Wieviel Kleidung kauft ein deutscher im Jahr

23.11.2015, 11:55 | Lesedauer: 2 Minuten

Wieviel Kleidung kauft ein deutscher im Jahr
Wieviel Kleidung kauft ein deutscher im Jahr

Kleidung wird zum Wegwerf-Artikel

Greenpeace zur Wegwerf-Mode: Von den 5,2 Milliarden Kleidungsstücken der Deutschen werden 40 Prozent sehr selten oder nie getragen.

Deutsche sortieren laut Greenpeace-Umfrage Kleidung und Schuhe schnell wieder aus. 18 Prozent der Kleidungsstücke werden nur zweimal überhaupt, 20 Prozent seltener als einmal im Vierteljahr getragen, wie Greenpeace am Montag in Hamburg mitteilte. Jeder Achte trägt seine Schuhe weniger als ein Jahr. Repariert wird Kleidung nur noch sehr selten. Knapp zwei Drittel sortieren Kleidung aus, wenn sie nicht mehr gefällt, ein Drittel will einfach Platz schaffen im Schrank.

„Mode ist zum Wegwerfartikel verkommen“, sagte Textil-Expertin Kirsten Brodde. Kleidung sei mittlerweile genauso kurzlebig wie Plastiktüten oder Einweg-Geschirr. „Das geht zulasten der Umwelt und Gesundheit, denn die Kleidung wird mit Hunderten giftiger Chemikalien produziert.“

Frauen besitzen durchschnittlich 118 Stücke

Die Deutschen haben 5,2 Milliarden Kleidungsstücke in ihren Schränken. Frauen besitzen mit durchschnittlich 118 Kleidungsstücken deutlich mehr als Männer mit 73 Teilen - Strümpfe und Unterwäsche nicht mitgerechnet. Im Durchschnitt besitzen die Deutschen 95 Kleidungsstücke, im Osten sind es nur 83. Rund ein Drittel hat mehr als 200 Kleidungsstücke. Vom Alter ist der Kleidungsbestand relativ unabhängig. Etwa die Hälfte der Deutschen hat noch nie Kleidung zum Schneider gebracht. Über die Hälfte der 18- bis 29-Jährigen war noch nie beim Schuster. Die meiste Kleidung landet im Müll oder in der Kleidersammelbox.

Ein Drittel hat noch nie Kleidung verliehen

Alternativen wie tauschen, leihen oder verkaufen sind die Ausnahme: 83 Prozent der Deutschen haben noch nie Kleidung getauscht, zwei Drittel noch nie welche verliehen, über die Hälfte noch nie weiter verkauft. Am ehesten geben die Deutschen Kleidung im Bekanntenkreis weiter. Einfache Alternativen wie Tauschen und Teilen müssten zur täglichen Routine werden „wie Zähneputzen“, forderte Brodde. Angebote dafür gebe es bei Tauschbörsen im Internet, auf Flohmärkten oder auf Kleidertauschpartys. Das Institut Nuggets hatte im Auftrag von Greenpeace im September 1.011 repräsentativ ausgesuchte Personen zwischen 18 und 69 Jahren befragt.

Mo, 23.11.2015, 11.55 Uhr (epd/dpa)

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Veröffentlicht am 30.10.2019

60 Kleidungsstücke kauft jeder Deutsche im Durchschnitt pro Jahr. Gleichzeitig landen hierzulande jedes Jahr 1,3 Millionen Tonnen Kleidung im Müll oder in Altkleidercontainern. Nachhaltig ist das nicht, denn bei der Produktion der Kleidung werden viel Wasser und umweltschädliche Chemikalien eingesetzt. Zwei Berliner Gründerinnen wollen dagegen vorgehen – mit Mode zum Mieten.

Frau Ahrens, bei Ihrem Startup Unown kann man Kleidung leasen. Wie funktioniert das?

Unser Prinzip ist „nutzen statt kaufen“. Die Einstellung der Menschen ändert sich, sie müssen nicht mehr alles besitzen. Wer einen weniger vollen Kleiderschrank hat, will aber trotzdem Abwechslung und sich mit Mode neu ausprobieren. Dabei helfen wir: Bei uns kann man Mode monatsweise mieten und dann entweder zu einem reduzierten Preis kaufen oder zurückschicken.

Diese Kleidung geben Sie dann an den nächsten Mieter weiter. Wie viele Kunden durchläuft ein Kleidungsstück?

Wir rechnen in Monaten, nicht in Nutzern. Aktuell planen wir konservativ, dass ein Kleidungsstück sechs bis zwölf Monate aushält. Aber wir hoffen natürlich auf deutlich länger.

Das setzt voraus, dass die Kleidung immer unversehrt von den Kunden zurückkommt.

Für kleine Schäden, etwa abgefallene Knöpfe, kommen wir auf. Wenn wir aber sehen, dass ein Kleidungsstück mutwillig zerstört wurde, berechnen wir dem Kunden den Restwert. Was Abnutzung angeht, empfehlen wir, die Kleidung so wenig wie möglich oder nicht zu waschen. Man kann ein Kleidungsstück ja auch einfach mal in den Tiefkühler geben, um Gerüche zu neutralisieren.

Muss der dritte oder vierte Mieter eines Kleidungsstücks weniger zahlen als der erste? Es ist ja dann keine Neuware mehr.

Was wir garantieren, ist, dass sich das Kleidungsstück zu jeder Zeit wie neu anfühlt. Im Zweifel weißt du gar nicht, ob es gerade zum ersten Mal vermietet wird oder zum siebten Mal. Wenn doch mal ein Fleck oder ein kleines Loch da ist, kommen wir preislich entgegen. Wir setzen die Preise also zustandsbasiert fest, nicht altersbasiert.

Welches Budget sollte man für ein geleastes Outfit einplanen?

Einzelteile fangen bei zwölf Euro pro Monat an und gehen bis 66 Euro pro Monat. Das Teuerste, was wir gerade anbieten, ist eine Winterjacke. Oder man entscheidet sich für ein monatliches Abo. Dann kann man für 69 Euro drei Teile aus der Kollektion auswählen.

66 Euro pro Monat für eine Jacke? Die muss dann aber im Normalverkauf auch teuer sein.

Wir bewegen uns hier im Nachhaltigkeitssegment. Unsere Kleidung ist verantwortungsvoll produziert, es werden hohe ökologische und soziale Standards eingehalten. Das ist ein anderes Preislevel als bei H&M und Zara. Wenn ein Kleidungsstück bei uns für 20 Euro im Monat geleast werden kann, würde es im Handel zwischen 100 und 120 Euro kosten. Die Winterjacke für 66 Euro im Monat kostet im Handel 390 Euro aufwärts.

Handeln Sie im Alltag auch sehr umweltbewusst?

Meine Mitgründerin und ich versuchen beide seit ein paar Jahren, nachhaltiger zu leben: Abfall zu vermeiden, bewusster zu konsumieren, uns gut zu ernähren. Beim Thema Fashion fiel uns das aber unheimlich schwer. Da schaltet der Verstand aus und die Emotion ein. Dann hat man die Demeter-Bioqualität im Kühlschrank, aber regelmäßige Shopping-Exzesse bei Zara. Wir haben dann herausgefunden, dass das vielen anderen auch so geht. So ist die Idee zu Unown entstanden.

Gerade kann man 70 Kleidungsstücke bei Ihnen leasen. Wie viele sollen es mal werden?

Bis Ende des Monats sollen es 100 Kleidungsstücke werden. In Zukunft wollen wir auch Mode von unserer Community bei uns vermieten. Die Idee ist, dass wir unseren Kunden ihre gut erhaltenen Kleidungsstücke abkaufen und diese dann bei uns online stellen. Ganz viele wissen gar nicht, wohin sie mit den ganzen Klamotten in ihrem Schrank sollen. Dafür eignet sich das Konzept super.

Linda Ahrens (32, im Bild rechts) und Tina Spießmacher (31) gründeten ihr Start-up Unown 2019 in Hamburg. Sie betreiben eine Online-Plattform, auf der Nutzer Mode monatsweise mieten können. Wie viele Kunden sie aktuell haben und wie viel Umsatz sie bisher machten, sagen Ahrens und Spießmacher nicht. Mit ihrer Idee schafften sie es ins Accelerator-Programm APX, hinter dem Porsche und Axel Springer stehen. Daher arbeiten die Gründerinnen zurzeit von Berlin aus, wo das Förderprogramm seinen Sitz hat.

In Kooperation mit "Gründerszene", www.gruenderszene.de