Wie viel Silber gibt es auf der Welt

Warum liegt Gold im Wert deutlich höher als Silber?

Der Gold-Wert ebenso wie der Silber-Wert sind so hoch, dass sie zu den kostbarsten Metallen der Erde gehören. Viele Anleger vertrauen auf ihre Wertbeständigkeit und investieren deshalb in die Edelmetalle. Beim Kauf fällt jedoch auf, dass Goldbarren um ein Vielfaches teurer sind als Barren aus Silber, Goldmünzen wie Krügerrand und Maple Leaf kostspieliger als Silbermünzen. Doch warum ist das so?

Die Gold-Silber Ratio

Um das Verhältnis zwischen Silber- und Goldkurs zu beschreiben, ist die Gold-Silber Ratio ein wichtiges Instrument. Sie zeigt, wie viel Silber man für eine Unze Gold kaufen kann und ist historisch entstanden. Die Gold-Silber-Ratio lässt sich bis in die Antike relativ genau zurückverfolgen. Um 3.000 v Chr. setzte der ägyptische König Menes fest, dass der Wert von Gold zweieinhalb Mal so hoch sein solle wie der Silber-Wert. Ca. 1.000 Jahre später lag der Wert von einer Unze Gold bereits bei etwa 15 Unzen Silber. Dieser blieb, mit einigen Schwankungen, bis ins 19. Jahrhundert weitestgehend bestehen. Dann schnellte die Ratio immer weiter in die Höhe und bewegt sich nun meist bei Werten zwischen 1:60 und 1:80. Woher kommt aber dieser enorme Preisunterschied zwischen Gold und Silber?

Ist Silber gegenüber Gold unterbewertet?

Sowohl Gold, als auch Silber sind Raritäten in der Natur. Das gelbe Edelmetall ist aber noch etwa 17-mal seltener als sein grau-schillerndes Pendant. Einige Experten gehen daher davon aus, dass sich die Gold-Silber Ratio langfristig auf etwa 1:17 einpendelt. Aber auch andere Aspekte als das natürliche Vorkommen spielen bei der Entwicklung des Verhältnisses eine Rolle. Denn dieses ergibt sich stets aus den Preisen, die auf dem Markt für die Edelmetalle gehandelt werden. Silber, genauso wie Platin und Palladium, wird im Gegensatz zu Gold auch in der Industrie eingesetzt. Der Silberpreis ist deswegen an Konjunkturschwankungen gebunden. Durch die Verwendung in der Industrie wird allerdings eine große Menge des grauen Edelmetalls verbraucht – und anschließend meist nicht recycelt. Gold hingegen wird primär zu Schmuck verarbeitet oder landet zu Wertanlagezwecken als Barren oder Münzen in Tresoren. Hinzu kommt, dass in manchen Jahren bereits jetzt die benötigte Silbermenge über der Fördermenge liegt. Die Differenz wird dann aus Lagerbeständen ausgeglichen. Da die Nachfrage in der Industrie an Silber aber beständig steigt, ist durchaus damit zu rechnen, dass der Silberpreis sich in Zukunft dem Goldpreis annähern wird.

Fazit

Niemand kann genau bestimmen, wie sich der Wert von Edelmetallen in Zukunft entwickeln wird. Unvorhersehbare Ereignisse wie Krisen oder der Wert des US-Dollars spielen dabei eine zu große Rolle. Aus den eben genannten Gründen ist jedoch durchaus damit zu rechnen, dass der Wert von Silber in Zukunft nach oben korrigiert wird. Aus diesem Grund macht es Sinn, neben Gold auch Silber zu kaufen, um seine Geldanlage zu komplettieren. So ist man als Anleger für alle Eventualitäten gerüstet.

Wann steigen die Preise von Gold und Silber? In erster Linie dann, sobald mehr Nachfrage als Angebot vorhanden ist. Erfahrene Anleger kaufen Edelmetalle als langfristige Geldanlage und zur Vermögensbeimischung. Umso wichtiger ist es zu wissen, ob Gold und Silber auch in Zukunft gefragt sind und welche Resourcen vorhanden sind. Das Angebot hat einen großen Einfluss auf den Preis. Deshalb gibt es für jeden Edelmetallanleger eine große Unbekannte: Wieviel Gold und Silber gibt es auf der Welt?

Werden alle reich, die in Edelmetallen investieren? Sicher nicht, aber Edelmetalle haben für erfahrene Anleger zwei wichtige Vorteile: Erstens sind Gold und Silber seit Jahrtausenden eine werterhaltende Anlageform. Wenn Sie heute einen alten Koffer auf dem Speicher finden, der ein Schatz an Reichsmark (1924 bis 1948 offizielles Zahlungsmittel im Deutschen Reich) oder eine andere Währung aus vergangenen Zeiten und Edelmetalle beinhaltet, dann ist das Papiergeld wertlos. Die Edelmetalle dagegen sind immer noch wertvoll. Sie könnten das Gold oder Silber in die aktuelle Währung umtauschen oder damit Einkäufe tätigen. Ein weiterer Vorteil von Edelmetallen: Sie sind in Krisenzeiten sehr begehrt und ersetzen in Notzeiten häufig das staatliche Papiergeldsystem. Gold und Silber sind perfekte Krisenwährungen.

Was ist mein Edelmetall wert?

Es gibt mehrere Faktoren, die sich auf den Preis von Gold und Silber auswirken. Grundsätzlich ist es in einer funktionierenden Marktwirtschaft so, dass Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen. Der Preis regelt die "Zuteilung" knapper Güter oder Ressourcen.

Wie könnte sich die Nachfrage nach Edelmetallen entwickeln?

Hier soll nur ein Nachfragefaktor betrachtet werden: das Bevölkerungswachstum in der Welt. UN-Prognosen gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2050 mehr als 9,6 Milliarden und bis 2100 knapp 11,2 Milliarden Menschen die Erde bevölkern. Gegenüber dem Jahr 2018 ein Zuwachs von knapp 50 Prozent. Mehr Menschen verursachen grundsätzlich einen erhöhten Bedarf an Gütern. Und da Edelmetalle wichtige Industrierohstoffe sind, ist mit einer nachhaltigen Steigerung der Nachfrage zu rechnen. Zudem wird das Wachstum der Weltbevölkerung die Nachfrage nach Schmuck und Geldanlagemöglichkeiten in Gold und Silber positiv beeinflussen. Auch wenn nur ein Faktor, die Entwicklung der Weltbevölkerung, aufgezeigt wurde, ist erkennbar, das die langfristige Nachfrage nach Edelmetallen nachhaltig und stark bleiben wird.

Wie sieht es mit dem Angebot von Gold und Silber aus?

Bei der Beurteilung der langfristigen Nachfrage nach Edelmetallen drängen sich zwei wichtige Fragen auf: Wieviel Gold und Silber gibt es auf der Welt? Kann das Angebot an Gold und Silber die Nachfrage langfristig befriedigen? Wenn man die Angebotsseite und Ressourcen von Edelmetallen betrachtet, dann sind die Bestände und die Potentiale wichtige Faktoren.

  • Bestände (Lagerbestände / privater Streubesitz / Anlagebesitz)
    Neben den öffentlichen Lagerbeständen von Gold und Silber bei den Zentralbanken der Regierungen, liegt ein bedeutender Teil der bereits geförderten Edelmetalle in Form von Barren, Schmuck, Münzen oder Alltagsgegenständen im "privaten" Besitz oder als Geldanlage bei Anlegern und Banken. Diese Edelmetalle sind dem Angebotsmarkt bzw. Wirtschaftskreislauf überwiegend entzogen oder nicht frei verfügbar.
  • Potentiale (Fördermengen / Rückgewinnung durch Recycling)
    Das noch nicht geförderte Resourcen-Potential (identifiziert und noch nicht entdeckte) von Gold oder Silber ist nicht abzuschätzen. Selbst Experten sind unsicher darüber, welche Mengen an Gold oder Silber in der Erdkruste noch lagern oder mit einem wirtschaftlich vertretbaren Verfahren förderfähig sind. Die förderfähigen Silber-Resourcen sollen nach dem aktuellen Stand noch etwa 25 Jahre und bei Gold knapp 36 Jahre ausreichen (Resourcenreichweite - Quelle: Schätzung der U.S. Geological Survey). Doch auch diese Prognosen lassen keine verlässlichen Rückschlüsse auf die tatsächlichen unterirdischen Potentiale schließen. Zudem wird das Recyling-Thema immer mehr Bedeutung gewinnen.

Was ist mein Edelmetall wert?

Fazit:

Man kann es drehen und wenden, wie man will: die Ressourcenreichweite von Gold und Silber ist absehbar. Edelmetalle bleiben ein wertvolles, begehrtes und knappes Gut. Die nachhaltige Nachfrage nach Edelmetalle scheint langfristig gegeben und das Angebot ist durch natürliche und endliche Ressourcen begrenzt. Eine Investition in Edelmetalle kann für den einen oder anderen Anleger in Frage kommen. Die Anlagequote sollte jedoch zum Gesamtvermögen, zur persönlichen Risikobereitschaft und Finanzsituation passen. Auf keinen Fall sollten Anleger Gold oder Silber spekulativ, das heißt mit Blick auf einen kurzfristigen Gewinn, erwerben. Die Kursschwankungen sind einfach zu hoch und unkalkulierbar. Experten raten maximal 5 - 10 % des Anlagevermögens in Silber oder Gold zu halten. Ein langfristiger Anlagehorizont bietet zudem mehr Sicherheit.

Edelmetalle schützen vor Papiergeldentwertung. Warum der Silberpreis steigt, wie Anleger den Silberanteil ihres Depots am besten mit Münzen, börsengehandelten Fonds und Aktien bestücken.

Zur Sorge um die Schieflage des Papiergeldsystems kommt jetzt auch noch die vor dem Achsbruch des Porsche Cayenne: Nachdem Gerhard Bamberger (*Name geändert) beim Münchner Edelmetallhändler ProAurum schon fast eine halbe Tonne Silber geladen hatte, geriet sein Geländewagen in Schieflage. Besser mal bei Porsche nachfragen, was denn maximal so reingeht an Gewicht. Von dort kam Entwarnung: „Bis zu 855 Kilo sind schon möglich.“ Also weitermachen. Am Ende hat der schwäbische Malermeister 600 Kilo Silber in Barren und Münzen im Wert von 210.000 Euro verstaut. Noch ein Druck auf den Knopf in der Mittelkonsole, ein Surren, das Heck geht hoch, die Straßenlage ist perfekt. „Gut, dass ich das Modell mit Luft-Fahrwerk genommen habe“, sagt Bamberger – und fährt zufrieden vom Hof.

Misstrauen gegenüber Papiergeld

Ein Spinner? Mag sein. Doch Malermeister Bamberger hat auch Grund dazu, der Wertbeständigkeit von Papierwährungen zu misstrauen. Die Finanzkrise scheint erst einmal gebändigt, doch der Preis dafür war hoch: Die Staaten sind verschuldet wie nie zuvor, und die Notenbanken schöpfen weiter Geld im Übermaß. Staatsschulden und Gelddrucken aber haben in der Geschichte – vom alten China bis hin zum Simbabwe unserer Tage – bisher noch jede Papierwährung ruiniert. Silberkäufer zahlen auf Barren und Münzen, unter anderem wegen der Mehrwertsteuer, Aufschläge von 20 bis 30 Prozent auf den reinen Silberwert. Gold, das Anlagezwecken dient – also Barren und in hohen Stückzahlen aufgelegte Münzen –, ist dagegen in der EU von der Mehrwertsteuer befreit. Damit die Rechnung der Silberfans aufgeht, müsste das Edelmetall deutlich stärker steigen als Gold.

Warum aber könnte das passieren? Der Weg zu einer möglichen Antwort beginnt im 19. Jahrhundert.

Über viele Jahrhunderte war Silber das gängigste Zahlungsmittel für alltägliche Transaktionen. Bis ins 19. Jahrhundert hinein galt in vielen Ländern ein reiner Silberstandard oder ein Bimetall-Standard mit Gold und Silber. Beim Silberstandard waren die umlaufenden Banknoten zu 100 Prozent durch Silber gedeckt. Papiergeld konnte jederzeit in einem festen Umtauschverhältnis in Silber getauscht werden. In Ländern mit Bimetall-Standard galt zudem ein festes Tauschverhältnis zwischen Silber und Gold.

Von Mitte des 19. Jahrhunderts an sorgten Goldfunde in Kalifornien und in Australien für eine starke Ausweitung der Goldförderung, der Goldpreis fiel. Wegen der steigenden Goldmengen ersetzten viele Länder von 1870 an den Silber- oder den Bimetall-Standard durch einen reinen Goldstandard. Silber verlor seine Währungsfunktion.

Als Werterhaltungsmittel überstand Silber alle Papierwährungskrisen, das Metall entwickelte sich aber immer mehr von einem Edelmetall zu einem Industriemetall. Gold dagegen behauptete seinen monetären Stellenwert bis heute, selbst nachdem US-Präsident Richard Nixon 1971 den Gold-Dollar-Standard gebrochen hatte und Papiergeld somit die letzte Bindung an ein Edelmetall verlor. So halten Regierungen und internationale Organisationen heute noch im Schnitt ein Zehntel ihrer Währungsreserven in Gold vor, insgesamt 950 Millionen Unzen. Die offiziellen Silberbestände schmolzen dagegen zusammen auf nur noch 56 Millionen Unzen, so Schätzungen des New Yorker Rohstoff-Researchhauses CPM Group.

Noch 1940 besaß die US-Regierung danach 3135 Millionen Unzen Silber. Das Staatssilber der USA aber wurde verkauft, bis auf bescheidene 20 Millionen Unzen, die noch als strategische Reserve für Industrie und Militär gebunkert werden. Über erwähnenswerte Bestände verfügt ansonsten nur noch Mexiko. Das zweitwichtigste Förderland von Silber besitzt noch etwa sieben Millionen Unzen.

Industrie verbraucht viel Silber

Früher wurde Silber ausschließlich zu Schmuck, Münzen oder Tafelsilber verarbeitet. Es wurde, wie Gold heute noch, gehortet oder wieder verwertet und verschwand nicht für immer auf der Müllhalde. Heute wird Silber verbraucht, geht die Hälfte des jährlichen Silberangebots in die Industrie.

Für viele industrielle Anwendungen ist Silber wegen seiner physikalischen Eigenschaften unverzichtbar geworden und schwer durch andere Metalle zu ersetzen. Silber besitzt von allen Metallen die höchste Leitfähigkeit für Wärme und Energie sowie das höchste Reflexionsvermögen. Durch Versilbern von Glas werden Spiegel hergestellt, Silber findet sich in elektrischen Kontakten, Katalysatoren, Solar-Paneelen oder Batterien. Da Silber-Zink-Batterien mehr Energie speichern können, gelten sie als Alternative zu Lithium-Batterien. Selbst in Kühlschränken und in der Wasseraufbereitung sind Silberbeschichtungen anzutreffen – Silber wirkt keimtötend. Allein von 1999 bis heute stieg die industrielle Nachfrage um 75 Prozent auf 450 Millionen Unzen.

Dieser Nachfrageschub verhinderte den wegen des Siegeszugs der digitalen Fotografie immer wieder befürchteten Zusammenbruch der Silbermarktes. Silber wird vor allem in klassischen Analog-Filmen verarbeitet. Weil herkömmliches Filmmaterial zunehmend durch digitale Bilder ersetzt wurde, schrumpfte der Silberbedarf der Fotoindustrie dramatisch, zuletzt um 20 Prozent pro Jahr. Der Anteil der Fotoindustrie an der Silber-Gesamtnachfrage sackte von 26 Prozent 1999 auf nur noch 12 Prozent Ende 2008. Der Trend wird sich vermutlich weiter beschleunigen.

Weiter beschleunigen wird sich aber auch die Industrienachfrage: In einer Studie für das Bundeswirtschaftsministerium untersuchte das Fraunhofer-Institut zusammen mit dem Berliner Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung die Auswirkungen von Zukunftstechnologien auf die Rohstoffnachfrage. Silber bescheinigt die Studie hohes Potenzial. Das größte Mengenwachstum sei beim Einsatz von Silber in RFID-Tags zu erwarten, über Funk lesbare Chips, die künftig klassische Etiketten ersetzen sollen. Der Silberbedarf der sieben untersuchten Zukunftstechnologien könnte sich von 156 Millionen Unzen 2006 bis zum Jahr 2030 mehr als verdreifachen, so die Forscher – auf dann 508 Millionen Unzen. Das entspräche drei Vierteln der aktuellen Jahresproduktion in den Minen.

Aber: Dem steigenden Verbrauch steht auch eine zunehmende Produktion gegenüber. Von 1999 bis 2008 legte die Minenproduktion um gut ein Viertel zu, auf zuletzt 681 Millionen Unzen. Berücksichtigt man die Expansionspläne bestehender Minen und die geplante Eröffnung neuer Bergwerke, könnte die weltweite Förderung bis 2013 um rund 120 Millionen Unzen zulegen, schätzt CPM-Geschäftsführer Jeff Christian.

Ob das so kommt, hängt stark von der Weltkonjunktur ab. Silber wird meist als Nebenprodukt in Bergwerken gewonnen, die Blei, Zink oder Kupfer fördern. Die Silberproduktion hängt somit am Tropf der Produktion von zyklischen Industriemetallen. Ein Boom bringt mehr Output, eine schwache Konjunktur bremst die Förderung. So lag die Silberproduktion in Mexiko im April gut 20 Prozent niedriger als im Vorjahr.

In einer Rezession sinkt deshalb mit der Förderung von weniger nachgefragten Industriemetallen auch das Silber-Angebot. Weil Silber bei vielen neuen Anwendungen für die Industrie unverzichtbar geworden ist, werde die Nachfrage aber selbst in einer Rezession nicht dramatisch fallen, sagt der ehemalige Investmentbanker Thorsten Schulte, der heute einen Silber-Börsenbrief herausgibt. Auch sorgen die geringen Einsatzmengen in den Endprodukten dafür, dass die industrielle Nachfrage relativ preisunelastisch auf Veränderungen des Silberpreises reagiert.

Ein Beispiel: In einem Auto sind etwa zwei Unzen Silber verarbeitet. Stiege nun der Silberpreis von aktuell 11 auf 22 Euro, macht das pro Auto 22 Euro Mehrkosten. Bezogen auf den Listenpreis von Malermeister Bambergers Cayenne S, wären das nicht spürbare 0,032 Prozent.

Silber ist nicht nur in Münzform, sondern auch als Rohstoff für die Industrie gefragt

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Selbst wenn die analoge Fotografie komplett verschwinden sollte, wird sich der Zusatzbedarf der Industrie allein aus den Minen nicht decken lassen. Auf Basis der aktuellen Minenproduktion reichen die vom US Geological Survey als wirtschaftlich abbaubar eingestuften Silberreserven nur noch 13 Jahre. Auch Regierungen können nicht gegensteuern – weil sie kein Silber mehr haben. Geschlossen werden könnte die Lücke durch Recycling. Das lohnte sich bisher kaum. Nur ein Fünftel der weltweiten Silbernachfrage wird aus recyceltem Altsilber bedient.

Nach Schätzungen der CPM Group wurden auf der Welt bisher gut 44 Milliarden Unzen Silber gefördert. 22 Milliarden Unzen wurden entweder industriell eingesetzt, verbraucht oder kamen sonst irgendwie abhanden, weitere 22 Milliarden sind noch erhalten: als Schmuck, Besteck oder in religiösen Objekten und zu einem kleinen Teil in Form von Barren und Münzen. Zusammen mit gut 18 Milliarden Unzen, die noch im Boden liegen, kommt man auf 40 Milliarden Unzen – das Fünffache der vergleichbaren Goldmenge. Zu aktuellen Marktpreisen ist das auf der Welt vorhandene Gold aber nicht fünfmal, sondern zehnmal höher bewertet als das ober- und unterirdisch verfügbare Silber. Sicher, die Daten sind geschätzt, die Tendenz aber dürfte stimmen: Gemessen an den Mengenverhältnissen der beiden Edelmetalle, lässt sich für Silber tatsächlich ein höheres Steigerungspotenzial ableiten als für Gold.

Gegenüber Standardaktien liegt Silber längst auf der Überholspur. Das zeigt die sogenannte Dow/Silber-Ratio. Die Kennzahl lässt sich einfach ermitteln, indem der aktuelle Stand des aus 30 US-Aktien zusammengesetzten Dow Jones durch den aktuellen Silberpreis in US-Cent geteilt wird. Fällt die Kennzahl, läuft Silber besser als US-Aktien – und umgekehrt. Seit 2001 schlägt Silber die Aktien. Die Dow/Silber-Ratio fiel seither von 25 auf aktuell gut 6. Der letzte Abwärtszyklus der Dow/Gold-Ratio endete 1980 bei 0,2. Daran gemessen hätte Silber bei unverändertem Dow Jones Potenzial bis 500 Dollar.

Aktuell nehmen nicht nur die Silber-bestände in deutschen Kellern zu, sondern auch in Londoner oder Zürcher Tresoren. Dort lagern die Barren, mit denen die börsennotierten Silberfonds besichert sind – mittlerweile fast 400 Millionen Unzen oder 60 Prozent der Jahresfördermenge. „Es sind starke Hände, die hier kaufen und die sich auch von traditionell hohen Preisschwankungen bei Silber nicht abschrecken lassen“, glaubt Börsenbriefschreiber Schulte. Beeindruckend sei gewesen, dass die Zuflüsse selbst beim Einbruch des Silberpreises im Vorjahr nicht stoppten.

Silber: Edelmetalle schützen vor Papiergeldentwertung

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Für die börsennotierte Silberware fällt keine Mehrwertsteuer an. Beim ETFS Physical Silver, der als Inhaberschuldverschreibung konstruiert wurde, werden beim Verkauf vom möglichen Gewinn 25 Prozent Abgeltungsteuer abgezogen. Die steuerliche Behandlung des Silber-ETF der Zürcher Kantonalbank, den Anleger an der Schweizer Börse kaufen können, ist in Deutschland immer noch nicht geklärt. Die Aufsicht BaFin sagt, der Schweizer ETF sei kein Investmentfonds, weil er nur eine Vermögensklasse enthält. Eine Strafsteuer auf den ETF ließe sich aber kaum durchsetzen, weil das Produkt steuerlich absolut transparent ist. Logisch wäre, den ETF als Silber einzustufen, sodass Gewinne nach einem Jahr steuerfrei wären. Wahrscheinlicher ist aber, dass die Abgeltungsteuer zur Anwendung kommt.

Gewinne mit Barren und Münzen sind dagegen nach einem Jahr Haltedauer steuerfrei, weil bei physischem Edelmetall weiter die alte Spekulationssteuer gilt. Die gezahlte Mehrwertsteuer lässt sich zumindest bei kleineren Verkaufsmengen problemlos wieder reinholen, etwa durch einen Privatverkauf über Ebay. Die WirtschaftsWoche hat das getestet, es hat funktioniert: Wir wurden unser Silber plus Mehrwertsteuer-Aufschlag wieder los.

Abrunden lässt sich ein Silberportfolio mit Aktien von Minenunternehmen, die primär Silber aus dem Boden holen und auf hohen Reserven sitzen. In einer Silberhausse werden ihre Kurse wahrscheinlich noch stärker zulegen als der Unzenpreis selbst – weil ihr Gewinn überproportional zum Silberpreis steigt und ihre Reserven aufgewertet werden. Der Effekt wirkt natürlich auch umgekehrt: Fällt der Silberpreis, verlieren die Minen überproportional. Der Silbermarkt ist ein Markt mit wenigen Akteuren und heftigen Preisausschlägen. Zusätzliche Risiken entstehen, wenn Minen und Reserven in Ländern liegen, die nicht unbedingt Rechtssicherheit garantieren.

Interessant ist deshalb die Aktie von Silver Wheaton. Die Kanadier betreiben selbst keine Bergwerke, sondern machen mit Minengesellschaften gegen Einmalzahlung Verträge, die ihnen das Recht geben, neu gefördertes Silber für etwa 3,90 US-Dollar je Unze – ein Viertel des aktuellen Silberpreises – zu kaufen. Seit Erstempfehlung in WirtschaftsWoche 51/2004 hat die Aktie 285 Prozent zugelegt. Ein Investment in die lupenreine Silberaktie ist spekulativ. Aber es spart Silber-Lagerraum im Keller und schont die Stoßdämpfer – auch von schwäbischen Transportern Marke Porsche.