Wo leben in Deutschland am wenigsten Menschen?

Deutschland ist gemessen an der Bevölkerungszahl und dem BIP das größte Land in der EU. Doch wie viele Menschen leben in den 16 Bundesländern? Ein Überblick.

22.06.2021 | von Ben Mendelson

Deutschland ist das bevölkerungsreichste Land in der Europäischen Union. Dabei schrumpfte die Bevölkerung 2020 erstmals seit neun Jahren um 12.000 Menschen. Das lag an einer geringeren Zuwanderung und mehr Sterbefällen. Ende des Jahres lebten laut Statistischem Bundesamt knapp 83,2 Millionen Menschen in Deutschland.

Damit gehört die Bundesrepublik zu den 20 größten Ländern der Welt. Aber wie viele Menschen leben eigentlich in den einzelnen Bundesländern? Und welches Bundesland ist am größten? Ein Überblick über die Einwohnerzahlen der deutschen Bundesländer. Die Daten stammen vom Statistischen Bundesamt und beziehen sich auf Hochrechnungen von Ende 2020.

Die Bremer Stadtmusikanten © dpa

Im nördlichen Bremen grüßen Menschen mit „Moin!“ – egal zu welcher Tageszeit. Die Freie Hansestadt Bremen ist streng genommen kein Stadtstaat, sondern ein Zwei-Städte-Staat. Zum Bundesland Bremen gehören nämlich die Städte Bremen und das gut 50 Kilometer entfernte Bremerhaven. Insgesamt leben im kleinsten Bundesland 680.000 Menschen. Das ist der 16. Platz auf der Rangliste der größten Bundesländer. 

Bekannte Menschen sind etwa Carsten Maschmeyer, der hier geboren wurde oder Moderator Jan Böhmermann. Bei Radio Bremen entstand einst die Fernsehserie des berühmten Komikers Loriot. Neben der Weser, der Liebfrauenkirche und den Bremer Stadtmusikanten hat das Bundesland aber auch ein negatives Aushängeschild: Mit rund 53.000 Euro Schulden pro Einwohner hat das Land Bremen mit Abstand die höchste Pro-Kopf-Verschuldung aller deutschen Bundesländer. 

Die Abstimmung zum Europäischen Saarstatut 1955 © dpa/dpaweb

Im Saarland leben 984.000 Menschen. Damit landet das Bundesland, gemessen an der Bevölkerungszahl, auf Platz 15 dieses Rankings. Mit einer Fläche von mit 2500 Quadratkilometern ist es das kleinste Bundesland, das kein Stadtstaat ist.

Das Saarland gehört erst seit 1957 zur Bundesrepublik. Die erste Landesverfassung sah eine Loslösung von Deutschland vor, Frankreich wollte den „Saarstaat“ als eigenes Völkerrechtssubjekt unter französischer Schutzherrschaft etablieren. Sechs Jahre lang hatte das Saarland sogar eine eigene Fußballnationalmannschaft.

1955 stimmten 67,7 Prozent bei einer Volksbefragung dagegen, das Saarland zu einer eigenständigen europäischen Region zu machen. Daraufhin wurde die politische Eingliederung in die Bundesrepublik vorbereitet. Nach der Wiedervereinigung war das Saarland das erste Bundesland in dem von 2009 bis 2012 eine Jamaika-Koalition aus CDU, FDP und Grünen regierte. 

Platz 14 - Mecklenburg-Vorpommern

Die Ostsee gehört untrennbar zu Mecklenburg-Vorpommern © dpa

Mecklenburg-Vorpommern steht auf Platz 14 der größten Bundesländer. 1,61 Millionen Menschen leben in der politischen Heimat von Angela Merkel. Damit ist „Meckpomm“ das nördlichste und der Bevölkerung nach das kleinste der ehemaligen DDR-Bundesländer. In Rostock, der größten Stadt des Bundeslandes, leben 209.000 Menschen.

Wer in Deutschland an die Ostsee fährt, macht meistens Urlaub in diesem Bundesland. Zwischen Wismar und Greifswald, auf Usedom, Hiddensee und Rügen verweilen jedes Jahr Zehntausende Touristen. Natur und Ruhe lassen sich dort besonders einfach genießen, weil Mecklenburg-Vorpommern mit 69 Einwohnern pro Quadratkilometer die niedrigste Bevölkerungsdichte aller Bundesländer hat.

Gutes Wetter in Hamburg © dpa

Die zweitgrößte Stadt Deutschlands gehört als Bundesland eher zu den kleineren Kalibern: Die Freie und Hansestadt Hamburg wird von rund 1,85 Millionen Menschen bewohnt und steht damit auf Platz 13 der Liste. Kanzlerin Angela Merkel wurde hier geboren, ebenso Finanzminister Olaf Scholz sowie der verstorbene Altkanzler Helmut Schmidt. 

Hamburg hat, gemessen am Containerumschlag, den drittgrößten Hafen Europas. Zu den größten Arbeitgebern der Stadt zählen Airbus und Lufthansa. Außerdem sitzen in Hamburg neben dem Norddeutschen Rundfunk dutzende Verlagshäuser, unter anderem der Spiegel-Verlag und Gruner und Jahr. Daher gilt Hamburg als eine der Medienstädte Deutschlands.

Geschichtsträchtiges Weimar © dpa

Auf dem zwölften Platz des Bundesländer-Rankings steht Thüringen. Hier leben derzeit 2,12 Millionen Menschen. Zu Thüringen gehören neben der Landeshauptstadt Erfurt und Jena auch das geschichtsträchtige Weimar. Hier wurde die erste deutsche Demokratie begründet, hier lebten Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich von Schiller.

1919 wurde in Weimar das Staatliche Bauhaus von Walter Gropius gegründet. Spezialitäten des Landes sind Thüringer Klöße, Rostbratwürste und Biersuppe – einer Kreation aus Brot, Butter, Bier und Kümmel. Außerdem ist Thüringen das erste Bundesland, das seit 2014 – mit einem Monat Unterbrechung – von Bodo Ramelow, einem Ministerpräsidenten der Linkspartei regiert wird.

Platz 11 - Sachsen-Anhalt

Magdeburger Skyline in der Abenddämmerung © dpa

Sachsen-Anhalt ist das elftgrößte Bundesland in Deutschland. Fast 2,2 Millionen Menschen leben hier. Das Landesmotto lautet: „modern denken“. Das soll unter anderem an die Bauhaus-Schule erinnern, die eng mit der Stadt Dessau im Osten von Sachsen-Anhalt verbunden war. In der Landeshauptstadt Magdeburg sowie im südlichen Halle an der Saale befinden sich renommierte Universitäten. Zu den größten Arbeitgebern zählen die Deutsche Bahn, die Deutsche Post und der Kunststoff- und Chemikalien-Entwickler DOW.

Stadtschloss und Landtag in Potsdam © dpa

Brandenburg gilt als Speckgürtel von Berlin. In dem Bundesland leben 2,53 Millionen Menschen. Damit ist Brandenburg das zehntgrößte Bundesland Deutschlands. Allein die Landeshauptstadt Potsdam mit ihren barocken Sehenswürdigkeiten hat in den letzten zehn Jahren über 20.000 Einwohner hinzugewonnen.

Die Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder ist über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Und im beschaulichen Grünheide im Landkreis Oder-Spree siedelt sich derzeit der US-Autobauer Tesla an.

Platz 9 - Schleswig-Holstein

Weihnachtsbeleuchtung am Lübecker Holstentor © dpa

Das nördlichste Bundesland Deutschlands liegt in der Mitte der Bevölkerungs-Tabelle: 2,91 Millionen Menschen leben in Schleswig-Holstein, das bedeutet Platz 9. Das flache Flächenland – der Bungsberg ist mit 168 Metern die höchste Erhebung – liegt zwischen Nord- und Ostsee. Charakteristisch für Schleswig-Holstein sind daher neben den großen Städten Kiel, Flensburg, Lübeck und Neumünster vor allem die zahlreichen Inseln.

Die bekannteste dabei ist die Insel Sylt. Außer Leuchttürmen und Wattenmeer gehört zu Schleswig-Holstein auch eins der größten Festivals Deutschlands: das Wacken Open Air für Rock und Heavy Metal-Fans.

Kaum eine deutsche Stadt hat die Wiedervereinigung wohl derart verändert wie das einst in zwei Systeme geteilte Berlin: 30 Jahre danach ist die Stadt nicht nur ein eigenes Bundesland und Bundeshauptstadt geworden, sondern mit 3,66 Millionen Einwohnern auch die größte Stadt Deutschlands. Unter den Bundesländern reicht es gleichwohl nur für Platz 8 für die Metropole. Zu den größten Arbeitgebern zählen die Klinik Charité, die Berliner Verkehrsbetriebe und der Siemens-Konzern. Nach letzterem ist sogar ein Ortsteil im Nordwesten der Stadt benannt: Berlin-Siemensstadt.

Sachsen ist mit 4,06 Millionen Einwohnern das siebtgrößte Bundesland. Die Landeshauptstadt Dresden und Leipzig sind die bevölkerungsreichsten sächsischen Städte. Allein Leipzig mit derzeit gut 600.000 Einwohnern ist seit der Jahrtausendwende um etwa 20 Prozent gewachsen. Und es ziehen mehr Menschen nach Sachsen als von dort weg. Das Bundesland, das Meißner Porzellan, Dresdner Stollen und Bautzner Senf beheimatet, ist in einer Frage einsame Spitze: beim Schuldentilgen. Sachsen hat mit 2,2 Milliarden Euro mit Abstand die niedrigsten Gesamtschulden aller Bundesländer, auch im Verhältnis zur Einwohnerzahl. 

Platz 6 - Rheinland-Pfalz

Der Rhein in Rheinland-Pfalz © dpa

Rheinland-Pfalz ist mit knapp 4,1 Millionen Einwohnern das sechstgrößte Bundesland Deutschlands. Neben Rheinstädten wie Mainz, Ludwigshafen und Koblenz beheimatet das Land auch Trier, die nach eigener Auskunft mit über 2000 Jahren „älteste Stadt Deutschlands“ ist. Außerdem gehören zum Land das Rheinische Schiefergebirge, der Hunsrück und die Eifel. Die Flüsse Rhein und Mosel sind in Rheinland-Pfalz neben den ansehnlichen Landschaften prägend für den Weinanbau. Daher stammt auch ein Teil der typischen Landesspezialitäten: Riesling und Federweißer. Aber auch Pfälzer Saumagen und Zwiebelkuchen werden in Rheinland-Pfalz konsumiert. Mit dem Saumagen verbindet man bis heute den Ludwigshafener Altkanzler Helmut Kohl, der diesen zu seinen Leibspeisen zählte.

Die Skyline von Frankfurt am Main © AP

Mit 6,29 Millionen Einwohnern ist Hessen unter den Top Fünf der größten deutschen Bundesländer. Das Land ist ein Bundesland der Extreme: die Gebirge Rhön und Taunus und die Oberrheinischen Tiefebene, die beschaulichen Unistädte wie Marburg und Gießen und klassische Industriestandorte wie Offenbach und Rüsselsheim, der kaum besiedelte Odenwald und die pulsierende Börsenstadt Frankfurt am Main.

Frankfurt, so sagen manche, sei die einzige deutsche Stadt mit „einer echten Skyline“, mit amerikanischem Wolkenkratzer-Flair. Daher kommt auch der Spitzname „Mainhattan“. Landeshauptstadt ist allerdings Wiesbaden, das mit 278.000 Einwohnern deutlich kleiner ist als die Dax-Metropole mit 763.000 Einwohnern.

In Niedersachsen leben gut acht Millionen Menschen, das bedeutet den vierten Platz in unserem Bundesländer-Ranking. Der Fläche nach steht das norddeutsche Bundesland mit dem Pferd im Wappen auf Platz 2. Niedersachsen erstreckt sich von Göttingen im Süden über Hannover, Hildesheim und Braunschweig im Zentrum sowie hinter Oldenburg und Osnabrück bis zur Nordsee und an die holländische Grenze. Naturgemäß wird auf dieser großen Fläche viel Landwirtschaft betrieben, die meisten Menschen arbeiten aber beim Wolfsburger Volkswagen-Konzern. Und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sitzt im VW-Aufsichtsrat.

Platz 3 - Baden-Württemberg

Die Autoindustrie prägt auch das drittgrößte Bundesland Deutschlands: Baden-Württemberg. Mit 11,1 Millionen Einwohnern ist das „Ländle“ mehr als 16 Mal so groß wie Bremen. Groß ist auch die Wirtschaftsleistung. Neben Mercedes, Porsche und Audi gehören viele weitere Akteure zur dortigen Industrie.

Laut Stuttgarter Wirtschaftsministerium ist Baden-Württemberg mit mehr als 1,5 Millionen Beschäftigten der größte Industriestandort in Deutschland. Zu den Arbeitgebern zählen Bosch, SAP, HeidelbergCement und die ZF Friedrichshafen, die auch europaweit bekannt sind.

Über den Dächern von München © dpa

Auch, wenn in München regierende Ministerpräsidenten seit Jahren betonen, Bayern sei „die Nummer eins“: Der Freistaat steht bei der Bevölkerungsgröße jedoch auf Platz zwei der deutschen Bundesländer mit 13,14 Millionen Einwohnern. Der Fläche nach ist Bayern allerdings Spitzenreiter.

Seit der Jahrtausendwende verzeichnete Bayern das größte BIP-Wachstum aller Bundesländer. Zu den größten Arbeitgebern zwischen Garmisch-Partenkirchen und Würzburg zählen Siemens, Ikea, die Allianz Versicherung und die BMW-Gruppe. Die Landeshauptstadt München ist außerdem die drittgrößte Stadt Deutschlands.

Platz 1 - Nordrhein-Westfalen

Spitzenreiter in unserem Ranking ist das Bundesland Nordrhein-Westfalen. Hier leben 17,93 Millionen Menschen. Die Metropolregion Rhein-Ruhr ist eine der bevölkerungsreichsten Regionen Europas. Neben Köln, der viertgrößten Stadt Deutschlands, der Landeshauptstadt Düsseldorf und der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn gibt es 27 weitere Großstädte in Nordrhein-Westfalen.

Auch das ist mit Abstand der höchste Wert aller Bundesländer. Es gibt in NRW aber auch weniger dicht besiedelte Regionen wie etwa das Münsterland. Einige der größten Arbeitgeber sind die Energiekonzerne E.ON und RWE, die Metro Group, die Deutsche Telekom und einige Einzelhandelskonzerne.

Tabelle: Einwohnerzahl der Bundesländer in Deutschland

PlatzierungBundeslandEinwohner
1.Nordrhein-Westfalen17,926 Millionen
2.Bayern13,14 Millionen
3.Baden-Württemberg11,103 Millionen
4.Niedersachsen8,003 Millionen
5.Hessen6,293 Millionen
6.Rheinland-Pfalz4,098 Millionen
7.Sachsen4,057 Millionen
8.Berlin3,664 Millionen
9.Schleswig-Holstein2,911 Millionen
10.Brandenburg2,531 Millionen
11.Sachsen-Anhalt2,181 Millionen
12.Thüringen2,12 Millionen
13.Hamburg1,852 Millionen
14.Mecklenburg-Vorpommern1,611 Millionen
15.Saarland0,984 Millionen
16.Bremen0,68 Millionen

Quelle: Statista, Stand: 31. Dezember 2020

Mehr zum Thema: Die zehn größten Städte Deutschlands

Neuester Beitrag

Stichworte