meist die Routinen. Wird der Vater beim ins Bett bringen abgelehnt, hilft es, wenn er tagsüber oder nach Feierabend viel Exklusivzeit mit dem Kind verbringt. Gemeinsam spielen, kuscheln, Bücher anschauen, spazieren - ohne Mama. Dadurch festigt sich die Bindung und das Baby möchte auch abends von Papa schlafen gelegt werden.
  3. Wenn Mama nicht verfügbar ist, klappt die Einschlafbegleitung beim Papa meist ohne Probleme. Merkt Ihr Kind, dass die Mama aus dem Raum geht und der Papa am Bett bleibt, kann es zu Protesten kommen. Ist die Mutter aber gar nicht greifbar, nehmen Babys den Papa eher an und lassen sich gut in den Schlaf begleiten.

Verbringen Vater und Kind viel Zeit miteinander, fällt es leichter, das Baby daran zu gewöhnen, von Papa ins Bett gebracht zu werden.imago images / Science Photo Library

Kind will nur von mama ins bett gebracht werden

Phasen, in denen das Baby Mama oder Papa bevorzugt, treten meist plötzlich auf und können genauso schnell wieder wechseln. Macht es Ihnen zu schaffen, dass nur die Mutter das Baby ins Bett bringen kann, dann probieren Sie folgende weitere Tipps aus:

  • Lassen Sie als Mutter dem Vater freie Hand dabei, wie er das Einschlafritual gestaltet. Das, was bei der Mama klappt, zum Beispiel Stillen, mit der Flasche füttern, wiegen oder tragen, kann beim Papa ganz anders ablaufen. Er darf seine eigenen Methoden entwickeln. Das Baby wird diese mit der Zeit auch annehmen.
  • Bleiben Sie hartnäckig. Jede Umstellung von Routinen benötigt Zeit, bis Babys sich daran gewöhnt haben. Übernehmen Sie nicht als Mutter sofort wieder die Zügel, sobald das Baby weint. Lassen Sie den Papa das Baby beruhigen. Schreit Ihr Kind sich in Rage, tauschen Sie wieder die Rollen.
  • Der richtige Zeitpunkt kann über eine erfolgreiche Einschlafbegleitung entscheiden. Achten Sie darauf, das Baby immer zur gleichen Uhrzeit hinzulegen. Überprüfen Sie den Schlafbedarf des Babys und die benötigten Wachzeiten des Kindes. So vermeiden Sie, dass es entweder noch gar nicht müde oder schon völlig drüber ist.