Wo ist die schuldenuhr deutschland

Wo ist die schuldenuhr deutschland

von Bianca Sellnow, 08.01.2021

Sie tickt und tickt und tickt – die Schuldenuhr in Deutschland zeigt an, wie hoch die Staatsschulden sind. Und wie viele Schulden davon auf jeden von uns entfallen. Doch wie viel ist das? Und was nutzt es, das zu wissen? Hier erfahren Sie es.

Früher war es für die Bürger in Deutschland kaum nachvollziehbar, wie viele Schulden der Staat angehäuft hat. Die erste Schuldenuhr in Deutschland sollte das ändern und sichtbar machen, wie die Politik mit ihrer finanziellen Verantwortung umgeht. Sie entstand 1995 auf Initiative des Bundes der Steuerzahler (BdSt) und wurde an seinem früheren Sitz in Wiesbaden angebracht. Später zog die Schuldenuhr mit dem BdSt nach Berlin um und ins Internet ein.

Doch der Gesamtbetrag auf der Uhr ist so riesig, dass das Ausmaß der Schulden dadurch noch nicht wirklich greifbar ist. Deshalb zeigt die Schuldenuhr ebenso einen Pro-Kopf-Wert an. Dieser bemisst, wie viele Schulden der deutsche Staat gerechnet auf jeden einzelnen Einwohner hat.

Nach der Schuldenuhr des BdSt folgten viele Online-Ableger davon, die jedoch alle unterschiedliche Beträge anzeigen. Warum, erklärt der folgende Abschnitt „Wie viele Schulden hat Deutschland auf der Uhr?“

Wo sind die deutschen Schuldenuhren zu finden?

Es gibt inzwischen diverse Schuldenuhren in Deutschland. Hier sind Beispiele dafür, wo einige von ihnen im Internet zu finden sind:

  • Bund der Steuerzahler: Die Schuldenuhr des BdSt finden Sie unter steuerzahler.de. Im wahren Leben hängt sie in der Nähe des Reichstags in Berlin.
  • Auf der Seite staatsverschuldung.de gibt es eine weitere Schuldenuhr, die von einem Steuerberater und Rechtsanwalt ins Leben gerufen wurde.
  • Auch im Wissensbereich der Börse findet sich unter boerse.de eine Schuldenuhr.
  • Der Vergleichsdienst Smava bietet unter smava.de neben einer Schuldenuhr für Deutschland auch eine für weitere Länder der Eurozone.

Wo ist die schuldenuhr deutschland

© istock/PeopleImages/2020  2020 tickt die Schuldenuhr wieder schneller, denn in der Corona-Krise musste der deutsche Staat bereits über 200 Milliarden Euro neue Schulden aufnehmen.

Alle deutschen Schuldenuhren haben eines gemeinsam: Sie ticken nicht ganz richtig. Der Grund: Die genaue Neuverschuldung für ein Jahr steht immer erst am Anfang des Folgejahres fest. Deshalb zeigen die Schuldenuhren immer nur korrekte Zahlen für die Zeit bis zum Ende des vorangegangenen Jahres, also derzeit bis 2019. Die Neuverschuldung für das aktuelle Jahr können die jeweiligen Betreiber der Schuldenuhren immer nur schätzen. Deshalb gehen sie nie ganz genau und zeigen teils deutlich unterschiedliche Werte an.

Auf allen deutschen Schuldenuhren stehen inzwischen aber mehr als zwei Billionen Euro, also über 2.000 Milliarden Euro. Beispielsweise die Uhr des BdSt zeigt in dieser Sekunde genau 2.282.339.535.905 Euro an (aktualisiert am 08.01.2021, um 09:40 und 14 Sekunden). Auf jeden Einwohner Deutschlands gerechnet macht das einen Betrag von 27.435 Euro. Diese Schulden bemessen sich seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland. Und der Betrag steigt immer weiter an. Besonders seit Beginn der Corona-Krise hat die Schuldenuhr wieder Fahrt aufgenommen. In jeder Sekunde erhöht sich der gesammelte Schuldenberg momentan um 6.855 Euro (Stand: 08.01.2021).
Übrigens: Als die Uhr des BdSt 1995 an den Start ging, war die Pro-Kopf-Verschuldung noch etwa halb so groß wie jetzt. Im Laufe ihrer Geschichte zählte sie auch nur sehr selten rückwärts und zeigte damit einen Abbau der Staatsschulden an. So war es etwa ab 2018 – bis Deutschland durch die Corona-Krise erneut Schulden aufnehmen musste.

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Die Zahlen auf der Schuldenuhr des BdSt setzen sich beispielsweise aus den Krediten zusammen, die Bund, Länder und Gemeinden aufnehmen. Und zwar in ihren sogenannten Kernhaushalten – diese vereinen etwa Ausgaben von Gerichten, Ämtern und Behörden. Hinzu kommen die Schulden von sogenannten Schattenhaushalten, auch Nebenhaushalte genannt. Das sind Gelder, die für besondere Aufgaben abseits der „normalen“ Haushalte gebraucht werden – zum Beispiel für Investitionen in Kindertagesstätten und Schulen oder auch zur Bewältigung der Finanzkrise.

Der Großteil der Verschuldung entfällt mit rund 64 Prozent auf den Bund. Es folgen die Länder mit einem Anteil von knapp 30 Prozent. Die Schulden der Gemeinden machen immerhin noch rund 6 Prozent des Wertes auf der Uhr aus (Stand: Juni 2020).

Deutschland ist nicht das einzige Land, das einen riesigen Schuldenberg zu verantworten hat. Noch etwas höher verschuldet waren laut einer Untersuchung von Statista im vierten Quartal 2019 etwa Großbritannien und Frankreich. Italien war zu der Zeit der Staat mit den meisten Schulden in der Europäischen Union mit 2,41 Billionen Euro. Deutschland landete mit „nur“ 2,05 Billionen Euro Schulden auf dem vierten Platz. Deutlich abgeschlagen folgten darauf Spanien, Belgien und die Niederlande mit etwas mehr als einer Billion bis knapp 400 Milliarden Euro Schulden. In der EU am wenigsten auf der Schuldenuhr stehen hatten Ende 2019 Lettland, Malta und Estland. Die drei Schlusslichter kamen im Vergleich auf geringe ein- bis zweistellige Milliardenbeträge.

Die Corona-Krise dürfte hier aber einige Verschiebungen mit sich bringen. Diverse Staaten mussten deshalb bereits tief in die Staatskassen greifen und zusätzliche Schulden in mehrstelliger Milliardenhöhe aufnehmen. Die Statistik für 2020 könnte daher deutlich anders ausfallen.

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Über Jahre konnte die Bundesregierung die schwarze Null halten. Wegen der Coronapandemie verschuldet sich der Staat massiv und stellt einen neuen Rekord auf.

11.08.2021 | von Angelika Ivanov und Alina Ruge

Schuldenuhr mit neuem Höchststand

Schuldenuhr mit neuem Höchststand © dpa

Die Coronapandemie hat die Wirtschaft erfasst. In der ersten Hälfte des Jahres 2020 ist die Volkswirtschaft so stark eingebrochen, wie zuletzt in der Nachkriegszeit. Um sie wieder ans Laufen zu bringen, hat die Regierung im Juni 2020 ein Konjunkturpaket in Höhe von 167,3 Milliarden Euro beschlossen. Dafür musste sich der Staat verschulden. Doch was bedeutet das eigentlich für den Staat und warum ist eine Staatsverschuldung anders als die eines Privathaushalts? Alle wichtigen Fragen und Antworten zur Staatsverschuldung finden Sie hier im Überblick.

Staatsverschuldung Deutschland 1950 bis 2020 im Überblick

Was ist eine Staatsverschuldung?

Die Staatsverschuldung meint die Verbindlichkeiten eines Staates gegenüber Dritten. Gemessen werden die Schulden an absoluten Zahlen aber auch in einer Staatsschuldenquote. Sie bezeichnet das Verhältnis zwischen der Staatsverschuldung und dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) eines Landes.

Staatsverschuldung in Deutschland 2021

Im Vergleich zum 4. Quartal 2020 sind die Schulden des öffentlichen Gesamthaushalts um 1,5 Prozent gestiegen. Die Bundesrepublik Deutschland überschreitet also zum Ende des 1. Quartals 2021 eine Staatsverschuldung in Höhe von 2,2 Billionen Euro

Die Schulden teilen sich folgendermaßen auf: 1,4 Billionen Euro Schulden entfallen auf den Bund; 639,9 Milliarden Euro Schulden haben die Länder; 133,98 Milliarden Euro verteilen sich auf die Gemeinden und Gemeindeverbände und der kleinste Schuldenanteil in Höhe von 54 Milliarden Euro ist auf die Sozialversicherung zurückzuführen.

Verschuldung der Bundesländer 2021

Die bisherige Verschuldung der Bundesländer ist unterschiedlich. Berlin, Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen verzeichnen zum 31. März 2021 die höchsten Schuldenanstiege. Berlin und Sachsen-Anhalt verzeichnen je einen Zuwachs von 3,9 Prozent und Nordrhein-Westfalen von 3,4 Prozent im Vergleich zum letzten Quartal 2020. Gegensätzlich dazu verzeichnen Bremen, Schleswig-Holstein und Bayern am 31. März 2021 die höchsten Schuldenrückgänge im Vergleich zum 31. Dezember 2020. In Bremen sanken die Schulden um 12,8 Prozent, in Schleswig-Holstein um 3,3 Prozent und in Bayern um 2,7 Prozent.

Corona-Pandemie als Ausnahmefall für die Schuldenbremse

Laut der Schuldenbremse, die 2009 im Grundgesetz der BRD verankert worden ist, darf sich der Bund seit 2016 jährlich um maximal 0,35 Prozent des BIP neu verschulden. Für die Bundesländer ist jegliche Neuverschuldung ab 2020 sogar ausgeschlossen. Als Ausnahmefälle werden Naturkatastrophen und außergewöhnliche Notsituationen, wie eine Weltwirtschaftskrise deklariert. Die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen auf die Wirtschaft sind so ein Fall.

Wie kommt es zu diesem starken Anstieg der Staatsverschuldung?

Der Anstieg der Staatsschulden, insbesondere des Bundes und der Länder, ist eine der Folgen der Corona-Pandemie, den damit verbundenen Konjunkturpaketen und der verstärkten Aufnahme finanzieller Mittel von öffentlichen Haushalten zur Bewältigung der Corona-Krise, heißt es seitens des Statistischen Bundesamts.

Schuldenquote in der EU und Eurozone

Die europaweit höchste absolute Staatsverschuldung weist Frankreich mit 2,74 Billionen Euro auf. Dicht darauf folgen Italien mit einer Verschuldung von 2,65 Billionen Euro und Deutschland mit 2,36 Billionen Euro.

Anders sieht es im Ländervergleich der Staatsschuldenquote in Relation zum Bruttoinlandsprodukt innerhalb der EU aus. Hier liegt Griechenland mit einer Schuldenquote für das 1. Quartal 2021 von 209,3 Prozent vorne, gefolgt von Italien auf Platz zwei mit einer Staatsschuldenquote von 160 Prozent. Deutschland ist mit einer Staatsschuldenquote von 71,1 Prozent auf Platz 15 zwischen Ungarn und Finnland.

Staatsverschuldung 2020 im weltweiten Vergleich

Weltweiter Spitzenreiter der absoluten Staatsverschuldung war 2020 die USA. Im Juli 2020 erhöhten sich die Schulden der USA um 47 Milliarden US-Dollar auf insgesamt 26,56 Billionen US-Dollar.

Welche Auswirkungen hat Corona auf die Staatsverschuldung?

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Weltwirtschaft und die mit der Corona-Krise verbundenen Staatshilfen sind nun sichtbar. Es werden drastische Neuverschuldungen in Deutschland, Europa und weiteren Staaten weltweit prognostiziert. 

Deutschlands Staatsverschuldung in der aktuellen Schuldenuhr

Die Schuldenuhr läuft weiter

Die Durchschnittliche Schuldenquote der Mitgliedsstaaten der Europäischen Union wird im Jahr 2021 voraussichtlich auf etwa 94,4 Prozent des BIP steigen. In diesem Fall würde der durchschnittliche Schuldenstand der EU-Mitgliedsstaaten auf dem höchsten Niveau seit Gründung der EU stehen. 

Jedoch sind zum aktuellen Zeitpunkt seriöse Prognosen unmöglich. Die zukünftige Höhe der Schuldenlasten kann sich jederzeit ändern. Auch sind mögliche weitere Infektionswellen, Corona-Varianten und dessen Folgen nicht kalkulierbar.

Was unterscheidet Staatschulden von privaten Schulden?

Privatpersonen nehmen Schulden auf, um sich etwas zu leisten, dass sie nicht auf einen Schlag zahlen könnten wie etwa ein Haus. Wichtig dabei ist, dass die Schulden in absehbarer Zeit zurückgezahlt werden können. Das heißt Zins und Tilgung müssen aus vorhandenem Einkommen finanzierbar sein.

Nimmt ein Staat Schulden auf, muss er ihn nicht in einem Lebenszyklus zurückzahlen. Staaten haben viel größere Zeitpuffer, um ihre Schulden zu tilgen. Solange die Wirtschaftsleistung hoch und damit auch die Einkunft der Steuergelder gesichert ist, besteht kein Problem. Erst wenn über Jahre die Schulden nicht bedient werden und die Steuereinnahmen weit unter den Ausgaben für die grundlegenden Aufgaben liegen, wie Sozialleistung, Straßen, Krankensystem, Bildung, kann eine Staatspleite drohen.

Tabelle: Staatsverschuldung in Deutschland 1950-2020

JahrPlusMinusVerschuldung
1950//10 Milliarden
195511 Milliarden Euro/21 Milliarden Euro
19608 Milliarden Euro/29 Milliarden Euro
196516 Milliarden Euro/45 Milliarden Euro
197019 Milliarden Euro/64 Milliarden Euro
197566 Milliarden Euro/130 Milliarden Euro
1980109 Milliarden Euro/239 Milliarden Euro
1985159 Milliarden Euro/388 Milliarden Euro
1990160 Milliarden Euro/538 Milliarden Euro
1995481 Milliarden Euro/1019 Milliarden Euro
2000192 Milliarden Euro/1211 Milliarden Euro
2005279 Milliarden Euro/1490 Milliarden Euro
2010522 Milliarden Euro/2012 Milliarden Euro
20159 Milliarden Euro/2021 Milliarden Euro
2019/-122 Mrd. Euro1899 Milliarden Euro
2020272 Milliarden Euro/2171 Milliarden Euro