Wo findet man fossilien auf rügen

Wo findet man fossilien auf rügen
Die berühmten Kreidefelsen auf Rügen. Foto: m.kratzwald

Jeder Strandwanderer, der seinen Blick ab und an fort vom Horizont hin zur Erde senkt, hat früher oder später das Glück, dort etwas Bemerkenswertes zu entdecken – Fossilien. Oft weiß der Finder gar nicht so recht, was er da in den Händen hält, nur eines ist klar: ein gewöhnlicher Stein ist das nicht! Andere hocken stundenlang an einem Fleck und scharren zielsicher im Geröll, bis sich ein triumphierendes Lächeln über ihr Gesicht breitet und der Fund sorgsam verstaut wird. Was macht Fossilien so faszinierend? Wo findet man sie, und vor allem – was waren sie früher einmal?

Formenvielfalt der Vergangenheit

Fossilien sind die versteinerten Reste urzeitlicher Tiere und Pflanzen. Manchmal handelt es sich nur um einen Abdruck im Feuerstein, Teile von Schalen, versteinerte, durch einst flüssiges Gestein „ausgegossene“ Kerne oder Lebensspuren im Material, so z.B. Grabegänge und Wohnhöhlen von Kleinstlebewesen. Selten finden sich vollständige Tiere oder komplette Abdrücke. Dennoch liegt da etwas auf dem Handteller, das leicht 67 Millionen Jahre alt sein kann. Damals war es quicklebendig, und nun ist es irgendwie immer noch da. Urzeitgeschichte zum Anfassen und eine Ahnung von Ewigkeit – das macht den Reiz der vermeintlichen Steine aus.

Was ist das denn für ein Fossil?

Rund um Rügen kann man Fossilien aus der Kreide finden. Beliebteste Fundstücke sind hier Dick-, und Steckmuscheln und Austern. Die ursprünglich bis faustgroßen Stücke überstehen die ausspülende, immer wieder alles Strandgeröll umwälzende Brandung häufig nicht, aber auch Bruchstücke sind dennoch gut an der typischen Muschelstruktur zu erkennen. Am häufigsten findet das geübte Auge die sogenannten Donnerkeile. Die manchmal fingerlangen und ebenso dicken keilförmigen Gebilde sind Überbleibsel von Kopffüßlern, vergleichbar mit den heutigen Kalmaren. Nicht etwa den versteinerten „Donar“blitzen der gleichnamigen Gottheit aus der Sage, sondern Heerscharen von Belemniten haben wir diese markanten Stücke zu verdanken. Viele Urlauber wünschen sich, ein Seeigelfossil zu finden. Tatsächlich sind die rundlichen Feuersteinkerne der früheren Seeigel gar nicht so selten, oft ist lediglich das markanteste Erkennungszeichen – die fünfstrahlige Segmentierung – schon stark abgetragen. Es lohnt sich daher, ganz genau hinzusehen, was einem da so vor die Füße kullert. Etwas mühsam, aber dafür dann oft in größeren Mengen, sind Kalkschwämme zu finden.

Die weißen, meist kugelrunden Gebilde mit der feinporigen Oberfläche sind selten größer als einen Zentimeter im Durchmesser. Etwas Geduld und Muße sind daher bei der gründlichen Untersuchung des Strandes erforderlich, allerdings findet man sie häufig gleich grüppchenweise. Sie transportieren sich vergleichsweise unkompliziert und große Vitrinen zur Präsentation sind auch nicht erforderlich. In ihrer unmittelbaren Nähe liegen oft kurze und schlanke Stäbchen mit strukturierten Oberflächen. Hierbei handelt es sich um Seeigelstacheln, die zumindest schon einmal ein Teil des heiß ersehnten Seeigelfundes sind. Zapfenartige, stark gekammerte Gebilde erweisen sich bei genauer Betrachtung als Koralle. Manch ein Feuerstein weist den charakteristischen krebsartigen Abdruck der Trilobiten auf, in rötlichen Sandsteinen erscheinen gelegentlich weiße Zeichnungen von Röhrensegmenten.

Wo spaziert es sich wohl am einträglichsten?

Neben den Kreidesteilufern bieten auch die kleineren Sand- und Lehmufer sowie Feuersteinfelder gute Fundmöglichkeiten, das Finderglück kann den Wanderer aber generell an jedem Strand ereilen. Besonders günstig ist die Zeit der Frühjahrsstürme, in der Hauptsaison sind die Erfolgsaussichten eher gering. Ein wenig Ausdauer, ein scharfer Blick und Begeisterung werden sich zudem als hilfreich erweisen, und so gewappnet hat man bestimmt bald ein kleines Stück Ewigkeit in der Tasche.  Artikel von Claudia Eichhorn

  • Mecklenburg-Vorpommern
  • Ostsee

ACHTUNG: Der Strand an der Kreideküste auf der Insel Rügen ist bei Dauerregen sowie bei stürmischem Wetter hochgefährlich! Die Kreide der Insel Rügen ist ein besonders weiches Mineral, welches sich bei Regenwetter sehr schnell zu einer schmierigen Masse auflöst und dann bei der leichtesten Erschütterung bis zu 48 Meter tief abrutschten kann!

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Wo findet man fossilien auf rügen

Fossile Versteinerungen, Hühnergötter und Feuersteine in allen Formen, sind in großer Anzahl Bestandteile der Kreidefelsen auf der Insel Rügen. Man findet die meisten Fossilien, also versteinerte Tiere, die vor etwa 70 Mill. Jahren mit der Kreide der Insel Rügen entstanden sind, in den Geröllmassen, unterhalb der Kreidefelsen, einem Kreidekliff, der ca. 93 Meter hohen Ernst-Moritz-Arndt-Sicht auf der Halbinsel Jasmund. Das Gebiet rund um das Kreidekliff gehört zum Nationalpark Jasmund. Das Graben nach Versteinerungen in der Kreide der Kreidefelsen ist strengstens untersagt. Die Vorstellung, dass nach Fossilien grabende Urlauber oder Strandwanderer ganze Felsabgänge auslösen und verschüttet werden könnten, lässt das Verbot in einem ganz anderen Licht erscheinen. Deshalb „Finger weg von den Kreidefelsen“! Das Kreidekliff auf der Insel Rügen ist porös und weich wie die ↑Schultafelkreide, die einst daraus gefertigt wurde. Das Sammeln von Fossilien und Versteinerungen in den herabgefallenen Kreideabbrüchen ist, sofern kein Schild da steht, erlaubt und der interessierte Wanderer kann mit ein wenig Glück, ↑Donnerkeile, versteinerte Seeigel und versteinerte ↑Ammoniten finden. Ein guter Standort für Fossiliensammler ist der Ort Lohme auf der Halbinsel Jasmund auf Rügen. Dort befindet sich im Ortsteil Nipmerow der ↑Krüger Naturcampingplatz, wo man kostengünstig nächtigen kann.

Wo findet man fossilien auf rügen

Besonders zwischen Ende Februar und Ende April hat man gute Chancen besonders seltene Fossilien zu finden. Der Fossilienreichtum der Rügener Kreide, die an der Ernst-Moritz-Arndt-Sicht, dem geologischem Richtprofil, gefunden werden, regt immer wieder geologisch-paläontologisch interessierte Wanderer zum Sammeln auf dem Geröllstrand der Ernst-Moritz-Arndt-Sicht auf der Halbinsel Jasmund an. So kann man mit bloßem Auge versteinerte Seeigel, Seesterne und andere Stachelhäuter, Muscheln, Schnecken, Kopffüßer, Schwämme in verschiedenen versteinerten Zuständen und Qualitäten finden. Mit Lupe und Pinzette ausgerüstet findet man zwischen den kreidigen Geröllmassen versteinerte Muschelkrebse (Ostracoden), Wurzelfüßer (Foraminiferen) und Moostierchen (Bryozoen), denn der hohe Kalziumkarbonatgehalt der Rügener Kreide von etwa 98% wurde zu fast 75% durch winzige kalzitische ↑Einzeller eingebracht.

Ein besonders auffälliges Gesteinsmaterial des Kreidekliffs auf der Insel Rügen sind Feuersteinbänder, welche herausgebrochen in großer Anzahl, als Feuersteingeröll auf dem Strand unterhalb der Kreidefelsen liegen. Dort kann man die sogenannten „↑Hühnergötter“ in verschiedenen Größen und Formen finden. Hühnergötter sind Feuersteinknollen, deren Kreide oder Kalkeinlagerungen durch die Verwitterung ausgewaschen wurde. Als echte Hühnergötter werden jene Feuersteine bezeichnet, in deren Lochhohlraum sich andere Steinchen oder ein Fossil, also ein versteinertes Tier, verkeilt oder verklemmt hat, zumindest aber befindet.

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Wo findet man fossilien auf rügen

Soweit meine Großmutter mir als Kind erläuterte, müssen „Hühnergötter“ klappern. Klappert ein Hühnergott-Stein nicht, sollte man ihn ach nicht als ↑Talisman oder Glücksbringer verwenden. Ein Feuerstein, der nur ein ausgewaschenes Loch hat, ist deshalb kein echter „Hühnergott“. Als Feuersteine werden die zumeist schwarz-weiß gefärbten und splittrig brechenden Steine bezeichnet, welche man in der nähe von Kreidevorkommmen findet. Durch Stürme auf der Ostsee sind Feuersteine der Insel Rügen über die ganze Ostseküste verbreitet worden. Die zu Feuersteinen auskristallisierten Pyrite, einem sulfidischem Eisenmineral, sind erst nach der Ablagerung der Kreidekalke entstanden.

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Die Feuerstein ↑Pyrit-Kristallisationen, die meistens ein Fossilienbruchstück als Kristallisationskern im Inneren enthalten, sind als Folge von chemischen Verdrängungsreaktionen der Metasomatose entstanden. Bei der Metasomatose wird das Material eines Gesteins oder bestimmter Gesteinskomponenten aufgelöst und durch anderes Material ersetzt. Bei den Feuersteinen erfolgte ein Ersatz des primären Karbonats (CaCo3) durch Siliziumdioxid (SiO2) und auf diese Weise die Bildung der nichtkristallinen (amorphen) Modifikation des Quarzes (↑Chalcedon/Chalzedon).